Im Grunde genommen ist dieser Post im weiteren Sinne das alte Lied von "Kind & Karriere vereinen", aber vielleicht kann mir jemand Mut machen. Ich habe das Gefühl, beruflich auf der Stelle zu treten und aus diesem "Tief" nie mehr rauszukommen, weil ich entweder der Teilzeitfalle nicht mehr entkomme oder meine Kinder darunter leiden müssten, weil ich mit Vollzeitstelle zu viel arbeite.
Ich bin vor fast 3 Jahren aus einer Führungsposition in einem Konzern hinaus in den Mutterschutz gegangen. Nach 10 Monaten arbeitete ich geringfügig in einem anderen Unternehmen, die mich nach Ablauf der Karenz unbedingt übernehmen wollten. Sie versprachen mir, ich könnte meinen eigenen Bereich aufbauen, würde eigene Mitarbeiter bekommen und das alles mit zeitlich völliger Flexibilität und Teilzeit. Passiert ist seit über einem Jahr nichts davon. Stattdessen stecke ich fest in einem unbedeutenden Provinz-Job mit Aufgaben, die teilweise nicht meinem Erfahrungschatz entsprechen. Im Gegenteil: Ich habe das Gefühl, mich null weiterzuentwickeln. Da wäre ich besser bei meiner vorherigen Firma geblieben, aber danach ist man immer schlauer. Nun bin ich wieder schwanger, gehe im Dezember in den Mutterschutz. Die Karenz teilen mein Partner und ich uns. Aber ich muss zur jetzigen Firma zurückkehren, da ich dort die Flexibilität habe, für 7 Monate zurückzukommen und dann 4 Monate die Stunden wieder zu reduzieren, da in Österreich Kinderbetreuung erst ab eineinhalb Jahren angeboten wird. Danach erst kann ich mir was Neues suchen. Und meiner Meinung nach auch nichts Superforderndes, da ich dann zwei Kleinkinder habe, für die ich ja trotzdem noch ausreichend Zeit haben möchte und wo es mal nicht so schlimm ist, wenn ich aufgrund der vielen Kinderkrankheiten öfter mal ausfalle. Ja klar, das stemmen mein Partner und ich zusammen, aber ihr wisst ja, wie oft man da teilweise ausfällt.
Ich habe einfach das Gefühl, mir läuft die Zeit davon, mich beruflich noch so positionieren zu können, dass ich mit der Familie UND der Karriere zufrieden und glücklich sein kann. Ich bin Ende 30 und ich komme beruflich nicht weiter, sondern entwickle mich zurück. Hatte auch jemand etwa Ähnliches und kann mir Mut machen oder davon erzählen, wie sie/er da wieder rauskam? Oder wie ihr das mit dem Partner und euren beiden Jobs hinbekommen habt, dass ihr beide beruflich und familiär zufrieden ward? Denn mein Partner wäre mit Freuden dazu bereit, Stunden zu reduzieren, um mehr Zeit zu Hause zu verbringen. Aber bei dem Gedanken, Vollzeit zu arbeiten, und keine Zeit für die Familie zu haben, bekomme ich wieder ein schlechtes Gewissen.
Beruflich auf der Stelle treten wegen Kinder
Ich weiß nicht ob es an deinem Anspruch an dich liegt oder der Einfluss von außen zu groß ist, aber ich finde du kannst dich mal ein bisschen entspannen.
Selbstverständlich darf man sich einen anspruchsvollen Job suchen und wegen (kind)krank ausfallen. Ich fände das so gar gut, denn wie viele FK verbreiten direkt oder indirekt ein schlechtes Gewissen ggü. ihren Mitarbeitern weil sie ja "nie ausfallen". Das macht dich menschlich.
Zudem hast du einen Partner, der das ganze vollumfänglich unterstützt.
Besser geht es doch gar nicht.
Damit bleibt nur noch dein Anspruch an dich. Ich finde bei der Zeit mit der Familie Qualität wichtiger als Quantität. Mein Kind war und ist auch immer relativ lange in der Betreuung. Aber wenn wir dann zusammen sind, dann ist das auch komplett unsere Zeit.
Meine Schwester hat einen internationalen Job. Reist viel und arbeitet oft lang wegen der Zeitverschiebungen. Sie und ihr Mann haben auch zwei Kinder und da übernimmt natürlich viel ihr Mann.
In der Regel ist er morgens einfach schon weg und sie regelt das, dann fährt sie arbeiten. Einen Tag in der Woche ist sie nachmittags zu Hause und das kann man super im Kalender blocken, da gewöhnen sich auch alle Kollegen dran. Jeder weiß am Dienstag ist XY nachmittags nicht da. Fertig.
