Ständig unangebrachte Kommentare

Hallo liebe Leute,
ich muss mich einfach einmal auskotzen, weil ich in letzter Zeit gefühlt ständig sexistische Kommentare und zu viele Rückmeldungen zu meinem Äußeren zu hören bekomme.
Ich arbeite in einem Baubetrieb und meine Arbeitskollegen sind durch die Bank männlich, Bauarbeiter und Bürokollegen. Mit allen komme ich gut bis sehr gut aus.
Ich halte grundsätzlich viel aus und bin auch schlagfertig. Es ist auch meistens nicht böse gemeint, sondern „Spaß“ oder ein „nettes Kompliment“.
Mich stört es aber zunehmend, vor allem bei der Arbeit, wo ich ja schon gerne bei allem Spaß auch ernst genommen werden möchte.
Was mir von letzter Zeit so in Erinnerung geblieben ist:
-ständig wird, wenn ich mit einem Kollegen alleine bin, Spaß gemacht, dass ich mit betreffendem Kollegen gerade Sex hatte.
-generell wird alles, was ich sage, wenn irgendwie möglich zweideutig gewertet und wieder viel gelacht
-tausende Male die Aussagen von so gut wie allen Kollegen, dass mein Chef der wirkliche Vater meines Kindes ist, weil sie dieselbe Haarfarbe haben #klatsch
-Wiederholte Aussagen vom Chef, ich sei zu dünn und solle doch mehr essen. Ich bin mein Leben lang schlank, jetzt auch nicht „extrem schlank“, und selbst wenn ich es wäre, finde ich es besonders vom Chef unangebracht, dass er so etwas zu mir sagt.
-wenn ich bei online Meetings dabei bin, kommen Aussagen in der Art, wie super es doch ist, dass sie „etwas Schönes“ zum Anschauen haben.
-ich sei nicht wie andere Frauen, weil ich keine Tussi bin. Das ist als Kompliment gedacht, aber solch frauenfeindliche Kommentare kotzen mich an.
-ich werde gefühlt jeden Tag gefragt, ob ich schwanger bin oder bald wieder schwanger werde.
-ich werde manchmal Hübsche, Prinzessin oder ähnliches genannt.
Und und und.

Neben den Kommentaren gibt es auch andere Dinge, die mich stören. Z.B. wird sofort heldenhaft eingesprungen, wenn ich irgendetwas trage, das mehr als 1 kg wiegt.
Bei wirklich schweren Dingen ist es nett, aber teilweise wirklich schon übertrieben.
Oder mir wird nicht zugetraut, dass ich mit einem großen Firmenbus fahren kann, obwohl ich das in einer anderen Firma jahrelang gemacht habe. Aber jedem anderen Fahranfänger wird das natürlich zugetraut, sobald er den Lappen gemacht hat, Hauptsache männlich.
Und natürlich wird von mir als Frau auch erwartet, dass ich Gästen, die ins Büro kommen Kaffee serviere.

Trotzdem arbeite ich sehr gerne dort, der Job macht Spaß und grundsätzlich komme ich mit allen super aus.
Im Baugewerbe ist es womöglich auch etwas krasser, aber grundsätzlich hört man solche Kommentare ja überall.
Meine Schwiegermutter sagte mir z.B. letztens, als ich mich geschminkt hatte, dass ich mich immer schminken solle, weil ich so viel besser aussehe. Danke? War das ein Kompliment oder eine Beleidigung?


Wie geht es euch? Was hat euch in letzter Zeit genervt und wie geht ihr damit um?

Gerne auch Antworten von Männern, ihr bleibt von Sexismus und blöden Kommentaren ja auch nicht verschont.

LG

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Traurig, dass derart unprofessionelles Verhalten durch menschgewordene Altherrenwitze immer noch Hochkonjunktur hat. Das wirkt schon irgendwie... reichlich stumpf und zurückgeblieben.

Warum das so ist, weißt du selbst: Frauen sind rechtlich gleichgestellt, sozial sind sie es nicht mit dem Ergebnis, dass du weniger ernst genommen, dafür aber umso mehr sexualisiert gesehen wirst. Weglächeln heißt zustimmen, wenn du dich wehrst, kommt der Vorwurf hysterisches Verhalten.

Du kannst es in einer sexistischen Umgebung nur falsch machen. Viele Frauen meiden daher ein überwiegend männlich geprägtes Umfeld. Aber auch Frauen wirken daran mit, wie du an einigen Beiträgen im Thread hier unschwer zu erkennen ist, bei dem man nur auf drei zählen musste bis zur ersten Tiermetapher. So funktioniert Patriarchat auch heute.

