Hallo zusammen,
ich bin aktuell schwanger und mein Partner und ich werden uns die Elternzeit Hälfte Hälfte aufteilen. Für die Zeit danach ist unser Plan eine Kita oder Tagesmutter für die Betreuung, sodass wir beide Vollzeit arbeiten und unser Kind quasi zeitversetzt (er fängt eher an und holt ab, ich später und bringe) nach der Betreuung bringen und abholen. Das ist vorerst der Plan, der aber natürlich nicht in Stein gemeißelt ist und wenn wir merken, dass es unserem Kind damit nicht gut geht, werden wir Konsequenzen ziehen und beruflich kürzer treten. Leider mache ich momentan die Erfahrung, dass dieses Modell in unserem Umfeld sehr hinterfragt und kritisiert wird. Der Höhepunkt war letztens als eine Freundin mich fragte, ob mein Gehalt das überhaupt rechtfertigen würde und ob ich denn überhaupt so viel mehr Geld verdienen würde, um nicht zu Hause zu bleiben und dass man doch keine Kinder bekommt, um sie dann abzugeben. Mal davon abgesehen, dass ich wirklich signifikant mehr verdiene als mein Partner, hat mich das angegriffen. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen solche Dinge einfach zu ignorieren, aber es fällt mir zunehmend schwerer, vor allem da es vermehrt aus dem Freundeskreis kommt. Dieser Freundeskreis fährt das bekannte Modell - Mann Vollzeit und 0 Elternzeit, Frau höchstens Teilzeit Arbeit und volle EZ Monate. Ich habe dieser Freundin nicht direkt gesagt, dass dieses Modell wiederum für mich grundsätzlich nicht in Frage kommt, da ich niemanden verletzen möchte und denke, dass jeder das Recht hat für sich zu entscheiden. Eigentlich kennen wir diesen Freundeskreis aus anderen Kontexten, aber da diese Freunde selbst gerade Kinder bekommen, ist das Thema natürlich sehr präsent bzw. gibt es momentan kein anderes und ich frage mich wie das erst werden soll, wenn unser Kind geboren ist bzw. deren Kinder. Also was ich damit sagen will - es gibt aktuell nicht wirklich Ausweichmöglichkeiten, um eben nicht wieder auf dem unangenehmen Thema der Kinderbetreuung und des Familienmodells zu landen.
Mein Partner und ich kommen beide aus Ostdeutschland und waren früher selbst täglich 8 Stunden in Kita und Kindergarten. Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass man als Kind dabei keinen Schaden nimmt.
Hat hier jemand ähnliche Erfahrungen hinsichtlich potentieller Reaktionen des Umfelds gemacht und wie seid ihr damit umgegangen?
Wie geht ihr mit Kritik am Familienmodell um?
Ich würde das gar nicht groß diskutieren. Sag, dass dir dein Job eben großen Spaß macht und dieses Modell für EUCH so passt, aber jeder natürlich für sich ein anderes Modell wählen kann. Bums, aus, Mickey Mouse 🤷♀️
Meine Erfahrung ist, dass am Anfang Pläne immer wahnsinnig intensiv diskutiert und bewertet werden. Und wenn es dann so weit ist und auch alle sehen, dass es klappt, dann sind alle ruhig.
Und ganz ehrlich, Euer Modell klingt doch gut. Durch Euer „Schichtprinzip“ geht das Kind doch letztlich nicht länger in die Fremdbetreuung als wenn du einer verantwortlich für Holen und Bringen verantwortlich ist und mit Pendelei nur 25 Std. arbeitet. Ich würde also keine Vergleiche zulassen, wer wie viel arbeitet, sondern wie viele Wochenstunden das Kind fremdbetreut wird. Wie viele Teilzeit-Muttis gönnen sich einen freien Freitag, für Hausarbeit und Füße hochlegen? Da sagt doch auch keiner das das aber krass ist und sie dann bitte an dem Tag das Kind nicht in die Kita schicken soll.
Letztlich geht es also zu Lasten der Freizeit und des Stresspegels von dir und deinem Mann und nicht zu Lasten des Kindes.
Wir wollten es genauso machen, leider hat mein Mann einen extrem schlecht zeitlich planerem Job. So dass wir uns für er Vollzeit, ich 30 Std. geeinigt haben. Klappt prima. Ich verdiene auch so immer noch deutlich mehr als mein Mann.
