Hi ihr Lieben,
Ich möchte mir grad einfach ein bisschen was von der Seele schreiben und frage mich, ob ich damit ganz alleine dastehe..
Ich bin jetzt 33 und habe mit 23 das erste Kind bekommen, seitdem haben sich Studium/Karriere und Babys immer wieder abgewechselt. Habe meist schnell wieder Vollzeit gearbeitet und wollte nicht wahr haben, dass man sich für „das Eine oder das Andere“ entscheiden soll.
Mittlerweile habe ich auf der Arbeit (ein Glück öffentlicher Dienst, bin auf Lebzeiten verbeamtet) eine recht hohe Führungsposition erreicht - erst hieß es immer das wäre doch toll, wir machen Führung auch für Frauen (auch mit Kindern!) möglich - und ich habe hart dafür gearbeitet und drei mal studiert, ich fühle mich also sicher nicht als Quotenfrau. Nun zeigt aber die Coronakrise, dass man plötzlich von mir am besten ne 24/7 Erreichbarkeit will wie bei meinen männlichen Kollegen (wohlgemerkt kinderlos). Habe die mitleidigen und zu verständnisvollen Blicke leid, wenn ich ständig weg muss, um die Kinder aus der Notfallbetreuung zu holen (haben Anspruch da auch mein Mann im Sektor kritischer Infrastruktur arbeitet).. und drehe langsam durch, weil ich zwischen Kinder versorgen, zur Arbeit fahren und abends den Rest in Telearbeit zu machen langsam echt keine Energie mehr habe..
Habe langsam das Gefühl an den Punkt gekommen zu sein, an dem Ende der Karriere ist, da die nächste Beförderungsstufe mit Kindern eigentlich nicht zu leisten ist. Wir haben über ein 4. Kind nachgedacht, dann wäre die Karriere sowieso zuende. Habe mich im Herzen schon entschieden aber werde täglich noch auf der Arbeit mit dem ungeheuren Leistungsdruck konfrontiert und irren Erwartungen von allen Seiten.. noch weiß ja keiner, dass wir das planen und ich werde das auch definitiv erst sagen, wenn es soweit ist .. aber ich hab langsam keine Lust mehr und will einfach nur noch für die Kinder da sein...
Allerdings macht mir der Gedanke Angst, dass ich die nächsten 29 Jahre (aktuell müssen wir bis 62 arbeiten) dann nur noch auf einen Posten abgeschoben werde, auf dem man anderen nicht im Weg ist. Nach 15 Jahren Karriere einfach gruselig..
Ich will kein Mitleid oder sowas und „wozu schafft man sich mit so nem Job Kinder an“-Sprüche kenne ich auch alle schon. Glaube ich wollte einfach nur mal hören, ob es hier jemandem auch so geht?? Es ist eben nicht immer alles so klar „Kind“ oder „Karriere“...
Danke und LG
Yandra
Zerrissen zwischen Karriere und Kindern
Also erstmal würde ich die corona Krise separat sehen - auch ich werde deswegen häufiger nach Feierabend angerufen und hab eigentlich keine Zeit dazu mit zwei Kleinkindern.
Aber es ist eine Phase.. iwann wird corona abflammen..iwann wird alles wieder geregelter.
Ich habe nun nicht soooo eine extreme hohe Position. Ich bin "nur" pflegedienstleitung und potential nach oben gibt es da noch reichlich.
Ich bin 30 Jahre und halte es mir erstmal offen was ich iwann beruflich noch erreichen will. Unser Kinderwunsch ist allerdings abgeschlossen. Natürlich denke ich mir "wieso machst du nicht iwas anderes mit 20std/woche".. und ja, dann fällt mir ein dass ich vor meinen Kindern eben auch Pläne hatte.und ich möchte nicht in 10-15 Jahren "restposten" besetzen müssen und Kinder werden immer selbstständiger.
Wenn du soviel mit 3 Kindern erreicht hast dann wirft dich ein viertes auch nicht aus der Bahn;)
Ich bin weniger kindkrank wie andere selbst krank.. von daher.. lass sie reden ;)
Hallo, ich habe mich, damals alleinerziehend, auch in die Führungsetage hochgearbeitet. War ein steiniger Weg mit zum Teil knapp 600 Überstunden. Danach kamen noch 2 Kinder und die jüngste ist jetzt 2 Jahre. Auf gar keinen Fall möchte ich wieder weiter unten arbeiten. Zu lang und hart dafür gearbeitet. Im Moment ist es so das auch unsere Kinder in der Notbetreuung sind und ich Überstunden abbaue sodass sie dort maximal 7 Stunden sind. Diese permanente Erreichbarkeit habe ich auch, damit kann ich aber gut leben. Und wenn jetzt alle schlafen arbeite ich noch ne Stunde. Das ist es mir wert, ist ja nicht für immer. Hoffe ich.
