Ihr Lieben,
als Allererstes: Mir ist klar, dass die Gesundheit des Kleinen das Allerwichtigste ist. Es fällt mir nur schwer, mir einzugestehen, dass ich diesen Schritt gehen sollte. Daher die Frage an alle, die damit Erfahrungen hatten und selbst in Leitungsposition sind: Würdet ihr das Beschäftigungsverbot aussprechen lassen?
Zum Hintergrund: Ich bin in der 21. SSW. Habe auch schon eine Vertretung ab August. Nun hat die FÄ wegen vorzeitiger Wehen, die stressbedingt Sinn und meiner Burnout-Vorgeschichte, das Thema BV letzte Woche (War da zur Notsprechstunde) angesprochen. Nächste Woche habe ich einen regulären Termin bei ihr und wir sollten in Ruhe darüber reden. Nun versuche ich meine Gedanken zu sortieren.
Pro BV: Ich fühle mich tatsächlich momentan stark unter Strom und merke, wie ich vergesse regelmäßig zu trinken, Pausen zu machen etc., wenn ich mir keinen Wecker stelle. Dazu kommt natürlich die Schlaflosigkeit, die ich mit Meditation etc. sonst gut im Griff habe. Aber momentan muss ich ehrlich sagen, dass es nicht klappt. Und das löst wohl die Frühwehen aus.
Nachteil BV: Angst, versagt zu haben. Ich leite seit etwas über einem Jahr eine Arbeitsgruppe an der Uni und bin seit einem Monat Institutsdirektorin. Kommt jetzt BV, müsste ich mir eingestehen, dass ich Familie und Beruf doch nicht unter einen Hut bekomme. Und ja, ich mache mir Sorgen, was meine KollegInnen und Vorgesetzte sagen. Dazu kommen viele gewichtige Kleinigkeiten: Ich müsste für den Rest des Semesters Seminare ausfallen lassen (der Horror für Studierende) oder für alle Sitzungen Aufgaben vorbereiten (weniger schlimm, trotzdem doof). Und für alle Leitingsaufgaben müsste meine Vertreterin jetzg schon einspringen...
Was sagt ihr? Meine Vernunft sagt: Das Kind hat die oberste Priorität und JEDER meiner Mitarbeiterinnen hätte ich gesagt: Ab, weg mit dir, ich brauche dich zufrieden und bei voller Gesundheit. Bei mir selbst ist aber ein Wurm drin. Mir selbst gestehe ich es irgendwie nicht zu. Ist das Stolz? Überzogenes Pflichtbewusstsein?
Bitte, sagt mir etwas, was mir diese Angst nimmt.
PS: Es ist unser erstes Kind, mit Ende 30 und wir haben viele Jahre auf das Wunder gewartet.
Beschäftigungsverbot in Leitungsposition. Ja?
Hallo.
Ein BV ist ja kein Wunschkonzert, das man annehmen kann, wenn man es sich so wünscht, oder ablehnt, wenn man arbeiten möchte.
Wenn dein Arzt es dir anrät, dann wird er es als dementsprechend nötig erachten. Somit finde ich es als unfair dem Kind gegenüber, wenn du überlegst, ob es dein Stolz zulässt.
Danke dir! Ich kenne mich da noch überhaupt noch nicht aus. Und es nur als Nebensatz in der Notsprechstunde fiel. Dann belese ich mich jetzt mal in aller Ruhe.
Vielen Dank noch einmal für die eheliche Antwort
Hi,
die Antwort hast Du Dir selbst schon gegeben...
Du solltest dir auch -mal abgesehen von der Schwangerschaft- überlegen, ob die Führungsposition dir gut tut.
Hast du denn mal an einem Führungskräftetraining oder ähnlichem teilgenommen?
Zeitmanagement, Delegieren, effizient arbeiten etc. All das will gelernt sein.
Und ja, es ist so: jeder ist ersetzbar. Vielleicht nicht menschlich/charakterlich, aber die Arbeit wird auch ohne dich irgendwie gemacht.
Sobald man schwanger wird, wird einem bewusst, dass man die Kontrolle abgeben muss und es jederzeit zu solch einer Situation kommen kann, in der du dich befindest.
Arbeitsgruppen wirst du noch dein ganzes Leben leiten können, ein Baby zu bekommen ist aber etwas besonderes. Ich glaube nicht, dass du dir mal Vorwürfe machen möchtest, nur weil du die Betreuung der Studierenden über das Leben deines ungeborenen Kindes gestellt hast...
