Unwohl am Arbeitsplatz - Welche Möglichkeiten?

Da ich mich mit der Thematik Berufsverbot etc. leider gar nicht auskenne, frage ich hier mal in der großen Runde. Vielleicht hat ja von euch einer einen Lösungsvorschlag.

Ich bin zurzeit schwanger und arbeite bei der Polizei. Als ich meine Schwangerschaft bekannt gegeben habe, wusste man erst gar nicht, wohin mit mir. Man hat es einfach und schnell lösen wollen und hat mich in den Tagdienst im selben Haus versetzt. Klingt ja erst einmal logisch, da ich ja keine Nachtdienste etc. machen darf.
Das Problem ist leider, dass hier noch nie zuvor eine Schwangere gearbeitet hat und ich es auch m.E. völlig ungeeignet für eine Schwangere finde.

Beim ersten Kennlern-Gespräch mit dem Chef wurde ich gefragt, ob ich auch noch rausfahren und Ermittlungen machen könne. Ich hielt diese Frage schon für bescheuert, da ich nicht mal eine Schutzweste geschweige denn eine Waffe tragen kann / darf. Ich habe es aber trotzdem noch einmal mit der Verantwortlichen abgeklärt, die auch sagte, ich soll um Gottes Willen alles unterlassen, was für mich und mein Baby gefährlich sein könnte.

Als ich das meinem Chef gesagt habe, war er ziemlich genervt und fragte, was dann mein Mehrwert sei, da das zur Arbeit dazugehören würde. Dann sagte er, dass ich ja wenigstens Vernehmungen durchführen und Ermittlungen hier auf dem Dienststellengelände machen solle.
Laut Angaben der Verantwortlichen ist das eigentlich nicht erlaubt als Schwangere, habe aber nichts gesagt, da ich an meinem ersten Tag keinen schlechten Eindruck machen wollte.

Inzwischen merke ich, dass das ein Fehler war. Jede Woche sitzt hier ein Beschuldigter oder Zeuge im Strafverfahren bei mir im Einzelbüro, den ich vernehmen muss. In der Regel sind das ja nette Leute, trotzdem kann es immer gefährlich werden. Eine Waffe kann ich ja auch nicht tragen, um mich im Notfall zu schützen. Zusätzlich muss ich Leute auf die Dienststelle beordern, um Ermittlungen durchführen zu können. Letzte Woche ist dabei ein Beschuldigter komplett ausgerastet.

Ich weiß momentan einfach nicht, was meine Möglichkeiten sind. Schätzt ihr das auch so ein, wie ich? Ich fühle mich einfach nicht mehr wohl dabei, vor allem, weil ich nun eine große Kugel vor mir herschiebe.

Ich freue mich über eure Meinung, vielleicht hat ja jemand Ähnliches durch.

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Wenn deine Vorgesetzten die Vorschriften für die Beschäftigung von Schwangeren nicht kennen bzw. sogar wissentlich missachten würde ich mich zunächst an die Personalabteilung oder falls es das bei euch gibt, den Personal-/ Betriebsrat wenden.

Sofern dort nicht umgehend Abhilfe geschaffen werden kann, kannst du dich immer noch an deinen Gynäkologen wenden. Der kann dir ein teilweises oder volles Beschäftigungsverbot erteilen, wenn Leben und / oder Gesundheit von Mutter und Kind bedroht sind.

Als Ersthilfemaßnahme kannst du dich vielleicht auch einfach vom Hausarzt mit einer vermeintlichen Grippe o. ä. krank schreiben lassen.

Am Ende sind die meisten Arbeitgeber leider gleich - sie denken zuerst an das eigene Wohl und das Personal hat zu funktionieren, denn jeder ist ersetzbar. Aus eigener Erfahrung daher mein etwas egoistisches Arbeitsmotto: "Kümmere dich als erstes um dein Wohlbefinden, denn sonst wird es kein anderer für dich tun."

Liebe Grüße #winke

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Hallo und gleich vorweg eine Entschuldigung, dass meine Antwort wahrscheinlich etwas zickig sein wird. Ich bin über den hilflosen Ton deines Posts erstaunt.

Du bist Polizeibeamtin und setzt Recht und Gesetz durch? Dann lies dich in das Mutterschutzgesetz ein und setze es durch. Ja, zur Not musst du auf ein Gespräch zwischen dir, Chef und der/dem Verantwortlichen der Personalabteilung bestehen. Stichwort Gefährdungsbeurteilung. Lass es dir schriftlich geben. Selbstverständlich bearbeitest du nichts, was dir/dem Baby schädigen könnte. Selbstverständlich bestehst du auf Einhaltung aller Schutzmaßnahmen, Arbeitszeiten, Einsatzorte etc.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass du die erste schwangere Polizeibeamtin in deinem Bundesland bist. Nutze die Möglichkeiten, die dir der staatliche Arbeitgeber stellt.

