Hallo,
ich habe einen Bachelor in Anglistik und Philosophie und mache momentan meinen Master in Literatur übersetzen. Das hat sich alles so ergeben.
Nach dem Abi wusste ich nicht, was ich machen sollte. Ich dachte mir, Englisch ist auf jeden Fall nützlich. Philosophie finde ich ganz interessant. Also studiere ich das erst mal ein Semester, bis ich weiß, was ich wirklich machen will. Ich war von beiden Fächern nicht begeistert, fand sie aber ok. Aus einem Semester wurden zwei. Dann dachte ich, der Bachelor ist nun schon zu einem Drittel um und das ging wirklich schnell, also kannst du auch noch fertig studieren. Ein Professor hat mich wegen meiner guten Noten für ein Stipendium vorgeschlagen und darauf gedrängt, dass ich die Bewerbung ausfülle. Ich habe es erhalten und kann gut davon leben. Wofür ich wirklich sehr, sehr dankbar bin!
Mir wurde in Aussicht gestellt, das Stipendium auch im Master zu erhalten. Zuerst dachte ich, ich werde trotzdem keinen Master machen und mir was anderes suchen. Doch dann wurde ich von einem Kommilitonen schwanger. Ich habe meine Bachelorarbeit mit Baby geschrieben. Und dann wusste ich nicht, wie ich mit Baby etwas anderes anfangen könnte. Also habe ich nach einem Master in meiner Stadt geschaut, das Stipendium wurde mir tatsächlich weiter bewilligt.
Manchmal finde ich mein Studium ganz interessant. Ich habe nette Kommilitoninnen. Es ist mit Kind vereinbar. Doch oft frage ich mich auch, was ich überhaupt mache. Ich langweile mich und kann mir an manchen Tagen nicht vorstellen, das mein ganzes Leben lang zu machen. Dann habe ich ein schlechtes Gewissen, meinem Kind gegenüber. Statt Zeit mit ihm zu verbringen, beschäftige ich mich mit etwas, wovon ich nicht überzeugt bin.
Im Wintersemester wollte ich eigentlich meine Masterarbeit schreiben. Durch Corona habe ich dieses Semester nicht ausreichend Punkte gesammelt. Ich werde meine Masterarbeit wohl nächsten Sommer schreiben.
Soll ich so lange durchhalten? Soll ich doch was ganz anderes machen? Vielleicht eine Ausbildung? Oder einen Fernstudiengang nebenbei, zum Beispiel als Deutschlehrerin? Ich hätte nur Angst, dass das im Endeffekt nicht aufgeht und ich dann mit einem halben Masterstudium dastehe, mit dem ich nichts anfangen kann.
Eine weitere Sache ist die, dass ich nicht Vollzeit arbeiten möchte, zumindest nicht in der nächsten Zeit, so lange mein Sohn noch so klein ist. Da wird die Jobsuche sicher schwierig.
noch mal was ganz anderes machen
Den ersten Abschluss würde ich fertig machen. Das ist auch für später wichtig.
Als Basis für anderes (sie hat durchgehalten, sie hat nicht abgebrochen)
für dich auch. Sonst stehst du beim nächsten Mal wieder da: will ich das wirklich weiter machen , kann ich das durchhalten? Ich habe ja noch nie durchgehalten?
Die Frage, was du machen möchtest, hört nicht auf, wenn du etwas anderes anfängst.
Sie hört erst dann auf, wenn du davon überzeugt bist, dass du das andere KONKRETE wirklich willst.
Weißt du denn, was du anderes machen wollen würdest?
Konkret?
Oder weiter durchprobieren, ob vielleicht etwas dabei sein könnte?
Welche Ziele hast du im Leben?
Muss das DER Beruf sein, den du dein Leben lang machen möchtest? Oder reicht da auch ein Beruf, der ok ist, Geld reinbringt, bei dem du andere Pluspunkte hast (Zeit, Anfahrt, Kollegen)
Was kannst du mit diesem Studienzweig erreichen?
Statt in anderen Bereichen bei 0 anfangen, würde ich mich informieren und intensiv beraten lassen, was du konkret mit Master oder höheren Abschlüssen machen kannst.
Was du im Anschluss dazu lernen kannst.
Fiktive Rechnung : noch 1 Jahr durchhalten bis Master
2 Jahre Zusatzlehrgang , der ok ist
Dann Beruf x, der zu dir und Kind passt
neu etwas anderes anfangen 3 Jahre tolles studieren
nebenbei blödes jobben um über die Runden zu kommen (Stipendium weg)
feststellen, dass das Studium super ist
aber die anschließenden Berufe nicht soooo
oder dass das Studium auch nicht sooo toll ist
und du auf den tollen Beruf hoffst
Dann würde ich den Abschluss machen, den sicher in der Tasche haben.