Auf ganz hartnäckige Kommentare sage ich auch
mal schnippisch „Wäre echt ein Verlust einen Highbrainer wie mich von der Arbeit fern zu halten. Und ja, ich kann von meine Gehalt noch 3 Kinder in die Kita schicken.“ Dann ist Ruhe im Karton.
Meine Freundin ist auch „nur“ 30-35 Std. Präsenz im Büro. Sie hat dem Chef ganz klar gesagt, dass sie auch mit Kind das gleiche Pensum schaffen wird, im Zweifel auch nochmal abends dran arbeitet, wichtige Telefonate noch während der Pendelzeit im Auto führt,... und dass sie nicht einsieht, dann weniger Gehalt zu bekommen. Sie hat also weiterhin eine Vollzeitstelle. Recht hat sie, ich mache letztlich auch mehr als 30 Std. und schenke ungezählte Überstunden dem AG.
Ganz genau das Thema Überstunden ist es nämlich warum ich keine Teilzeittätigkeit für uns beide anstrebe - wie gesagt, erstmal. Wenn es nicht klappt, dann kann man immer noch anpassen. Ich sehe das bei einer Kollegin - hat einen 25 Stunden Vertrag, arbeitet aber wesentlich mehr, würde mal schätzen so 10 Stunden pro Woche - das ist dann eine 35 Stunden Woche und da fehlt dann auch nicht mehr viel für Vollzeit. Es würde mich unheimlich wurmen das dann auch zu erleben - dann lieber Vollzeit und stressig, aber dafür eventuell die Chance von weniger Ausbeutung und volles Gehalt.
Wieso machst du unbezahlte Überstunden?
Selbst wenn du weniger verdienen würdest, wäre das Modell in Ordnung. Du musst dich nicht rechtfertigen vor anderen. Ich finde es sehr positiv, dass du und dein Partner eine klare und gemeinsame Linie fahrt und mehr braucht es nicht, schon gar nicht die Bestätigung irgendwelcher Freundeskreise.
Auf langfristige Sicht würde ich mir andere Kreise suchen, die alten Kontakte musst du ja nicht komplett abbrechen, aber die würde ich mal runterfahren, wenn du merkst, dass es dir nicht gut tut und du dich ärgerst.
Der Beitrag wurde von den Administratoren ausgeblendet.
Auf die Frage mit dem Geld hattest du einfach ja sagen können. Meinst du wie sie aus der Wäsche geguckt hätte 🤣. Ich vermute, dass es dein erstes Kind ist. Ansichten und Bauchgefühl können sich noch ändern. Aber jeder sollte es so machen wir er kann und möchte. Es ist einmal die Frage nach dem Geld, aber auch persönliche Wünsche. Manche sind glücklich Hausfrau und Mutter zu sein. Aber andere möchten auch was anderes. Haben nicht jahrelang gelernt und studiert, um zu Hause zu sitzen. Ich war 1 Jahr zu Hause und habe dann mit 40% angefangen und schrittchweise erhöht. Die 2 Tage auf Arbeit waren toll. Tage an denen man nicht nur dem Kind hinterherläuft. Man Mittags das isst was man möchte und es nicht vom Kind abhängig macht. Mit den Kollegen Mal wieder tratschen kann, sich Mal nur um sich kümmern muss. Danach freut man sich auf sein Kind.
Hallo,
bei uns damals blieb meistens „Frau“ zu Hause, weil die Kitakosten gleichhoch oder höher waren, als das Netto der Frau. Bei einem Kind mag das noch klappen mit dem Job, aber bei 2 oder mehr Kindern geht da nix mehr.
Es ging einfach nie darum, dass die Familie nicht gewollt hätte, dass Frau nicht auch arbeitet...Fakt war, die Familie konnte es sich nicht leisten. 750€/Kind muss man auch erstmal haben.
Das alles fußt auf der irrigen Annahme, Frauen würden im Allgemeinen deutlich schlechter verdienen als ihr Männer und in TZ nur ein paar Brötchengroschen nach Hause bringen. Heute sind Frauen im Durchschnitt aber besser ausgebildet als Männer und daher gibt es immer mehr Paare, die gleich gut verdienen oder wo es ein „umgekehrtes“ Gehaltsgefälle gibt.
