…Die Arbeit nicht mit nach Hause nehmen…

Huhu,
Meine 2 Kolleginnen sind vor kurzem in Rente gegangen. Nun hat meine andere /letzte Kollegin gekündigt.
Der Job an sich macht super viel Spaß und ich mache ihn echt gerne. Aber: es ist einfach viel zu viel zu tun und dazu ein Haufen Verantwortung, wodurch es einem wirklich manchmal schwer fällt, den Job nicht mit nach Hause zu nehmen.
Alle 3 Kolleginnen hat es hart mitgenommen. Die, die jetzt gekündigt hat, liebt den Job eigentlich auch, sie war jetzt schon länger da als ich und fühlte sich für alles verantwortlich. Sie geht jetzt in knapp 2
Monaten und jetzt kreisen die Gedanken bei mir im Kopf nur noch um den Job. Bisher habe ich eine Kollegin mit 10 Stunden an die Seite bekommen, die an einer Einarbeitung überhaupt nicht interessiert ist. Außer dass sie sortiert und kopiert ist sie zu nichts zu gebrauchen. Tipparbeiten hat sie mit einer Lustlosigkeit bearbeitet, dass mich das kontrollieren am Ende mehr Zeit kostet als es selbst zu machen.
Eine Nachbesetzung für meine jetzige Kollegin wird noch dauern (öffentlicher Dienst) und außerdem werde ich sie auch noch einarbeiten müssen.
Ich bin bereit von 20 auf 30 Stunden aufzustocken, aber mehr kann ich nicht leisten. Ich bin sehr fleißig und fix, aber es ist ja mit Kollegin schon zu viel zu tun.
Ich habe mir fest vorgenommen, dass ich leiste was ich leiste und der Rest liegt nicht in meiner Verantwortung- ich habe eine e9 und sehe mich nicht in der Verantwortung das alles zu tragen! Ich habe einen direkten Vorgesetzten. Wir haben bereits Überlastanzeigen gestellt und uns überall beschwert und gesagt, wie es besser laufen kann. Es ist aber nichts passiert. Wir bekommen ja nichtmal nen anständigen Drucker oder nen zweites Telefon…
Ich muss mich also vermutlich abgrenzen und zusehen, wie das ganze System zusammenkracht. Aber natürlich fällt mir das nicht leicht und ich merke wie ich mir jetzt schon in meiner Freizeit Gedanken mache.
Hat jemand von euch sowas schon durchgemacht?
Habt ihr Tipps wie ich mich abgrenzen kann?

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Hallo du Liebe,

Das, was du schreibst, kommt mir sehr bekannt vor. Bis vor 6 Monaten war ich in der selben Situation.
Ich hatte einen ganz tollen Job bei einem kleinen Verein, zwar nicht ÖD, aber angelehnt an TVÖD.
Mein damaliger Chef geht dieses Jahr im Mai in Rente und ist in den letzten Jahren gesundheitlich sehr oft ausgefallen und wenn er im Dienst war, war er eigentlich nie da, da er lieber sich draußen über den Stand der Projekte vor Ort interessiert hat, als so lästige Sachen zu machen wie Steuererklärung, Lohnbuchhaltung, Jahresplanung, Vorbereitung Vorstandssitzung und Mitgliederversammlung und unsere Projekte zu dokumentieren etc.
Die Stelle mir gegenüber, denn ich hatte nur 20 Std. ist eigentlich besetzt von einer, die vor über 6 Jahren in Elternzeit gegangen ist und seit dem auch immer noch ist, mittlerweile mit Kind 3, mich würde es nicht wundern, wenn noch ein 4. kommt...Ihre Stelle wurde demnach immer befristet ausgeschrieben mit 50% und es ist und bleibt ein "Durchlaufposten." Ich hatte mit 6 Leuten auf der Stelle zu tun. Die Bewerbungsverfahren hatte alle immer ich organisiert, so wie alles andere auch...auf E10 als stellvertretende Geschäftsführerin.

