Hallo,
ich habe vor, nach der Geburt ein halbes Jahr Elternzeit zu nehmen und anschließend wieder Vollzeit zu arbeiten.
Anfangs war ich vollkommen überzeugt, aber ausnahmslos alle Mütter, mit denen ich darüber spreche, raten mir davon ab.
Vor allem meine Mutter sagt mir immer wieder, dass ich es nicht aushalten werde, jeden Tag so viele Stunden von meinem Baby getrennt zu sein und dass es schlecht für unsere Bindung wäre.
Solche Aussagen verunsichern mich, da ich aktuell zum ersten Mal schwanger bin und natürlich nicht weiß, wie ich mich fühlen werde, wenn das Baby erst mal da ist.
Was sind eure Erfahrungen? Gibt es hier Mütter, die früh wieder Vollzeit gearbeitet haben? Oder welche, die es vorhatten, aber sich umentschieden haben? Ihr könnt auch gerne berichten, ob euch die Trennung von eurem Kind für mehrere Stunden leicht oder schwer gefallen ist.
Ich bedanke mich im Voraus für eure Antworten.
Allen einen schönen Abend,
Johanne
Nach einem halben Jahr Elternzeit Vollzeit arbeiten?
Heisst das, dass der Vater nach den 6 Monaten dann Elternzeit nimmt?
Ja, genau. Er wird dann länger zuhause bleiben.
Hallo.
Genau so machen wir es. Ich 6 Monate und der Papa 6 Monate Elternzeit. Warum ist es bei Vätern normal, dass sie viele wunderbare Momente verpassen? Bei Müttern aber einen Aufreger wert?
Im ersten halben Jahr hat mein Mann die kleine immer abends bettfertig gemacht. Ab heute (mein erster Arbeitstag nach der Elternzeit) werde ich das machen. Wir tauschen also.
Was genau bedeutet Vollzeit in deinem Fall? Wie flexibel wärst du? Wie ist die Betreuung gewährleistet (familiär oder Einrichtung)?
In anderen Regionen / Ländern ist das Standard. Trotzdem hätte ich es mir für mich nicht vorstellen können. Uns war klar, es bleibt bei einem Einzelkind und ich würde die Elternzeit (2 Jahre) nicht missen wollen wobei ich in dieser Zeit stundenweise gearbeitet habe. Nach 6-12 Monaten Teilzeit fände ich okay, Vollzeit fände ich (je nach Arbeitszeit) zu viel. Bleibt abends nach Einkauf / Essen einfach kaum noch Zeit. Wir hatten mittags tolle Ausflüge, Dates, Badesee usw.
Aktuell arbeite ich 50 bis 60 Stunden pro Woche und werde dann nach der Elternzeit auf 40 bis 45 Wochenstunden reduzieren. Die Arbeitszeit ist manchmal flexibel, aber oft habe ich feste Termine. Mein Mann wird dann mit unserem Kind zuhause sein.
Danke für den Einblick.
Zwei Freundinnen von mir haben das gemacht, eine ungeplant aufgrund einer sich bietenden Beförderung. Beide bereuen den frühen Einstieg. Die eine, die nun ein 2. Kind plant, will diesmal auf jeden Fall ein Jahr zuhause bleiben. Obwohl sie auch immer eher eine Businessfrau war.
Eine andere Freundin wird 7 Monate zuhause sein, dann übernimmt für 7 Monate ihr Mann.
Ich würde immer zu einem Jahr raten, wenn man das finanziell hinbekommt. Ich glaube, man bereut sonst leicht die verlorene Zeit mit dem Kind.
Danke für deine Antwort und die Erfahrungsberichte.
Ich bin nach acht Monaten wieder Vollzeit eingestiegen. Allerdings war und ist noch der Papa zu Hause und hat Elternzeit. Ich weiß also, dass meine Kind bestens versorgt ist.
Mir fiel es die ersten Tage schon schwer zur Arbeit zu gehen, aber man gewöhnt sich und ich bereue es überhaupt nicht. Viele Konflikt, die ich bei anderen Paaren mitbekomme, haben wir einfach nicht, weil wir jeweils wissen, wie es ist den ganzen Tag beim Kind bzw. bei der Arbeit zu sein.