Ich meine, dass Männer nicht von Natur aus Deppen sind und durchaus dazu in der Lage sind, sich professionell zu verhalten. Ob da nur Dumpfsprüche wiederholt werden oder du mit voller Absicht herabgesetzt werden sollst, spielt am Ende kaum eine Rolle. Daher: Lass es dir nicht gefallen. Kontere nicht mit ach so schlagfertigen Sprüchen, damit begibst du dich auf deren Niveau.

Mir hat es am besten geholfen, ruhig und souverän, bei Wiederholungen kurz und barsch zu verlangen, den Quatsch zu lassen. Nicht aufregen, aber auch nicht als missglücktes Kompliment schönreden. Hört es nicht auf, würde ich das Gespräch mit dem Chef suchen, der hier allerdings auch reichlich zurückgeblieben wirkt und von arbeitgeberlichen Fürsorgepflichten wahrscheinlich noch nie etwas gehört hat.

Es wird für dich ein schwacher Trost sein, aber von meiner Klientel weiß ich, dass es nicht überall gleich ist, dh. du könntest dasselbe Problem in überwiegend männlicher Umgebung auch in anderen Branchen haben, während andere Handwerksbetriebe professionell und modern geführt werden.

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Vielen Dank für deine Antwort.

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Tolle Antwort!

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" sondern „Spaß“ oder ein „nettes Kompliment“. "

Alles was du beschreibst ist weit jenseits von Spaß. Ich denke du weißt das selber. Sie haben keinen Respekt vor dir!
Jetzt ist die Frage ob es ein kleiner Betrieb ist (wahrscheinlich), oder ob du dich an jemanden wenden kannst.
Ich würde mir das nicht gefallen lassen.

Das sind keine Späße, sondern sexuelle Belästigungen und Respektlosigkeiten. Jedesmal, wenn man den Leuten sowas durchgehen lässt und nur lieb lächelt anstatt sie zu fragen ob sie noch alle Tassen im Schrank zu haben so etwas zu sagen zu wagen, verfestigt man die Zustände mehr.

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Wenn mich was nervt, sag ich eigtl immer was. Bin da auch recht ehrlich mit, zB „Normalerweise stört mich ja diese Kommentare nicht, aber irgendwie in letzter Zeit nehmen sie Überhand“;

Oder

„Das klingt jetzt mehr wie eine Beleidigung als Kompliment.“

Ich versuche so wenig wie möglich emotionalen Ballast mit mir mitzunehmen. Das Ansprechen löst diesen Ballast und so bleibt mehr gedanklicher Raum für die wichtigen Dingen, wie Zeit mit dem Kind oder ein gutes Buch lesen.

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Das sind zwei sehr gute Antworten!

Ich arbeite auch in einem eher männlichen Beruf und hab auch alles schon erlebt.
Leute die mir nichts zutrauen, weil ich ja ein kleines Mädchen bin.
Leute die mir alles aufbürden, weil ich ja das Mädchen bin das sich so einen Beruf ausgesucht hat.
Leute die mir Arbeit abnehmen die ich allein körperlich nicht schaffe.
Leute die mich als das sehen was ich bin, ihr Kollege.

Es gibt ein paar Sachen die ich alleine nicht bewältigen kann und sobald kein Stapler da ist (alles schon gehabt) brauche ich eine helfende Hand. Was Ansicht kein Problem ist, die männlichen Kollegen nämlich auch, aber da war es nie ein „Problem“, nur beim Mädchen #schwitz

Bei mir half reden und die Kollegschaft hat mittlerweile ein wirklich tolles Klima, ab und an Späßchen, aber in alle Richtungen ;-)

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Freut mich, dass du geschafft hast das Betriebsklima in eine positive Richtung zu lenken.

Bin ja im Finanzbereich und lange Zeit die einzige Frau im Team. In meiner ersten Woche hier kam nach dem Abendessen ein Kollege zu mir und fragte mich, ob ich rasiert sei. Ich hab ihm in die Augen geblickt und ruhig gesagt, dass ich die Frage sehr unangemessen finde für den beruflichen Bereich. Er sagte dann, er wollte nur Interesse zeigen. Dann habe ich ihn nur mit großen Augen angeblickt und den Kopf gaaanz demonstrativ geschüttelt.

Naja, sowas kam nie wieder, Teamstimmung ist gut und der besagte Kollege und ich arbeiten heute gut zusammen.