LG 🍀
Danke dir. Recht hast du. Die Frage ist beantwortet. Jetzt sollte ich nur aufhören, deswegen schlechtes Gewissen zu haben.
Und ja, all die Kurse besuche ich seit 5 Jahren regelmäßig (hatte davor schon eine Arbeitsgruppe, nur etwas kleiner). Finde es immer wieder nützlich! Wahrscheinlich hängt das mit den neuen Aufgaben zusammen, die jetzt zu dem Regelbetrieb dazu kommen. Das heißt, jetzt muss neu/anders priorisiert und delegiert werden. Und ich brauche einfach etwas mehr Zeit, das neu zu sortieren. Das denke ich mir eben und sage komm, das ziehst du schon durch.
Recht hast du aber. Das wäre JETZT nicht der richtige Zeitpunkt. Die Studis werden andere Seminare finden. Meine Kind aber keine andere Mama.
Danke, dass ihr mich bestärkt. Genau das musste ich mal hören.
PS: Gewisse Ämter sucht man sich bei uns nicht aus. Also NEIN, ich wollte keine Direktorin sein. Das hast zu genau richtig erkannt. Wir rotieren alle zwei Jahre und die nächsten bin nun mal ich dran. 🙈
Ja, bei mir war es ähnlich. Auch ich hatte Gedanken versagt zu haben. Besonders, da wir fast nur Männer in Führungspositionen hatten, welche das Problem natürlich nicht haben und auch schlecht nachvollziehen können.
Aber was ist nun deine Frage?
Habe ich es bereut? Nein, gar nicht. Wie wurde es aufgenommen? Alle waren sehr mitfühlend und freundlich. Jedenfalls vorne rum. Mir war aber sowieso auch klar, dass es so für mich auch nach der Schwangerschaft nicht weiter gehen kann. Dein Kind wird nun immer die Priorität sein und Burnout ist nie eine Lösung. Ob schwanger oder nicht. Daher habe ich die Zeit auch genutzt mir Gedanken zu machen was ich für die Zukunft will und besuche um Job, meine Gesundheit und Kind unter einen Hut zu kriegen.
Ich danke dir sooo sehr. Ja, genau das wollte ich hören. Ich stehe zutiefst hinter der Entscheidung und der Überzeugung , Familie und Beruf zu vereinbaren. Anders als du, bin ich zum Glück umgeben von vielen weiblichen Vorbildern.
Was ich für mich mitnehme: Jetzt auf mich und das Kleine Wesen in mir zu hören ist kein Versagen. Im Gegenteil, ich soll und werde lernen, das immer ernster zu nehmen. Auch in meinem Team arbeiten zwei Frauen mit Kindern und ich möchte auch ein Vorbild sein, das sich nicht kaputt arbeitet oder den Job schmeißt.
Ich kann dich total verstehen! Habe auch erst mit 36 nach vielen Jahren KiWu Zeit mein erstes Kind bekommen. Ich konnte bis zum Ende gut durcharbeiten, habe mir aber die gleichen Gedanken gemacht wie du „was wäre wenn ich jetzt doch schon ausfalle...“
Das wichtigste ist, dass du dir jetzt mal vor Augen hältst was wirklich dein Job ist, was wirklich nötig ist um deine Position auszufüllen. Und bei allem anderen (bei mir war es viel!) an andere zu Deligieren. Ich weiß nicht, was du für ein Typ bist, aber bei mir war das die Schwachstelle. Ich neige dazu die Dinge selbst zu machen, weil ich denke sie werden dann am besten. Dabei muss ich lernen andere anzuleiten es genauso gut zu machen.
Und wenn du das schaffst, dich auf das wesentliche zurück zu ziehen, keine Überstunden zu machen, nichts mehr emotional an dich heran zu lassen,... dann kommst du vielleicht noch um das BV herum. Und wenn nicht - na seis drum. Du hast doch die Position nicht umsonst bekommen, du hast es dir offenbar erarbeitet und genau da wirst du dann auch wieder anknüpfen.
Und ja, dieses leidige Dilemma, dieses Gefühl weder Job noch Familie gerecht zu werden, das hat man dann leider permanent. Also gewöhn dich schonmal dran ;-/
Ungelogen, ich habe letzte und nächste Woche ordentlich frei geschaufelt und genau nach diesem Prinzip sehr viele Treffen abgesagt und Aufgaben abgegeben (Eben nach dem Termin bei der Ärztin).