Als Lehrerin hatte ich Sommerferien. Wir hatten auf diese Weise viel mehr Zeit zu dritt. Für uns ist es gut so. Stell dich aber darauf ein, ein paar wirklich verletzend Kommentare aus dem Umfeld zu bekommen. Eine Mutter, die kein Jahr zu Hause bleibt, scheint für viele keine gute Mutter sein zu können.
Negative Kommentare zu eurer Regelung sind nicht richtig. Ihr habt ein modernes Konzept, das gut zu klappen scheint! Ist doch toll :)
Sofern die TE allerdings keine Lehrerin ist, wird sie sicher nicht so viel zuhause sein in der Summe wie die gesamte Ferienzeit (ich will hier die Schulvorbereitung und Korrekturzeit nicht unterschlagen, das ist mir bekannt sehr viel Arbeit). Falls die TE Homeoffice hat, könnte das aber sicher einen leichteren Wiedereinstieg bedeuten.
Danke für deinen sehr positiven Erfahrungsbericht.
Ich wollte nach einem Jahr wieder und habe die Elternzeit auf 3 Jahre verlängert. Unser Kind wäre allerdings nach Geburt fast verstorben.... das relativiert dem Blick darauf wie wichtig die Zeit mit ihm und wie unwichtig doch die Karriere ist.
Ich hätte es auch Kräftemässig nicht geschafft. Ein Baby fordert viel , ich kann mir nicht vorstellen wir man das gut hinbekommen kann.
Danke für deine Antwort. Es tut mir leid, dass ihr so eine schlimme Erfahrung machen musstet und hoffe, dass eurem Kind seitdem gut geht.
Darf ich fragen, was du kräftemäßig nicht geschafft hättest? Ich fürchte, ich bin bei dem Thema etwas naiv. Geht es vor allem um den Schlafmangel? Sich nach der Arbeit noch ums Kind zu kümmern und deshalb kaum (oder zeitweise keine) Freizeit zu haben?
Danke, die Jahre waren zwar noch ruppig mit gesundheitlichen Problemen und Entwicklungsproblemen aber die Prognosen zumindest was die Gesundheit angingen waren stets positiv dass es sich wohl verwachsen wird (ist es auch seit er ca 5 Jahre alt ist) und entwicklungstechnisch ist jetzt mit der ADHS-Diagnose auch vieles klarer und besser. Bei uns war es einfach so dass mich die Komplikationen wahnsinnig viel Kraft gekostet haben und ich Monate gebraucht habe bis die Akkus wieder einigermaßen voll waren, mit dem Schlafmangel und allem ist das ja auch nicht wirklich einfach. Genau genommen hätte ich ne Kur ziemlich dringend brauchen können.
Ja, Schlafmangel, kaum Verschnaufpausen, Sorgen (die hat jede Mutter, je weniger Sorgen man sich machen muss umso mehr wiegen die die man hat) und die ersten 1-2 Jahre in Fremdbetreuung ein im Winterhalbjahr gefühlt dauerkrankes Kind gehen echt an die Substanz. Es ist halt ständig irgendwas.
Wobei ich sagen muss das erste halbe Jahr, wenn der Mann zu Hause ist sind ja gar nicht das Problem da wird er ja die schlechten Nächte übernehmen. Eng wirds erst wenn dann beide wieder arbeiten.
Ich kann Dir nur empfehlen dich genau zu erkundigen wie lange Du Elternzeit anmelden kannst, irgendwie war da zumindest früher was, das man wenn man 2 Jahre anmeldet man nicht verlängern kann, aber wenn man nur ein Jahr anmeldet kann man auf 3 Jahre verlängern --- oder umgekehrt- --- ich würde schauen dass ich flexibel bleibe. Natürlich wünscht sich jeder ein gesundes problemloses Kind, aber das ist nicht selbstverständlich, und wenn man dann flexibel reagieren kann ist schon viel gewonnen.
Alles Gute Dir!
Möchtest du dann das Kind in Vollzeit Betreuung geben? Bitte nicht!
