Wie verhält man sich richtig während der Inflation

Guten Morgen,

ich hatte ja gestern schonmal gepostet wegen meiner Schwimmbad-Karte und der gesunkenen Wassertemperatur. Ich habe mir heute Nacht mal so meine Gedanken gemacht und frage mich, wie man sich denn nun richtig in der Krise verhält.

Es gibt ja doch noch Leute, die zwar jammern, dass alles teurer wird aber noch nicht in ihrer Existenz bedroht sind. Und an diese richtet sich jetzt wohl auch meine Frage. Alle anderen haben wohl schon genug damit zu tun, einfach zu überleben.

Nochmal mein Schwimmbad-Beispiel: Schwimmbad-Wasser ist kalt, weniger Leute kommen = weniger Einnahmen. Früher oder später ist dann wohl auch das Schwimmbad in seiner Existenz bedroht und muss schließen (wäre hier im Umkreis nicht das erste). Und nach der Krise ist das Jammern wieder groß, dass es in der näheren Umgebung kein Schwimmbad mehr gibt (auch fürs Schulschwimmen, Sportvereine usw.) Also sollte man in den sauren Apfel beißen und trotzdem hingehen/spenden?

Nächstes Beispiel: Mein Lieblings-To-Go-Asiate: Ich hatte mir dann und wann nach der Arbeit so eine Vegetarische-Sushi-Box gegönnt. (12 kleine Sushi, Wasabi, Ingwer und so eine Reistasche als Nachtisch) hat immer 6,50€ gekostet. Letzte Woche kostete die Box 11,00€. O.k. meine erste Reaktion war: sollen die ihr Sushi dann eben behalten. Nochmal drüber nachgedacht, wenn jetzt jeder so denkt, wird es meinen Lieblings-Asiaten nächstes Jahr vielleicht nicht mehr geben. Ist auch blöd. Andererseits, wenn die mit den Preisen durchkommen, werden die nach der Krise vielleicht auch nicht mehr gesenkt.

Also wie sollte man sich richtig verhalten? Bin da echt überfragt. Ich bin ja bereit die örtliche Wirtschaft zu unterstützen, nur wie findet man da einen Mittelweg ohne selbst zu verarmen oder sich veräppeln zu lassen.

LG

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Da gibt es kein Richtig und kein Falsch.

Gastronomie ist ein schönes Beispiel: Auswärts essen ist ein Bedürfnis, das wird es immer geben. Ebenso Freizeitgestaltung.
In der Summe würde die Lücke also wieder gefüllt werden, wenn ein Betrieb stirbt.
Ob es dann ein Schwimmbad (da meist eh nicht tragfähig eh ein schwieriges Beispiel) oder ein Laden mit vegetarischem Sushi ist, sei dahingestellt.

Also einen speziellen Betrieb unterstützen, weil das Sushi so toll und der Betreiber so nett ist, okay. Kann man machen. Den Rest regelt der Markt.

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Auswärts essen ist ein Bedürfnis? Maslow hätte seine Freude mit Dir gehabt.

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Hi,
also während Corona waren ja teilweise Schwimmbäder und Sportvereine geschlossen.
Ich bin mit und für die Kinder weiterhin Mitglied gewesen, damit es auch nach der Krise weitergeht. Also teilweise Leistung bezahlt für nichts. Es hat sich gelohnt, jetzt ist alles noch verfügbar und die Kinder können endlich weitermachen.
Beim Schwimmkurs war es so, dass wir während der Schließzeit das Geld (70 Euro im Monat) von alleine wiederbekommen haben, das hätte ich mir für nichts auch nicht einfach so leisten können.
Bei deinem Beispiel würde ich jetzt einmalig in den Sauren Apfel beißen und hoffen, dass die Temperatur im Frühjahr wieder angehoben wird. Ansonsten wäre ich auch dauerhaft weg.

Beim Essen gehen/holen sehe ich es anders. Erfahrungsgemäß wird nichts mehr günstiger und ich würde mir eine Alternative suchen. Das ist schon ein enormer Preisanstieg.