Du sprichst mir aus der Seele. Das ist möglich! Und ich kann es konsequent durchziehen. Ich muss mich einfach jede Woche und jeden Tag bewusster neu organisieren und bei jeder Aufgabe fragen, ob ich es machen muss. Nun frage ich die Ärztin am Donnerstag, wie ernst sie es meinte und ob es etwas ist, was sie von meinem Stress-Zustand abhängig machen würde...Oder ob es einfach ernst ist und ich all die Selstexperimenten auf die Zeit nach der Elternzeit verzagen sollte.
Danke!
„ Nachteil BV: Angst, versagt zu haben.“
Stell dir die Vorwürfe vor, wenn du versagst, deinem Kind einen sicheren und gesunden Start ins Leben zu ermöglichen. Sorry, aber wir reden hier nicht von ein bisschen ziehen hier und ein bisschen stechen da. Wir reden von vorzeitigen Wehen! In deinem Fall sehe ich da gar keine Alternative ehrlich gesagt...
Der Ernst der Lage ist mir wohl noch nicht ganz klar. Danke fürs Direkt-Sein!
Manchmal reicht halt nicht der Wink mit dem Zaunpfahl, manchmal muss es das ganze Gartentor sein 😉
Schön zu lesen, dass du deine Gedanken zurecht gerückt hast und das nun etwas klarer siehst.
Ich drücke dir die Daumen, dass du bis zum Ende durchhältst 🤰🏼
Wenn du schon mal in so einer Position warst, hast du nach der Kinderplanung noch dein ganzes restliches Arbeitsleben (und das wird noch lang genug sein!) Zeit, wieder in so einer Position zu arbeiten 😉
Ich bin eigentlich nur stille Mit-Leserin, aber deine Frage hat mich bewogen, mich anzumelden.
Ich glaube, du bist dir den Ernst der Lage nicht bewusst. Wie schon geschrieben wurde, ist es nicht nur ein Ziehen, sondern du hast Frühwehen. Noch mal ganz deutlich: Wehen! Dein Körper macht sich bereit, dein Kind zu gebären wenn du nicht einen Gang zurückschaltest.
Sollte dein Kind jetzt kommen, sind die Überlebenschancen gering, wenn überhaupt vorhanden.
Sorry für die Dramatik, aber höre bitte auf deinen Arzt.
Alles Gute.
Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, es ist nicht schön wenn man Wochen lang zwischen Zuhause und Klinik hin und her fahren muss um das Kind(in meinem Fall Zwillinge) auf Intensiv zu besuchen weil sie 10 Wochen zu früh kamen. Mir ging es bis zu einem Kontrolltermin gut. Ging Vollzeit arbeiten (Filialleitung Einzelhandel) , keinerlei Beschwerden. An diesem Tag wurde das erste Mal CTG geschrieben und festgestellt das ich wehen hatte, die habe ich aber nicht gemerkt. Also Überweisung in die Klinik und dann lag ich dort 4 Wochen lang. Dann platzte von einem Zwilling die Fruchtblase und die beiden mussten bei 30+2 geholt werden. Beide erlitten Hirnblutungen und meine Tochter hat dadurch einen Hydrocephalus und eine Cerebralparese und kann bis heute (werden in 2 Wochen 4 Jahre) nicht laufen und benutzt einen Rolli.
Ich kann dir nur raten, schone dich, denk an dein Kind und sorry : scheiß auf die Arbeit
Da gibt es doch einen Mittelweg zwischen 0 und Vollgas. Du nimmst beruflich etwas Dampf raus. Priorisiere, delegiere, schau' was Dich am meisten unter Strom setzt und packe eine Isolierung dazwischen. Dann leistet Du eben nur noch 100% und nicht mehr 150% und es wird trotzdem dicke reichen. Das ist auch eine gute Vorbereitung für die Zeit, wenn das Kind da ist und Du wieder arbeitest.
Grüsse
BiDi
Direkt haben es dir ja schon die anderen gesagt. Ich kann nur aus Erfahrung hinzufügen: das schlechte Gewissen nimmt ab, wenn du im BV bist. Man denkt immer mal wieder dran, aber die meiste Zeit auch nicht. Und man merkt dann erst, was man so alles zu tun hat, so geht es mir zumindest 😅
(ich war in einer 2Mann-Physiotherapie ab Januar tätig und bin seit Mitte April im BV. Schlechtes Gewissen war sowas von da! Mein Chef hätte die Folgewoche Urlaub gehabt, den musste er streichen und hat stattdessen die ersten 3 Wochen locker 50/60Std gearbeitet, um die Patienten abzufangen...)