Ich bin Pädagogin und arbeitete bis zum
bV selbst in der Betreuung aber wenn es nicht sein MUSS, dann ist das definitiv viel zu früh für das kleine Baby.
Ansonsten musst du dir bewusst sein, dass du eben viele Momente verpassen wirst, auch Meilensteine. Alle die ich kenne, sagen heute, dass sie es bereut haben die Zeit mit ihren kleinen nicht länger genossen zu haben.
Die Frage ist, ob du finanziell MUSST oder die Wahl hast. Wenn du die Wahl hast, dann würde ich es nicht machen.
So ein Quatsch 😁 glaubst du, die sagen mir von der Kita, oh heute ist sie bei uns zum ersten Mal gelaufen, bei euch auch schon? Ach schade, da habt ihr jetzt den Meilenstein echt verpasst. Für uns ist es das erste Mal, wenn sie bei uns ist, wenn sie es mit uns teilt. Ich erlebe jeden Meilenstein :)
Hallo,
Ich habe es so ähnlich gemacht. Aufgrund der damaligen Arbeitssituation meines Partners ging es nicht anders, und von Luft und Liebe bezahlt man keine Rechnung. Mein Kind hat ohnehin nicht gefremdelt und für mich war es auch okay. Der Bindung hat es nicht geschadet. Wir hatten einen sehr guten Krippenplatz und es sind außerdem familienergänzende Einrichtungen, keine familienersetzenden. Am Anfang war es ungewohnt, ging aber schnell in Routine über.
Ich muss dazu sagen, dass ich als Lehrerin dann auch noch manches erledigt habe, wenn das Kind abends im Bett war, und - da gibt es nichts zu beschönigen - es war manchmal echt anstrengend nach einer miesen Nacht. Aber dadurch war unser Kind eben nicht jeden Tag so lange in der Krippe.
Ich würde mich da nicht zu sehr beeinflussen lassen und eben auch genau schauen, wie die Betreuungssituation aussieht. Geht der Vater danach in Elternzeit?
Danke für deine Antwort. Genau, mein Mann nimmt danach Elternzeit.
Dann wird das Baby ja weiterhin von einer primären Bezugsperson betreut - da würde ich an deiner Stelle entspannt bleiben
Ich arbeite in der Schweiz, wo es keine "Elternzeit" in dem Sinn gibt. Nach dem 14-wöchigen Mutterschaftsurlaub hatte ich noch einen Monat unbezahlten Urlaub, bevor ich mit 30% (ca 12,5 Stunden/Woche) wieder eingestiegen bin. Ich würde es nie wieder so machen und bereue es auch heute, eineinhalb Jahre später, noch sehr. Ich hatte keinerlei Vorstellung davon, wie schwer es mir fallen würde, mein Baby nicht bei mir zu haben (wurde von Papa und Oma betreut) und wie unwichtig mir mein vorher so geliebter Job werden würde.
Nun bin ich wieder schwanger und hätte maximal vier Monate unbezahlten Urlaub an den Mutterschaftsurlaub hängen können - noch einmal werde ich den Fehler aber nicht machen und werde deshalb meine Stelle kündigen müssen. Trotzdem besser, als mein Baby wieder (für mich) zu früh abzugeben...
Alles Liebe für dich,
Isa mit 💙 20 Monate und ❤️ SSW 27
Danke für deinen Erfahrungsbericht. Es tut mir leid, dass du unter der Situation gelitten hast. Genau das sagt mir mein Umfeld auch voraus.
Mir wurde das ebenfalls vorausgesagt. Aber wenn man noch nie in der Situation war, kann man es sich kaum vorstellen - zumindest ging es mir so.
Ich persönlich würde dir raten, in Teilzeit zu starten mit der Option, dein Pensum nach Bedarf aufzustocken. Oder, wenn du ausschließlich Vollzeit arbeiten möchtest, wirklich später wieder einzusteigen. Ehrlich, ich kann heute nicht mehr nachvollziehen, wie ich auf die Idee kam, so früh wieder zu arbeiten (und das nur in niedrigem Pensum)...