Konkret Praktika suchen, bei denen du Berufserfahrung sammeln kannst, suchen, was du mit dem dann Abschluss erreichen kannst. Kennst du da alle Berufe?
Und dann entscheiden wie es weiter geht.
Kurz vor dem Master abbrechen und neu anfangen, kommt nicht so gut.
Auch für dich nicht.
Beim nächsten es geht auf den Abschluss zu , können die Zweifel wieder kommen.
Falls du wirklich Angst davor hast, etwas ein Leben lang das gleiche zu machen? Diese Zeiten sind vorbei! Wenn du merkst, dass das Berufsleben! nicht zu dir passt, dann kannst du mit Abschluss auch in andere Berufe quereinsteigen. Ohne Master wird es schwieriger.
Außerdem ist im Beruf arbeiten oft anders als Ausbildung/Studium.
Danke für deine sehr reflektierte Antwort. Du hast Recht. Auch wegen des Stipendiums sollte ich erst mal fertig studieren und dann habe ich immerhin den Abschluss, auch wenn ich später was anderes mache.
Es gibt ein paar Sachen, die mich interessieren und die ich mir gut vorstellen könnte. Zum Beispiel Logopädin oder Hebamme. Aber es gibt nichts, bei dem ich sage: Das ist es auf jeden Fall. Das ist mein absoluter Traumjob und ich kann mir nichts anderes vorstellen.
Andere Sachen sind mir auch wichtig, nicht nur der Job an sich. An erster Stelle die Vereinbarkeit mit Familie. Ich könnte es mir nicht vorstellen, mein Kind den ganzen Tag abzugeben.
Deshalb sind momentan auch Praktika schwierig. Aber vielleicht im Anschluss ans Studium. Da könnte ich mir ein paar Monate Zeit zur Orientierung nehmen.
Ich würde den Master erstmal fertig machen, du bist so kurz vorm Ziel. Und dann kannst du doch vielleicht gerade im Bereich Übersetzung auch freiberuflich arbeiten und damit deine Arbeitszeit selbst bestimmen?!
Ich glaube, dass es erstmal wichtig ist einen Master zu haben und zu beginnen zu arbeiten. Oft ergeben sich dann durch berufliche Kontakte andere Möglichkeiten, im weitesten Sinne noch in dem Fachbereich aber eben nicht mehr exakt das studierte. Von meinen früheren Kommilitonen (Architektur) arbeiten nur wenige klassisch im Architekturbüro, sondern viele in Randbereichen und Nischen. Man sollte nicht glauben, dass einen ein Studium festlegt, es ist eher ein Grundstein auf den man vielfältig aufbauen kann.
freiberuflich übersetzen? Da kommt mehr bei rum und ist zuverlässiger wenn man bei Aldi noch an der Kasse sitzt.
Das kann ich nicht beurteilen und erlaube mir daher keine Bewertung.
Ausbildung nach Studium ist völliger Quatsch.
Hast du bereits Praktika, auch längere, gemacht? Nebenjobs in dem Bereich?
Warum? Wenn mich etwas anderes mehr interessieren würde?
Ich habe im Bachelor ein vierwöchiges Pflichtpraktikum in einer Online-Redaktion gemacht. Das hat mir nicht gefallen, so dass ich auf jeden Fall weiß, was ich nicht mit meinem Studium machen will. Und ich war ein Semester lang Studentische Hilfskraft. Das ist aber natürlich auch was anderes, als ich später machen würde. Momentan sind Praktika und Nebenjobs nicht möglich. Obwohl das sicher auch gut wäre, um Beziehungen zu knüpfen.
Wie kann denn dein Partner bzw Vater vom Kind unterstützen?
musst du Summe x verdienen? Oder könntest du auch einen weniger gut bezahlten Job anfangen und dich darin mit Weiterbildung etc orientieren?( also falls es was wird wo dein Studium thematisch nicht passt)
Genau wie die Frage wie dein Kind betreut ist etc. Zb hebamme ist nicht der familienfreundlichste Job.
Ansich ist es natürlich sehr schwer wenn du keine richtige Ahnung hast was du machen möchtest.
Fertig machen würde ich das Studium auf jeden Fall.
Warum als Deutschlehrerin, wenn du doch Anglistik schon studiert hast? Wenn du wirklich Lehrerin werden willst würde ich darauf aufbauen.
Eine Bekannte von mir ist freiberuflich als Sprachlehrerin tätig. Die macht VHS Kurse, Sprachkurse an der Uni, organisiert auch selbst Kurse. Ist aber halt alles auch sehr unsicher.
Solange du nicht wirklich weißt was du alternativ machen willst würde ich aber auf jeden Fall gucken was in deinem Bereich möglich ist und was in für dich in Frage käme.