Irgendwann war ich wirklich dem Burnout nahe, da nichts mehr im Verhältnis stand. Gespräche mit meinem Chef und teilweise dem Vorstand waren schon längst ausgeschöpft. Ich habe mir Unterstützung bei dem Betriebspsychologen gesucht. Ausserdem habe ich angefangen wirklich jeden kleinsten Quark meiner Tätigkeiten mit Stundenaufwand zu dokumentieren. Das habe ich 3 Monate gemacht und habe danach um ein Gespräch gebeten. Ich habe einen Vorschlag gemacht, welche Arbeiten ich weiterhin bereit bin zu übernehmen und einen welche ich abgeben würde/müsste, die entweder mein Chef, sonst jemand oder ein externer Dienstleister übernehmen müsste.
Die Listen habe ich weitergeführt und nach 3 Monaten um Überprüfung gebeten (denn es war immer noch zu viel).
Es war sehr hart mit anzusehen, dass im August immer noch keine Personalkosten fürs kommende Jahr beantragt waren, obwohl die Deadline am 31.3. ist und 2 Std. vor der 25.000 € Strafe mein damaliger Chef mit einer Eselsgeduld die Steuererklärung fertig stellte.
Letztendlich hat die Abgabe der Arbeiten dazu geführt, dass sich mein Chef stark gemacht hat, dass wir 1,5 Personalstellen dazu bekommen haben (2 Jahre nach Abgabe der Aufgaben).
Zusätzlich, zu den Listen, habe ich immer am Ende meiner Arbeitswoche eine Email geschrieben, was ich erledigt hatte und was noch offen ist und er sich bitte drum kümmern müsste, dass es erledigt wird (oder ich, dann aber halt die Woche drauf). Aber nur von den Aufgaben, die noch "meine" waren und dass ich sie die Woche drauf erledigen könnte, habe ich nicht dazu geschrieben, sondern die Woche drauf je nach "Auftragslage" entschieden. Und ich bin auch sehr fleißig...

Irgendwann habe ich dennoch beschlossen, dass mir unser Kiwu und meine Gesundheit wichtiger sind, und habe die Stelle gewechselt. Sehr, sehr schweren Herzens und die jetzige macht mir fast 0 Spaß. Dafür nehme ich keine Arbeit mit nach Hause, habe noch nie eine Sekunde nach Feierabend über Arbeiten bei der Arbeit nachgedacht und mache keine Überstunden mehr. Das fahre ich jetzt mal eine zeitlang und dann brauche ich wieder was mit Sinn...

Meiner Erfahrung nach geht das Abgeben nur mit eiserner Konsequenz, Disziplin und äußerer Unterstützung.
Du bist es dir aber wert, deshalb gebe nicht auf!

Liebe Grüße!

Bearbeitet von vorblida
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Lieben Dank - das dokumentieren habe ich auch schon gemacht. An den Chef geschickt aus der hervorgeht, dass selbst wenn nichts neues mehr reinkommt, ich ca. 4-6 Wochen für die Bearbeitung brauche.
Ich möchte den Ganzen jetzt noch eine Chance geben, der Vorstand hat gewechselt und ein bisschen Zeit möchte ich ihnen geben.
Wenn ich das mit der Abgrenzung nicht hinbekomme, werde ich kündigen.
Meine Kollegin ist ja nun auch schon ausgebrannt.

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Irgendwie bin ich verwirrt. Deine Frage schreibst du unter dem Namen Blinden und hier antwortest du unter teatime123.
Gut, muss ich nicht verstehen...

So hart es ist, ich denke, das ist der richtige Weg. Keine Arbeit der Welt ist es wert, dass du dich kaputt machst.

Alles Gute!

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Hallo.

Ich kann dich gut verstehen.
Den einzigen Tipp, den ich dir aus meiner Erfahrung heraus, geben kann: Stellt jemanden kompetentes ein.