Ich denke dann immer, mir bezahlt auch keiner so viel mehr, dass ich mir das leisten kann.

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Ich denke du machst das schon richtig. Die anderen sind dir nicht egal und ein für dich vertretbarer Mittelweg ist der richtige.

Beim Schwimmbad könnte man sich noch die Finanzierung ansehen: muss es wirtschaftlich haushalten oder ist es evtl. wichtig genug, so dass die Allgemeinheit einspringen würde. Wie schlimm wäre die Pleite, was käme danach? Liegt der Fortbestand überhaupt in der Hand der Verbraucher?

Ähnliche Fragen kann man sich überall stellen.

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Das kann jeder nur für sich selbst entscheiden. Es nützt dir ja nichts, wenn du Schwimmbad, das Restaurant und Co. finanzierst und dadurch selbst in eine finanzielle Schieflage gerätst.

Ich war während des Corona-Lockdowns in Elternzeit. Mein Mann und ich sind in einem kleinen Fitnessstudio, was nicht gerade billig ist. Die haben wohl Coronahilfen bekommen, aber das hat nicht alles ausgeglichen, sodass sie einen kleinen Teil des Beitrags trotzdem erhoben haben, obwohl geschlossen war. Einige der Mitglieder boten an, trotzdem voll zu zahlen. Ich konnte es kurzzeitig nicht, da ich drei Monate der Elternzeit zwischen K1 und K2 aus meinen/unseren Ersparnissen finanzieren musste. Klar kam ich mir blöd vor, als die anderen das in unserer WhatsApp-Gruppe angeboten haben, aber in dem Moment war mir meine eigene finanzielle Situation wichtiger. Kurze Zeit später habe ich auch wieder voll gezahlt, weil mir schon klar ist, dass gerade so ein kleines Studio keine riesigen Rücklagen hat und weil wir uns untereinander alle sehr gut kennen.

An deiner Stelle würde ich versuchen, einen Mittelweg zu finden. Mir persönlich ist der Erhalt der Schwimmbäder wichtig als einer der vielen Sushi-Läden, aber das ist nur meine persönliche Meinung und nicht allgemeingültig.
Essen bestellen wir trotz der höheren Preise. Nur nicht mehr ganz so oft wie früher. Eine Verdoppelung des Preises würde ich jedoch hinterfragen. Bei manchen habe ich das Gefühl, die Preissteigerung ist nicht nur mit der Inflation begründet sondern wird auch dazu genutzt, zusätzlich die Preise anzuheben.

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"Bei manchen habe ich das Gefühl, die Preissteigerung ist nicht nur mit der Inflation begründet sondern wird auch dazu genutzt, zusätzlich die Preise anzuheben. "

Genau das denke ich mir halt auch. Nur wie soll man das unterscheiden? Das Restaurant wird eine Mischkalkulation haben. Mein Sushi hat jetzt vermutlich geringere Energiekosten als die gebratene Ente. Würde die komplette Energieerhöhung auf die Ente aufgeschlagen, würde diese vielleicht 30€ kosten, zahlt dann auch keiner mehr. Also wird alles teurer, damit das einzelne noch bezahlbar ist. Hinzu kommen vermutlich abgesprungene Kunden, die aufgrund eigener, gestiegener Nebenkosten auch zum alten Preis dort kein Essen mehr gekauft hätten.

Gerade bei Gastronomie-Betrieben bin ich da sehr sensibel. Ich esse gerne gutes Essen. Und bei uns ist es die letzten Jahre immer mehr so gewesen, dass man in Restaurants Tütenfraß vorgesetzt bekommen hat. Wenn ich dann mal ein Betrieb finde, wo ich vom Geschmack und Qualität überzeugt war, hätte ich den schon gerne irgendwie behalten. Klar, alleine kann ich das natürlich nicht finanzieren ;-)

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Gastronomie finde ich auch seit Jahren eher schwierig. Wir sind die letzten Jahre auch definitiv weniger essen gegangen als früher, obwohl wir jetzt mehr Geld zur Verfügung haben. Wir gehen jetzt weniger essen, dafür allerdings hochwertiger und ab und an auch mal ins Sternerestaurant. Ich möchte beim Essengehen nämlich besser essen als zuhause. Das ist tatsächlich mit den ganzen Fertigprodukten in den Restaurants definitiv nicht mehr so.
Beim Schwimmbad wäre ich auch eher großzügig, da die immer defizitär sind.

