Ist der Inhalt eines Jobs wichtiger als der Verdienst?

Hallo,

ich bin derzeit Vollzeit unbefristet, in einem Job, der mir aber nur 50% inhaltlich liegt (Spaß macht). Allerdings bin ich total flexibel was die Einteilung der Zeit angeht - und das ist mit Kindern echt ein Pluspunkt.

Die Kinder sind aber schon 12,16 und 20, also nicht mehr so klein, sie würden einen regulären Arbeitsablauf verkraften.

Jetzt habe ich die Möglichkeit, den Job zu wechseln - in einen Bereich, auf den ich mich seit Langem durch eigenfinanzierte Weiterbildungen spezialisiere. Allerdings als Elternezeitvertretung in TZ (30h) und ohne Versprechen auf Weiterbeschäftigung, man müsse sehen, wie die Lage in einem Jahr ist. Finanziell würde ich bei diesen 30h etwas weniger verdienen, logisch.

Rein logisch sollte ich bei dem ersten Job bleiben. Sicher, relativ gut bezahlt, tolles Team, viel Flexibilität. Aber der Inhalt ... naja, so schlimm ist es nicht, aber eben auch nicht meine Erfüllung.

Job 2 ist inhaltlich meine Erfüllung. Das Team kenne ich nicht, aber die Chefin machte einen guten Eindruck. Ich muss mehr fahren, habe starre Arbeitszeiten, weniger Geld als jetzt und wie schon gesagt, befristet auf ein Jahr.

Wie kann ich das lösen? Ich empfinde es als Kampf zwischen Kopf und Herz ...

Danke

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Hallo,

nun, ein wenig würde ich es wohl davon abhängig machen, wie die Berufsaussichten in der Branche sind. Wenn es unproblematisch wäre, nach dem befristeten Job eine Anstellung im gleichen Bereich zu finden, würde ich wohl zugreifen. Natürlich nur, wenn das Gehalt auch wirklich alle Kosten deckt und man nicht schon Mitte des Monats ins Schwitzen kommen muss.

Schau, du hast viel in deine eigene Weiterbildung investiert. Das wirst du nicht ohne Grund gemacht haben. Und ich weiß selbst sehr gut, wie anstrengend es ist, in einem Job zu arbeiten, der einen nicht wirklich erfüllt bzw. Spaß macht, denn genau so einen Job habe ich. Da fühlen sich 6 Std. an wie 12 Std. und es laugt mental einfach aus. Warum ich nicht umschwenke? Weil er mir rational betrachtet einfach zu viele Vorteile bietet und ich gelernt habe, zu arbeiten, um zu leben und nicht zu leben, um zu arbeiten ;-). Aber wäre ich jünger (gehe straff auf die 50 zu) und hätte mich privat durch Weiterbildungen spezialisiert, würde ich den Schritt wagen. Zumal deine Kids ja auch aus dem Gröbsten raus sind.

Ja, du wirst Nachteile hinnehmen müssen wie eben die starren Arbeitszeiten, weniger Geld und das Damoklesschwert der Befristung, ABER - du wirst dann in deinem Traumjob arbeiten und das fände ich ein erstrebenswertes Ziel.

LG von Deichbrise

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Hi,
bist Du Alleinverdiener, würde ich es nicht machen. Seit ihr 2 Hauptverdiener, würde ich es riskieren.

Ich falle nämlich seit 8 Jahren von einer Befristung in die nächste, mit Arbeitslos Zeiten dazwischen. Am
Anfang freute ich mich noch, und sah es als bezahlten Urlaub, jetzt ist es nur noch nervig, und ich habe schon kein Bock mehr, mich auf tolle befristete Stellen zu bewerben, sondern eher auf was langweiliges, Hauptsache endlich mal Unbefristet.

