Fernstudium mit mehreren Kindern bewältigen (Heilpädagogik oder soziale Arbeit)

Hi Zusammen,

ich würde mich über Antworten freuen von Elternteilen, die neben den Kindern ein Fernstudium bewältigt haben und von Elternteilen, die Erfahrung haben mit dem Studiengang Heilpädagogik oder soziale Arbeit.

Zu mir: Ich bin Mitte 30 und wir basteln derzeit am 3.Kind. Das 2. Kind wird noch komplett zu Hause betreut (arbeite im Home Office). Dies wird auch noch ca. 1 Jahr so sein. Auch im Falle eines 3. Kindes wird dieses frühestens mit 2,5 in eine Fremdbetreuung kommen. Allerdings kann ich einen Tag pro Woche auf die Schwiegereltern zugreifen.
Ich hab einen höheren kaufmännischen Abschluss mit anspruchsvoller Weiterbildung 2012. Allerdings ist es NICHT mein Traumberuf. Und je mehr ich als Mutter zu Hause war, desto mehr merke ich, wie wenig ich in den Job zurück will (bisher noch Teilzeit).
Ich überlege tatsächlich komplett neu anzufangen.
Am liebsten würde ich mit Behinderten arbeiten!! Ich selbst hab auch einen behinderten Bruder und weiß, dass dies ein Knochenjob ist, der viel Geduld braucht. Ich kann gut mit Menschen und ich denke das ist meine Erfüllung! Immerhin hab ich doch noch einige Jahrzehnte vor mir, daher lohnt sich evtl. der Schritt.
Ich hab allerdings noch nicht so recht rausgefunden, welches der richtige Studiengang wäre.

Generell: denkt ihr, es ist machbar mit 2 oder 3 kleinen Kindern, teilweise noch ganz zu Hause, ein Fernstudium zu bewältigen?
Ich hab gesehen es gibt Vollzeit und Teilzeit, wobei ich noch keine Ahnung habe, wie hoch der Zeitaufwand bei Vollzeit wäre...
Ich glaube wir würden es evtl. hinbekommen, dass ich so lange nicht arbeite... Aber so ein Fernstudium kostet ja auch 5stellig.

Kann mir Jemand auch Erfahrungen aus dem Bereich mitteilen, wer hat sowas studiert und arbeitet nun mit Behinderten? Welche Wege kann man mit dem Studium einschlagen?
Ganz optimal wäre eigentliche eine Ausbildung zum Heilerzieher, aber zwecks Kinderbetreuung geht das nicht... Und will ich nicht.

Was auch noch dagegen spricht, ist die Verdienstaussicht. Kennt sich da Jemand aus?
Vor den Kindern hatte ich 4500 Euro brutto, allerdings ist das einige Jahre her, mittlerweile wäre es sicher höher....
Ich denke dahin komm ich trotz Studium danach nicht mehr in dem Bereich...

Ich freue mich über jegliche Einwände und Erfahrungen!
Bin gerade total durcheinander....

Danke!!!

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Hey,

ich hab ein Fernstudium ohne Kind angefangen und mit Baby/Kleinkind beendet. Habe es Vollzeit "nebenbei" gemacht. Der Tag, als ich alles alles fertig hatte, hat sich komisch angefühlt. Keine Verpflichtung mehr. Kein "an dem Tag kann ich lernen". Einfach mal FREI <3

Ich habe überlegt noch einen Master zu machen, lasse es aber solange meine beiden Kinder noch so klein sind (5 und fast 2). Denn es frisst schon sehr viel Zeit. Auch in Teilzeit könnte ich es mir derzeit nicht vorstellen. Jeden Abend lernen, der Alltag besteht aus Zeit zum lernen freischaufeln. Das kann man ja auch nicht mal eben so 30 Minuten machen.Da muss man sich ja auch mal größere Zeitfenster frei machen, um wirklich in den Stoff rein zu kommen.

Ich hab damals Teilzeit gearbeitet und an freien Tagen gelernt, während der große in der Krippe war. So ganz nebenbei mit Kind zuhause oder sogar mehreren - never ever.

