Berufliche Neuorientierung in der Elternzeit

Hallo ihr Lieben.

Ich bin gelernte Kauffrau im Einzelhandel und seit 16 Jahren stehe ich im Berufsleben. Unser Baby kommt im Juni zur Welt (2.Kind) und ich möchte mich irgendwie gerne beruflich umorientieren. Für den Einzelhandel bin ich auf Dauer einfach zu unflexibel mit zwei Kindern (1. Kind ist 3 Jahre). Klar könnt ich mit Sicherheit die Vereinbarung treffen innerhalb der Woche (solange die Kids noch klein sind) eben nur Frühschichten zu machen und eben Samstags mal Spät. Allerdings komme ich mir dabei selber nicht gut vor nicht einspringen zu können usw und ich weiß selbst wie es ist im Einzelhandel. Unflexible Mütter sind eben einfach nicht gerne gesehen. Ich kanns ja auch nachvollziehen. Ich strebe etwas an mit geregelten Zeiten, während die Kinder in der Krippe/KiTa sind. Allerdings möchte ich auch finanziell etwas vorwärts kommen. Ich bin in der Endstufe und bekomme bei 20 Std im Einzelhandel rund 1500 Euro Brutto. Das ist viel, das weiß ich aber ich möchte gerne mehr verdienen und könnte ja auch locker 25 Std dann arbeiten, allerdings muss man im Einzelhandel dafür zeitlich flexibler sein, wenn man mehr Stunden möchte. Ich habe Unterlagen von der sgd zu Hause liegen und denke über ein Fernstudium innerhalb der Elternzeit nach. Mich interessiert der Bereich Personalwesen total und ich dachte eventuell an Personalsachbearbeiter usw. Allerdings ist das ja eher eine Qualifikation für jemanden aus dem Büro, der sich für den Bereich interessiert. Ich weiß nicht ob mir das nachher auf dem Arbeitsmarkt so viel bringt eine bessere Stelle zu bekommen.

Wie habt ihr das gemacht bzw was habt ihr gemacht? Hat jemand auch was komplett anderes gemacht nach der Elternzeit? Wo kann man gut Fuß fassen?
Ich freue mich über einen Austausch.

Viele liebe Grüße

Chewi

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Ich kenne mich mit dem Thema und mit der Branche nicht so gut aus, aber ich denke du solltest dich informieren, welche Weiterbildungen oder Quereinstiege mit deinem fachlichen Background sinnvoll sind. Und gib denke das wird dann etwas sein, was in der Branche bleibt. Also vielleicht vom Einzelhandel in den Großhandel, vom Verkauf in den Einkauf, vom Verkauf in die Beratung o.ä.

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"Allerdings ist das ja eher eine Qualifikation für jemanden aus dem Büro, der sich für den Bereich interessiert."

Zu dem Satz muss ich nachfragen. So wie ich dich verstanden habe, willst du Personalwesen studieren. Dann bringst du doch im Anschluss die geforderten Qualifikationen mit? 🤔
Wichtig ist eher, was das für ein Studium ist, welche Voraussetzungen du dafür brauchst, was die Inhalte sind und welchen Abschluss du erwirbst.

Wenn du die Voraussetzungen für das Studium mitbringst und alle Facetten des Personalwesens im Studium beleuchtet werden, sehe ich keine Probleme. In den Zulassungsvoraussetzungen für das Studium wird ja drin stehen, welche Vorkenntnisse du brauchst.
Hast du Sorge, dass dir Kenntnisse zu allgemeinen Abläufen im Büro fehlen? Wenn ja, mach dich schlau, ob es dazu eine Vorlesung im Studium gibt. Vermutlich gibt es bestimmte Module zu verschiedenen Themen, die man zusätzlich belegen kann. Als Personaler brauchst du allerdings nicht alles davon. Hier im Forum sind einige dabei, die Abrechnungen machen, die können sicher mehr dazu schreiben als ich.
Das ist ein Thema, dass du intensiv mit der Studienberatung dieser Fern"Uni" besprechen musst. Schau dir außerdem die Akkreditierung an und welchen Abschluss du erwibst. Nicht jeder Abschluss bringt dir etwas auf dem Arbeitsmarkt.

Dann noch ein Wort allgemein zum Personalwesen: Sachberabeiter im Personalwesen verdienen von bis. Je kleiner das Unternehmen, umso geringer das Gehalt häufig. Die Wahrscheinlichkeit ist in diesen Unternehmen relativ hoch, dass du (teilweise deutlich) weniger als 3.000 Euro brutto gerechnet auf 40h/Woche verdienst. Große Firmen und Konzerne zahlen meist besser.
Bei Glassdoor und Kununu kannst du dir die Durchschnittsgehälter einzelner Berufe anschauen. Schau dort mal rein.

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Hallo.

Ich erzähle dir mal kurz meinen Werdegang und hoffe, dir da etwas Mut für dein Vorhaben zu geben:

- Abi gemacht
- 3 Semester Jura studiert und abgebrochen, weil es mit meiner Vorstellung von Gerechtigkeit nicht viel zu tun hatte
- Ausbildung als Physiklaborant (mit Abschluss)
- Quereinstieg als Verkäufer im Einzelhandel
- Quereinstieg in der Versicherungsbranche als Vertreter
- nach K2 Wechsel ins Labor als Laborant
- Weiterbildung Finanzbuchhaltung und Büromanagement
- selbständig als "Lehrer" bei einem Weiterbildungsträger (FiBu, Personal, Lagerlogistik, MS Office,... mit teilweise Selbstaneignung der Themen)
- Buchhaltung und Personal seit mittlerweile 7 Jahren

Der Verdienst hier im tiefsten Osten bei einem mittelständischen Unternehmen mit Teilzeit verhältnismäßig gut.


