Steuerfachangestellte: wird man ausgebeutet?

Hallo.
Im März werde ich wohl eine Umschulung zur Steuerfachangestellten machen. Die vom Arbeitsamt und dem Umschulungsbetrieb erzählen mir nur Gutes von dem Beruf. Im Internet liest es sich oft ganz ander: Recht geringe Bezahlung, nur Stress in der Arbeit, unbezahlte Überstunden sind zu leisten, wenn man mit der Arbeit nicht fertig wird, etc.
Gibt es hier Steuerfachangestellte die ein bisschen berichten können?
Ich könnte auch eine Umschulung zur Industriekauffrau anfangen. Hier liest man kaum negatives.
Grüße!

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Du wirst über jeden Beruf positives und negatives im Internet finden. Tendenziell ist es ja so, dass man eher eine negative Bewertung abgibt wenn man sich ärgert als eine positive, wenn man sich über etwas freut. Daher stellt das Internet eine verzerrte Realität dar.
Ich hatte dir ja schon mal geantwortet. Ich arbeite als Anwältin in der Wirtschaftsprüfung/Steuerberatung.
Bei uns haben alle Gleitzeit, auch die Steufas. Es gibt also ein Stundenkonto, auf dem Plus- oder Minusstunden angesammelt werden. Überstunden werden bei uns abgebummelt. Unbezahlte Überstunden gibt es nicht.
In kleinen Steuerberaterbüros mag das anders sein.
Stress? Bei uns machen die Steufas u.a. die Lohnabrechnung für die Mandanten und Steuerklärungen. Beides ist an Fristen gebunden. In der Zeit vor Abgabeende ist natürlich mehr zu tun als zu anderen Zeiten. Insgesamt sollte es aber ausgeglichen sein, jedenfalls nachdem, was ich mitbekomme.

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Da die Ausbildung als eine der schwersten beschrieben wird, habe ich gedacht, dass man dann auch entsprechend verdient. Das Gehalt scheint aber doch eher geringer zu sein, als z.B. als Industriekaufmann (oder auch andere Berufe, bei denen ich gedacht hätte, dass man im Vergleich weniger verdient). Wenn es dann noch ein sehr stressiger Job ist, bei dem man durchgehend durchhetzen muss (wurde so beschrieben), ist er doch eher sehr unattraktiv.
Ich lese gerade im Internet sehr viel über die verschieden Berufe, dich mich interessieren. Steuerfachangestellte kommt da einfach viel negativer weg als die anderen. Auch wenn ich mir bewusst bin, dass man im Internet eher auf negatives trifft. Daher bin ich froh um jeden Erfahrungsbericht hier. Vielen Dank also für deine Antworten :)

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Ich muss auch zugeben, dass das Gehalt schon ein bisschen meine Entscheidung beeinflusst. Das Internet gibt hier aber eine sehr große Breite wieder, das Einstiegsgehalt geht von 1700 bis 2400 etwa. Das finde ich in Anbetracht der Schwere der Ausbildung eher gering.

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Hi!

Hast du vielleicht auch über ne Umschulung zur Verwaltungsfachangestellten nachgedacht?

Ich hab das gemacht und es war die beste Entscheidung meines Lebens!

Im öffentlichen Dienst (zumindest hier in Niedersachsen) werden immer Leute gesucht und die Bezahlung nach Tarif ist auch nicht schlecht. Vor allem ist der Job recht sicher und man kann zwischen so vielen Fachgebieten wählen.

LG

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Ja, darüber habe ich tatsächlich auch nachgedacht.
Thematisch finde ich Steuerfachangestellte am interessantesten, allerdings lese ich eben im Internet nur weniger gutes. Ich tu mir so schwer mit der Entscheidung, was ich machen soll #schwitz

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Ich hab am Anfang auch überlegt und mich dann für diese Umschulung entschieden.

Eigentlich wollte ich nie mit Menschen arbeiten und was ist passiert? Erst war ich im Einwohnermeldeamt und jetzt bin ich in der Ausländerbehörde 😅

Das Gehalt ist an sich recht gut. Ich arbeite seit 5 Jahren in dem Beruf und verdiene bei Steuerklasse 4 in EG 8 Stufe 3 etwas über 2000 € netto. Außerdem steigt die Entgelttabelle und die -stufe und Weihnachtsgeld gibt es auch.

Wir haben Gleitzeit und ich als Frühaufsteher kann somit schon gegen 06:00 Uhr am Schreibtisch sitzen und arbeiten. Dafür mach ich halt eher Feierabend 🤷‍♀️

Die Umschulung an sich fand ich nicht so schwer, ich hab als Beste abgeschlossen. Man arbeitet viel mit dem Gesetz und da steht ja eigentlich alles drin, was man machen muss.

Wie gesagt, ich kann es nur empfehlen 😊

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Beim Steuerberater wirst du um einiges weniger verdienen als ein Buchhalter in einer Firma.

Du kannst auch die Ausbildung/Umschulung machen und danach machst du eine Weiterbildung als Bilanzbuchhalterin. Dann kannst du dich auch noch in Firmen bewerben. Als Steuerfachangestellte geht das auch.

