Betriebsärztin hat BV ausgestellt, Chef möchte es nicht akzeptieren

Hallo,

ich bin Ärztin (innere Medizin) und hatte gestern einen Termin bei unserer Betriebsärztin. Sie möchte mich ab sofort ins Beschäftigungsverbot schicken, da sie keine Möglichkeit sieht, mich über die Wintermonate mutterschutzkonform (wegen der sehr vielen infektiösen Patienten) zu beschäftigen. Sie hat also nun ein Beschäftigungsverbot ab 01.11. (nach Paragraph 13) ausgestellt. Dieses habe ich nun heute meinem Chef mitgeteilt. Mit seiner Reaktion habe ich überhaupt nicht gerechnet. Er möchte es nicht akzeptieren und sagte, dass ich weiter zur Arbeit kommen soll. Wie kann das sein? Hat er da wirklich das letzte Wort und kann sich über die Betriebsärztin hinweg setzen? Würde mich über Antworten freuen. Liebe Grüße

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Also ich will jetzt nichts falsches sagen aber soweit ich weiß kann der Betriebsarzt nur eine Empfehlung ausstellen. Das bv selbst muss dann der Arbeitgeber erteilen. Ich kann mich aber auch irren.
An deiner Stelle würde ich mich beim gewerbeaufsichtsamt melden. Die müssten sich dann mit deinem Chef in Verbindung setzten. Wenn du laut der gefährdenbeurteilung nicht Weiterbeschäftigung werden darfst, dann darf drin Chef natürlich nicht verlangen das du weiter arbeiten kommst.

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Hey, danke für deine Antwort. So habe ich es tatsächlich auch gelesen. Dazu passt nur nicht, dass ich in meiner vorherigen Schwangerschaft ebenfalls ein Beschäftigungsverbot von ihr erhalten habe und da wurde das Formular direkt von ihr an mich geschickt. Das war kein Empfehlungsschreiben sondern das offizielle BV. Ich bin jetzt sehr irritiert und ich ärger mich auch über meinen Chef.

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Das Ding ist glaube ich, dass ein Arzt ja nur ein individuelles bv austellen darf und das auch nur wenn das Leben von Mutter und Kind in Gefahr ist. Dein Chef kann das bv anfechten und dann müsste die Ärztin ganz genau darlegen weswegen sie es ausgestellt hat und nur wenn das dann auch bestand hat gilt es auch.

Also ich würde mich ans gewerbeaufsichtsamt wenden und dort um Hilfe bitten. Ich mein was will dein Chef denn was du machst ? Weiterhin mit patientenkontakt arbeiten oder eine bürotätigkeit ? Wenn er einen Arbeitsplatz für dich hat der Mutterschutzkonform ist dann darf er dich dort auch beschäftigen. Wenn er den nicht hat und dich Weiterbeschäftigt dann kann er richtig Ärger bekommen. Ebenso aber auch ein Arzt der ein bv ausstellt wenn er es eigentlich nicht darf.
Hast du jetzt einen anderen Chef als damals ?
Das Problem ist echt, dass es viele Arbeitgeber gibt die sich mit dem mutterschutzgesetzt nicht auskennen und dann ihr eigenes Süppchen kochen wollen. Ich hatte damals auch riesen Theater mit meiner Chefin. Eine kitaleitung die seit 25 Jahren im Beruf war und man hätte meinen können ich wäre die erste beschäftigte die schwanger geworden ist und ins bv geschickt werden musste.
Naja such dir aufjedenfall offizielle Hilfe. Denn wenn du nicht arbeiten darfst, dann darfst du nunmal nicht. Und da kann dein Chef sich querstellen wie er will

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Eine Ärztin bei uns musste den ganzen Dienst über Briefe schreiben etc. Also auch die der anderen und alles, was administrativ angefallen ist. Kontakt zu Patienten hatte sie keinen mehr.

Aber das war vor Corona.

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Was schlägt dein Chef denn vor, wie er den Arbeitsplatz dann mutterschutzkonform „umgestalten“ will. Er muss ja irgendwie begründen, was ihm an der Einschätzung der Betriebsärztin nicht passt. Da würde ich erstmal das Gespräch suchen.

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Der Betriebsarzt kann nur empfehlen und sagen was du nicht darfst.

Wenn dein Chef dir keine mutterschutzkonforme Arbeit bieten kann muss er dich ins BV schicken. Aber er kann dich z. B in Büro setzen und du führst Akten oder schreibst Berichte. Hier werden die schwangeren Ärztin z. B für die Corona Hotline der Klinik eingesetzt oder sie müssen telefonische Gespräche führen.