Ich hatte eine Elternzeitvertretung (angeblich total fit in der Materie, weil mit ihrem Mann mehrere Firmen gehabt), die der Beschreibung nach deine jetzige "Hilfe" sein könnte. Ich bin nur 6 Monate in Vollzeit-Elternzeit gewesen und schon wieder ein paar Monate arbeiten - aber den Bockmist von der (sie wurde glücklicherweise wieder gegangen) bügeln meine neue Kollegin und ich immernoch aus. Die neue Kollegin ist hochmotiviert und hat eine schnelle Auffassungsgabe. Außerdem sieht sie auch selbstständig Arbeiten, die erledigt werden müssen. Da kann man dann die Freizeit auch ohne Gedanken an die Arbeit genießen - weil es läuft.
Bei der ersten hat mich der im Nachhinein bekannt gewordene Fakt, dass alle Firmen ihres Mannes insolvent gegangen sind, dann nicht mehr überrascht.

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Ja der Tipp ist super. Ich weiß noch garnicht ob ich überhaupt mit einbezogen werde. Die Stellenausschreibung ist noch nicht draußen obwohl die Kollegin schon vor nem Monat gekündigt hat. Ich weiß noch nicht mal was dann ausgeschrieben wird - welche e Stufe, welche stundenanzahl…es bleibt spannend.
In der letzten Zeit haben sich jedenfalls keine guten Leute mehr beworben. Vor allem alles irgendwie reiseverkehrskauffrauen oder fremdsprachenasistentinnen, die überhaupt keine Erfahrung haben und von der Pike an eingearbeitet werden müssen. Aber da muss ich erstmal abwarten und hoffen, dass jemand gutes kommt

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Kommt mir auch bekannt vor.

Meine Kollegin (vollzeit) ist seit Oktober erkrankt.

Ich vertrete daher im Moment sie (quasi vollzeit) + meine 30 Stunden dazu.
Also arbeite ich eigentlich mit 30 Stunden im moment 69.

Ist natürlich nicht machbar und ich mache halt das was anfällt, was wichtig ist und der Rest muss halt bisschen liegen bleiben.

DIe Kollegin die du hast, ist bei mir die Azubine. Das was ich erkläre wird kopfnickend zur Kenntnis genommen und dann doch falsch umgesetzt. So das die Arbeit dann doch an mir hängen bleibt.

Ich habe auch nur E8 und mache mich daher auch nicht kaputt, dafür ist zuvieles wichtiger.

Aber das mit Telefon und Drucker...
was ist denn mit deinen beiden Kolleginnen die in Rente sind. die mussten doch ein Telefon gehabt haben???

Dir also immer wieder sagen dass es wichtigeres im Leben gibt als die Arbeit.
Da niemand erwarten kann das du das alles allein auffängst.
Überlastungsanzeigen habt ihr ja schon gestellt.

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Oh wow, da hast du ja gerade auch einiges zu leisten.
Wir haben uns teilweise zu 4. ein Telefon und 3 Schreibtische geteilt. Der Drucker kann das Dokumentenpapier teilweise nicht drucken, es bleibt stecken, der Drucker überhitzt….soviel sind wir denen wert….ich warte auch nur darauf, dass sich nach oben beschwert wird!

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Sorry aber bei solchen Zuständen würde ich konsequent Mängelliste schreiben!

-Dokument xy konnte nicht gedruckt werden, weil der Drucker das und das hatte.
- XY konnte nicht organisiert / erreicht werden, weil kein Telefon frei war
Usw.

Das sind ja keine Zustände 😱

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Hallo,

es ist okay kurzfristig mehr Aufgaben zu übernehmen, aber nicht auf Dauer. Sprich mit deinem Vorgesetzten und lerne zu Hause abzuschalten, Es ist nicht deine Aufgabe die Stellen neu zu besetzen oder auf Dauer Mehrarbeit zu leisten.

Bearbeitet von Inaktiv
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Ja, ich gebe mir Mühe!