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Ich kenne das aus der Beratung. Am besten hilft leider nxiht mehr mitzumachen. Dh. Nicht lächeln oder mitmachen und klar zu sagen dass es dich stört und du es nicht lustig findest. Wenn dann was in die Richtung kommt dass du plötzlich ein spasverdeeber bist ehrlich sein und sagen dass es nie lustig war aber es schwierig ist als einzige nein zu sagen wenn die Dynamik anders ist. Fang mit deinem Chef an und mache ihm das klar und hol dor Unterstützung von ihm.

Meiner Erfahrung nach kriegt man ohne ne klare Ansage das nicht in den Griff. Wenn man außerhalb der Ansage weiter mitplaudert usw dann grenzt man sich auch nach einer Übergangszeit nicht zu sehr ab.

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Danke. Ja, meist habe ich gekontert, oder auch einen Spaß gemacht.
Aber bei gewissen Dingen muss man eine Grenze ziehen und ernsthaft sagen, dass es nicht ok ist.

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Tja… Grenzen setzen! Höflich, aber bestimmt. Ich bin gewiss nicht hässlich und ich arbeite auch mit vielen Männern zusammen, aber gewisse Dinge würden sie sich bei mir nicht trauen zu sagen.

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Bei der Masse an blöden Kommentaren, wie es bei dir scheinbar auftritt, kann ich mir gut vorstellen, dass es irgendwann einfach nervt. Mein erster Gedanke war: Kann es sein, dass du noch nicht so lange in der Firma bist bzw auch noch nicht so viele Frauen dort waren? Das klingt für mich nämlich ein bisschen danach, dass die Herren sich erst einmal an dich "gewöhnen" müssen. 😁

Ich vermute mal du bist schon eine Weile in dem Bereich tätig, d.h. grundsätzlich kannst du mit Männern umgehen und bist tatsächlich nicht auf den Mund gefallen bei solchen Sprüchen. Wenn das in deiner aktuellen Firma gar nichts bringt, dann würde ich mit den Kollegen tatsächlich mal in ernsteren Dialog treten. Da du schreibst, dass du mit allen gut klar kommst und auch mal allein mit nur 1 Kollegen bist, würde ich solche Gelegenheiten nutzen und mal ernsthaft mit den Kollegen einzeln reden, dass die Witze in der Masse einfach nerven. Wenn die Kollegen nicht völlig unterbelichtet und rücksichtslos sind, dann werden sie ihr Verhalten hoffentlich überdenken.


Ach so und das mit dem Make up, war vermutlich etwas gedankenlos von der Schwiegermama daher gesagt. Ich denke, dass sollte ein Kompliment sein. Make up dient ja dazu die natürliche Schönheit etwas zu unterstreichen. Auch wenn man eine Naturschönheit ist, unterstreicht dies Make up doch noch ein bisschen mehr, weil man auch in der Regel seine Vorzüge dann noch betont. Also so sehe ich das zumindest. Ich nutze auch nie viel, aber ganz ohne Make up aus dem Haus gehe ich normalerweise nicht, weil ich mich damit einfach gepflegter fühle.

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Im privaten Umfeld (früher!) hatte ich das häufig. Es hat mich gestört. Ansprechen hat nicht geholfen. Im Gegenteil. Ich wurde rund gemacht, dass ich mich 1. wehren müsste und 2. wurden meine Grenzen noch massiver überschritten, weil 3. mit der kann man es ja machen. Dieses Nein heißt eigentlich ja oder die will das doch, haben mich extrem aufgeregt.
Das kam von Frauen und von Männern !
Es war in meinem früheren Umfeld sehr ausgebreitet.

Damals kannte ich es nicht anders. Es hat mich gestört, also habe ich was gesagt. Es hat nur nichts gebracht.

Dann lernte ich, dass es NICHT überall so ist.
Ich habe einige Jahre im Handwerk gearbeitet.
Ganz selten mal eine andere Frau dabei.
Eine war super, mit der habe ich mich gut verstanden und wir haben uns beide gut mit den männlichen Kollegen verstanden. Wir wurden akzeptiert.
Eine hat ihre Spielchen gespielt und das Ausnutzen ihrer Reize ausgenutzt. Da kamen von ihr viele Kommentare und Bissigkeiten. Einige Männer stiegen darauf ein und wollten ihr imponieren, in dem sie gegen-andere-Frauen feindlich wurden und sie wie ein Podest anhimmelten - und einige Männer hatten keinen Bock auf ihr Gehabe und gingen ihr aus dem Weg. Sie machten keine Späße und trugen ihr nichts hinterher (was sie wiederum doof fand und mit Männerfeindlichkeit anfing).

