Hallo in die Runde!
Ich bräuchte bitte einen Rat. Beim Sachverhalt muss ich etwas ausholen. Aber vllt ist hier der ein oder andere Arbeitgeber dabei, der auch seine Sicht der Dinge darlegen könnte.
Wir, 4 Kolleginnen, haben gemeinsam vor etwas mehr wie 10 Jahren in einem neu gegründeten Büro unseres Arbeitgebers angefangen, im Abstand von einigen Monaten. Die 1. Kollegin, Fachwirtin, hat die Grundsteine für die Büroorganisation gelegt. Seit dem wir dort arbeiten, läuft alles in Eigenverantwortung. Mit und durch unser Fachwissen.
Die Arbeit macht Spaß, es gibt oft Herausforderungen, die wir meistern, und wir bilden uns weiter. Jede Kollegin ist Ansprechpartner für die andere, der Chef selbst wäre alleine nicht in der Lage, das Büro zu führen, wir haben irgendwann aufgegeben, ihm zu erklären, wie die Basis strukturiert sein muss. Aber im Grunde ist es ein gutes Arbeitsverhältnis untereinander.
Da wir auch sämtliche Rechnungen schreiben, sehen wir natürlich auch den Umsatz. Der Jahresumsatz liegt mittlerweile im 7stelligen Bereich, und dadurch, dass unser AG die Aufträge "reingeholt hat" (mittlerweile ist der Bereich ein Selbstläufer) , wir diese von der Vor-Endbearbeitung in Eigenregie inne hatten, können wir davon ausgehen, dass wir am Umsatz des Unternehmens nicht unschuldig sind. Noch heute verlässt sich unser AG blind auf uns und hat sich, meiner Meinung nach, fachlich nicht wirklich weiterentwickelt. Ich denke, wir waren einfach zu selbstständig, als das er "musste". Ja, er ging davon aus, dass es so, wie es lief, selbstverständlich war. Wir 4 Kolleginnen brachten aus der Vergangenheit Berufserfahrungen mit und nein, so wie es in diesem Büro war und lief, war es eben keine Selbstverständlichkeit.
Im Dezember stellte er eine neue Kollegin zu unserer Unterstützung ein. Aufgabengebiete: uns unterstützen in Abarbeitung von geschlossenen Verträgen. Sie ist jedoch fachlich nicht so breit aufgestellt, kommt oft, fragt oft, macht auch einiges falsch. Alles kein Problem, wir klären das, sprechen uns ab. Wie immer eben, sie ist eingebunden.
Nun hat unser AG ein weiteres Büro nebst den dortigen Angestellten übernommen. Er hat von Anfang an gesagt, dass es fachlich nicht auf dem selben Niveau ist wie wir sind. Aber eine von uns musste unterstützend dorthin, da vieles dort schief lief. Dazu kam, dass wir uns alle nie vorgestellt wurden. Nunja, ich war dann diejenige, die sich der Chef zur Unterstützung der neuen Kolleginnen rausgesucht hatte. Ich wüsste auf allen Fachgebieten Bescheid und wäre damit die perfekte Ansprechpartnerin und Hilfe.
Es war ein Chaos. Ich muss sagen, es sind sehr junge Kolleginnen ohne Berufserfahrung. Aber dieses Büro war ein einziger Haftungsfall... Ich war die 4 Monate damit beschäftigt, dort Schadenbegrenzung zu betreiben, meine eigenen Vorgänge mussten meine Kolleginnen im alten Büro mit tragen. Null Unterstützung vom Chef. Wie oft habe ich das Gespräch gesucht und geführt, um die Probleme aufzuzeigen und Änderungsvorschläge gemacht. Wie oft habe ich von Chefs Seite gehört, dass er selbst nicht weiß, wie man das am besten händelt... Ergebnis gleich Null! Mein AG wollte eigentlich darauf hinaus, dass ich dort bleibe. Ich wollte, und konnte, mir das einfach nicht vorstellen und ging dann auch ins alte Büro, zu meinen alten Kolleginnen, zurück. Das ist ca. 4,5 Monate her.
