Hallo ihr Lieben,
die Frage steht ja eigentlich schon oben. Ich arbeite in einem Kindergarten als interne Vertretungskraft mit 20 Std. in Teilzeit. Dass man, wenn man Kollegen vertritt die krank sind oder Urlaub haben, immer mal ein bisschen plus oder minus macht ist normal, die die Gruppen unterschiedliche Betreuungszeiten haben. Bei ein paar Stunden und gelegentlich vorkommend ist das auch völlig ok für mich. Nun soll ich aber wegen Corona wenn ich nicht gebraucht werde zu Hause bleiben und Minusstunden sammeln, und das erstmal die nächsten Wochen. Könnte also schnell bei -50 Stunden und mehr landen. Um die wieder auszugleichen, müsste ich ja mehrere Wochen land deutliche Überstunden leisten. Das möchte ich nicht. Ich habe nicht umsonst nur eine 20 Std Stelle. Habe noch 2 kleine Kids im Kiga Alter und ich möchte einfach aktuell noch nicht so viel arbeiten. Kann meine Chefin mich jetzt zu den Minusstunden zwingen? Und kann sie dann andersrum später jederzeit verlangen dass ich mehrere Wochen 30 oder 35 Stunden arbeite zum Ausgleich? Oder darf ich da auch mal nein sagen wenn es mir zu viel wird?
Vielleicht weiß ja jemand wie das rechtlich aussieht. Werde mich aber auf jeden Fall auch noch an die MAV wenden.
Kann meine Chefin mich zu Minusstunden zwingen?
Lies dir Paragraph 615 BGB durch. Da bekommst du deine Antwort.
Es kommt auf deinen Arbeitsvertrag und deinen Tarifvertrag an.
Minusstunden sind normalerweise nicht so einfach möglich. Der Arbeitsvertrag oder Tarifvertrag kann jedoch anderes bestimmen.
Mein Mann hat diesen Fall öfter. Es fehlen Aufträge und die Arbeitsleistung meines Mannes wird nicht abgerufen obwohl er „leistungsfähig und leistungsbereit“ ist, wie es so schön heißt. Er macht also satt Minusstunden.
Dort läuft es so, dass zum Ende des Jahres das Stundenkonto genullt wird, sofern es im Minus ist. Überstunden verfallen natürlich nicht. Und eine Nacharbeit kann auch nur in einem angemessenen Rahmen erfolgen. Also wenn jemand eh schon Vollzeit arbeitet, dann ist da ja nicht mehr so wahnsinnig viel Spielraum nach oben, auch arbeitsrechtlich nicht. Klar kann man dann in einer Woche in der mal viel los ist auch samstags arbeiten oder länger, aber es muss sich alles noch im gesetzlichen Rahmen bewegen und damit kann man natürlich nicht wochenlang Minusstunden auffangen.
In deinem Fall gilt also immer noch dein 20 Stunden-Vertrag und man kann nicht plötzlich von dir verlangen, dass du deutlich mehr arbeitest, und 30 Std. wären ja 50% mehr. Vor allem wenn in deinem Vertrag feste Arbeitszeiten stehen oder es keine explizite Regelung zu Überstunden gibt dürfte das schwierig werden. Man wird also von dir verlangen können, dass du vermutlich 10-15% Überstunden machst, aber mehr nicht und auch nicht dauerhaft.
Ich würde also unbedingt der Leitung per Mail schreiben, dass du arbeiten kannst und arbeiten willst. Für den Fall, dass deine vertraglich vereinbarte Arbeitszeit nun nicht abgefordert wird, würde ich jetzt erstmal ganz offen fragen wie man gedenkt dann mit den anfallenden Minusstunden umzugehen. Offen ansprechen!
„ Man wird also von dir verlangen können, dass du vermutlich 10-15% Überstunden machst,“
Wenn nichts geregelt ist, dann nicht einmal das.
Dir steht dein normales Gehalt zu, auch wenn du auf Grund deiner beschriebenen Situation Minusstunden machst.
Deine Chefin kann nicht von dir verlangen, dass du deshalb Überstunden machst. Das müsste nämlich im Arbeitsvertrag bzw Tarifvertrag geregelt sein, allerdings darf sie auch nicht willkürlich Überstunden verlangen und nicht 10/15 Stunden mehr wöchentlich.