Bist du mit deinem Gehalt zufrieden?

Hallo ihr Lieben,

ich will mal meine Gedanken mit euch teilen. Aktuell bin ich noch in Elternzeit und gestern hatte ich mal einen Kollegen zu Besuch. Er kam mit dem Anliegen zu erfahren wie zufrieden ich mit meinem Gehalt bin. Mir ist fast die Kaffeetasse aus der Hand gefallen. Darüber hatte ich vorher gar nicht nachgedacht, aber viele meiner Kollegen sind sehr unzufrieden.

Wir sind bei einem Verein angestellt, der auch in anderen Bundesländern vertreten ist. Dabei hat jeder Regionalverein seinen eigenen Tarif und wir werden mit Abstand am schlechtesten von allen bezahlt. Die 2. schlechtesten bekommen 200€ mehr als wir. Die Begründung ist, dass man halt nicht mehr zahlen kann. Das Argument ist leider nicht vorgeschoben.

Bis jetzt war ich eigentlich zu frieden. Wir können von dem Gehalt leben, die Arbeit ist cool und auch sinnstiftend. Der einzige Unmut, der sich in mir regt ist, dass die anderen mehr verdienen. Außerdem will doch jeder mehr verdienen. Ich weiß nicht ob ich die Forderung wirklich unterstützen soll.

Deshalb will ich mal eure Gedanken dazu hören. Verdient ihr genug? Seid ihr zufrieden? Was wäre zu wenig?

Ich freue mich auch einen regen Austausch,
liebe Grüße
Dachskind

1

ja, ich bin aber selbstständig und habe einen 5stelligen Lohn

2

Darf ich fragen wie du für dich einen Lohn ermittelt hast?
Woher wusstest du wieviel deine Arbeit dir selbst wert ist?

19

Das ermitteln ist eigentlich ziemlich simpel, man macht eine Aufstellung über alle Kosten die man hat (Ausfallzeiten und Urlaub nicht vergessen und die Steuer) und teilt diese Summe durch die produktiven Arbeitsstunden. So erhält man seinen Netto Stundenlohn.

3

Ja ich bin zufrieden. Ich werde nach Tarifvertrag bezahlt, verdiene für meinen Beruf bei meinem Arbeitgeber (Agentur für Arbeit) im Vergleich zu anderen Arbeitgebern aber wirklich gut. Und vor allem stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis. Ich könnte auch in die freie Wirtschaft gehen und nach einigen Jahren sicherlich deutlich mehr verdienen als jetzt, ich müsste dafür aber auch deutlich mehr Stunden pro Woche arbeiten, reisen und wäre weniger flexibel (was mir wegen der Kinder wichtig ist).
Ich empfinde meine Arbeit meistens als anspruchsvoll und sinnvoll, was mir auch wichtig ist. Ich kann mich und meine Meinung einbringen und habe das Gefühl, von den KollegInnen und Vorgesetzen wertgeschätzt zu werden.

4

Interessant dein Problem.

Schenkt dein Chef dir 100 Euro, dann freust du dich. Du freust dich solange, bis du erfährst, das andere 150 Euro bekommen haben. Vielleicht ist Wissen doch nicht immer Macht.

Ob ich mit meinem Gehalt zufrieden bin ? Ja. Wenn ich aber so auf meine Qualifikation schaue, dann wäre sicherlich mehr drin, aber nicht zu meinen derzeitigen Arbeitsbedingungen.
Da ist für mich Geld nur ein Faktor, ein wichtiger, aber nicht der einzige.

7

Dazu gab es glaube ich auch mal eine Studie. Ob man auf eine Gehaltserhöhung verzichten würde, wenn die anderen dann mehr bekommen würden.

Tja ... aber so ist der Mensch. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es mich nicht dünnlippig werden lässt zu hören, dass wir hier teilweise von Verdienstunterschieden bis zu 1000€ Netto sprechen.
Aber ich will mich dieser Gefühlswelt gar nicht so hingeben. Denn du hast ja Recht .... Geld ist schon wichtig, aber auch nicht alles.

5

Zu dem Thema fiel mir sofort jemand aus meiner Vergangenheit ein.