Nun ist es ganz blöd gekommen. Schlagartig. Eine Kollegin des neuen Teams hat erzählt, was sie verdient. Einfach so in den Raum geworfen. Diese Kollegin macht die Telefonannahme und öffnet/stempelt die Eingangspost. Und hat einen höheren Stundenlohn als meine alten Kolleginnen und ich, die Fachwirtin ausgenommen. Eine Information, die man eigentlich nicht WILL. Gut, die Kröte war geschluckt, sie hat bei ihrem alten AG eben besser verdient und die Verträge wurden übernommen. Als neuer AG das Gehalt nach unten anzupassen, naja ist auch nicht richtig...
Jedoch kam fast zum gleichen Zeitpunkt noch raus, Chefs Fehler, dass die neue Kollegin, die im Dezember eingestellt wurde, 2tsd EUR brutto mehr bekommt von unserem AG wie 2 meiner alten Kolleginnen und ich. Und sie liegt sogar noch über der Fachwirtin. Ohne Titel, mit deutlich weniger Berufserfahrung wie wir (23 Jahre, 28 Jahre, 30 Jahre, sie hat 5 Jahre), ohne breitgefächertes Fachwissen. Im Endeffekt liegen wir Alteingesessenen mit allem was wir eingebracht haben und einbringen mit unserem Gehalt ganz weit hinten. Und das in 10 Jahren ohne eine einzige Gehaltserhöhung oder Anpassung. Ohne 13. Monatsgehalt. Ohne jeglicher Form von Anerkennung in finanzieller Form. Das sehenden Auges durch unseren AG, der natürlich seine Zahlen kennt. Vor der Tür stehen mittlerweile Porsche und Tesla...
Mir geht es im Moment auch garnicht um das Geld oder die Differenz. Meine neue Kollegin bekommt das ja nicht, um ums zu ärgern, sie weiß ja auch garnicht, was wir verdienen. Was mich ärgert, demütigt ist der bessere Ausdruck, dass der AG dies alles wissentlich macht. Er weiß, dass seine neuen Mitarbeiter mehr verdienen (wie gaga, ich geh in dieses neue Büro, um sie anzulernen, sind 5 neue Kolleginnen dort, und die verdienen noch mehr wie ich, und ich muss ihnen den Beruf erklären ), und tut nichts, um unsere Gehälter anzuheben. Nichts! Stellt die neue Kollegin im Dezember ein, wohl wissend, dass ihr Brutto sogar über dem der Fachwirtin liegt.
Der Clou ist, dass ich ihn in einem unserer Gespräche, muss im April gewesen sein, gebeten habe, ohne irgendein Wissen, dass ich heute habe, die Gehälter der "alten" mal zu prüfen, ob das "alles noch so passt". Ich weiß den genauen Wortlaut nicht mehr. Er dachte aber, ich will direkt auf ein Gehaltsgespräch raus und kam direkt mit einem Gegenargument, worauf hin ich aber schon gleich entgegnen konnte. Er lenkte dann sofort ein und sagte nur "ich weiß ja, ich weiß ja". Ich war allerdings auf ein solches Thema selbst nicht vorbereitet und bat dann nur nochmal drum, dass er sich die Zahlen ansieht. Hat er mir zugesichert, passiert ist es offensichtlich nicht. Vor dem Hintergrund, dass er da ja wusste, das alle neuen Kolleginnen mehr verdienen, und er aber direkt mit einem Gegenargument kam, bin ich noch mehr getroffen.
Meinerseits denke ich, ich hab einen Job, den ich liebe und der krisensicher ist, ein Büro, was ich von Anfang an unterstützt habe, gute Kollegen. In den ganzen 10 Jahren gabs noch nie eine schlechte Zeit mit dem Chef. Nur jetzt, so im Nachhinein, denke ich, das er uns und unseren Nutzen nicht für voll genommen hat. Vom Erfolg verwöhnt sozusagen.