Ich habe eigentlich keine Führungsposition. Aber meine Vorgesetzte ist schon lange krank und damit muss ich das Ganze schaukeln. Ich habe das Wechselmodell mit meinem Ex. Ich arbeite in der Woche ohne Kind gern viel und lang, aber in der anderen Woche lass ich den Stift fallen. Und das ist klar kommuniziert und da geh ich auch keinen Kompromisse ein. Mein Kalender ist dann geblockt. Und siehe da: kein Problem. Meine Chefin hatte oft Termine noch spät, ich habe die nicht. Denn ich lehne diese knallhart ab. Wenn man mich bei haben will, dann muss man sich nach mir richten. Das funktioniert natürlich nur, weil ich eben in der Woche ohne Kind da komplett flexibel bin.
Was ich damit sagen will: man kann sich sein Arbeitsumfeld gewissermaßen auch erziehen und muss nicht den Helden spielen und kann trotzdem erfolgreich sein.
Meiner Meinung nach ist es schwierig "keinen fordernden Job" antreten zu wollen, dann aber ein Problem damit zu haben, beruflich in die Sackgasse geraten zu sein, denn das eine ist die logische Konsequenz des anderen.
Ich lese das hier bei Urbia häufiger oder teilweise in unserer lokalen Facebook-Gruppe und bin immer wieder erstaunt und frustiert, dass das im Jahr 2022 immer noch ein weit verbreiteter Standard ist. Warum frustiert? Weil es für mich als Frau frustierend ist, dass wir in Sachen Gleichberechtigung noch nicht sehr weit gekommen sind und diese Einstellung in der Gesellschaft weit verbreitet ist und sich damit auch auf mich auswirkt.
Ich habe zu Gunsten unseres Kinderwunsches in einer schlechten beruflichen Position (Sackgasse) ausgeharrt, bin auch nach der Elternzeit dahin zurück weil sie ein Stück Sicherheit bot. Ich habe mich nach einer kurzen Rückkehr nach der Elternzeit jedoch wegbeworben und verfolge meine beruflichen Ziele weiter. Ich hatte die Wahl zwischen einem Mutti-Job im öffentlichen Dienst oder einer gehobenen Position im Unternehmen und mich entschieden, letztere anzutreten.
Der Job im öD wäre sicher, aber langweilig und für meinen Lebenslauf nicht unbedingt förderlich gewesen, sollte ich mich doch vor der Rente noch einmal für etwas anderes interessieren. Der zweite Job hat diese Sicherheit nicht, aber er ermöglicht mir, mich weiterzuentwickeln und wenn ich möchte in 1-2 Jahren "Head of ..." in einem anderen Unternehmen zu werden (hier in diesem Unternehmen nicht, da schon besetzt).
Für meine Kinder bin ich trotzdem da. Aktuell nicht so sehr, wie ich es mir wünschen würde, aber der neue Job ist trotz der gehobenen Position familienfreundlicher als der aktuelle.
Ja, solche Jobs gibt es. Sicherlich nicht in der Geschäftsführung und im oberen Management aber darunter sind solche Jobs zu finden. Man muss sie suchen und das würde ich auch dir empfehlen. Es sollte nicht sein, dass Frauen sich im Jahr 2022 zwischen gutem Job aber kinderlos und schlechtem Job mit Kindern entscheiden müssen. Man muss allerdings bereit sein, Vollzeit oder fast Vollzeit zu arbeiten. Unter 30 Stunden würde ich dafür keinesfalls einplanen, eher mehr.
"Ich habe zu Gunsten unseres Kinderwunsches in einer schlechten beruflichen Position (Sackgasse) ausgeharrt, bin auch nach der Elternzeit dahin zurück weil sie ein Stück Sicherheit bot."
Genau DAS mache ich gerade. Wahrscheinlich bin ich deshalb gerade so unrund. Weil ich mich dann doch wieder für die Sicherheit entscheide und gleichzeitig damit hadere. Es macht jedoch Mut, das du ähnliches erlebt hast und doch aus dieser Tretmühle herausgekommen bist.
Mit deiner Aussage, dass man aber mit mehr als 30 Stunden in Führungspositionen zu rechnen hat, hast du völlig Recht. Vielleicht sind meine Ansprüche deshalb so hoch, weil ich es vorgelebt bekommen habe, wie es nicht geht. Ich war im mittleren Management, meine Führungskraft kam mit unter 30 Stunden aus der Karenz. Davon 2 Tage Homeoffice, an denen sie so gut wie nie erreichbar war. Dies hat sich auf unsere Arbeit als auch den Abteilungszusammenhalt negativ ausgewirkt.
