wie viel Druck ist in Ordnung?

Hallo liebes Forum,
ich stecke gerade jobtechnisch in einem Dilemma und Frage mich wie es weiter geht.
Ich habe zum Jahresanfang nach 7 Jahren meinen Job gekündigt. Ich war einfach unglücklich mit der ganzen Situation und auch vom verhältnismäßig weiten Arbeitsweg. Durch Zufall bekam ich dann einen Job hier in der Umgebung, gleiche Branche aber etwas anderer Aufgabenbereich, mit dem neuen Chef konnte ich aber von Anfang an sehr offen reden dass ich mich thematisch erst einarbeiten muss - seine Aussage dazu: kein Problem. Fachkräfte werden hier eben gerade händeringend gesucht.
Es handelt sich um Aufgaben im Verwaltungsbereich,Studium ist Grundvoraussetzung und bei der Komplexität auch nötig.
Ich begann hochmotiviert meine neue Stelle, arbeitete mich sehr gründlich und fundiert ein. Nach zwei Wochen begann dann allerdings schon der Stress. Die Masse der Aufgaben ist schier unendlich, ich bekam innerhalb kurzer Zeit extrem viele Themen und verschiedene Bereiche. Dokumentation gibt es wenig, Workload für alle gigantisch. Ich war oft den Tränen nah weil ich mich so überfordert fühle.
Als ich das bei meinem Chef thematisiert habe, hieß es nur ich müsse das eben hinbekommen und ggf.mehr Zeit investieren (ich arbeite TZ, habe aber schon einen deutschen Überstundenpuffer aufgebaut). Der Druck von oben ist auch heftig, die GF sehr patriarchisch und wenn der GF über den Gang läuft machen sich alle klein.
Noch bin ich in der Probezeit und überlege wie es weiter gehen soll. Die Tätigkeit macht mir ansonsten sehr viel Freude aber ich weiß nicht ob ich diesen Druck auf Dauer Stand halten kann. Auch find ich die Tatsache, von Anfang an komplexe und komplizierte Themen komplett eigenverantwortlich zu übernehmen schwierig, hatte ich mir doch etwas mehr Einarbeitung erhofft statt des aktuellen :"Mach das mal". Zumal es ordentlich Anpfiff gibt wenn man fehlerhaft arbeitet.
Eine neue Stelle zu finden wäre denke ich kein Problem, auch meine alte Stelle würde mich wieder haben wollen. Aber es fühlt sich wie aufgeben an und ich weiß einfach nicht, ob dieses Klima hier inzwischen normal ist und ich mich nur "anstelle". Fazit:Team super,Arbeitsweg super, Gehalt super, Arbeitspensum und Druck immens....
Für eure Einschätzung und Ratschläge wäre ich sehr dankbar!

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Ich denke, Ponyhof ist nirgends. Aber wenn Du kein Licht am Ende des Tunnels siehst, dann ist es einfach für Dich individuell zu viel, und dann würde ich die Konsequenzen ziehen. Ich bin mit einer Mutter aufgewachsen, die sich ihrer Arbeit nicht gewachsen gefühlt hat. Nicht erstrebenswert!! Arbeit muss auch Freude machen! Nicht immer, aber überwiegend.

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Ich würde der Sache auf alle Fälle noch eine Chance geben.

Aufgeben wäre für mich DERZEITIG zumindest noch keine Option. Vielleicht findest du deine Routine ja bald:-)

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"Es handelt sich um Aufgaben im Verwaltungsbereich,Studium ist Grundvoraussetzung und bei der Komplexität auch nötig."

Du hast halt auch einen anspruchsvolleren Job gewählt und nicht den von Verw.angest. Lieschen Müller in EG 5. #winke

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Menschen haben unterschiedliche Belastungsgrenzen, deswegen kann dir keiner sagen - wie viel Druck jetzt zu viel ist.
Ich würde vermutlich mich bis zum Ende der Probezeit durch quälen, um zumindestens da etwas Zeitdruck rauszunehmen.

Vielleicht hilft es dir etwas über Priorisierung zu lernen? Und dann deinen vorgesetzten explizit um Priorisierung zu bitten? Das kann manchmal schon helfen.