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Wir leisten uns das, was es uns wert ist. Beispiel Essen: Wir gehen weiterhin öfters auswärts essen, in guten Restaurants. Da stört mich auch eine moderate Preiserhöhung nicht. Gegenbeispiel: Im Spätsommer hat ein großer, gutgehender Biergarten hier seine Essenspreise enorm erhöht. Für Essen, dass ich mir selbst an der Theke abholen muss und auf Pappteller kommt. Das empfinde ich als unverschämt. Nächsten Sommer werde ich dort nicht mehr essen, sondern nur noch auf ein Feierabend-Bier hingehen.

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Naja, wenn es so einfach wäre dass es ein simples "richtig" und ein simples "falsch" gäbe, würde sich ja auch jeder (oder die meisten) danach richten. So einfach ist es aber halt nicht.

Wenn man jetzt die hohen Preise mitträgt und weiter konsumiert wie bisher unterstütz man die Wirtschaft (wozu auch die nächsten um einen herum zählen), dafür treibt man die Inflation aber auch mit.

Wenn man jetzt nicht mehr konsumiert, weniger verbraucht, hilft man mit die Inflation nicht noch weiter anzuheizen, dafür gehen aber wohl einige Läden und Existenzen drauf.

Ich für meinen Teil habe eigentlich keine nennenswerten Luxus-Ausgaben (kein Schwimmbad, keine Sushi-Boxen). Entsprechend ändere ihc auch nichts an meinem Konsumverhalten. Hätte ich solche Luxus-Ausgaben würde ich diese ab sofort unterlassen (was aber daran liegt dass ich diese ohnehin nicht habe).

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Ich glaube, da gibt es kein richtig oder falsch. Da muss jeder schauen, was ihm wichtig ist und wieviel man mehr bezahlen kann oder will.

Ich bin z.B. heilfroh, dass wir keine Jahreskarte für das Schwimmbad gekauft haben. Hatten im Frühjahr drüber nachgedacht, dann war wegen Personalmangel geschlossen und jetzt ist es kalt. Wenn ich für mich sportlich schwimmen wollen würde, ok. Aber wir waren mit den Kindern da, dafür ist es mir zu kalt und für nichts zahlen will ich nicht.

Essen gehen usw. machen wir noch ganz normal. Wenn da aber so eine enorme Preissteigerung wäre wie bei deinem Sushi - nee, das wäre mir zu viel. Ich glaube auch nicht, dass die Preise in näherer Zukunft wieder sinken werden. Also alles, was ich jetzt zu dem Preis nicht will, das würde ich auch nächstes und übernächstes Jahr nicht kaufen.

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Zum Schwimmbad, ich gehöre zu denen, den die meisten Bäder zu warm sind. Wenn ich richtig Strecke auf Zeit schwimme, darf das Wasser keine Planschtemeratur haben. Ich finde das senken der Temperatur gut.

Mehr zu bezahlen finde ich jetzt, obwohl Gutverdiener, auch nicht so Klasse. Aber auch da, ich überlege, was ich mir leisten will, trotz des Preises, bei dem Sushi will ich das, bei der Currywurst nicht. Und so wird sich Konsum und Verzicht auch verteilen.

Gewinner und Verlierer wird es auch da geben, das aber vorherzusagen ist eher orakelt, als Wissen.

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Hallo!

Die Frage, die ich mir stelle, ist: Wo führt das Ganze noch hin? Wenn man sich die Entwicklung anschaut und z.b. den Erzeugern zuhört, dann sind große Teile der gestiegenen Kosten noch gar nicht bei uns Endverbrauchern angekommen. Und die Kostensteigerungen sind ja noch nicht am Ende.
Wo fängt man an, wo hört man auf?

