Neuer Job und plötzlich nur Probleme

Hi zusammen,

ich habe seit einigen Monaten einen neuen Job und irgendwie nur Probleme mit dem Chef.

Mit meinen Kollegen komme ich gut klar, die Arbeit an sich ist auch super (Bürojob).

Besonders belastend ist aber für mich, dass ich permanent das Gefühl habe ich mache etwas falsch, werde pausenlos beobachtet und hinterrücks kritisiert - aber nur vom Vorgesetzten...

Bekomme ich eine Arbeitsanweisung vom Chef, verstehe ich diese und führe Sie aus (so denke ich in dem Moment jedenfalls). Kaum dem Chef vorgelegt, verfinstert sich seine Miene. Typisch ist dann, das er drauf schaut ohne was zu sagen und ein mürrisches Danke kommt. Kurz darauf fällt mir dann auf wie er es selbst korrigiert oder Kollegen darum bittet. Mich ignoriert er dann. Der Fehler wird mit nur auf Nachfrage mitgeteilt oder gar nicht. Und sollte er mal zu mir kommen, heißt es „Das hab ich so nie beauftragt“.

In den ersten Wochen hab ich es darauf bezogen dass wir uns noch einspielen müssen. Hab auch öfter gesagt, dass ich ihn wohl Missverstanden habe. Aber das es Monate so weiter geht, damit hatte ich nicht gerechnet und das kenne ich aus bisherigen Anstellungen nicht. Ich komme mir oft vor wie das kleine dumme Mädchen das nix kann. Er diskutiert auch oft Sachen und akzeptiert dann nur von den Kollegen die - wie er - studiert haben eine Meinung. Dazu zähle ich aber nicht.

Letzte Woche gab es dann wieder seinerseits eine sichtbare Unzufriedenheit über meine Arbeit. Gesagt hat er wieder nix. Am nächsten Morgen hab ich gesehen dass meine Datei verändert wurde. Fast eine Stunde hab ich gewartet dass er mich darauf anspricht, denn er kam wegen anderen Sachen öfter zu mir. Das tat er aber nicht.

Ich hab deswegen die Initiative ergriffen und um ein Gespräch gebeten. Er sprang sofort auf und stimmte zu. Ich sprach ihn auf meine Eindrücke an und er wieder sprang er auf und zückte ein Papier mit Fehlerkorrekturen hervor. Ob er mir dies auch sonst gezeigt hätte bezweifle ich. Die Korrekturen betrafen Abstände die um 1mm verschoben waren, angeblich vorher festgelegte Dinge die fehlten und das ich wieder mal ne Menge falsch verstanden hätte.

Obendrauf gab es die Aussage das ich seine Kritik gut aufnehme aber Sie nie umsetzen würde. Hier kommt dann wieder der Punkt zum Tragen das ich als Fachkraft weiß wie zb die Vorschriften/Regeln sind aber er mit meiner Person keine Diskussion darüber führen will. Ergo: Kritik annehmen heißt für ihn ich soll bedingungslos und ohne nachfragen umsetzen. Ganz nach dem Motto: Auch wenn du weißt das es falsch ist, mach es weil ich es sage.

Besonders irritierend war für mich das Ende des Gesprächs. Erst würde ich nach meinem Waschverhalten gefragt und dann forderte er mich auf, mich vor der Arbeit zu waschen anstatt am Abend. Begründung: Wir haben Kunden.

Damit war das Gespräch plötzlich vorbei.

War mir total unangenehm. Sowas wurde mir noch nie gesagt. Ich habe auch seit dem letzten Job nix verändert am Hygieneverhalten. Selber riecht man es ja manchmal nicht, dachte ich. Aber zumindest mein Mann ist so ehrlich und würde es mir direkt sagen. Tat er aber nicht und war auch entsetzt als ichbewusstsein erzählte.

Vertraute Kollegen sprach ich hilfesuchend an ob ich unangenehm rieche, ohne zunächst vom Vorfall zu berichten (auch meine engsten Familienmitglieder). Jeder verneinte vehement.

Dann kam heraus, dass der Chef selbst schon seit Wochen das ganze thematisiert und sich bei Kollegen versucht Bestätigung dafür zu holen. Das schockierte mich nochmehr.