Die Coronakrise ist separat zu betrachten.
Alle in kritischen Sektoren sind derzeit überlastet.
Natürlich versucht man Führungskräfte mit Kindern etwas zu entlasten. Egal ob männlich oder weiblich.
Aber das ist gerade einfach oft nicht möglich.
Alle gehen an ihre Grenzen aktuell.
Darum sind in der Verwaltung immer nur alte Männer in den Leitungspositionen zumindest hier auf dem Lande.
Ich kann dich verstehen. Bin beruflich auch gerade auf der Überholspur und achte ständig auf Vereinbarkeit Beruf und Familie. Und ich habe nur zwei Kinder. Zum Glück ist mein Mann nicht karriereorientiert und ein toller Papa und auch jetzt für unsere beiden da. Er macht das toll, sodass ich jederzeit für den SAE erreichbar bin. Allerdings habe ich für mich ganz feste Regeln, die sowohl meine Mitarbeiter als auch mein Bürgermeister akzeptieren. Ich habe zB jeden Morgen eine feste Zeit für meine Mitarbeiter und mache Termine nur in einem bestimmten Zeitfenster. Ausnahmen sind sehr selten. Feierabend mache ich zu festen Zeiten. Danach bin ich noch mobil erreichbar (Handy, Mail), aber nicht mehr präsent. Durch die festen Rahmenbedingungen weiß jeder, was er von mir zu erwarten hat und bisher wird es so gut angenommen.
hey, danke für deine Antwort. Ich habe das auch mal versucht, aber je nachdem, welchen direkten Vorgesetzten ich gerade habe (bei uns wird rotiert), will man von mir eine größtmögliche Flexibilität, was mal einfach nicht geht. Da mein Mann ebenfalls Vollzeit arbeitet, haben wir leider nicht das Modell, dass einer sich etwas verstärkter um die Kinder kümmern könnte, wäre vielleicht sinnvoller gewesen.. ich denke mir aber auch, dass ich vielleicht erst mal ein zwei Jahre für mich und die Familie brauche und danach wieder starte - dann wäre ich 35 und habe immer noch über 25 Jahre zu arbeiten. LG
Meinen größten Respekt, was du alles erreicht hast. Ich denke aber nicht, dass nur Mütter vor den von dir beschriebenen Problemen stehen.
In den höheren Ebenen wird die Luft dünner, die Vereinbarkeit Job&Familie ist immer weniger gegeben. Alle Menschen in diesen Kreisen müssen ständig erreichbar sein, Überstunden, Reisetätigkeit, Stress,... entweder sind sie kinderlos oder haben einen Partner, der ihnen wortwörtlich "den Rücken freihält" und wenig/nicht berufstätig ist. Oder halt das volle Programm mit bezahlter Unterstützung: persönliche Nanny, Haushälterin,...
Das hängt also weniger vom Geschlecht und mehr von der Arbeitsaufteilung in der Beziehung ab. Und auch dem Willen, den Preis dafür zu bezahlen - wenig Kontakt mit den eigenen Kindern/keine Kinder.
Hey, danke für deine Antwort. Wir haben weder ne Nanny noch Haushaltshilfe, aber die Kinder sind seit je her in der Krippe oder jetzt auch in der Ganztagsschule recht lange in der Betreuung gewesen. Manchmal hab ich das Gefühl, es wird ihnen zu viel und dann kommt der Punkt an dem ich mich Frage "wozu hast du dann überhaupt Kinder?" Schätze daher jetzt die Überlegung, endlich mal etwas kürzer zu treten.. Mein Mann ist auch voll berufstätig und recht erfolgreich, haben also leider nicht das Modell, dass ein Partner zuhause ist oder die "Kind-und-Haushalts-Rolle" übernehmen würde.. hat bisher auch gut geklappt, weil wir uns da immer irgendwie abgewechselt haben.
Denke ihr habt alle Recht und Corona treibt das Ganze gerade ein bisschen auf die Spitze. Danke für die lieben Antworten.