Auch gab es für keine der Kolleginnen zum 10. Jubiläum sozusagen eine Gratulation. Geburtstagswünsche kommen so gut wie garnicht vor.
Tja, jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen. Ich fühle meine Arbeit und ja, damit mich, nicht wertgeschätzt. Ich bin noch nicht sachlich und stehe noch auf der emotionalen Ebene. Ehrlich gesagt fühle ich mich verraten. Und ich bin sicher, dass der AG auch nicht 3 Angestelltengehälter und 1 Fachwirtgehalt aufstocken wird und uns somit mit allen Neuen gleich oder sogar besser stellt.
Was ist die Konsequenz?
1.
Ich kann meine Klappe halten, wir können die Klappe halten, aber die Motivation und das Betriebsklima werden leiden. Und ich ehrlich gesagt auch, weil die Gehaltsdifferenz mir weh tut, da es hier nicht um 1,- EUR mehr Stundenlohn geht.
2.
Ich suche das Gespräch. Ohne dem AG zu sagen, was ich weiß. Jedoch bin ich überzeugt, dass er an das Gehalt der neuen Kollegin nicht rangeht. Dh., bietet er mir zwar eine Erhöhung, die deutlich darunter liegt, werde ich trotzdem gekränkt sein.
3.
Das Gespräch gemeinsam mit den alten Kolleginnen und dem AG führen. Auch ohne zu sagen, was wir wissen. Einfach, damit er wertfrei mit uns spricht und seine Vorstellung äußert, wie er sich die Gehälter zukünftig vorstellt bzw er sich vorstellen kann, die/unsere Gehälter zu erhöhen. Und im Grunde würden wir uns hier ja neu bewerben...
4.
Es gibt keine Erhöhung. Bleibe ich gekränkt zurück. Oder kündige ich. Weder das eine noch das andere.
Ich stehe völlig ungewollt vor einer Entscheidung, die mein weiteres Berufsleben verändern kann. Und sehr wahrscheinlich auch wird. Ich bin mit der gesamten Situation überfordert.
Wer hat ähnliches erlebt und kann sich in die Situation versetzen? Wer ist Arbeitgeber und kann mir das ein oder andere aus AG-Sicht verdeutlichen, oder sagen, auf was es ihm beim Gehaltsgespräch ankommt/ankommen würde?
Vielen Dank! 004
Ps. Die Differenz kommt nicht durch eine andere Stundenanzahl zusammen. Die Wochenarbeitszeit ist gleich.
Ungleichbehandlung bei Gehältern
wieso habt ihr nie Forderungen gestellt? kein AG in Deutschland erhöht die Löhne freiwillig und wenn er keine Ahnung hat, schon gar nicht
Ihr habt alle 4 in 10 Jahren nicht ein einziges Mal mehr Gehalt gefordert?
Oder nur du nicht?
Es fällt mir schwer, das zu glauben.
Ich stimme den Vorrednerinnen zu. Stellt euch auf die Hinterbeine und fordert mehr Gehalt.
Nicht vergessen, euer Gehalt ist in zehn Jahren nicht gleich geblieben, sondern gesunken (Inflation).
Wichtig: hängt die Gehaltsverhandlung nicht an XY verdient X€. Ihr wisst was XY verdient, euer Chef auch. Das sollte nicht euer Argument sein.
richtig, unter keinen Umständen gibt man zu erkennen, dass man das Gehalt von anderen kennt. Das wirkt einfach nur eingeschnappt.
Den Chef trifft doch keine Schuld, dass ihr keine Gehaltserhöhung bzw Anpassung bekommt wenn ihr nicht danach fragt. Wenn Chef kommt doch nicht einfach auf euch zu und verteilt Geld.