Ich wohne aber auch am "Arsch der Welt", 45 km, in alle Himmelsrichtungen, zur nächsten Stadt. Ich fahre zwischen 16 und 38 km auf die Arbeit. Mein Mann fährt seit 10 Jahren 57 km, davor auch schon über 60 km. Als ich vor 19 Jahren baute, war meine Firma 19 km entfernt. Der Mann und Kinder, nicht geplant.

Man kann kein Urlaub planen, meine Kids, jetzt 12 und 16 Jahre, was mir am meisten für sie Leid tut.

Wir sind auf mein Verdienst angewiesen, ich versorge Haus, die Kinder, meine Fahrzeuge und mich. Mein Mann, auch viel Befristungen, kann sich versorgen, gibt Nebenkosten ab, geht 30% einkaufen. Er ist jetzt dort unbefristet, und bleibt halt, weil alle Stellen unbefristet sind. Es im Speditionsgewerbe, überall schlecht bezahlt wird, und es dort 200% von der Arbeit und Kollegen stimmt.

Alles Gute !

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Ich würde es nicht tun. Nicht wegen des geringeren Verdienstes, den halte ich für vertretbar, wenn man sich beruflich / inhaltlich verändert, sondern wegen der Befristung auf ein Jahr. Bei der momentanen wirtschaftlichen Lage halte ich es für nicht sehr wahrscheinlich, dass ein Betrieb / eine Abteilung in einem Jahr finanziell besser dasteht als jetzt und neue Stellen schafft.
Und es ist eine Frage des Alters, Wenn Dein ältestes Kind 20 ist, bist Du irgendwas um die 40, richtig? Es ist völlig ok, sich in dem Alter beruflich neu zu orientieren, aber man hat weniger Zeit für Kurven. Und eine befristete Stelle ist eine Kurve. Wenn sie in einem Jahr ausläuft, wie gross ist die Chance, dass Du nahtlos etwas Neues findest?

Grüsse
BiDi

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In dem Alter der Kinder würde ich a) mir einen Vollzeitjob suchen und b) würde ich niemals den Job wechseln, wo man weniger verdient. Dann lieber weiter suchen.

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Ich denke die Zeiten sind schlichtweg vorbei, das man aktuell da noch großartig auf sein Herz hören sollte. Ein halbwegs erträglicher unbefristeter Arbeitsplatz ist quasi ein Lottogewinn, niemals würde ich den gegen eine befristete Stelle austauschen. Und 50% Spaß bei der Arbeit ist verdammt viel.


Es ist wirklich kein Zuckerschlecken von einer Befristung in die nächste zu rutschen, cih weiß wovon ich rede.

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Schwierig. Ich würde wohl auch bleiben.
50% Spaß ist super. Ich habe mal als Aushilfe im Supermarkt gearbeitet. Ob so jemand sagt, er geht trotz körperlicher Arbeit und meckernder Kunden in seinem Job 100% auf? Wohl eher nicht, oder? Für die meisten von uns ist der Job vermutlich ein Mix aus Spaß und Verpflichtung und diesen einen Job, der das Hobby zum Beruf macht, finden wohl nur die wenigsten.

Darauf, dass die Befristung verlängert wird, würde ich nicht setzen. Du wirst dich also in 9 Monaten arbeitssuchend melden müssen und Bewerbungen schreiben, solltest du bis dahin noch keine Zusage der Verlängerung haben.
Ich sehe häufiger Stellen für Elternzeitvertretungen oder manchmal andere befristete Stellen bei eigentlich interessanten Arbeitgebern. Die Befristung aber oder dass der Job nur Teilzeit ist, hält mich davon ab, mich auf diese Stellen zu bewerben. Das Leben besteht leider nicht nur aus "Ich will", sondern vielen Verpflichtungen. Mit Familie hat man diese und kann sich nur noch begrenzt selbstverwirklichen.

Ich würde weiter schauen, ob sich eine andere (bessere) Möglichkeit ergibt, in deinem Traumjob einzusteigen.