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Bei uns ist es so, dass man nie "fertig" ist.
Mein Tag beginnt IMMER damit zu schauen, was heute möglich ist und was das wichtigste ist.
Ich habe mir zudem eine für mich sinnvolle Form der Wiedervorlage eingerichtet.
Mit der schiebe ich Themen bzw. lege sie mir sofort auf Tage, an denen ich meine Zeit zu haben.
Dazwischen denke ich nicht an sie. Kann sie aber im Augenwinkel unter dem Kalender sehen.
Alles elektronisch.
Ich habe keinen einzigen Post IT mehr.
Und einen freien Kopf.

Freitags sortiere ich nochmal am Nachmittag, damit ich ruhig ins Wochenende kann.

Ohne diese Vorgehensweise würde ich hier untergehen.

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Schwer einzuschätzen von außen.
Könnte daran liegen, dass du noch länger brauchst, da du neu bist, oder weil es für dich die falsche Tätigkeit ist oder daran, dass es tatsächlich zu viel ist.

Priorisieren ist wichtig, wie jemand schon schrieb. Ich persönlich würde zusätzlich die Stunden erhöhen um den Zeitdruck rauszubekommen. Aktuell bist du deine vorgeschrieben Stunden A plus X Stunden da, wirst aber nur für A bezahlt. Wenn das dauerhaft so bleibt, kannst du auch gleich die Stunden offiziell aufstocken und die bessere Bezahlung mitnehmen.
Ein Bekannter erzählte mir letztens, seine Frau arbeite Teilzeit 5 Stunden täglich im HO, hätte aber dadurch nur Stress, weil sie nach 5 Stunden noch nicht fertig ist und vom Workload deutlich länger arbeiten könnte/müsste. Das stresst sie wohl zusätzlich.
Ich arbeite Vollzeit und könnte an manchen Tagen auch deutlich länger machen. Mich begrenzen aber meine Kinder, um die ich mich ja noch kümmern will und muss. Ich versuche, nach der Arbeit konsequent abzuschalten. Arbeit ist Arbeit und Privat ist Privat. Durch die 8 Stunden täglich bin ich aber weniger gehetzt als wenn ich die gleiche Arbeit in 5 Stunden erledigen müsste. Darauf liefe es nämlich bei mir sonst hinaus.

Einen cholerischen Chef habe ich nur einmal gehabt. Nie wieder würde ich das mitmachen. Lautstark geht es wohl bei euch nicht zu, aber wenn die Daumenschrauben ständig angezogen sind, würde ich auf lange Sicht definitiv wechseln.

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Hey,
Wir sind zu zweit und haben zur Zeit immer unglaublich viel zu tun, dass es einfach keinen Spaß mehr macht. Ständig werden wir angerufen und müssen mitteilen, dass Dinge immernoch nicht bearbeitet worden sind, wir haben dem Chef Bescheid gegeben, dass hier bald alles gegen die Wand fährt, wir haben ihn gebeten, dass er uns bitte sagen soll, welche Dinge priorisiert werden sollen - auch darauf gab es keine Antwort.
Wir bekommen jetzt wohl noch ne Teilzeitkraft dazu, aber bis das durch ist (öffentlicher Dienst) und wir jemanden eingearbeitet haben, ist es vermutlich schon zu spät.
Jetzt bin ich auch schon wieder krank und falle die ganze Woche aus. Für meine Kollegin eine Katastrophe, ich kann es aber nunmal auch nicht ändern.
Ich finde es total unbefriedigend und würde ich nicht wissen, dass es irgendwann besser wird, würde ich bestimmt auch einfach den Stift fallen lassen.

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Hey, ich hab mal eine Podcast gehört (My Monk hieß der glaube ich), und da hat der Host gesagt: Man muss für sich entscheiden, in welches Sandwich mit Scheiße man bereit ist zu beißen. :D
Soll heißen, jeder Job hat gutes und schlechtes und jede und jeder muss für sich entscheiden, was da ok ist. Ich fand das sehr hilfreich, weil so anschaulich. wenn auch eklig :D
Sagt sich natürlich leichter als es dann getan ist..