Hallo ihr Lieben,
das geht an die Lehrerinnen in diesem Forum. Wie manche vielleicht schon im einen oder anderen Beitrag gelesen haben, bin ich Lehrerin in Großbritannien. Hier ist das Lehrer-Schüler-Verhältnis etwas enger, als ich es aus Deutschland gewohnt bin (und leider auch etwas enger als mir lieb ist - allerdings wird quasi erwartet, dass man eine nähere Bindung zu den Schülern aufbaut, als ich es angenehm findet, d.h. dass man auch persönliche Dinge mit den Schülern teilt, mit den Schülern relativ häufig über ihr Leben und ihre Interessen spricht etc.).
Mittlerweile sieht man doch relativ deutlich, dass ich schwanger bin und ich habe es den Klassen, die ich nächstes Jahr weiterhin unterrichtet hätte (da sie nächstes Jahr ihren Abschluss machen und die Vorbereitung auf den Abschluss bereits dieses Jahr begonnen hat), schon gesagt, sobald das Gerücht angefangen hat, die Runde zu machen. Anderen Klassen habe ich es nicht gesagt, sondern warte, dass sie es selbst herausfinden - was sie auch gerade tun.
Nun kommen aber wirklich jeden Tag diverse Schüler in den Unterricht und fragen, ob ich schwanger bin. Zum Teil mehrere Schüler in der gleichen Klasse. Am Anfang hab ich dann Scherze gemacht, ob sie finden, dass ich zugenommen hätte und so. Da war's auch noch ganz witzig. Aber mittlerweile höre ich diese Fragen wirklich jeden Tag quasi in jeder Unterrichtsstunde... Wenn ich es dann bestätige, wird gefragt, ob es ein Junge oder Mädchen wird, ob wir schon einen Namen haben, wann es auf die Welt kommt etc. Mit ein paar Sätzen in einer Stunde ist es dann oft auch nicht getan, sondern es wird auch in weiteren Stunden gern noch einige male danach gefragt...
Ich kann diese Neugier sogar verstehen - es sind Kinder und Jugendliche, natürlich fragen die und natürlich wollen die solche Sachen wissen! Das habe ich auch erwartet. Aber ich hab jetzt gefühlt so oft mit Schülern darüber geredet, dass ich jetzt einfach gerne aufhören würde, gefühlt am Stück mein Privatleben mit den Schülern zu erörtern. Insbesondere, da ich das Thema jetzt quasi in allen Klassen durchhabe, die Fragen aber eben immer weiter gehen.
Dazu kommt natürlich, dass ich - auch jetzt in der 17. SSW noch - einfach extrem müde und erschöpft bin und mein Nervenkostüm etwas dünner ist als sonst. Es fällt mir schwer genug, meinen Unterricht zu halten, da ist es wirklich Anstrengung für mich, mir immer wieder die tausend Fragen zu meiner Schwangerschaft anzuhören. Ich reiße mich natürlich zusammen, weil ich weiß, dass es an mir und nicht an den Schülern liegt, aber mittlerweile geht es mir wirklich auf die Nerven, wenn die Schüler im Unterricht hauptsächlich ein einziges Thema haben. Ich freue mich ja, dass Schüler Interesse zeigen, aber es wird mir echt ein bisschen zu viel langsam... Obwohl mir eben bewusst ist, dass es ganz normal ist, dass Kinder und Jugendliche Fragen stellen. Ich kann das aber nicht abstellen und bin dann innerlich trotzdem irgendwann genervt - geht es nur mir so?!
Wie handhabt ihr das? Wie bringt ihr den Schülern schonend bei, dass ihr euch nicht so wirklich gerne (am Stück) mit ihnen über eure Schwangerschaft unterhalten wollt? Oder seid ihr da ganz offen und redet mit allen Klassen ausführlich darüber?
Vielleicht kann man sich hier ein bisschen darüber austauschen.
An die Lehrerinnen - Umgang mit SS in der Schule
Hallo, ich versteh das sehr gut, ich bin auch lehrerin!