Insgesamt fühlte ich mich sehr wohl im Handwerk.
Entscheidend
1. das Umfeld und diese (trotz der Branche) waren komplett anders als mein früheres Umfeld (in dem nur ein ganz kleiner Teil vom Bau oder Klischeeberufen waren. Einige waren studiert, Akadamiker, legten großen Wert auf "Miteinander" aber andere fertig machen und über sie lachen gehörte zum guten Ton. Wenn die Wortwahl gehoben war, durften sie das ja :-[ Lehrberufe, "Frauenberufe" und und und). Auch die Rechtfertigung: geh bloß nicht ins Handwerk, dort sind sie Frauenfeindlich und ganz schlimm ......
öhm ja.... Frauenfeindlichkeit kenne ich. Aber aus dem früheren Umfeld.

Ja, auch aus dem Handwerk, aber tendentiell weniger

2. wie geht es vor Ort damit

Im alten Umfeld war ansprechen hoffnungslos (ich tat es nur für mich, um mir selbst immer wieder klar zu machen, dass das NICHT meine Vorstellung davon ist, wie ich behandelt werden will)

Im Handwerk hatte ich sehr gute Unterstützung.
Die jeweiligen Chefs hatten klare Linien, was an "Späßen" geduldet wurde und was nicht.
Neue Mitarbeiter, die meinten Rangkämpfe machen zu müssen, auf Kosten anderer, wurden gegangen. Auch in der Probezeit.
Dabei war es egal, ob es frauenfeindlich war oder versucht wurde eine Macht-Rangordnung gegenüber anderen Kollegen durchzusetzen.

Aus anderen Betrieben bekam ich mit, dass - auch wenn nur männliche Mitarbeiter waren - einige wieder gingen. Freiwillig. Sie wollten nicht in Betrieben arbeiten, in denen es um Hackordnung ging. "Späße" auf Kosten anderer wollten sie nicht unterstützen. Weder gegen andere männliche Kollegen vor Ort, noch frauenfeindliche Sprüche über nicht anwesende Personen.
Chefs haben das geduldet, weggesehen oder lapidar gemeint, dass müssten die unter sich ausmachen.
Manche blieben, weil sie das geil fanden - und aufblühen konnten, weil es ja geduldet, erlaubt oder sogar vom Chef unterstützt wurde
und andere wechselten den Betrieb.

Gleiche Branche, gleiches Handwerk, teilweise mit noch mehr Baustellenanteil
aber fanden die Stimmung und den Unterschied im respektvollen Umgang miteinander wichtiger.


Wenn du gerne dort arbeitest
- ansprechen
- mit Vorgesetzten sprechen
- jemanden ins Boot holen, der arbeitsrechtlich sagen kann, welche Schritte sinnvoll sind (Reihenfolge)

Wenn du Zweifel hast, ob du dort weiterhin arbeiten möchtest
- umhören in welchen Betrieben es nicht so krass zu geht
- ansprechen, mit dem Risiko, innerlichen Verabschieden, dass du woanderes besseres Verhalten erleben wirst
- arbeitsrechtlich beraten lassen, in wie weit du das Hinnehmen musst. Also nicht nur kündigen und unsichtbar weg, sondern wo es sinnvoll ist, vor dem Abgang noch was zu sagen, damit darauf aufmerksam gemacht wird, wo das Fehlverhalten liegt

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Ich hab vor 25 Jahren eine Ausbildung zur Elektrikerin gemacht...mir half tatsächlich nur der Holzhammer bei einigen. " Hör auf damit, du sexistischer A..., oder ich geh einen Schritt weiter ".
Das zog, habe ich aber nur bei tätlichen Sachen eingesetzt- Schlag auf den Po etc.

Bei allem anderen halfen Schlagfertigkeit, ein scharfes Wort und schlicht und einfach der Beweis, dass ich genauso gut bin.

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Mein Mann ist Handwerker. Ich bin da auch oft genervt (nicht von ihm!), wie „zurück“ seine Kollegen doch oft sind.

Nicht falsch verstehen, die sind alle super lieb, nett usw. Aber halt schon noch extrem patriarchal geprägt und ich finde das so ätzend teilweise. 😅

Also ich verstehe sehr gut, dass dich das nervt. Ich würde da wohl klare Kante zeigen: wenn dir jemand fragen helfen will, sagst du, dass du um Hilfe bittest und es alleine schaffst. Oder springst umgekehrt mal genauso zur Hilfe 😜

Du sagst klar, dass du das Auto selbstverständlich fahren kannst! Du benutzt dazu zum Glück Hände und Füße, den Penis nimmt man meist eher weniger zum fahren 😜

Also vorsichtige Aufklärungsarbeit leisten 😅 das wird hoffentlich auch irgendwann dort ankommen, dass sich die Zeiten ändern 🙊