Ich war Mal in einem Forschungsinstitut beschäftigt, wo auch ein angestellter Arzt im Team war.
Er war Mittte 40, alleinstehend, hatte einen tollen Job mit überschaubaren Dienstzeiten und ich wusste in etwa was er verdient. Er war NUR am Nörgeln, das er doch zu wenig verdiene. Der, der und der würde mehr verdienen als er. Er wolle so gern einen Porsche (den er sich eigentlich sicher auch so leisten konnte), aber die sind ja leider so schädlich für den Rücken. Jammer, jammern, jammern! Er hatte eine tolle Wohnung in der Stadt direkt am Fluß. Alle Laboranten um ihn rum hatten mit ihrem wenigen Gehalt eine Familie und x Kinder zu ernähren. Er hat sich totunglücklich damit gemacht, obwohl er das Geld eigentlich gar nicht brauchte. Wenn er gejammert hätte, dass er keinen Partner hat (bin mir nicht ganz sicher schön Geschlechtes) hätte ich Verständnis gehabt, aber es ging nur ums Geld. Und Mal ehrlich, es wird sich IMMER jemand finden, der mehr verdient als man selbst.
Wenn man mit seiner Arbeit zufrieden ist und mit dem Geld klar kommt, kann man sich damit eigentlich auch zufrieden geben und sich freuen, falls es doch etwas mehr gibt.

6

Achso, ich selbst bin mit meinem Gehalt extrem zufrieden. Dafür aber absolut nicht mit der Arbeit.

8

Mein Gehalt ist super. Ich kann bequem davon leben und könnte ohne Weiteres meine Kinder allein versorgen. Da ich im ÖD bin, weiß ich, dass meine KollegInnen ähnlich verdienen.

9

Ich bin mit meinem Gehalt zufrieden (auch öffentlicher Dienst) in der freien Wirtschaft würde ich vermutlich auch mehr verdienen - aber die Flexibilität, die ich habe, bekomme ich sonst nirgends. Ich arbeiten20 Stunden die Woche und kann mir das quasi frei einteilen, Hauptsache eine der Kolleginnen ist in der Sprechstunde da - das ist mit kleinen Kindern Gold wert…
Meine Kolleginnen aber machen genau das gleiche- sind dann aber keine e9, sondern zwischen e6 und e8. Nur weil sie damals in die Position reingerutscht sind als Urlaubsvertretung und keinen Bachelorsbschluss oder verwaltungslehrgang 2 absolviert haben. Ich merke, dass sie das unfair finden - ich finde das auch unfair- aber so sagen sie dann, dass sie bestimmte Aufgaben nicht übernehmen (Verantwortungsvolle Entscheidungen treffen)

Ich kann verstehen, dass dich das stört. Lebt ihr vielleicht in einer Gegend mit günstigeren Lebenshaltungskosten als die anderen? Oder bekommt ihr etwas, was die anderen nicht haben? Es bringt ja aber wirklich nichts, das immer gegeneinander aufzuwiegen, wenn man selbst zufrieden ist. Wenn Man sich auch mit anderen vergleicht, gibt es immer welche, die es besser oder schlechter getroffen haben.
Ich finde, ich verdiene okay, ich arbeite mich nicht kaputt und kann sich während der Arbeit mal private Dinge erledigen. Meine Schwester verdient mehr - obwohl gleiche Qualifikationen, sie hat aber ein Diensthandy und muss quasi immer erreichbar sein und mal eben für den Chef einen usb-Stick besorgen - das wäre es mir nicht wert….

13

Das mit den günstigeren Lebenshaltungskosten kann man nur schwer vergleichen, weil die Regionalvereine ähnlich groß wie Bundesländer sind. Mein Kollege mit dem gleichen Gehalt wohnt und arbeitet in einer Kleinstadt und zahlt wahrscheinlich deutlich weniger Miete als ich in der Landeshauptstadt.

10

Objektiv gesehen verdiene ich ganz ok, gebe weniger aus als ich bekomme und muss für meinem bescheidenen Lebensstandard nicht so sehr auf mein Konto achten. Mehr zu verdienen ist für mich ein Ausdruck der Wertschätzung meines Arbeitgebers, das ist mir nicht egal, ändert darüber hinaus aber nichts.

Beim Thema Sinn stiften ist dir mein Neid aber sehr sicher. Die Arbeit macht mir Spaß und wird Wert geschätzt, aber höhere Ziele für die Allgemeinheit stehen nicht auf meiner Tagesordnung. Kurzfristig gesehen ist auch völlig egal ob ich da bin oder nicht und das was ich schaffe ist schon bald nicht mehr von Interesse.

11

Hi,
ich bin gelernte Industriekauffrau, seit 30 Jahren im Beruf, meistens in der Finanzbuchhaltung, war aber auch schon im Versand und Verkauf.

Ich bin seit 1.1. in einem Chemieunternehmen, und habe 7 Euro mehr Stundenlohn als vorher. Ich habe mit dem frisch ausgelernten Azubi, das niedrigste Gehalt dort, umgerechnet, ich gehe 30 Std/Woche, sie 37 Std7Woche, habe 16 km einfache Fahrtstrecke.

