Was rechtfertigt die finanziellen Vorteile nach Eheschließung?

Vielleicht gehört die Antwort darauf ja zum Allgemeinwissen aber ich weiß sie nicht. 🤔

Warum werden Ehepartner oft finanziell besser gestellt? Z.B. bei der Steuer... Ich habe zudem heute erfahren, dass ich als Beamte wohl 100€-200€ mehr verdienen könnte, wenn ich meinen Partner heirate. Aber warum bitteschön? Warum werde ich belohnt, wenn ich mich "fest" binde?

Gibt es dafür eine logische zeitgemäße Erklärung?

Das Kinder finanzielle "Vorteile" bringen (bewusst in " ") kann ich nachvollziehen.

Aber was kann das Konstrukt Ehe, was eine liebevolle Partnerschaft nicht kann? Woher kommt dieser Gedanke?

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art 6 absatz 1 Grundgesetz.
„Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.“

hierunter fallen auch finanzielle vorteile. da sowohl ehe als auch familie genannt sind, wird - derzeit - zwischen verheiratet und nicht verheiratet differenziert. durch die ehe entstehen auch umfassende unterhaltsverpflichtungen (unabhängig von den kindern, zb bei alter und krankheit) die durch ihre mehrbelastung eine finanzielle besserstellung in anderen bereichen begründen können.

das wäre die juristische antwort auf deine frage

das ehegattensplitting ergibt sich dadurch natürlich nicht zwingend, der besondere schutz der ehe ist zb auch beim aussageverweigerungsrecht gewährleistet. das ehegattensplitting ist daher gewollte politische entscheidung.

aus meiner sicht nicht nur nicht zeitgemäß sondern erschwert auch die gleichstellung der frau bzw fördert sogar das gegenteil. (theoretisch natürlich auch den mann, durch gelebte soziale strukturen und den auch dadurch bedingten gender pay gap aber de facto mehrheitlich die frauen)

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Sehe ich anders. Warum kann man nicht alle Familienkonstellationen gleichermaßen fördern ( alleinerziehend oder verheiratet?)
Es ist eben so, dass viele finanzielle Verpflichtungen damit einhergehen. Punkt. Wenn ich Dauer Single bin und bleibe muss ich immer nur mich versorgen. Und in den anderen Fällen eben versorgen ich andere mit. Ob Partner oder Kinder. Und ich sorge im besten Fall dafür, dass neue Steuerzahler ausgebildet werden und eben in die Kasse einzahlen. Das sollte definitiv gefördert werden.

Die am schlechtesten finanziell gestellten, sind und bleiben die alleinerziehenden Elternteile. Mit einem Einkommen, wenig steuerlichen Entlastungen, aber den vollen Kosten und der schlechtesten Work life balance werden diese einfach zur Randfigur der Gesellschaft und oftmals auch stigmatisiert. Es ist schwerer wieder in den Beruf zu kommen. Lange Teilzeitarbeit und dafür später geringe Renten. Ich könnte es weiter ausführen. Es gilt nicht für alle, aber eben für sehr viele. Aber gut, es ist eben ein langwieriger Prozess, dass Politiker begreifen, wo es in der Gesellschaft eben Bedarf gibt.

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P.S. Aus romantischer Sicht ist mir bewusst, warum man heiratet bzw. kann ich das nachvollziehen. Aber was haben andere / der Staat von diesem Schritt?

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Was rechtfertigt bei Beamten den Ortszuschlag? :-p
Zu deiner Frage. Ich nehme an, das hat was mit dem besonderen Schutz der Familie zu tun, ob das heute noch zeitgemäß ist, ist eine andere Frage.

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Ortstzuschlag bekommen viele im öffentlichen Fienst, Au h nichtbeamte Nur ist der bei Beamten höher

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Nein, das stammt noch aus der Zeit der Alleinverdiener.

Angestellte in der GKV können ihre Familien kostenlos mitversichern, Beamte müssen sich zum Teil selbst privat krankenversichern und ihre Familien auch, wenn auch zu einem kleineren Teil.
Bei uns (3-Personen, Mann Alleinverdiener) deckt der Familienzuschlag in etwa die Beiträge zur PKV von unserem Sohn und mir.

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Die Regelung stammt meines Wissens nach aus einer zeit, bei der eine heirat üblicherweise der start in eine familiengründung war und dass man mit Kindern mehr geld braucht und es nicht schlecht ist, vorher schon ein bisschen was ansparen zu können, liegt auf der hand.

Heutzutage zieht das Argument nicht mehr und man könnte überlegen, davon wegzugehen und Steuererleichterungen bspw. An kinder zu knüpfen.

Aber mehr geld gibts als beamter ja dann auch mit jedem kind noch mal.

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In Kürze ist Bundestagswahl.
Es gibt ein paar Parteien, die sich genau die gleichen Fragen stellen wie du und z.b. für die Abschaffung des Ehegattensplittings sind.
Also ich will damit sagen, deine Frage ist durchaus auch politisch.

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Und wenn du Kinder bekommst, gibt es pro Kinder nochmals mehr Geld.

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Es gibt keine zeitgemäße Erklärung für die Besserstellung von Verheirateten. Das kommt alles aus der Zeit, als ein Ehepartner (die Frau) mit der Eheschliessung ihre Wirkungsstätte auf Heim und Kinder verlegt hatte und der Mann fortan mehr Geld verdienen musste um das zu finanzieren.

