Hallo...
ich habe gemeinsam mit einem Partner einen handwerklichen Betrieb, der sehr gut läuft und noch besser laufen würde, wenn der besagte Partner nicht so viel Mist bauen würde, den ich immer wieder glatt ziehe.
Ich bin im Innendienst, kümmere mich um Akquise, Personal, Finanzen und Marketing, er ist als Meister draußen. Er hat die Firma gegründet, ich kam später als Teilhaber dazu. Und das betont er auch immer - dass alles ursprünglich seins ist.
Gestern abend waren zwei Mitarbeiter bei mir und beschweren sich unter anderem darüber, dass sie nicht mehr mit ihm im Transporter mitfahren möchten, da er wie eine "gesenkte Sau" fahren würde, er rast, bedrängt Leute, schneidet Kurven, überholt riskant und fährt schneller, als die Zulassung für das Fahrzeug beträgt.
Und: Er würde tagsüber trinken. Hier ein Bier, da ein Bier. Außerdem würde er die Mitarbeiter beschimpfen und beleidigen: "Depp", "A...loch", "Du bist dumm wie Sch..."
Auch abends würde er besoffen Auto fahren und am nächsten Morgen verkatert zur Arbeit erscheinen.
Prompt rief er daraufhin bei mir an, wegen einer Banksache, lallte am Telefon und ich fragte, wo er sei. Antwort: Bei seinem Freund (der Alkoholiker ist, das weiß ich). Weil ich wissen wollte, ob es stimmt, was die Arbeiter sagten, legte ich mich auf die Lauer...und es stimmte: Ich sah ihn, wie er mit seinem Auto heimfuhr. Sein Gang zum Auto war der eines Besoffenen, bis er den Wagen erreichte, übergab er sich noch auf den Gehweg.
Sein Verhalten gefährdet die ganze Firma!! Er pöbelt Kunden an, ist unzuverlässig bei Aufträgen. Das kann ich alles glatt ziehen.
Aber Trinkerei am Steuer - das dulde ich nicht!!!!!
Wir hatten das Thema schon mal anfang des Jahres, allerdings nicht so massiv, und er stritt alles ab. Im nächsten Moment räumte er ein, dass er weiß, dass er alkoholkrank sei. Dann stritt er es wieder ab. Er ist unterm Strich beratungsresistent. Im Außendienst habe ich natürlich keine "Kontrolle" und selbst wenn: Er lässt sich nichts sagen...
Die Firma ist nicht nur seine Existenz, sondern auch meine - einfach so den Exit machen ist echt schwer, weil wir auch finanziell verstrickt sind (großer Kredit). Ich hatte ihm vor ein paar Monaten schon mal angeboten, dass ich die Firma komplett übernehme, weil er über "keinen Bock mehr auf den Scheiß" (Arbeit) klagte.
Eine Übernahme verweigerte er ab: Er hat das Unternehmen gegründet. Sein Name steht auf den Werbetranspartenten.
Also - ich hänge echt in den Seilen. Ein florierender Betrieb mit Wachstumspotenzial wird hier vergiftet...
Wird er von der Polizei erwischt, fällt er als Meister aus und wir können nicht mehr agieren. Aber diese Sauf-Fahrten...das geht nicht!!!!!
Was tun....
Geschäftspartner fährt im Suff
Hallo,
Ich würde ganz direkt mit ihm ein offenes Gespräch führen. Er muss ja nicht aus der Firma raus, er ist krank und braucht Hilfe. Ich würde ihm anbieten ihr sucht jemanden der ihn erstmal nur vertritt, damit er in eine Suchtklinik gehen und eine Therapie machen kann. Dann kann er später selbst entscheiden was er möchte.
Wenn er ablehnt würde ich ihm ganz klar sagen dass Du die Polizei rufst wenn er nochmal betrunken ins Auto steigt.
Ich kenne jemanden der auf einer Alkoholfahrt jemanden überfahren hat, bitte erspare ihm das, da wird er niemals drüber weg kommen.
Alles Gute
Sunny
Hallo, danke für Deine Meinung. Ich habe ihm das schon mal angedroht, in Frühjahr, als das Saufthema zum ersten mal aufkam. Ich sagte auch, dass ich die Polizei informieren werde. Daraufhin sagte er: "Wenn ich untergehe, gehst Du auch unter. Und wenn ich aus dem Knast komme, bringe ich Dich um."
er hatte letztes Jahr den Führerschein für 6 Monate weg, weil er jemanden mit Vorsatz mit dem Firmenlaster in Gefahr gebracht hatte. Nur, weil wir einen sehr, sehr guten (und teuren) Anwalt hatten, bekam er den Schein überhaupt wieder. Wenn er jetzt mit Alkohol erwischt wird, wird er den FS wohl nicht mehr bekommen.