Ich würde es in deinem Fall vielleicht so handhaben, dass du ihnen eine Zeit einräumst, in der du Fragen zulässt. Also zb einmal in 3 wochen. Vielleicht sogar die Kinder fragen in eine box schmeißen lässt und in dem einen Zeitfenster diese beantwortest. Das würde ich dann klarstellen. Immerhin geht es in 1. Linie um den Unterricht, aber alle 3 Wochen auch mal ein bisschen um dich und dein Baby. Ich habe meinen Kindern dann auch immer die neuesten Bilder gezeigt.
Lg meli (33.ssw)
Huhu:)
Ich kenne die Problematik. Ich habe es so gehandhabt, dass ich mit meinen Kursen jeweils eine Gesprächsrunde geführt habe. Also das Thema deutlich angesprochen habe und ihnen auch Fragen beantwortet habe. Das verlief eigentlich immer in einem angenehmen Rahmen. Danach waren die Schüler in ihrer Neugier gesättigt und wenn erneute Frahen aufkamen, habe ich auf die Pause verwiesen. Damit war dann eigentlich Ruhe :)
Ich bin Lehrerin an einer Ganztagsschule und das Schüler-Lehrer-Verhältnis ist dadurch auch recht eng.
Ich habe die SS in der 1. Stunde in meinem Oberstufenkurs bekannt gegeben und auf die Mundpropaganda gesetzt. Hat geklappt. Auf die Fragen der Schüler, die einem ja schon auch einfach auf dem Gang gestellt werden, nicke ich einfach. Dann laufen die auch schreiend weg mit "Ich hatte recht! Frau else. ist schwaaaangaaa!" Ich werde alle drei Tage nach dem Geschlecht gefragt und sage stets, dass ich es nicht weiß. Egal, ob ich es irgendwann sicher weiß, ich werde es bis zu Beginn des Mutterschutzes nicht wissen. Namen weiß ich natürlich auch noch nicht.
Wenn die (älteren) Schüler mich fragen, ob ich Tritte spüre oder ob ich Heißhunger habe, dann antworte ich darauf ganz wahrheitsgemäß. Ich wüsste auch nicht, warum nicht. Es ist doch ganz normal. Ich bin allerdings auch Biologie-Lehrerin und muss jährlich Sexualkunde unterrichten und abgefahrene Fragen beantworten. Das juckt mich also gar nicht. Die Kinder haben mich z.B. auch gefragt, wie ich das denn mache, mit meinem Koffeinkonsum (sie wissen, dass ich bekennender Energy Drinks-Junkie bin ) und dann zeige ich meine koffeinfreie Cola. Ist das zu viel Nähe? Letztendlich füllen solche Gespräche die Arbeitspausen in den Stunden, in denen die Kinder freiarbeiten (sind reformpädagogisch orientiert).
Genervt bin ich gar nicht. Das Baby wird auch immer mit begrüßt, als "Guten Morgen Mini Frau else.". Finde das eigentlich nur charmant. Die Offenheit erlaubt es mir aber auch zu sagen, wenn ich mal 10 Minuten Pause brauche und tatsächlich einfach mal verschnaufen muss - und das bekomme ich im Gegenzug von den SuS.
Ich bin dieses Jahr vorrangig in der Abschlussklasse eingesetzt, sodass ich eine Doppelbesetzung bekommen habe, um eventuelle Ausfälle zu kompensieren und damit die SuS sich an eine andere Lehrperson in Hinblick auf eine mündliche Prüfung gewöhnen können. Hier war es mir wichtig zu erklären, dass die Kollegen nur aus dem Grund da sind und nicht, weil ich für inkompetent gehalten werde. Letztendlich profitieren hiervon die SuS am allermeisten, denn sie haben effektiv meistens zwei Lehrkräfte da, die es ermöglichen noch stärker binnendifferenziert zu arbeiten. Das wird von ihnen aber auch so wahrgenommen und benannt.
Hallo du! Ich würde mit dem Thema umgehen, wie mit jedem anderen "off-topic Thema" im Unterricht auch: Bis zu einem gewissen Grad darauf eingehen, aber dann auch klipp und klar sagen, dass es jetzt zurück geht zum Unterrichtsstoff. Schüler nutzen es sehr gerne aus, wenn sie merken, dass wir Lehrkräfte auf bestimmte Themen "anspringen", über die wir gerne reden, und uns ablenken lassen vom Unterricht...Vielleicht haben deine Schüler auch den Eindruck, dass die Schwangerschaft bei dir ein solches Thema ist? Auf jeden Fall machst du nichts verkehrt, wenn du mit Verweis auf die Unterrichtszeit während derselben das Thema auch mal abwürgst. LG!