Mein Mann, hat mein Brutto für eine 40 Std/Woche und 57 km einfache Fahrtstrecke. Er ist Disponent bei einem Kurierdienst. Speditionskaufmann gelernt, Industriefachwirt und den Assistenten der Geschäftsführung gemacht, etliche Gefahrgutlehrgänge besucht, LKW Führerschein.

Ja, jetzt erst kann ich mal was sparen. Gehe seit 2008, wegen der Kinder Teilzeit, bis 30 Std.

Die in der Chemie beschweren sich noch immer. Natürlich könnte es mehr sein, sie wissen nicht, wieviel woanders verdient wird.

Eine Freundin von früher, wurde leider auch die Patentante meines Jüngsten, beschwerte sich auch immer, wie wenig Erzieher/innen, verdienen. Sie hatte immer noch nebenbei soviele Jobs. Ich dachte, anderes Bundesland, anderer Verdienst, denn meine Schwester, 7 Jahre jünger als sie, verdiente schon immer mehr als ich, als Erzieherin.

Jedenfalls hatte sie für 26 Std. den selben Brutto wie mein Mann jetzt. Hatte noch 2x Kindergeld und inges. 800 Euro Unterhalt für die 2 Kids, theoretisch alleinerziehend. Die Großeltern kochte für sie mit und sie gab für 3 gute Esser, 50 Euro monatlich an die Mutter. Morgens gab es Haferflocken mit Milch, günstig und gesund, abends selbstgebackenes Brot, ist billiger. Das kleine Haus, war abbezahlt, auf dem neusten Technischen Stand, der Vater der Kids ist ein super Handwerker.................und sie beschwerte sich und beschwerte sich. Sie hatte dann noch Prospekte ausgetragen, und mußte ihre Eltern noch in der Minijobzentrale anmelden, weil sie über 450 Euro kam.

In der Kleinstadt hatte sie mit 3 Stunden austragen pro Woche, 1350 € Monatlich noch zusätzlich, und kam immer noch nicht rund, 4000 netto und 3 Personen, keine Miete, 1 Auto.........................................

Zu dem Zeitpunkt suchte ich einen 450 Euro Job, der vereinbar war, mit meiner Fahrtstrecke zur Arbeit, aber ich konnte nunmal nicht morgens mal 1 Stunde oder so, oder abends für 2 Stunden 12 km einfache Strecke fahren. Auch bekommt man hier für Prospekte austragen, max. 100 Euro im Monat und ist auch jede Woche 4 Stunden unterwegs.

Zufriedenheit im Job ist genauso wichtig, wie finanziell rund kommen.

Ja, jetzt bin ich zufrieden, bzw. kann endlich sparen und auch nachts wieder schlafen.

Im Gegensatz zu den "Urbia" Familien, habe ich mit Eigenheim keine 20.000 Euro auf der Seite, damit mal schnell das Dach gedeckt, oder eine neue Heizung gekauft werden kann. Ich spare jetzt für ein "neues" Auto, da der C-Max jetzt 9 Jahre ist und ich denke in 3 Jahren ersetzt werden sollte. Dann ist das Geld, aber auch wieder weg.

Wenn ich jetzt in diesem Unternehmen bleiben könnte, wäre ich sehr sehr froh, auch wenn ich dort gemessen mit den anderen, am wenigsten verdiene.

Als das Unternehmen, in dem ich 23 Jahre war, eine Firma aufgekauft hat, wurden die Gehälter "angepasst". Jeder dort hatte ca. 30% weniger als vorher. Und die Kollegen im Büro, hatten immer noch mindestens 600 Euro Brutto mehr als wir in der Muttergesellschaft. Die haben wir dann auch mal auf den Boden der Tatsachen geholt, als sie sich beschweren wollten.

Gruß

15

Sehr schön und treffend geschrieben! #pro

20

Wo verdient man mit 3h Austragen pro Woche, also im Schnitt 12 pro Monat, über 1300€??? Also über 100€ pro Stunde?

weitere Kommentare laden
12

Huhu, hier auch in elternzeit und schon einige Zeit nicht mehr im Büro, aber auch ich öffentlicher Dienst (bund) und ein sehr gutes Gehalt, bei anspruchsvollen Aufgaben und alle weiteren Annehmlichkeiten des öd wie Vertrauensarbeitszeit und max.flexibilität. Ich würde mich immer wieder so entscheiden. Ich hätte finanziell keinerlei Probleme für unsere 3 Kinder allein zu sorgen, aber da mein Mann mittlerweile mtl. im 5-stelligen Bereich verdient (selbstständig), genieße ich den Luxus viel Zeit mit den kleinen verbringen zu dürfen.
Natürlich ist Geldbei weitem nicht alles, aber vereinfacht vieles enorm und schenkt Freiheit. Lg