Und dieses „Ich verdiene dann gerade mal das was der Kitaplatz kostet“ ist auch extrem kurz gedacht. Denn es bezieht das Thema Rente nicht mit ein, verstrichene Karrierechancen, Chancen auf dem Arbeitsmarkt,... Der Zug fährt ab, der bleibt nicht stehen! Also ja, im Zweifel arbeitet man ein paar Jahre für die Kitakosten, für langfristige finanzielle Unabhängigkeit und Stabilität der gesamten Familie.
Wem heute der Alleinverdiener wegbricht und dann angewiesen ist auf Mutti, die wegen 3 Kindern 6 Jahre lang nicht gearbeitet hat und sich nun bewerben muss.... gute Nacht.
Das nimmst vielleicht DU an. Ich nicht. Du unterstellst mir das nur ... zeigst damit aber deine Denkweise.
Meine Kinder sind jetzt fast 15 und 13 Jahre. Kitaplätze konnten sich nur Familien leisten mit Anspruch auf Hilfe vom Jugendamt. Ich kenne durchaus Familien, in denen die Eltern beide arbeiten gegangen sind. Da, wo ich wohne, ist das üblich. Nur Familien, deren Eltern zur Gruppe der Gutverdiener gehörten, da blieb meist Mama zu Hause. Aber ja ... sobald die Kitakosten niedriger wurden, z.B. weil das erste Kind schulpflichtig wurde, gingen die Kinder in die Kita, es wurde ein AuPair eingestellt und Mama konnte wieder arbeiten. Die Karriere hat das nie gestört. Nicht wenige Frauen nutzten die Elternzeit zur eigenen Fortbildung.
Durch die Kindererziehung erhielt Mama ohnehin die Höchstpunktzahl in der Rente. Also rententechnisch würde ich wegen Kindererziehungszeiten keine Panik bekommen.
Also ich stehe dazu, dass ich kein Kind bekomme, um es woanders abzuschieben.
ABER ihr nehmt beide Elternzeit (7 Monate?), um das Kind dann betreuen zu lassen. Zudem habt ihr euch im Vorfeld Gedanken gemacht, wie ihr das Hinbringen und Abholen vorstellt bzw. es gestaltet und was passiert, wenn s nicht läuft.
Daher wäre es für mich komplett akzeptabel! Zudem denke ich nicht, dass sich andere Leute ein Urteil darüber erlauben sollten, denn sie wissen ja nicht, warum ihr wieder arbeitet (Villa in München Innenstadt abzubezahlen; Schulden vom Studium oder einfach weil man es gerne macht!).
Ganz genau - jeder sollte das für sich entscheiden. Ich habe lange studiert und klar hätten wir noch paar Jahre warten können bis wir vielleicht eher das Gefühl gehabt hätten berufstechnisch voll und ganz angekommen zu sein. Aber am Ende stellt sich so ein Gefühl nie ein, den richtigen Zeitpunkt gibt es sowieso nicht und ich finde es toll eher jung Eltern zu werden.
Was mich an dieser ganzen Sache auch ärgert ist, dass ich das Modell der anderen auch in Frage stellen könnte. Ganz ehrlich - ich finde es altmodisch, dass Väter überhaupt keine Elternzeit nehmen und es nicht in Betracht ziehen selbst Teilzeit zu arbeiten, um ein Kind zu betreuen. Aber das ist meine persönliche Meinung und ich würde das bei anderen niemals direkt ansprechen warum sie das so und nicht anders gemacht haben, weil es mich nichts angeht. Nur weil man es anders macht als die meisten oder eben eine bestimmte Gesellschaftsschicht findet man sich im Rechtfertigungsmodus.
Wir haben keines unserer drei Kinder jemals auch nur für eine Minute irgendwohin "abgeschoben".
Letztendlich muss das gewählte Modell für die Familie passen und sonst für keinen. Ich gehe davon aus, dass euch keiner der Kritiker Kinderbetreuung, Job oder Hausarbeit abnimmt? Also gibt's auch nix zu mosern.
Dass trotzdem kritisiert wird, sieht man schon alleine in diesem Thread - nur dass hier das Modell "Frau bleibt erstmal zu Hause" als das minderwertigere hingestellt wird. Auch ohne sich zu überlegen, ob betreffende Familien vielleicht einen Grund haben, es genau so zu machen.