Ob „Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung“ eine finanzielle Bevorzugung der Ehe zwingend macht, wage ich zu bezweifeln. Das ist einfach olles 50er Jahre Zeugs, das zudem noch dem Weltbild der Kirchen Rechnung trägt und deshalb (solange die Mehrheit im Bundestag noch fest an der Seite der Kirchen steht) nicht durch etwas ersetzt wird, was der aktuellen Lebensrealität eher entspricht.

Grüsse
BiDi

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Was heißt hier: " Das kommt aus einer Zeit..." ?
Mein Mann und ich (beide studiert) machen das genau so. Während ich mich daheim um unsere 8 Kinder kümmere, verdient er das Geld.
Er hätte auch kein Problem damit daheim zu sein und mich arbeiten zu schicken.

Das hat mit "ollem 50er Jahre Zeug" nichts zu tun, sondern damit, dass wir 8 Kinder haben und so nicht beide arbeiten gehen können. Ich bin daheim gut beschäftigt und hätte keine Zeit über, um arbeiten zu gehen.

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Hi!

Ich denke nicht, dass du dich angegriffen fühlen musst, Familien wie Ihr seid damit nicht gemeint.

Gemeint ist die Zeit, wo die Hausfrauenehe Standard war und die Frau sogar die Erlaubnis des Mannes brauchte, wenn sie arbeiten wollte. Ich bin jetzt 40 und bin noch in einer Gegend aufgewachsen, wo die Mehrzahl der Frauen zu Hause blieb. Mehr als drei Kinder hatte aber kaum jemand. Kindergarten ging ab dem 3. Lebensjahr los in der Zeit von 8 bis 12 Uhr. Hort Betreuung gab es nicht.

Und ich habe in der Familie mitbekommen, wie sehr es eine Frau in die finanzielle Abhängigkeit vom Mann bringen kann, dass aus Angst vor dem gesellschaftlichen und finanziellen Statusverlust in lieblosen Ehen ausgeharrt wird und wie schwer der berufliche Wiedereistieg nach 20 Jahren Pause ist. Stichwort Altersarmut. Private Rentenversicherungen hatte damals niemand.

Das ist nicht zu vergleichen mit heute, wo Scheidungen normal sind und es umfangreiche Programme zur beruflichen Wiedereingliederung gibt.

Heute kann man sich, wie Ihr, aus freien Stücken für so ein Modell entscheiden. Früher war das, zumindest in Westdeutschland, der Standard.

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Abgesehen vom Grundgesetz in dem der besondere Schutz geschrieben steht, sind sich Ehegatten zum gegenseitigen Unterhalt verpflichtet. Bspw. nach Trennungen, etc. Eheliche und nichteheliche Kinder sind gleichgestellt, was gut ist. Aber wenn ein verheirateter Mann sich z.B. trennt, ist er seiner Frau zum Unterhalt verpflichtet. Man hatte im Vorfeld die Vergünstigung, dann ist man halt später auch verpflichtet und vorrangig vor der Gemeinschaft verpflichtet für den Lebensunterhalt zu sorgen.

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Der Mehrverdiener ist dem weniger verdienenden zu Unterhalt verpflichtet, nicht per se der Mann der Frau.

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Danke, es sagt schon alles über die Gleichberechtigung aus dass es meist umgekehrt ist.
Wenn keine Kinder da sind, muss auch der der nicht arbeitet, sich schnellstmöglich einen Job suchen da er kein Recht auf Unterhalt hat.
Und wenn Kinder älter als 3 sind, ist der nacheheliche Unterhalt auch zeitlich begrenzt wenn überhaupt zu zahlen.
Meine Schwester hat sich getrennt nach 20 Jahren Ehe, die Kinder 16 und 14.
Sie hat nur im Trennungsjahr Unterhalt bekommen für sich und das waren auch nur 200 Euro da der Rest für die Kinder die Vorrang haben, weg ging.
Ihr Ex musste schon über 1000 Euro KindesUnterhalt zahlen, er verdient 2500 netto, da blieb bis zum Selbstbehalt nicht mehr viel für die Frau.
Oder mein Arbeitskollege, vier Kinder mit drei Frauen, immer geheiratet u d wieder geschrieben.
Der kann sich nicht mal den Unterhalt für die Kinder nach Tabelle leisten, selbst wenn man die geringste Stufe zu Grunde legt.
Die Kinder bekommen ja, je älter sie werden einem mehr Unterhalt, er hat aber netto nur 2800 Euro, davon gehen 1600 an die Kinder u d es ist eine Mangelfall Berechnung.
Den Großen die älter als 12 sind würden über 600 zustehen, den Jüngeren die auch mittlerweile 6 sind mindestens 400.
Diese Summen können meist nur bezahlt werden wenn es um Unterhalt für ein oder zwei Kinder geht und selbst dann bleibt für die Exen nichts mehr.

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Nichts, es ist 50er Jahre Muff, als Frauen aufhören mussten zu arbeiten wenn sie geheiratet haben und keine Erlaubnis des Ehemanns bekamen.
Da musste ja irgendwas als Ausgleich her.
Die Ehe dient nur dazu im Scheidungsfall die finanziellen Risiken auf den einzelnen zu übertragen.
Ich würde eh nie heiraten und auch niemals einen Partner wollen der ein Kind als Anlass nimmt Jahrelang zu Hause zu bleiben.