Wie würdet ihr reagieren? Ich habe schon mehrfach Gespräche gesucht seit der Einstellung - immer erst mit gefühlten Erfolg und dann mit Ernüchterung. Und jetzt die Sache mit dem Waschen.

Langsam hab ich kein Gefühl mehr für richtig oder falsch. Kann ein lächeln nicht mehr einschätzen und denke bei jedem Blick ich werde kontrolliert. Eine wirkliche Lösung hab ich nicht. Notfalls möchte ich den Job wechseln, bisherige Bewerbungen waren allerdings koch nicht erfolgreich.

Tipps?

1

Das klingt für mich, als hätte er ein persönliche Problem mit Dir.
Er kann Dich anscheinend nicht ausstehen....nicht "riechen" .

Ob Du wirklich so viel falsch machst, kann ich jetzt nicht beurteilen, aber vielleicht wirst Du es ihm nie recht machen können.

2

Hallo!

Klingt nach "Bossing" als Unterform des Mobbing, auch wenn sonst noch keiner mitmacht.

Schreib besser Bewerbungen, es klappt einfach nicht, und ich glaube auch nicht recht, dass es nochmal was wird.

Erst recht nicht, wenn Du Dich in eigentlich fachlichen Gesprächen auf eine so persönliche Ebene ziehen lässt, das hat ja wirklich da nichts zu suchen. und ihn geht es auch nichts an ob du früh oder abends duscht.

3

Hallo!

Puh, das klingt echt zermürbend. Wahrscheinlich ist es echt gut, wenn du dich nach einer neuen Stelle umschaust.
Mein Chef hatte am Anfang auch seine Probleme mit mir. Ein zweiter Chef hatte mich eingestellt, ohne dass er das so richtig wusste. Zudem fand er meine Stelle grundsätzlich sinnlos, alles sollte bleiben wie es ist, Veränderungen / Modernisierungen sind der Feind.

Es hat wirklich eine Weile gedauert, bis er mich tatsächlich respektiert hat in seinem Unternehmen. Mittlerweile ist er sehr zufrieden mit mir, zumal ein Kollege von mir seit langer Zeit krank ist, ich seine Arbeit übernommen habe und besser mache - ich glaube, das hat meinen Chef dann überzeugt. Aber: Er war nie so schrecklich wie dein Chef.

Ich würde einfach meine Arbeit erledigen, nicht nachfragen, wenn was geändert wurde ohne, dass man dich darüber in Kenntnis gesetzt hat. Stumpf abarbeiten. Und nebenbei was Anderes suchen.

4

Ich denke der Zug ist abgefahren.

Schritt 1 ist in jedem Fall: Du musst dir einen neuen Job suchen!

Schritt 2 ist aber auch nicht so unwichtig: Steck Grenzen! Und zwar unmissverständlich und sofort.

Das ist leichter gesagt als getan, ich denke aber solche Menschen zehren von der devoten Haltung der Leute die sie so unterjochen.

Ich habe das vor vielen Jahren selbst durch. Geholfen hat (bis ich wechselte) letztendlich nur eine klare Ansage wie ich behandelt werden möchte und das verbitten von Gesprächen und Kritiken auf persönlicher Ebene.

Schöner war das Arbeitsklima danach nicht, aber ich um einiges entspannter im Umgang damit.

5

Hi,
so wie es läuft, wirst du bald Deine Kündigung auf dem Tisch haben.
Ein Grund braucht er nicht, dann geht es halt zum Anwalt, sie müssen1-2 Monatsgehälter zahlen, denn die wenigsten gehen vors Arbeitsgericht, wil es oftmals nichts bringt.

Also, bewebr Dich und lass dir absolut nichts gefallen? Stecke Grenzen und zeige auf, das du KEIN Dummchen bist, sonst kommt du in eine Phase, wo Du nur noch am Zweifeln bist.

Diese Job war ein Griff ins Klo, fertig -aus.
Oftmals müssen sich Chefs aufspielen, um sich wichtig zu tun, mit Dir hat er ein gutes Opfer gefunden. Also zeige ihm, dass du dich nicht in diese Rolle drängen lässt.

lg
lisa

6

Ganz ehrlich. Lass dich krank schreiben. Das ist mobbing. Die Kündigung wirst du irgendwann sowieso bekommen. Tu dir das nicht an. Du wirst auf lange Sicht krank werden unter den Umständen. Rede mit dem Hausarzt und arbeitsamt.