Ich denke er sieht einfach keinen Ausweg da raus. Ich hatte mal eine Kollegin mit Alkoholsucht. Unser Chef hat ihr das Angebot gemacht ihren Arbeitsplatz für sie frei zu halten bis sie eine Therapie erfolgreich abgeschlossen hat. Wenn sie die nicht macht ist ihr Arbeitsplatz weg. Sie hat es geschafft und kam wieder zurück, hat nicht alles verloren. Wahrscheinlich hat Dein Partner große Angst alles zu verlieren wenn er jetzt zugibt dass er ein Problem hat und Hilfe braucht. Er hat Angst dass der Laden ohne ihn nicht läuft. Daher mein Rat: eine Vertretung für ihn suchen und ihm so den Rücken für eine (stationäre) Therapie freihalten. So kann er sich darauf konzentrieren und kann wenn die Therapie erfolgreich war wieder in sein altes Leben zurückkehren ohne etwas verloren zu haben.
>> Wird er von der Polizei erwischt, fällt er als Meister aus und wir können nicht mehr agieren.<<
Naja, wenn er jemand tot fährt, fällt er noch länger aus. Und er verliert ja nur seinen Führerschein, wenn er erwischt wird, nicht seinen Meistertitel. Vielleicht wäre der Verlust des Führerscheins ja sogar der Tritt in den Hintern, den er braucht, um die Sauferei in den Griff zu kriegen. Ich befürchte, ihn bei der Polizei zu verpfeifen, wenn er wieder besoffen ins Auto steigt, ist die einzige Option, die Du hast.
Grüsse
BiDi
Danke für Deine Meinung. Ich denke so wie Du. Ich habe Skrupel, der Polizei einen Tipp zu geben, fühle mich als Verräter...aber ich möchte auch nicht Mitarbeiter und andere Menschen durch das Wissen von Suchtfahrten und Nicht-Handelns gefährden.
Die Skrupel hätte wohl jeder. Aber er gefährdet das Leben und die Gesundheit anderer Menschen. Ganz real und nicht nur im übertragenden Sinne. Da Du weisst, dass er besoffen Auto fährt, auch mit Mitarbeitern zu den Baustellen, kann es durchaus sein, dass Du mit dranhängst, wenn es zu einem Unfall kommt. Du hast eine Fürsorgepflicht gegenüber Deinen Mitarbeitern, auch wenn er Mitinhaber der Firma ist.
Ich denke, die einzige Frage ist, ob Du ihn anonym verpfeifst oder es ihm angekündigst. Handeln musst Du.
Grüsse
BiDi
Ich denke es ist schon wichtig, dass ihr nochmal ein ruhiges Gespräch unter Partnern führt.
Ich würde ihn auf privater Ebene Hilfe anbieten und beruflich würde ich ihm aber klar sagen, dass er nicht mehr den Diensttransporter fahren darf. Das müssen zukünftig die Gesellen machen und er fährt nur mit. Also ganz ruhig und ohne Vorwurf „Privat kann ich dir nicht rein reden, aber beruflich hab ich eine Verantwortung für die Mitarbeiter und da kann ich nicht zulassen, dass ihr nicht sicher unterwegs seid.“
Ansonsten würde ich mir schon mal überlegen, welcher Geselle das Zeig zum Meister hat. Vielleicht unterstützt zu jemanden bei der Fortbildung gezielt? Perspektivisch denken. Jemanden mit Grips und Höflichkeit die Kommunikation mit dem Kunden übertragen, etc. Das kann man ja auch ganz sachlich miteinander besprechen. Vielleicht ist es deinem Kollegen ja sogar recht, wenn er sich da etwas zurück nehmen kann und ein Mitarbeiter etwas in eine Führungsrolle rein wächst.
Hallo, danke für Deinen Beitrag.
Also...ich habe inzwischen schon gemerkt, dass mein Partner nicht abgeben mag/kann/will. Förderung von Mitarbeitern? Nein. Es gibt sogar Förderprogramme vom Arbeitsamt - lehnt er ab. Meisterschulung für Angestellte? nein, will er nicht. nicht mal ich kann eine Schulung machen - zu den Kosten muss er zustimmen. Ich könnte mich auch in dem Gewerbe fachlich weiterbilden. Ablehnung.
Ich denke natürlich perspektivisch - könnte ja auch sein, dass einer von uns krankheitsbedingt ausfällt. Aber: Neuerungen/Entwicklungen werden nicht akzeptiert, Mitarbeiterförderung schon drei Mal nicht. Sehr schwierig. Ich denke, es ist für mich jetzt mal gut, mich anwaltlich beraten zu lassen, denn unterm Strich kann ich nichts verändern, ich muss nur schlechte Umstände akzeptieren und abnicken und bin dennoch in der Haftung.
Ich würde dir raten, dir einen guten, unabhängigen Anwalt zu suchen. Also nicht den, der euch scheinbar in euren geschäftlichen Dingen etc berät.