Unterm Strich muss man sagen, es gibt sicherlich Leute, die das schaffen. Du musst selbst wissen, ob dir der Zeitverlust mit deiner Familie das wert ist. Denn der Tag hat nur 24h und alles, was du fürs studieren brauchst, fehlt dir an Zeit mit der Familie, mit dem Mann, für dich. Ob die Rechnung für dich aufgeht, kannst nur du entscheiden.
Mir war und ist es momentan das ganze nicht wert.

Falls du es dennoch machen willst, kann ich dir die IU empfehlen (ehemals IUBH). Die Unterlagen sind sehr gut aufbereitet und man kann dann wirklich schnell ins lernen für eine Klausur übergehen und muss sich nicht vorher alles mühsam selbst erforschen.
(ich zahle das Studium auch die nächsten Jahre noch ab, hab über die KfW finanziert)

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Dem ist nichts hinzuzufügen.

Ich habe mein Präsenzstudium (Dipl Pädagogin - arbeite heute mit MmB) in Vollzeit neben den Diensten in der Pflege gemacht und ein paar Jahre später einen Fernlehrgang über 2 Jahre zum Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen.

Jetzt habe ich zwei Kinder (2 Jahre und 3,5 Monate). Nie nimmer nicht würde ich da nochmal studieren. Ich plane noch eine Gesprächsausbildung, aber die mache erst erst wenn die Kids grösser sind.

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Hallo!

Zum Thema Gehalt: Guck mal wie die Stellen ausgeschrieben sind, welche für Dich interessant wären. Es gibt Tabellen für den öffentlichen Dienst, oder Kommune idR. im Bereich 9 für soziale Tätigkeiten mit Studium. Mit ca. 3300,- Euro brutto bei Vollzeit wärst Du deutlich unter deinem bisherigen Verdienst.

Ohne Kita/Betreuung ist studieren ziemlich unmöglich. Es braucht Zeit und Ruhe, um die vielen Texte zu lesen, für Prüfungen zu lernen und Hausarbeiten zu schreiben.

Aber wenn Du absolut willst: such Betreuung
und los. Allerdings würde ich eher eine Uni mit
Präsenz auswählen. Die Kontakte zu anderen Studierenden machen viel aus. Lerngruppen bilden, Diskussionen über die Inhalte, in der Bücherei arbeiten können, wären für mich relevant. Alleine vor dem Stoff sitzen finde ich schwieriger.

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Ich habe zwar nicht mit Kindern studiert. Aber berufsbegleitend. Also ich habe vollzeit gearbeitet und nach Feierabend und am Wochenende studiert.
Das ist schon sehr anstrengend und man muss sehr gut organisiert sein und sich immer wieder selbst motivieren. Insbesondere wenn man viel im Fernstudium macht und kaum feste (zwingende) Termine wie Pflichtveranstaltungen/ Anwesenheitspflicht hat.
Viele meiner Kommilitonen haben abgebrochen.
Andere haben ihre Arbeitszeit reduziert.

Kinder zuhause sind ja kein vollzeit-job mit 8 h Arbeitszeit, sondern ein vollzeit-vollzeit-job mit 24 h Arbeitszeit.
Also nochmals um einiges heftiger als es bei mir der Fall war.
Ich glaube, dass mit einem Tag pro Woche Betreuung durch die Schwiegereltern, du nicht hinkommen wirst. Da wirst du viel mehr Zeit brauchen.
Oder, wenn die vom Studium so flexibel sind, dann kannst du es vielleicht so legen, brauchst dann aber anstatt 3 Jahre 6 Jahre oder so.

Ich würde zuerst bei der Uni anfragen, was die an wöchentlichen zeitbedarf rechnen.
Und dann schauen, wie du das mit der Kinderbetreuung hinbekommst.

Sich weiterbilden finde ich immer gut. Insbesondere wenn dir dein aktueller Job keinen Spaß macht.

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Vielen Dank für eure tollen Antworten!

Ich hab die ganze Nacht kaum geschlafen, weil ich mir so den Kopf zerbreche.
Meine Weiterbildung damals hab ich auch neben einem Vollzeitjob gemacht. D.h. 40 bis 50 Std Arbeit pro Woche, 2x abends und samstags also 3x pro Woche Unterricht und zu Hause lernen. 2,5 Jahre, das war auch ziemlich heftig aber machbar. Aber da hatte man halt die Sonntage zum lernen, mit Kindern fällt das ja eigentlich weg.... Da will man ja schon was mit der Familie machen. Und daher hab ich schon Respekt davor.