"Schüler nutzen es sehr gerne aus, wenn sie merken, dass wir Lehrkräfte auf bestimmte Themen "anspringen", über die wir gerne reden, und uns ablenken lassen vom Unterricht...Vielleicht haben deine Schüler auch den Eindruck, dass die Schwangerschaft bei dir ein solches Thema ist?"
Eben eigentlich nicht, da ich tatsächlich relativ ungern mit meinen Schülern darüber rede. Mit den meisten Klassen zumindest... ich beantworte Fragen dann auch kurz o.ä. und sage, dass wir zum Unterricht übergehen, was auch klappt. Aber in der nächsten Klasse und/oder in der nächsten Stunde geht es dann doch wieder von vorne los.
Es hilft natürlich auch nicht, dass ich relativ viele verschiedene Klassen habe (insgesamt 20 verschiedene Klassen/Kurse). Bis man da jede Klasse einmal durch hat und mit denen darüber gesprochen hat, wurde das Thema wirklich seeehr oft angeschnitten.
Vielen Dank euch schon mal für die bisherigen Antworten! Besonders an kugelwunsch und babyfox für die Ideen, wie man das "umlenken" kann. Das werde ich wohl so oder so ähnlich umsetzen.
Wie schon in einigen meiner Kommentare erwähnt, ist das Lehrer-Schüler-Verhältnis hier in UK eben leider etwas näher, als ich es aus Deutschland kenne und mit Abblocken ist es nicht so wirklich getan, da die Fragen eben doch immer wieder und von verschiedenen Schülern kommen, da die Schüler das mit der Distanz hier nicht so kennen und es ganz normal finden, dass die Lehrer mit ihnen über ihr Privatleben plaudern und sie über ihres...
Ich glaube, das mit der Box bzw. klar sagen, dass alle paar Wochen darüber gesprochen werden kann o.ä. könnte noch am ehesten funktionieren. Das probier ich mal aus.
Ähmmm...
@urbia: Wieso genau wurde das hier in das "Finanzen & Beruf"-Forum verschoben?
Ich bin ja wirklich jemand, der ein großer Freund davon ist, im richtigen Forum zu posten und bitte auch selber oft darum, dass Beiträge ins richtige Forum verschoben werden - aber dieser Beitrag richtet sich ganz konkret an SCHWANGERE Lehrerinnen und den Umgang mit der SCHWANGERSCHAFT in der Schule!
Wäre echt interessant zu wissen, wieso das hier besser aufgehoben ist als im Schwangerschaftsforum. Ist es nämlich nicht, da es um die Schwangerschaft geht, nicht um den Beruf.
Hallo,
ich habe damals meine Schwangerschaft in der 15 Woche den Schülern bekannt gegeben und ging eigentlich immer ganz offen mit dem Thema um, da wir bei uns an der Schule auch ein eher persönlichers Verhältnis zu den Schülern haben. Natürlich stellten sie auch vermehrt Fragen, manche Fragen wurden dann von mir sogar zu Unterrichtsthemen in Schulstunden gemacht. So haben wir die Themen Mutterschutz, Mutterschutzgesetz und Karenz bearbeitet. Haben auch darüber gesprochen, wie das in anderen Ländern gehandhabt wird (zum Beispiel Schweiz oder USA). In Biologie wäre die Schwangerschaft sowieso Stoff gewesen, hatte sich also gerade gut angeboten das zu machen, bevor ich in den Mutterschutz gehe. Am Anfang war das für die Schüler natürlich etwas Besonderes, weswegen sie viele Fragen hatten. Nach zwei Wochen hatten sie sich aber an die Situation gewöhnt und die Fragen wurden immer weniger. Jetzt in der 32 Ssw fragen sie nur noch, wann denn mein letzter Tag ist und ob ich oder ein anderer Lehrer die nächste Schularbeit korrigiert.
Liebe Grüße