Und dem schilderst du alle Unterlagen, je nach Rechtsform gesellschaftervertrag etc.
Und ich würde da gleich am Montag tätig werden, auch im Bezug auf deiner Fürsorgepflicht für deine Mitarbeiter.
Dein Geschäftspartner zeigt starkes suchtverhalten, er scheint nicht zugänglich zu sein, also musst du zusehen, wie du dich und deine Mitarbeiter schützen und bestmöglich absichern kannst.
Ich wünsche dir alles Gute und starke Nerven
Hallo, ja, ich werde gleich Montag auf Terminsuche gehen, heute erreiche ich niemanden, aber ich habe mir schon eine Kontaktliste an Anwälten für Wirtschaftsrecht zusammengestellt.
Das Gute ist, dass wir ab Montag Betriebsferien haben, mein Partner fliegt heute in den Urlaub, ich nutze den Urlaub, um mein Haus weiter zu sanieren - und um einen Anwalt zu konsultieren. Ich habe Sorge, dass mir das ganze Ding hier "um die Ohren" fliegt mit dieser Suchtthematik... Das Gespräch mit den Mitarbeiter hat mich überrumpelt, überrascht, entsetzt, sprachlos gemacht - ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Aber irgendwie muss jetzt eine Lösung her. Ich will ihn ja auch nicht aus der Firma drängen - aber er braucht wirklich Hilfe. Und irgendwie ließe sich eine Übergangslösung für den Zeitraum, den er benötigt, um auf die Beine zu kommen, sicher einrichten. Danke für Deine Zeilen.
Das verstehe ich. Wenn ihr jetzt eh Betriebsferien habt, verschafft es dir ja erstmal Zeit und die Möglichkeit, deine Gedanken zu ordnen.
Vielleicht ist auch der Gang zu einer beratungsstelle für Suchterkrsnkungen hilfreich. Letztendlich habt ihr beiden eine Beziehung zu einander, eben geschäftlicher Natur und ich denke, dass dir eine Beratung darin, wie du mit der Erkrankung umgehen kannst, hilfreich sein könnte.
Ihr seid ja im Handwerk tätig. Ich habe beim Google durchaus ein paar Initiativen gefunden, die genau diese Thematik "suchterkrankung im Handwerk" thematisieren. Meistens bezieht es sich eher darauf, wenn betrieben Arbeitnehmer haben, die erkrankt sind, vielleicht kannst du da trotzdem Tipps raus ziehen.
Es gab ja durchaus mal Zeiten, in denen das Bier auf der Baustelle normal war.
Der Zimmermann der letztes Jahr unseren Umbau gemacht hat, hat da auch einige Geschichten erzählt. Er sagte, aus heutiger Sicht kaum vorstellbar, was vor 15-20 Jahren noch als normal galt.
Bedenke auch, dass im Falle eines verursachten Unfalls durch deinen partner, ihr Probleme mit der BG bekommen könnt.
Also ggf musst du unterschiedliche Anwälte aufsuchen, die dich in allen belangen beraten können.
Oh mann, da liegt wirklich einiges vor dir.
Ich könnte das nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, wenn ich weiß, dass er andere Leben in Gefahr bringt. Er fährt nicht nur betrunken, sondern auch noch risikoreich.
Täglich gibt es deshalb schlimme Unfälle.
Und am Ende kündigen noch Deine Mitarbeiter, weil sie nicht mehr mitfahren möchten.
Wenn er erwischt wird, ist es ja nicht gleich das Ende der Firma. Kann kein anderer fahren?
Ich würde wetten ihr seid im Sanitär und Heizungsbauer 😬. Mein Sohn erzählt ähnliche Geschichten. Bei ihm in der Firma ist Alkohol auch ein Thema, ich habe ihm von Anfang an gesagt er soll wenn möglich nicht mit betrunkenen Kollegen mitfahren, leider lässt sich das nicht immer verhindern. Im Moment ist es so das sein Chef ihm Druck macht den Führerschein zu machen, damit er im Notfall den Firmenwagen zurück fährt, das Problem ist nur das er noch nicht alleine fahren darf, da er erst 17 ist. Da man im Handwerk kaum Personal findet steht es auch nicht zur Debatte die Kollegen mit Alkoholproblem irgendwie zu sanktionieren.
Ich möchte dir, wie viele hier, dringend zu einem guten Anwalt raten. Dein Partner scheint beratungsresistent zu sein und sein Problem nicht zu erkennen, das kann für euch beide den Bankrott bedeuten. Schau das du irgendwie aus der Sache rauskommt, ich bin mir sicher Die Probleme werden nicht weniger wenn du noch ab wartest. Spätestens wenn er im Suff auf einer Baustelle einen Schaden verursacht kann das extrem teuer werden.