Alles Gute
mavikelebek

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Sehe ich genauso!

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Als erstes: du meist Beschäftigungsverbot und nicht Berufsverbot.

Hat dein AG mit dir keine Gefährdungsbeurteilung gemacht? Das war das Erste was meine Chefin in die Wege geleitet hat. Aus dieser Gefährdungsbeurteilung kann dann abgeleitet werden, ob ein BV sinnvoll/notwendig ist oder nicht.
Gerade bei der Polizei würde ich meinen, dass sehr viel Gefährungspotenzial vorzuweisen ist.
Wie weit bist du denn? Falls du noch längere Zeit bis zum Mutterschutz hast, würde ich das auf jedenfall ansprechen. Du scheinst ja eine Ansprechpartnerin zu haben, die sich mit den Verordnungen auskennt. Kann diese bei einem Gespräch mit deinem Vorgesetzten dabei sein und ihm die rechtliche Seite klarmachen?

2

Wurde keine Gefährdungsbeurteilung gemacht? Da steht ziemlich klar drin, was du noch machen darfst..

Habt ihr niemanden in der Personalabteilung, der sich auskennt?

Also das gehört eigtl alles mit Bekanntgabe der SS geklärt, nicht erst mit dicker Kugel. 😅 und du musst keinen „Mehrwert“ bieten, sondern Arbeit erledigen, die ungefährlich für dich und das Baby ist! Dazu musst du dich regelmäßig hinlegen können (z.B.). Ob du die Arbeit selbst gut findest, ist irrelevant. 😅

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Ich bin im individuellen BV (also vom Arzt). Wie es jetzt bei Behörden und der Polizei ist keine Ahnung. Aber denke nicht anders. Du und dein Baby dürft keiner Gefahr ausgesetzt werden. In normalen Firmen muss eine Gefährdungsbeurteilung ausgestellt werden. Gibt es keine Arbeit die man ausführen kann ohne in Gefahr zu kommen wird ein betriebliches BV ausgesprochen. Ansonsten wird die Arbeit entsprechend angepasst, dass es keine Gefahr gibt. Bei dir ist das ja null der Fall. Aus meiner Sicht dürftest du die Arbeit nicht machen. Es sei denn du sitzt nur hinter dem Schreibtisch und hast nichts mit Straftätern etc.. zu tun. Ich würde das an deiner Stelle nochmal ansprechen. Kann ja net sein, dass die mit einer Schwangeren überfordert sind. Wie lächerlich. Und die Aussage von deinem Chef mit dem Mehrwert ist auch mehr als fragwürdig.

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Es gibt bei der Polizei wahrhaftig genügend Verwendungen im Tagdienst ohne Kundenkontakt. Und dass Du die erste Schwangere auf Deiner Dienststelle bist, kann ich auch nicht glauben.

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Du arbeitest im Polizeidienst!

Und kennst Deine Rechte und Pflichten nicht?

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Ich übe den auch Beruf aus, war allerdings nie schwanger. Während meiner KriPo-Zeit habe ich Vernehmungen, die im Büro stattfanden, auch ohne Waffe durchgeführt (sowohl Zeugen als auch Beschuldigte). Die Person wird ja vorher überprüft, und da weiß man ja ob sie schon mal auffällig war oder nicht. Wenn ich dann mal jemanden hatte bei dem ich befürchtete, dass eine Gefahr von ihm ausgehen könnte, was bei mir nur einmal vorkam, hab ich die Zwischentür zu meinem Nachbarbüro offen gelassen, sodass die Kollegen hätten sofort eingreifen können. Wäre ich schwanger, hätte ich von vornherein jemand anderes gebeten, die Vernehmung durchzuführen.

Eine schwangere Kollegin hat ihren Tätigkeiten bis zum Mutterschutz, ausgenommen Außeneinsätze, Schichtdienst und Waffe tragen, ebenfalls normal ausgeübt.

Während Corona (ob das jetzt noch so ist, weiß ich nicht), wurden alle Schwangeren, die ansonsten gesund sind, ins Betretungsverbot, nicht Beschäftigungsverbot, geschickt. Denen wurden dann Tätigkeiten auferlegt, die im HO möglich sind. Aber das wurde/wird wahrscheinlich von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich gehandhabt.

Entgegen einiger Meinungen hier, könnte ich mir sehr wohl vorstellen, dass dein Leiter und/oder Kollegen nicht großartig Ahnung mit dem Umgang von Schwangeren haben. In meinen fast 25 Dienstjahren habe ich nur 2 Schwangere gekannt, mit denen ich unmittelbar zu tun hatte.

Ich würde mich an deiner Stelle mit dem Personalrat, Verwaltung die Personalangelegenheiten bearbeitet, oder Polizeiarzt in Verbindung setzen und beraten lassen.