Werden Industriekaufleute gesucht? Würden dir die Aufgaben liegen?

Stress: den wirst du überall haben, vielleicht nicht als Parkplatzwächter....
Du musst fristgerecht arbeiten.
Es gibt StB, die haben eine Zeituhr. In Stoßzeiten arbeitest du mehr, in anderen weniger. Falls das bei dir nicht möglich ist, musst du den Mund aufmachen und mit dem Chef sprechen. Es gibt auch StB mit festen Zeiten. Brauchst du länger, dann muss umverteilt werden oder die Überstunden müssen angeordnet werden.
Langsame Angestellte werden sicherlich noch nicht gerne gesehen, egal wo.
Unbezahlte Überstunden habe ich noch nie erlebt.

Beim StB werden auch Jahresabschlüsse erstellt. Daher kann es sein, dass am Anfang des Jahres mehr gearbeitet werden muss und man die Überstunden in der zweiten Jahreshälfte bis November abfeiert. Der Dezember wird meist auch noch arbeitsintensiv.

Welche Aufgaben findest du spannender?
Wo siehst du dich in 5 Jahren?
Macht es dir Spaß Gesetzestexte zu lesen und dich immer fortzubilden?

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Ich habe viel über Steuerfachangestellte gelesen und auch Videos dazu angeschaut. Es reizt mich sehr und ich finde es viel spannender als andere Berufe, auch wenn ich mir z.B. Industriekaufmann auch vorstellen könnte. Wie es dann im Berufsalltag sein wird, kann ich jetzt natürlich nicht sagen.
Klar, Stress gibt es überall, schnell arbeiten ist immer besser. So wie es sich gelesen hat, war es deutlich mehr als der normale Arbeitsstress, viel (Zeit-) Druck von der Chefseite her.
Bist du selber Steuerfachangestellte oder kennst du welche? Darf ich mal fragen, was die denn ungefähr verdienen (40h)?

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Es kommt darauf an, wo du arbeitest. In München verdienst du mehr als in Friesland.

Arbeitest du im 10 Mann Betrieb oder im 100 Mann Betrieb?

Dann kommt es darauf an, wie du dich dann verkaufst.

Hier fangen die meisten direkt nach der Ausbildung zwischen 1700 und 2000€ an. Nach Fortbildung oder und gezielter Berufserfahrung kann man dann noch mehr verdienen. Natürlich nur dann, wenn du selbst danach verlangst. Momentan gibt es den Arbeitnehmermarkt und man sich die Stelle aussuchen.

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Also vom Aufgabenfeld her finde ich die Ausbildung tatsächlich recht anspruchsvoll. Gerade in kleinerenStb-Büros ist man in der Regel breit aufgestellt und betreut seine Mandanten in allen Bereichen, d.h. Buchhaltung, Lohn, Abschluss und Einkommensteuer. Ich finde die Abwechslung total angenehm, da man nicht jeden Tag das gleiche macht. Hat man halt mal gerade keine Lust auf FiBu's beginnt man eben einen Abschluss. Klar gibt es immer Fristen einzuhalten. Diese kennt man aber rechtzeitig und wenn man sich entsprechend organisiert, dann ist das meiner Meinung nach kein Problem.
Die Frage ist halt auch wie die Chefs mit den Mandanten umgehen. Wenn jemand bei uns eben immer am letzten Tag seine Buchhaltung abgibt, dann wird sie eben auch mal liegen gelassen. Mandanten müssen teilweise erzogen werden und das ist nicht die Aufgabe der Angestellten.

Als Steuerfachangestellte kannst du auch in einen Industriebetrieb. In der Regel verdient man da meist ein wenig mehr. Für einige ist das aber eben weniger attraktiv vom Aufgabenfeld her, da man dort eben nur Lohn oder nur Buchhaltung macht und dann vom Kopf her nicht mehr so sehr gefordert ist wie vorher.

Ich muss selten Überstunden machen und schon gar nicht unbezahlt. Die kommen auf ein Konto und können dann wann anders mal abgebummelt werden.

2015 habe ich ausgelegt. Damals bin ich für 40 Std. Mit 1700 Euro eingestiegen. Das war tatsächlich sehr sehr wenig. Bekannte aus meiner Berufschulklasse (haben allerdings in Hamburg angefangen) waren damals bei 2500 Euro einstiegsgehalt.
Ich sehe da aber auch tatsächlich das Problem, dass viele Steufas eben Frauen sind und die weniger selbstbewusst auftreten und sich eher mit weniger zufrieden geben. Das habe ich mir über die Jahre abgewöhnt. Wenn man erstmal weiß, was man ca. An Umsatz bringt, kann man sich etwa ausrechnen was man ca. Verdienen sollte.
Heute (7 jahre nach ausbildungsende) bekomme ich mehr als das Doppelte.

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Übrigens mein Mann ist Industriefachwirt und verdient 400 Euro weniger als ich ^^

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Vielen Dank für deine Antwort. Das hört sich alles doch schon gut an und motiviert mich wieder :)

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