Präsenz-Uni geht übrigens nicht, da müsste ich zur nächsten mind. 2 bis 3 Std Fahrt PRO Strecke rechnen von hier aus. Möchte ich aber auch gar nicht, wenn ich tägliche Betreuung hätte, würde ich eher eine neue Ausbildung wagen, aber das müsste ja eine Ganztagesbetreuung dann sein. Das kommt für uns persönlich nicht in Frage.

Naja ich muss nochmal drüber nachdenken bzw über Alternativen nachdenken.
Ganz lieben Dank!!

Liebe Grüße

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Du betreust aktuell zwei Kinder zuhause und das noch zusätzlich zum Homeoffice? Ist meiner Meinung nach beides nicht vernünftig möglich.
Und dann möchtest du zusätzlich noch studieren? Keine Chance.

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Guten Morgen

Nein,ein Kind ist morgens im Kindergarten , das andere noch zu klein. Es läuft sehr gut so für mich, aber im Falle des Studiums zusätzlich würde ich den Job wohl schmeißen und das Studium zum Job machen. Ist zwar nicht sehr vernünftig aber wir würden es stämmen

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Hallo,

entschuldige, aber ich muss ein bisschen schmunzeln. Im Sozialen Sektor wirst Du nur in absoluten Ausnahmefällen annähnernd an Dein früheres Brutto kommen, und das NICHT in der Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigungen.

Solltest Du Dich also für ein neues Studium entscheiden wollen, dann bitte nicht wegen des Geldes.

Zur Vereinbarkeit:
Ich studiere gerade neben dem Job in einem kompletten Fernstudium den Master in Sozialer Arbeit, der Bachelor war in Präsenz. Und ich empfehle Dir, zumindest ein Kombistudium zu wählen. Gerade Soziale Arbeit lebt von Diskussion, Austausch, Reflexion - auch zur eigene Psychohygiene.
Im Fernstudium brauchst Du wahnsinnige Selbstorganisation und intrinische Motivation. Beides fällt mir gerade etwas auf die Füße und erschwert mir ein gutes Vorankommen. Zudem will zu Hause ständig ein Kind etwas von mir - oder der Mann oder die Küche oder der Garten ... ich wäre lieber in einem Seminarraum und müsste mich dann zwangsläufig konzentrieren.
Und bedenke bitte das mehrere Vollzeitpraktika (eins davon ca 20 Wochen) verlangt werden, kannst Du die Kinderbetreuung da abdecken?

Wenn Du das kannst, auch bei kranken Kindern, wenn Dir der geringe Verdienst nichts ausmacht, Du Dich gern mit Büchern und Skripten beschäftigst und nur wenig Austausch brauchst - nur Mut! Fernstudium hat auch Vorteile.

Alles Gute

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Danke für die Antwort.
Natürlich mach ich es nicht wegen dem Geld,aber daran denken tut man trotzdem. Es ist ein Herzenswunsch von mir und keine Geldfrage.
Das mit dem Praktikum ist klar und sollte lösbar sein.
Aber alle anderen Einwände sind schon richtig...Ich zweifle sehr aber andererseits denke ich,wenn nicht jetzt wann dann? In ein paar Jahren,wenn alle Kinder mindestens morgens aus dem Haus sind, mach ich es vermutlich auch nimmer...keiner wird jünger...
Quer einsteigen als Sozialassistent (Umschulung)wäre evtl noch was,aber ich nehme an,dann verdient man echt kaum was....

Dir drücke ich die Daumen für deinen Master!!

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PS
Übrigens denk ich langjährige Berufserfahrung in einem kaufmännischen Sektor davor kann auch ein kleines Sprungbrett sein. In meinem Bekanntenkreis hat Jemand mit 40 nochmal neu angefangen und Sozialpädagogik studiert. Nun wenige Jahre später ist sie oberster Geschäftsführer der Lebenshilfe mit zig Standorten im ganzen Landkreis