Hallo Ihr lieben,
Ich benötige mal eure Meinung, da ich etwas Hemmungen habe und mein Umfeld klar Stellung bezogen hat.
Ich bin erst seit kurzem in einem Unternehmen und habe mich Anfang Oktober dazu entschieden direkt wieder zu kündigen in der Probezeit.
Hintergrund: Ich werde aufgefordert Dinge zu tun, die teils Grauzone sind aber eben Teils auch absolut gegen das Gesetz.
Mein Chef ist nur Geschäftsführer und die Inhaber sind nicht präsent. Er genießt aktuell ihr Vertrauen.
Er knappst sich monatlich u.a. einiges an Geldern ab und spannt Mitarbeiter für Privattätigkeiten ein, sodass sie knapp 50% ihrer Zeit für extern arbeiten. Sobald jemand etwas dagegen sagt wird er von ihm systematisch gemobbt und runtergeputzt. Bei den "alten Hasen" traut er sich das nicht, da die mit den Inhabern auch privat sehr gut gestellt sind.
Für mich war klar, ich mache da nicht mit und habe mir was anderes gesucht. Ende des Monats endet mein Anstellungsverhältnis offiziell und ich arbeite ab 01.11. für eine neue Firma.
Ich überlege nun, ob ich die Inhaber darauf aufmerksam machen soll, dass sie eventuell mal die Bücher prüfen sollen. Das offensichtlichste wird dabei direkt sein, dass er sich mehr als das vertraglich ausgemachte Gehalt überweist. Aber 90% seiner Handlungen sind in den Dokumenten nachweisbar und einige auch in großem Maße strafbar. Die Buchhalterin hat deswegen auch schon gekündigt weil sie damit keine Probleme bekommen wollte.
In meinem Arbeitsvertrag steht drin, dass ich an externe keine Informationen rausgeben darf. Die übliche Klausel. Aber die Inhaber sind ja nicht "Extern" auch wenn sie nie im Unternehmen sind und im Grunde nur Anteile an der Firma haben.
Mein Exchef ist natürlich nicht dumm und wird sich denken können woher die Infos kommen, wenn die Inhaber nachforschen.
Da er aber versucht die Firma als bankrott darzustellen um sich mehr Anteile zu sichern (er will sie denen abkaufen) überlege ich ernsthaft etwas zu sagen.
Wie würdet ihr meiner Meinung nach handeln?
Chef handelt in vielen Bereichen illegal. Was soll ich tun?
Die Inhaber handeln nicht unternehmerisch klug, wenn sie sich nicht einmal den Jahresabschluss anschauen... Aber das ist deren Baustelle, nicht deine.
Ich würde mir was anderes suchen, kündigen und gehen. Ende. Du hast deinen Job gemacht, sie ihren aber nicht. Deren Risiko, deren Problem.
Da hast du aber echt Glück, dass du so kurz vor deinem Mutterschutz einen neuen Arbeitsplatz geunden hast.
Du warst nur ganz kurz in der alten Firma und hast schon mitbekommen, dass der GF sich monatlich Geld "abknappst" (anderes Wort für stehlen?).
Sehr merkwürdig alles.
Das liegt daran, dass ich mit einer anderen neuen Kollegin die einzigen kaufmännischen Mitarbeiter sind. Als Nachfolgerinnen quasi. Ansonsten wäre das mit Sicherheit auch nicht so.
Und auch uns ist es nicht von Anfang an aufgefallen. Erst, als wir die vorbereitende Buchhaltung für den Steuerberater mit übernommen haben.
Wie kommst du auf Mutterschutz?
In deiner VK steht:
Luisa.M
24. Schwangerschaftswoche
Junger Hüpfer Junger Hüpfer 1 - 12 Monate
Fällt mir schwer zu glauben, dass der GF so durchsichtig handelt, dass jede Neue das sofort spitzkriegt.
Ich würde es nach meinem Ausscheidrn anonym bei den Inhabern melden. Ich würde bei offensichtlichem Betrug/Hinzerziehung/… nicht bloß wegschauen und mich selbst ins Trockene bringen, sondern noch ein Beim stellen.
Meinst Du die Inhaber interessiert es?