Was die anderen verdienen, ist für euch auch egal und nicht Grundlage einer Gehaltsverhandlung. Warum willst du mehr Geld? Weil die Kollegin mehr verdient? Dafür gibt es sicher keine Anpassung. Du musst DEINE Leistung verkaufen. Was du für das Unternehmen erreicht hast, was durch deine Arbeit besser läuft.
Und noch was... Umsatz ist nicht Ertrag! Ein Unternehmen mit mit weniger Umsatz kann höhere Erträge haben als ein Unternehmen mit siebenstelligem Umsatz.
Hi,
Ich ha e nicht ganz zu Ende gelesen, aber: Dann wird es Zeit, dass ihr, bzw. Du für dich mal in die Offensive gehst. Wenn es ein umsatzorientiertes Unternehmen ist, würde ich da auf eine Gehaltserhöhung + Bonus orientiert am Firmenumsatz/Gewinn abzielen.
Zur Einordnung: Verdient die Kollegin 2T im Monat mehr oder im Jahr?
Ich bin weder Arbeitgeber, noch arbeite ich im Büro und kenne mich mit solchen "Problemen" aus.
Ich würde ganz logisch rangehen:
Du solltest dir überlegen ob nur DU mehr Gehalt möchtest oder ob du deine alteingesessenen Kolleginnen mit einbeziehen möchtest. Überleg am besten ganz genau, ob es nicht möglich ist, dass deine alten Kolleginnen zwischenzeitlich doch ihr Gehalt nach oben verhandelt haben.
Wenn du zu 100% sicher bist, dass auch bei ihnen in den letzten Jahren keine Anpassung vorgenommen wurde, dann setz dich mit ihnen zusammen und macht gemeinsam einen Plan und sammelt Argumente. Falls nicht, dann tu dies für dich allein. Wahrscheinlich fährst du so ein besseres Ergebnis ein als im Pulk.
Welche Höhe der Gehaltsanpassung willst du?
Gibt es Alternativen, z.B. Reduktion der wöchentlichen Arbeitszeit, 2 Monate bezahlter Urlaub einmalig, sonstige relevante Leistungen (Dienstwagen, was weiss ich).
Ich will dir nicht zu nahe treten, aber eins solltest du daraus lernen: du und deine alt eingesessenen Kolleginnen, ihr habt euren Wert einfach nicht richtig erkannt und dann einfach nicht richtig verhandelt. Ja, dass der AG von sich aus nicht mal ne jährliche Inflationsanpassung angeboten hat ist erschreckend, aber was erwartest du von einem AG.
Als du in das neue Büro beorderst wurdest war der richtige Moment mal zu fragen, was das denn jetzt bedeutet? Mehr Verantwortung, Zusatzaufgaben, Karren aus dem Dreck holen - kostet! Hast du verpasst.
Es bleibt dir jetzt nur Nr. 2
Zum Chef gehen und sagen: So, mit 4,5 Monaten Abstand sieht das für mich so aus, als sei das neue Büro prima eingearbeitet. Da hab ich ja ganze Arbeit geleistet. Jetzt haben wir also expandiert und ich gehöre zu den Wissens- und Leistungsträgerinnen. Und vermutlich hätte ich das viel früher tun sollen: aber jetzt müssen wir wirklich mal dringend über mein Gehalt sprechen. Vermutlich wissen Sie ja auch, dass mein Gehalt absolut nicht meinen Kenntnissen entspricht. Ich merke ja auch, dass ich am Markt auch
für andere AGs interessant wäre.
Und dann muss sich da eben mal richtig was tun. Und da würde ich mich auch nicht abspeisen lassen. Das muss sich alles nicht in dem Gespräch klären. Im Gegenteil würde ich den Chef da erstmal
mit den Worten allein lassen, er könne sich ja in Ruhe mal Gefanken machen, was er dir anbieten möchte.
Und ansonsten: Mal bewerben und den Marktwert an anderer Stelle testen!
Ihr habt schlecht verhandelt bzw 10 Jahre gar nicht. Mehr fordern, wenn es das nicht gibt, gehen.