Kurzarbeit 0 schlägt auf die Psyche

Ich bin seit März letzten Jahres in Kurzarbeit null, und es macht mich krank. Finanziell ist es auch mehr als schwierig.

Arbeitsamt will keine Umschulung bezahlen, ich möchte aber trotz oder gerade aufgrund meines Alters ( Ü50) nicht mehr warten.
Mein Lebensgefährte ist schon Frührentner und lebt von 1000 Euro im Monat, also auch Armutsgrenze.
Ich habe eine erwachsene Tochter, die selbst finanziell nicht gut da steht, sie ist AE und bekommt aufgrund der derzeit nicht gesicherten Kinderbetreuung nur Absagen, Mütter mit Kindern sind anscheinend für den Arbeitsmarkt noch uninteressanter als vor Corona.
Also lebt sie von Hartz IV, etwas was mir auch droht.
Ich habe zumindest einen 450 Euro Job ergattert in einem Supermarkt, aber körperlich schaffe ich das auf gar keinen Fall mehr als 4 Stunden am Tag, ich habe MS und bin dadurch physisch nicht sehr belastbar.
Das zu Hause sitzen macht mich depressiv, ich hab mir jetzt ehrenamtlich was gesucht und helfe Kindern bei den Hausaufgaben.
So, keine Perspektive mehr?
Irgendwer noch Ideen?

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Kannst du die Kinderbetreuung für deine Tochter übernehmen? Dann ist wenigstens einem geholfen.
Was bist du denn von Beruf?

Und ja, Corona ist ein Arschloch 😏

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Ich bin Hotelfachfrau, meine Tochter lebt nicht in der Nähe, uns trennen 600 km.
Aber auch sonst wäre ich ja keine zuverlässige Betreuung, da ich ja wieder arbeiten werde sobald e geht

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Hallo.

Als Hotelfachfrau hättest du doch z. B. beste Chancen auf Jobs an der Rezeption. Sei es in Arztpraxen, Physiotherapeuten, Kliniken usw.
Hast du es in die Richtung schon mal versucht?? Das sind Jobs, die du überwiegend im Sitzen ausüben kannst und körperlich nicht anstrengend wären.
Hast du bis zur Kurzarbeit Vollzeit gearbeitet?

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Was ist denn dein Beruf, was hast du gelernt, in welchem Bereich Berufserfahrung?! Ist das nicht etwas, was man in einer anderen, von Corona nicht so betroffenen Branche, auch benötigt?! Vielleicht kommt du schon mit einem AG-Wechsrl wieder in die Spur?!

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Ah, jetzt lese ich es - Hotelfachfrau. Großer Mist. Das ist natürlich jetzt echt richtig blöd und da wird auch ein anderes Hotel gerade nicht suchen.

Was hast du denn da konkret gemacht?! Lässt sich da was auf andere Branchen übertragen?

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Wenn du Hotelfachfrau bist:

Hast du viel an der Rezeption gearbeitet? Sprichst du Englisch?

Dann würde ich es ohne Umschulung in den Bereichen Empfang und evtl customer Service von Firmen probieren... Du musst dann natürlich in der Bewerbung wirklich top herausarbeiten, wieso du das kannst und willst. Aber da sehe ich definitiv Berührungspunkte...

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Ich denke auch, Kundenbetreuung, Vertrieb, etc. da müsste es ja große Parallelen geben

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Oh, in deinem Text finde ich vor allem meinen Mann, als auch mich selber wieder. Da gibt es so viele Parallelen!
Mein Mann ist Koch in einem gehobenen Hotel-Restaurant und praktisch auch seit einem Jahr in Kurzarbeit Null, wobei er immerhin im Sommer drei Monate arbeiten konnte. Da er ein Arbeitstier ist, ist er durch die Situation auch depressiv geworden. Mittlerweile ist er in Psychotherapie (die Suche danach hat sehr lange gedauert, weil sie in seiner Muttersprache sein muss) und bekommt auch Tabletten. Ihm hat es auch sehr geholfen, dass er einen Minijob als Koch bei einem Lieferdienst gefunden hat, auch wenn es natürlich nicht dasselbe ist. Mittlerweile bekommt er ja auch schon 87 Prozent als Kurzarbeitergeld, das müsste bei dir ja auch so sein. Und den Rest fängt eben der Minijob ab. Auch er wollte sich beruflich umorientieren und die Branche wechseln, weil er keine Perspektive mehr in der Gastro sieht. Doch die Agentur für Arbeit zahlt ihm keine Umschulung, weil er nicht arbeitslos ist. Also wie bei dir.

Ich selber bin keine gelernte Hotelfachfrau, habe aber die letzten Jahre an der Hotelrezeption gearbeitet und mich ebenfalls zum Ende meiner Elternzeit 2018 umorientiert, um dem familienunfreundlichen Schichtdienst zu entgehen. Es hat lange gedauert, ungefähr sechs Monate, aber mein jetziger Arbeitgeber hat genau jemanden mit meiner Erfahrung gesucht. Es ist ein Personaldienstleister, der Empfangskräfte bei Kundenunternehmen einsetzt. Ich habe einen traumhaften Teilzeitjob als Empfangsdame bei einem großen Unternehmen, Mo bis Fr, fünf Stunden vormittags. Familienfreundlich und coronasicher. Ich habe praktisch die ganze Pandemie durch normal gearbeitet (leider natürlich kein Homeoffice möglich).

Also, was ich sagen wollte, was hier schon einige vorgeschlagen haben: Ja, es kann sich auf jeden Fall lohnen, sich als Empfangsdame außerhalb der Hotellerie zu bewerben. Sicher, nach Corona wird das Gastgewerbe wieder boomen, das wurde meinem Mann auch gesagt. Vielleicht hältst du durch und wartest darauf, oder du guckst echt mal nach einem anderen Empfangsjob, denn Hotelfachleute haben gute Chancen. Bei uns hat auch gerade wieder eine neue Kollegin angefangen, die aus dem Hotel kommt.

Ich kann dich also auf jeden Fall echt gut verstehen und drücke dir fest die Daumen, dass du eine Lösung findest oder sich dein Problem bald von selber löst.