Dann würde ich das Gespräch suchen. Wenn Dein Chef weg ist wird es bestimmt eine spannende Zeit für Dich mit vielen Chancen.
Ich bin mir nicht sicher, was ich tun würde.
Einerseits sind die Inhaber irgendwo selbst schuld, wenn sie z.b. keine Jahresabschlüsse prüfen und keine Kontrollmechanismen hinterlegt haben (z.b. 4 Augen Prinzip bei Auszahlungen), wie kann es denn sein, dass der GF sich selbst einfach so Gelder überweisen kann?
Und warum wundern die sich nicht, dass so viele Mitarbeiter kündigen?
Andererseits würde ich nicht an Betrügereien beteiligt sein wollen. Und könnte das wohl nicht mit meinem Gewissen vereinbaren .
Warum machen eigentlich die "alten Hasen " nichts, insbesondere wenn sie sich so gut mit den Inhabern verstehen?
Falls du ihn (anonym?) anzeigen willst: auf jeden Fall Beweise sichern. Ansonsten steht Aussage gegen Aussage und du mit kurzer Betriebszugehörigkeit bist erstmal unglaubwürdiger.
ist es eine GmbH? dann könnest du auch den steuerbehörden einen Tip geben, er hinterzieht in dem Fall ja bei sich Einkommenssteuer
Du hast deine persönlichen Konsequenzen gezogen, Thema erledigt.
Wenn die Inhaber sich so verarschen lassen und nicht ihre Bücher vernünftig kontrollieren, sorry, deren Problem.
Desweiteren finde auch ich sehr schräg, das du als Neuling in der Firma, da solche Einblicke bekommst. Keiner ist doch so doof und lässt das zu. Wenn doch vermute ich, das da noch ganz andere Dinge laufen und die Inhaber sogar Bescheid wissen. Wäre mir aber auch egal.
"Desweiteren finde auch ich sehr schräg, das du als Neuling in der Firma, da solche Einblicke bekommst. Keiner ist doch so doof und lässt das zu"
Kann durchaus sein: Ich habe ähnliches schon zwei mal erlebt. Einmal war es viel kriminielle Energie und das andere mal Strukturen die es zugelassen haben. Nie ging es gut für die Verursacher aus. Jeweils fiel es der Person auf die eine Stufe darunter und neu war.
Entscheidend für die TE ist die Haltung der Eigentümer. Stecken die mit drinne oder wollen nichts sehen, dann kann man nur das Weite suchen. Fällt der Laden auseinander, weil die alten Hasen auch irgendwie mit drinne hängen dann auch. Ansonsten sehe ich spannende Zeiten mit Gestaltungsmöglichkeiten.
Die Inhaber sind eine Erbengemeinschaft und haben es von Ihrem Papa geerbt. Sie finden sich selbst erst ein und wissen aktuell nicht, ob sie die Anteile behalten möchten. Mit drin stecken tun sie nicht. Und entsprechend waren sie bisher auch kein Teil der Firma.
Was sagt denn deim Umfeld dazu? Interessehalber.
Du schreibst, dass sie eine klare Meinung haben, aber nicht, welche.
So abwegig ist das nicht. Ich war auch mal in einer Firma, wo ich immer das Geld für die Putzfrau bar hinterlegen musste. Am nächsten Morgen fand ich dann die Quittung, ich weiss heute noch den Namen, mit dem unterschrieben wurde. Irgendwann musste ich öfter mal länger bleiben, und da entpuppte sich Erna Sowieso als zwei Typen im Blaumann. Aber die Unterschrift wies immer noch Erna aus.
Woanders gab es auf der Weihnachtsfeier Bargeld für diejenigen, die das ganze Jahr beschäftigt waren und nie krank waren. Die wurden einzeln aufgerufen für die Umschläge, und nach dieser Zeremonie sagte der Geschäftsführer in die Runde: aber nix sagen, Leute, ihr wisst, das läuft am Finanzamt vorbei.
Irgendwann gab es das Geld nicht mehr, nachdem die Steuerfahndung dann doch Bescheid wusste. Was die im einzelnen unternommen haben, wurde natürlich geheim gehalten.