Du merkst ja, es war rückblickend ein Fehler den alten Job aufzugeben. An so eine Führungsrolle wieder anzuknüpfen sollte aber dein Ziel sein und irgendwie willst du das ja auch.
Daher würde ich mich echt nur zeitlich limitieren aber auf keinen Fall inhaltlich. Ich habe auch mit 30 Stunden eine Position im mittleren Management, eigen Projekte und große Verantwortung. Warum sollten meine Probleme mit Kindkrank etc. andere sein als die von jemandem in einer niedrigeren Hirarchiestufe? Es ist immer blöd, egal wer fehlt. Ich glaube das fängt im Kopf an. Auch mit viel Verantwortung (und Disziplin) lässt sich da Job und Familie auseinanderhalten oder eben wo es geht auch flexibel gestalten. Ich werde mich aber sicher nur weil ich Mutter bin zur Teilzeit-Mutti mit Zuarbeiten abspeisen lassen. Das lebe ich und das sage ich auch ganz klar. Und an mir geht auch keine Fortbildung, Karrierechance oder Gehaltserhöhung vorbei. Meine Chefs kenne meine Leistungsbereitschaft und ganz ehrlich: in meinen 30 Std. schaffe ich nicht wirklich weniger als die Vollzeitkräfte, ich bin besser organisiert und koste weniger.
Als erstes Mal musst du dir deine eigenen Barrieren im Kopf weg räumen! Verkauf dich nicht unter Wert.
Danke, das tat jetzt gut zu hören. Denn genauso würde ich mir meine berufliche Zukunft auch wünschen. Wahrscheinlich macht mir diese Unsicherheit oder Untätigkeit für die nächsten Monate zu schaffen. Denn ich weiß ja, zuerst kommt mal Mutterschutz im Dezember, dann Karenz bis mindestens nächsten September - was natürlich wieder eine großartige und herausfordernde Zeit wird - und dann wird es halt spannend, wie ich die Situation angehen werde. Ob ich zu dem sicheren, langweiligen Job zurückkehre oder mir doch was Neues suche und aufbaue und hoffentlich den Spagat zwischen Kinder und Karriere schaffe.
Wie du sagst, ich will mich nicht als "Teilzeit-Mutti" abspeisen lassen. Deswegen habe ich damals auch Job gewechselt. Weil ich wusste, mit 20 Stunden brauche ich nicht in meine alte Position zurückkehren. Das wäre auch gegenüber meinen Mitarbeitern unfair gewesen. Aber ein paar Müttern hat meine ehemalige Firma übel mitgespielt, als sie aus der Karenz zurückgekehrt sind und die wurden dann tatsächlich mit ihren Qualifikationen nicht gerecht werdenden Tätigkeiten zugemüllt. Oder überhaupt in Abteilungen abgeschoben, die so gar nicht zu ihrem bisherigen Tätigkeitsfeld gepasst haben. Und da kommt dann ein anderes Unternehmen an, das mir das Blaue vom Himmel verspricht. Mir erschien es damals völlig richtig, die Firma zu verlassen.
Rückblickend betrachtet habe ich den Jobwechsel gebraucht, um meine ehemalige Firma wieder schätzen zu wissen. Denn ich war dort damals auch nicht zufrieden. Aber dorthin zurückkehren würde ich auch nur bedingt. Ich muss mich wohl einfach mal auf mein nächstes Abenteuer konzentrieren und dann sehe ich eh, was kommt.
Ein Vollzeitjob bedeutet nicht, dass du 24 Stunden am Tag arbeitest und alles andere dafür liegen lässt. Auch ohne Kind hast du Zeiten, wo du Zeit für dich oder deiner Familie hast.
Für die Vereinbarkeit für Job und Familie brauchst du solche Jobs, wo du in erster Linie nach Ergebnis beurteilt wirst und eigene Terminhoheit hast.
Ich arbeite im kompetitiven Umfeld, viel Verantwortung, mein Mann im Management. Wir machen beide Nachmittags gegen 16 Uhr Schluss, verbringen Zeit mit der Familie und gehen Abends nochmal online und arbeiten alles ab, was angelaufen ist. Unsere Mitarbeiter und andere Personen, die mit uns arbeiten wissen davon und können sich darauf verlassen. Mitarbeiter, die selbst Familie haben, können dasselbe Modell fahren, wenn sie möchten.
