Hallo, bin und hergerissen was ich meinem Sohn raten soll. Er hat sich für einen dualen Studienplatz in mehreren Unternehmen beworben..nach Eignungstest und Bewerbungsgespräch kam jetzt eine Absage fürs Studium mit Angebot für einen kaufmännischen Ausbildungsplatz.
Die Antwort des anderen Unternehmens steht noch aus und die Entscheidung wird sich laut Nachfrage noch hinziehen.
Die Zusage für den Ausbildungsplatz soll mein Sohn diese Woche tätigen sonst bekommt den jemand anders.
Sollte er zusagen und dann doch den Studienplatz woanders bekommen, ist das möglich problemlos aus einen Ausbildungsvertrag zu kommen?
Beide Firmen wären halt die Favoriten hier in der näheren Umgebung.
Lg
Ausbildungsplatz zusagen?
Mit abgeschlossener kaufm. Ausbildung kann er den Fachwirt IHK (z.B.) Wirtschaftsfachwirt machen. Da bin ich mit Anfang 40 ein Außenseiter (stecke gerade mittendrin). Die meisten sind 20-30 und recht frisch nach der Ausbildung. Und nach dem Fachwirt ist noch der Betriebswirt IHK möglich. Fachwirt entspricht Bachelor, Betriebswirt entspricht Master. Es gibt also auch mit Ausbildung noch genug Entwicklungsmöglichkeiten, daher ganz klar pro Ausbildung.
Das ist aber nur die Kurzversion.
Beide liegen im DQR auf Stufe 6. Trotzdem hat der Fachwirt keinen akademischen Abschluss im Gegensatz zum Bachelor und im Ausland ist der Fachwirt wenig bis gar nicht bekannt.
Es kommt also drauf an, wo man hin will.
Also hat er parallel an anderen Hochschulen zum Vollzeitstudium beworben?
Was will denn dein Sohn?
Man kann die Ausbildung natürlich immer innerhalb der Probezeit kündigen, also auch nicht antreten und am ersten Tag kündigen. Ist halt ziemlich unfair. Daher - auch wenn das rechtlich wohl
nicht vorgesehen ist - kann man sicher die Firma informieren und mit offenen Karten spielen. Das Unternehmen müsste ja ein Interesse daran haben wenn man rechtzeitig Bescheid gibt und der Ausbildungsplatz anderweitig vergeben kann, als dass die Personalabteilung alles vorbereitet, Emailadressen angelegt werden, etc. und dann erscheint jemand nicht.
Habt ihr euch mal Gedanken gemacht, warum sie ihn fürs Studium abgelehnt haben, aber ihm einen Ausbildungsplatz anbieten?
Für mich sieht es so aus, als ob sie ihm das Studium nicht zutrauen, aber trotzdem viel Potenzial sehen, was sie gern halten möchten.
Ich würde den Ausbildungsplatz annehmen, vllt fährt er damit in der Firma sogar besser und bekommt noch ganz andere Aufstiegsmöglichkeiten.
Was will denn dein Sohn? Darauf kommt es an. Eine Ausbildung ist absolut nicht vergleichbar mit einem Studium. Die Berufschancen bei beiden Abschlüssen unterscheiden sich wie Tag und Nacht. Deswegen muss er sich überlegen, was er machen will. Will er studieren, braucht er keine Ausbildung bei der er sich nach deren Abschluss ärgert, dass er die Chance zum Studium nicht wahrgenommen hat.
Ich nehme an, das duale Studium geht in Richtung BWL? Warum geht dein Sohn dann nicht direkt an eine Uni oder Fachhochschule? Die meisten haben keinen NC (= keine Notenbegrenzung) und er ist völlig frei in der Wahl der Hochschule, ohne dass er einen Test bestehen muss.
Ja, das duale Studium ist bezahlt. Aber andere Studenten schaffen es auch ohne wohlhabendes Elternhaus mit Nebenjob und Bafög.
Ich würde den Ausbildungsplatz NICHT annehmen es sei denn, eine Ausbildung plus der entsprechendene Beruf hinterher (Kaufmann für Bürokommunikation o.ä.) ist etwas, worin er sich sieht. Bürokaufleute sind übrigens tendenziell eher schlecht bezahlt unter den Bürojobs. Mit einem Studium sieht das ganz anders aus.
Und zum Betriebswirt: mein Bruder hat den auch. Ich kann dir aber von ihm und aus meinem letzten Unternehmen berichten, dass der in der Praxis NICHT als gleichwertig mit dem Bachelor gesehen wird. Das ist eine nette Marketingstrategie der Hochschulen und mag auf dem Papier offiziell auch so sein. Inoffiziell ist der Betriebswirt jedoch nicht viel mehr wert, als eine Weiterbildung. Nur mal so ein Beispiel: eine unserer Sekretärinnen hat den Betriebswirt. Sie ist aber weiterhin "nur" Sekretärin und dadurch nicht aufgestiegen.
Der Aufstieg ergibt sich durch Wechsel der Firma. Hier empfiehlt sich eine moderne Firmenstruktur. Wer heute Sekretärinnen beschäftigt, ist das halt nicht.
Sie ist keine "Sekretärin", sondern Assistentin wenn es dich beruhigt.
Ob man die Position jedoch nun Sekretärin nennt oder Assistentin, kommt auf's gleiche raus. Aus dem Facility Manager wird auch niemand aus der Führungsriege, nur weil man ihm plötzlich einen modernen englischen Namen gibt.
Im Übrigen finde ich es witzig, wenn ernsthaft jemand behaupten will, eine kaufmännische Ausbildung bietet die gleichen Karrierewege/Chancen wie ein Studium. Kann es mit SEHR viel Fleiß und über einen sehr steinigen und langen Weg. Diesen gehen geschätzt vielleicht 10% der Azubis in kaufmännischen Berufen. Der Rest bleibt Sachbearbeiter, der den BWLer zum Vorgesetzten hat. Da sollte man der TE einfach auch realistische Angaben und keine Illusionen machen. Die BWLer hingegen, die ich beruflich und privat kenne, leiten ihr eigenes erfolgreiches Unternehmen, sitzen in gehobenen Sachbearbeiter-Positionen bis hin zum Management. Die beiden Ausbildungswege sind daher nicht vergleichbar.