Vorstellungsgespräch HILFE. °_°

Hallo,

ich bin Mama von 3 Kindern (6, 5 und 2 Jahre alt), gelernte Kinderpflegerin, 28 Jahre alt und morgen steht ein Vorstellungsgespräch an.
Aktuell putze ich 2. Stunden in der Woche ein Treppenhaus. Ich möchte aber in meinen Beruf gerne zurückkehren und habe mich auf eine Stelle in der Familienhilfe beworben.

Ich habe eine sehr anstrengende Familie und mich deshalb bei einer Familienberatungsstelle gemeldet. Die Hilfe erfolgt nur in Form von Beratungseinheiten in der Beratungsstelle ( freier Hilfeträger) alle 2-4 Wochen. Es ist kein Jugendamt etc in der Familie. In der Beratung ging es mehr um Organisation von Familiendingen. ( Verhütung, Förderung von den Kindern, Verhaltensmuster verändern und vor allem Tagesstruktur und Regeln in der Familie)

1. Kind -> ADHS
2. Kind -> selektiver Mutismus, besucht einen Sprachheilkindergarten und macht sehr große Fortschritte!
3. Kind -> Verdacht auf Sprachentwicklungsstörung. ( Wird noch abgeklärt!)

Ich habe nun selbst ca. 9. Monate eine Familienberatungsstelle in Anspruch genommen. Und ich bin erstaunt, was wir alles als Familie geschafft haben! Ich konnte zum 1
Mal eine Arbeitsstelle über ein Jahr halten und die ganze Familie ist viel ausgeglichener! ( Hut ab, an die Beratungsstelle!!)

Nun zur Frage:
Der zukünftige Träger wird sicherlich nach der Organisation von der Familie Fragen.
Kinderbetreuung, Familienaufstellung, etc.

Würdet ihr erwähnen, dass ihr selbst "Hilfe" In Anspruch genommen habt oder lieber erst mal nicht erwähnen? Ich bin mir diesbezüglich sehr unsicher. Aber durch diese Beratung bin ich eigentlich auf diese Stelle in der aktiven Familienhilfe gekommen. Ich studiere aktuell noch Sprachförderung und möchte durch den Job einfach mal wieder "Mensch" sein. Aber putzen als "Fachkraft" Ist sehr frustrierend.

3

Beim aktuellen Fachkräftemangel kannst Du vermutlich mit ner Tüte im Mundwinkel und ungewaschhenen Klamotten da auflaufen und bekommst den Job trotzdem.

Ich würde dennoch auf alle Fragen zu Deinem Privatleben so kurz wie möglich antworten. Betreuung ist gesichert. Punkt. Alles andere und wie Ihr Eure Innerfamiliären Herausforderungen meistert, geht einen potenziellen Arbeitgeber gar nichts an.

1

Naja besser geht’s doch nicht. Du kannst zukünftig auf deine Erfahrung von der anderen Seite zurückgreifen und die in deine Arbeit mit einbinden. Sowas ist Gold wert.


Wieso zierst du dich? Weil es peinlich ist, Hilfe in Anspruch genommen zu haben? Dann würdest du deinen zukünftigen Beruf degradieren.

2

Du hast doch eigentlich super Voraussetzungen. Anderen Eltern würdest du doch nichts anderes empfehlen. So können sie sogar profitieren, weil du Erfahrung mit Familienberatungsstellen hast. Das ist und soll kein Tabuthema sein. Wie vielen Familien wäre eigentlich geholfen, wenn sie Hilfe annehmen würden.

Ihr habt als Familie wahnsinnig viele Herausforderungen und ihr tut alles, um sie zu meistern🤷‍♀️

Im Übrigen hast du ja eh gute Chancen, da Fachkräftemangel 🙈

4

Dein potentieller Arbeitgeber wird dich das nicht in der Tiefe im Vorstellungsgespräch fragen. Definitiv nicht. Es gibt nämlich das AGG (Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz), nachdem eine Diskriminierung aufrund des Geschlechts verboten ist. Sie wären daher schön blöd, dich als Frau im Detail nach solchen Dingen zu fragen.
Nicht jeder Arbeitgeber hält sich trotz des Verbots daran. Ich wurde in Vorstellungsgesprächen einige Sachen trotzdem gefragt. Du musst keine Details rausrücken, wenn du das nicht willst und ich persönlich würde es auch nicht machen. Wenn überhaupt, würde ich in maximal einem(!) Satz erwähnen, dass du selbst mal Familienhilfe in Anspruch genommenen hast und sie deswegen jedem weiterempfehlen würdest. Detailierter würde ich darauf nicht eingehen und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit kommen auch keine tiefergehenden Fragen dazu.

Auf gar keinen Fall würde ich erwähnen, dass du deswegen jetzt das erste Mal einen Job länger durchgehalten hast. Wenn du das sagst, wirst du den Job vermutlich nicht erhalten.

Falls doch tiefergehendene Fragen kommen und du den Job nicht erhältst: Ab zum Anwalt. Dann steht nämlich eine geschlechtsbezogene Benachteiligung im Raum und du hast Anspruch auf Schadensersatz.

5

"Würdet ihr erwähnen, dass ihr selbst "Hilfe" In Anspruch genommen habt oder lieber erst mal nicht erwähnen?"

Nein, auf gar keinen Fall. Du sitzt im Vorstellungsgespräch und nicht im Beichtstuhl. Deine privaten Belange gehen deinen Arbeitgeber nichts an. Er darf auch nicht danach fragen und wird es vermutlich auch nicht. Die meisten Bewerber sind nur von sich aus zu redselig.

Bei der typischen Frage, weshalb du dich für diesen Job bewirbst und was du dir erwartest, würde ich nicht antworten, dass du sie selber schon in Anspruch genommen hast.

6

Auf keinen Fall erwähnst Du Deine eigenen Probleme, auch wenn sie vorerst Geschichte sind!