Das Modell funktioniert so, weil sich unsere Kleine gut an die Kita eingewöhnen ließ. Wäre es nicht der Fall gewesen, hätten wir andere Lösungen gefunden, wie wir sie weniger in der Kita lassen. Die Kita ist sehr gut. Personalschlüssel ist sehr wichtig. Wir haben einen Personalschlüssel von 3 Erzieher + 1 Praktikantin auf 12 Kinder. Sie ist ausgeglichen und gut gelaunt bei der Abgabe und Abholung.
Zuhause ist es so, dass mir bewusst ist, dass meine Zeit der Flaschenhals ist. Wenn ich zuhause bin, dann habe ich volle Aufmerksamkeit für meine Familie und mein Kind. Das bedeutet praktischerweise, dass ich alles auslagere, was es zu auslagern gibt. Und da ist es mir auch egal, was andere sagen, denn ich vereinbare eine richtige Karriere mit einer Familie, da muss einfach gewisse Dinge pragmatisch laufen.
Konkret bedeutet es, dass ich 2 Personen für den Haushalt habe, die 2 mal die Woche kommen und fast alles an Haushalt machen. Es ist teuer und man mag sich am Anfang fragen, ob es finanziell Sinn macht, aber diese Haushaltshilfe geben mir die Möglichkeit meinen Karrierefortschritt während der Kleinkinderzeit mitzunehmen. Ein schöner Nebeneffekt ist auch, es gibt zuhause nie Diskussionen wegen dem Haushalt. Mein Mann und ich teilen uns einfach die Kosten der Haushaltshilfe.
Wegen Kinderkrankheitstage ist es so, dass wir uns extra Urlaubstage gespart haben dafür (mein Mann 5, ich 5 pro Jahr), mein Mann hat dazu eine Überstundenregelung, ich nicht. Wir haben auch eine Nanny, die mal flexibel könnte, sodass wir zur Not auch im Homeoffice arbeiten können, wenn die Nanny auf die Kleine aufpasst. Geplant ist aber, dass wir dort einzelne Urlaubstage nehmen. Das ist nur möglich, wenn die Kita genug Öffnungstage hat, sodass Urlaubstage bleiben.
Es ist viel Organisation und Priorisierung. Nachteil von dem Ganzen ist, dass ich meine Hobbys auf Eis gelebt habe und nicht mehr mehr mache als Bücher zu lesen oder Pflanzen zu züchten (kosten keine Zeit). Das wird auch in nächster Zeit so bleiben.
Übrigens ich bin nicht die einzige Frau in meinem Umfeld, die weiter ihre Karriere verfolgt. Einige Freundinnen geben auch nach dem Kind Vollgas. Wichtig ist wirklich der Jobauswahl, je ergebnisorientierter, desto flexibler bist du, desto besser ist der Job mit der Familie vereinbar.
Deshalb erstmal keinen Stress, du hast noch relativ viel Zeit über deinen nächsten Schritt nachzudenken und alles steht und fällt auch damit, wie sich die Familiendynamik nach dem nächsten Kind sich darstellt.
Und meiner Meinung nach auch nichts Superforderndes, da ich dann zwei Kleinkinder habe, für die ich ja trotzdem noch ausreichend Zeit haben möchte und wo es mal nicht so schlimm ist, wenn ich aufgrund der vielen Kinderkrankheiten öfter mal ausfalle.
Da hast du es dir im Grunde ja selbst beantwortet. Entweder du entscheidest dich vorübergehend für das eine oder das andere. VORÜBERGEHEND. Du musst ja nicht ewig auf dem Boden sitzen und Bauklötze spielen, aber jetzt gerade hast du dich für die Familie entschieden und dazu gehört, dass sich einer um die Kinder kümmert. Niemand kann alles haben, Familie und Haus und Job und Hobby und alle sind happy und läuft von selbst. Du musst dich so mit deinem Mann arrangieren, dass es passt für euch und in ein paar Jahren sieht es wieder anders aus
„Niemand kann alles haben, Familie und Haus und Job und Hobby und alle sind happy und läuft von selbst.“
Ja doch, ganz viele Männer können das komischerweise.
Ja da stimmt 🤣 Da gebe ich dir recht!
Ich nehme das zurück und sage: keine Person, die sich verpflichtet fühlt den großen Teil der Care-Arbeit zu übernehmen, kann alles haben
Also, ich habe aufgehört zu lesen bei "in Österreich gibt es Kinderbetreuung erst ab 1 ½ Jahren". Das stimmt doch gar nicht. Ich komme aus einem wirklich kleinen Dorf und selbst hier haben wir eine Krippe, wo sogar unter einjährige sind. Woher kommst du, dass es dort so etwas nicht gibt? Meine Schwägerin hatte ihren Sohn mit ein paar Wochen in der Betreuung... Du kannst dir also schon früher etwas Neues suchen!