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Danke für deinen Beitrag, ich befinde mich tatsächlich in der gleichen Situation, nur dass ich noch niemanden Bescheid gegeben habe.
Bin ebenfalls Ärztin in der Inneren Medizin und aktuell in der Notaufnahme. Ich durfte vor einer Woche positiv testen und habe mich sofort krank gemeldet, da ich sonst Nachtdienste gehabt hätte, in denen ich alleine für alles verantwortlich gewesen wäre, auch für Covid-Patienten. Zumal da so viel Stress ist, dass an trinken und essen gar nicht zu denken ist 🙈
Trotzdem bin ich etwas „verzweifelt“, wie es jetzt weiter geht. Wir haben etwas länger auf das kleine Wunder gewartet und ich will absolut nichts riskieren.

Wann hast du dich denn an die Betriebsärztin gewandt? Also wie weit bist du?
Berichte mir unbedingt mal, wie es bei dir weiter geht.

Soweit ist weiß, muss der Arbeitgeber dir entweder einen Arbeitsplatz zuweisen, wo du keinen Patientenkontakt hast, zu anderen Kollegen ebenfalls Abstand hältst und eigentlich auch keinen Mundschutz tragen musst (dies sollten Schwangere nicht mehr als 30 Minuten zugemutet werde)

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Hey, herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft. Es ist bei mir so, dass ich bereits in der 12. Woche bin. Heute hat unsere Betriebsärztin mit dem Chef gesprochen und ihre Sicht der Dinge geschildert. In unserem Krankenhaus ist es eigentlich derzeit nicht möglich die Arbeit für mich so zu gestalten, dass ich keinem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt bin und nicht die ganze Zeit FFP2-Maske tragen muss. Daher hat er nun dem Beschäftigungsverbot zugestimmt. Ich bin jetzt schon sehr erleichtert. In meiner vorherigen Schwangerschaft war es einfach so unglücklich. Da sollte ich am besten nur Briefe schreiben und ein bisschen Schlaflaborpatienten betreuen und dann kam Corona und plötzlich hatte ich Covid-Parienten, Influenza- und Norovirus-Parienten zu betreuen. Das ging natürlich gar nicht.
Ich würde an deiner Stelle die Schwangerschaft melden (in unserem Beruf kann man es eben nicht lange geheim halten, zumindest nicht wenn man auch möchte, dass Mutterschutzrichtlinien beachtet werden). Dann muss ja eine Gefährdungsbeurteilung erstellt werden und geguckt werden, ob es möglich ist, dass dein Arbeitsplatz umgestaltet werden kann. Wenn nicht, wirst du ins Beschäftigungsverbot gehen. In die Notaufnahme gehörst du jedenfalls nicht mehr und nachts arbeiten darfst du auch nicht mehr. Wie ist es denn mit schwangeren Kolleginnen? Wie lief es da ab?

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Danke für deine Nachricht und dir natürlich auch herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft 🥰 und es freut mich zu hören, dass es sich bei dir endlich geregelt hat! Verstehe so, dass du erleichtert bist. Mich stresst die Situation ehrlich gesagt auch ziemlich.

Wann hast du denn überhaupt von deiner Schwangerschaft erzählt?

Mein Mann und würden eigentlich erst gerne, dass die von der Arbeit das wissen, wenn wir das Herzchen schlagen sehen. Ich habe am 10.11 einen Termin (ca. 6+2) - oh man es da sehen kann, ist natürlich nicht ganz klar (ich hoffe aber drauf 😇).
Ich bin aktuell bis 7.11 krank geschrieben, und überlege, wie ich es dann machen soll 😥 nochmal krank schreiben, bis das Herzchen schlägt? 🤷‍♀️ Ich habe so ein schlechtes Gewissen! Aber andererseits dankt mir auch am Ende niemand, wenn ich hier was riskiere oder so 😳 und das mit der Notaufnahme sehe ich genauso wie du - deswegen habe ich mich auch sofort krank schreiben lassen (habe mich davor noch nie krank gemeldet 🙈)

Bei Kolleginnen gab es verschiedenenes - Beschäftigungsverbot, Homeoffice und langzeit-ekgs/-RR in einem Büro in der Klinik auswerten. Die Klinik ist mal wieder voll mit covid-Patienten, immer wieder Ausbrüche auf anderen Stationen, sowie unter Kollegen. Das will ich nicht riskieren und ich möchte eigentlich definitiv nicht in die Klinik zurück und etwas riskieren.