7

Hallo,

puh, als ich das gelesen habe, ging gleich wieder mein Puls....

Ich habe vor 3-4 Jahren etwas sehr ähnliches erlebt. Bis auf die Waschfrage, dafür mit anderen persönlichen Bemerkungen.

Ich arbeite im öffentlichen Dienst, bin Beamtin, als ich die Stelle gewechselt habe, hatte ich bereits 20 Berufsjahre hinter mir. Also genug Erfahrung, um zu wissen "wie der Hase läuft". Auf meinen vorhergehenden Stellen waren alle immer zufrieden mit mir. Ich wollte mich finanziell verbessern und habe mir die neue Aufgabe zugetraut.
Mein Ex-Chef hat mich selbst eingestellt, d.h. ER wollte MICH haben.
Kurz nachdem ich da war, fing es wie bei dir beschrieben an.
Auslöser war wohl, dass er von mir erwartet hat, dass ich alle Arbeiten und auch Vertretungen stillschweigend mache. Ich habe allerdings nach ca. 6 Monaten angefangen, Grenzen abzustecken. Ab da war es aus.
Er gab mir auch permanent das Gefühl, nicht "richtig" zu arbeiten und wollte alles kontrollieren, obwohl ich selbständige Sachbearbeiterin war und diese Aufgabe auch schon auf meinen vorhergehenden Stellen hatte.
Er steigerte den Kontrolldruck immer weiter. Setzte sich dicht neben mich an den Schreibtisch und wollte meine laufende Arbeit sehen.
Dazu wurde ich permanent darauf hingewiesen, dass ich bei 6 h täglicher Arbeitszeit keinen Anspruch auf Pause hätte (ich sollte noch nicht mal nebenbei am Schreibtisch essen, wenn es nach ihm gegangen wäre), ich halt schneller arbeiten solle (hatte die Arbeit von 1,5 Vollzeitkräfte als 3/4-Kraft zu erledigen) und dann eben einmal weniger aufs Klo gehen sollte usw.
An persönlichen Fragen kam, warum ich nicht Vollzeit arbeite (ich habe bereits vorher 3/4 gearbeitet, er wusste das schon im Vorstellungsgespräch!), wie denn andere Mütter das mit ihren Kindern hin bekämen, warum nicht mein Mann oder gar die Omas sich um die Kinder kümmern und vieles mehr.

Ich habe mich da mit rein ziehen lassen und mich immer wieder gerechtfertigt. Irgendwann ging es mir so wie dir: ich habe mich permanent verfolgt gefühlt und hatte ständig Angst etwas falsch zu machen.
Ich konnte nachts nicht mehr schlafen, weil ich nur daran gedacht habe, was ich morgen im Dienst alles erledigen müsse. Habe meine Kinder angeschrieen, war gereizt, habe mich mit meinem Mann gestritten und war fix und fertig. Nach 1,5 Jahren das Ergebnis: Nervenzusammenbruch (mein Mann stand kurz davor seine Sachen zu packen und die Kinder mitzunehmen), Burn-Out, Depressionen.
Ich war 10 Monate krank geschrieben, Psychotherapie, musste mir selbst eine neue Stelle suchen, weil auf meiner Dienststelle keiner ein Einsehen hatte. Auf meiner neuen Stelle musste ich erst wieder "laufen lernen", weil ich total verunsichert war und dachte, ich kann gar nix.

In der Therapie habe ich gelernt, dass mein Chef wohl ein persönliches Problem mit mir hatte. Was auch immer es gewesen ist. Ich konnte vermutlich gar nichts dafür. Er hat bis zum Schluß alles geleugnet und gesagt, er wollte mir doch "nur helfen" und dass ich alles falsch verstanden hätte (sprich: ICH wäre Schuld). Er wollte tatsächlich, dass ich zurück komme. Total widersprüchlich. Am Ende hat er mir zum "Dank" noch eine besch....eidene Beurteilung rein gewürgt. Warum ich wieder kommen sollte, wenn ich doch (laut seiner Beurteilung) so schlecht war, habe ich bis heute nicht verstanden.

Du kannst daran gar nichts machen. Sieh zu, dass du so schnell wie möglich weg kommst. Sonst ergeht es Dir noch so wie mir. Ich hätte dadurch fast mein Leben "verloren".

Gruß, S.