Ich glaube, ein "richtig" oder "falsch" gibt es nicht. Richtig ist wohl, wenn einem nicht alles egal ist und man versucht trotz eigener Schwierigkeiten auch den Rest der Welt nicht aus dem Blick zu verlieren. Aber eben nicht um den Preis der Selbstzerstörung. Und auch nicht blind jede Erhöhung mittragen. Irgendwo ist einfach eine Grenze.
Ab einem bestimmten Punkt sollte man die Steigerungen wohl aus Prinzip nicht mehr mittragen, um die Inflation nicht weiter anzuheizen. Und auch um Anreize zu geben, die Preise wieder zu senken, wenn es möglich ist. Denn wenn jetzt alle, die es können, trotzdem 10 Euro für einen Eisbecher bezahlen, haben die Anbieter keinen echten Grund mit den Preisen wieder runter zugehen.
Und die Schere geht immer weiter und weiter auseinander.

Andererseits kann man niemandem verbieten 10 Euro für einen Eisbecher auszugeben.
Am Ende ist es wohl eine Entscheidung, die jeder ganz für sich alleine treffen muss. Wer oder was ist mir wieviel wert? Wo ist MEINE Schmerzgrenze? Was ist mir wichtig? Was kann und will ich dafür zahlen?
Das ist ja für jeden unterschiedlich.
Für den Einen ist es das Schwimmbad, für den Anderen der Lieblingsitaliener, der Nächste kann nicht auf seinen regelmäßigen Besuch im Theater verzichten.
Irgendwann wird sich herauskristallisieren, welche Branchen die meisten Menschen halten konnten bzw. ob diese willigen Menschen zahlungsfähig für die Branche geblieben sind. Die, die es jetzt noch sind, könnten es in vier Monaten nicht mehr sein.

Wenn man den Thread weiter unten liest, trifft die Inflation hier bei urbia fast niemanden und alle können konsumieren, wie bisher. Die allgemeine Realität ist natürlich weit davon entfernt. Das sieht man in dem genannten Beitrag daran, dass die beliebteste Antwort die einer Userin ist, die ganz hart von der Inflation getroffen wurde, während 90 Prozent der anderen Antwortenden versichern, dass sie die überhaupt nicht davon betroffen sind.
In Zukunft werden wahrscheinlich noch mehr Menschen offener dazu stehen, was das gerade mit ihnen und ihrem Lebensstandart macht.

Die Spirale fängt sich jetzt erst wirklich an zu drehen. Energiekosten, Beschaffungskosten, Herstellungskosten, Personalkosten. Alles wird teurer.
Deswegen werden z.B. Versicherungsbeiträge steigen, Sicherheiten erhöht werden oder Kredite aufgenommen werden müssen. Diese wiederrum zu deutlich veränderten Konditionen.
Im Gegenzug wird das Angebot zusammengestrichen. Supermärkte nehmen Produkte bestimmter Hersteller aus dem Regal, Schwimmbäder senken Temperaturen, der Lieblingsitaliener streicht die Speisekarte zusammen. Bei uns schaltet sogar die Kirche die Heizung ab und bittet Gottesdienstbesucher ggf eine Decke mitzubringen.
Im Gegenzug erhöhen aber alle die Preise (also die Kirche jetzt nicht...), die immer weniger Menschen bezahlen können - oder eben wollen. Deswegen machen die Anbieter trotz massiver Preiserhöhungen weniger Umsatz. Kleinere Betriebe werden irgendwann schließen, Personal abbauen oder das Angebot weiter zusammenstreichen. Als nächstes sind dann größere Konzerne dran. Das hat ja zum Teil alles auch schon angefangen mit den Insolvenzen und Co.
Und so dreht sich die Spirale immer weiter und schneller und immer mehr Menschen werden dabei rausfliegen.

Wo führt das hin? Wie verhält man sich richtig? Kann ich leider nicht wirklich eindeutig beantworten.
Dazu müsste man wissen, wie die Entwicklung der nächsten Monate/Jahre ist. Das weiß aber eben niemand.


LG