Ich wünsche dir den Mut, um die Veränderung zu wagen.

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Sorry, aber da musste ich beim Lesen gerade etwas schmunzeln.

Du hast im 3. Semester deines Jurastudiums deine Vorstellung von Gerechtigkeit nicht wiederfinden können? Wie denn das? Das ist doch noch das Grundstudium und erst der Anfang, der nur allgemeine Lehren und gar keinen Praxisbezug beinhaltet 🤔

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Ich bin hoch motiviert ins Studium gestartet, wollte seit der 5.Klasse Staatsanwalt werden, um die Kriminellen zu verknacken. Kein urteilfällender Richter oder ein Verteidiger, sondern Staatsanwalt. 😌
Wir hatten im 2. Semester "Gerichtliche Medizin" und der Professor hat abgeschlossene Fälle behandelt. Ich hatte kein Problem damit, wenn Bilder gezeigt wurden, wo sich einer höchstpersönlich eine Ladung Schrot verpasst hat. Aber wenn es um Babys, Kleinkinder oder Grundschulkinder ging, die misshandelt, missbraucht, getötet wurden, und der Täter wegen eigener schlechter Kindheit 1,5 Jahre auf Bewährung(!) bekam - nee, DAS passte nicht in meine Vorstellung von Gerechtigkeit.
Wir hatten also durchaus schon da Praxisbezug. Das dritte Semester habe ich nur noch wegen dem Englisch-Zertifikat gemacht.

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Es gibt Beratungsgutscheine für Menschen in NRW in deiner Situation. Die Beratung ist dann nicht beim Arbeitsamt, sondern eher bei der AWO, VHS oder ähnliches. https://www.weiterbildungsberatung.nrw/finanzierung/bildungsscheck

Für andere Bundesländer kenne ich mich nicht aus.

Kostenfreie FernUniversität in Hagen 😉
Auch da gibt es mittlerweile Zugänge ohne Abi.

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Was ich eher kritisch sehe an deinem Vorhaben, ist die Tatsache, dass du das IN der EZ durchziehen willst. Das hört sich ein wenig nach der typischen kinderlosen Vorstellung an, die Langeweile daheim mit Baby sinnvoll zu füllen. Ich kenne leider zahlreiche Fälle, die sich "nur" ihre Abschlussarbeit für ihr Fach vorgenommen hatten und daran dann völlig überrascht kläglich gescheitert sind. Der Alltag MIT Kind ist dann für viele doch anders als zuvor gedacht.
Du musst Dir also dabei als allererstes einen guten Plan ausdenken und andere Betreuungskräfte in großem Umfang zur Verfügung haben.
"Großer Umfang", weil nur für 1 Stunde meist für den Rückstand im Haushalt oder "mal in Ruhe Duschen" draufgeht.

Die meisten Mütter in meinem Umfeld, die sich umorientiert haben, sind bei einem kleinen Zuverdienst im Sinne von z.B. Kinderkleidung nähen usw. geblieben und haben das mehr oder weniger lang durchgezogen. Ich kenne auch jeweils 1 Person, die eine Ausbildung als Erzieherin aufgenommen hat bzw. Lehrerin im Seiteneinstieg, beide jedoch NACH der EZ als die Kinder in der Kita betreut waren.
Ich kenne auch Mütter, die sich ohne zusätzliche Qualifizierung einfach irgendwo auf einfache Tätigkeiten beworben haben und dann mit dem geringen Gehalt leben, z.b. als Bürokraft in einer Physiotherapie, dafür nur vormittags.
Ich kenne leider niemanden, der sich IN der EZ beruflich so entwickeln konnte, dass er danach besser da stand.

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Sie hat doch schon ein Kind, da wird sie schon abschätzen können was sie sich zumuten kann.

Ich hab selbst in der EZ eine Weiterbildung gemacht. Per Fernlehrgang, abends wenn mein Mann zu Hause war. Das ist anstrengend aber durchaus möglich.

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Hi,
willst du denn nur nicht mehr im Einzelhandel arbeiten, weil du dich dafür zu unflexibel findest oder macht es dir generell keinen Spass mehr und du würdest dich auch sonst gerne umorientieren?
Falls es nur / hauptsächlich wegen der Unflexibilität ist und dir geregelte Arbeitszeiten wichtig sind: Wir haben eine Bekannte, der ging es ähnlich. Sie hat bei einem der typischen großen Supermärkte gearbeitet und konnte auch die Arbeitszeiten nicht mit den Kitazeiten vereinbaren. Deshalb hat sie sich eine andere Stelle, auch Einzelhandel, gesucht. Dort klappt es perfekt. Es ist ein kleiner, inhabergeführter Laden, der eben nicht die langen Öffnungszeiten hat, wie Supermärkte. Vielleicht ja auch eine Idee für dich. Wie es da mit dem Gehalt aussieht, weiss ich aber leider nicht.
Fernstudium innerhalb der Elternzeit finde ich mit zwei so kleinen Kinder sehr schwierig. Wann willst du dann lernen? Sind die Kinder in der Zeit von jemand anderem betreut? Ich habe mal (noch ohne Kind) berufsintegriert studiert und man unterschätzt, wie anstrengend das ist und wie viel Zeit man benötigt. Wie lange wirst du in Elternzeit sein und für welchen Zeitraum ist das Studium ausgelegt?
Was genau ist das für ein Fernstudium? In der Firma, in der ich arbeite (Pharma, internationaler Konzern) sind in der Personalabteilung tatsächlich mit Masse BWLer und Juristen tätig. Bevor ich ein Fernstudium starten würde, würde ich auf jeden Fall schauen, wie denn die Aussichten sind, damit eine entsprechende Stelle zu bekommen.
LG
N.