Firma schließt Standort & entlässt alle

Hallo ihr,

Ich bin ziemlich durch den Wind & fassungslos.
Bis heute habe ich seit einem halben Jahr bei einem Start Up gearbeitet, die für eine gewisse Firma Kunden generiert & betreut.
Soweit so gut. Im August nach meiner Elternzeit habe ich dort begonnen, super familiär, locker & liebes Team & nette Vorgesetzte, hab mich rundum wohl gefühlt & das Geld stimmte auch.
Alle 3 Monate haben wir eine Veranstaltung, wo wir allesamt zusammen kommen & über aktuelles in der Firma sprechen.
Heute Morgen war es wieder so weit.
Dann ließ die Chefin die Bombe platzen, dass der Standort schließen muss, da es sich nicht mehr rentiert. Wir wurden allesamt entlassen, ab sofort & haben alle unsere Kündigung samt Umschlag erhalten.
Der Schock saß tief, wir konnten es gar nicht fassen.
So. In meinem Umschlag befand sich aber ein extra Blatt, dass sie gerne nochmal mit mir sprechen wollen.
Ich dann dahin & habe ein Angebot erhalten, von der Firma, wegen der wir schließen mussten. Also die wir mit unserem Standort betreut haben, sprich unser Auftraggeber.
Sie würden noch & weitere 6 Personen gerne behalten, wir sollen den Schock erstmal verdauen und das Wochenende drüber schlafen.
Ich war nach wie vor schockiert, konnte mich auch gar nicht freuen.
Ich war erst ein halbes Jahr im Unternehmen, ich habe meine Arbeit wirklich gut und gewissenhaft und mit Leidenschaft erledigt, weil es mir totale Freude bereitet hat.
Andererseits gibt es Leute, die ein solches Angebot nicht bekommen haben, die aber schon länger dabei sind & ebenfalls viel herzblut reingesteckt haben.
Es ist ein Dilemma. Ich habe viele Fragezeichen in meinem Kopf.
Will ich wirklich einen solchen Arbeitgeber haben? Wobei es gut ist, dass sie es kurz und schmerzlos gemacht haben, aber so aus dem kalten eben.
Andererseits habe ich ein kleines Kind und wir sind auf das Geld angewiesen, die Arbeit macht mir Spaß & ich kenne es schon.
Es gibt sicherlich auch Leute, die sich nicht solche Gedanken gemacht hätten, man muss ja seinen hintern irgendwie an die Wand kriegen.
Ich stehe total im Zwiespalt, da ich mit ein paar Leuten auch privat Kontakt habe & denen natürlich nichts davon erzählt habe & auch erstmal nichts erzählen werde.
Ich werde das Wochenende drüber schlafen & höchstwahrscheinlich erstmal annehmen & mir das ganze anschauen.
Rational betrachtet ist es die vernünftige Entscheidung, da wir nicht im Geld schwimmen & mir kein Arbeitgeber hinterherrennt & Angebote ohne Ende gibt.
Emotional betrachtet fühlt es sich an wie Verrat, aber damit muss ich halt dann auch leben.
Sorry, wenn mein Text durcheinander ist, ich bin es auch, weil das noch total surreal ist & ich so etwas auch nicht erlebt habe & schon heftig finde, das man von jetzt auf gleich dicht macht.
Das musste alles raus. Irgendwann werde ich es 1-2 Leuten sagen, aber nicht morgen, vielleicht in ein paar Wochen/Monaten.

Wie sehr ihr das ganze? Hättet ihr angenommen an meiner Stelle?
Dass das heute nicht die feine Art war, darüber brauchen wir nicht diskutieren, ich betrachte es mehr von der finanziellen Situation.

Liebe Grüße

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Ganz ehrlich: klar annehmen!

Denn wenn du nicht annimmst & dich woanders bewirbt, bist du ja auch nicht die einzige, die diesen Job will. Bei jeder einzelnen Jobzusage, die Du erhältst, ist im Nachhinein wahrscheinlich ein anderer, netter, motivierter Mensch enttäuscht, weil er diesen Job auch gern mit Herzblut gemacht hätte.
Woher willst Du wissen, ob eben diese Kollegen, auf die Du Rücksicht nimmst, überhaupt dann statt Dir genommen werden? Und wenn Du dann den Job ausschlägst, dich auf einen anderen Job bewirbst- dann kann es ja wieder sein, dass genau diese Kollegen, die ja dann auch auf Suche sind, wieder durch dich ausgestochen werden? Würdest du dann wieder absagen? Wohl kaum.

Der "neuen" Firma kann man übrigens meiner Meinung nach keinen Vorwurf machen (klingt jetzt bei dir etwas so). Das Konzept eures Startups ist halt anscheinend wirtschaftlich nicht aufgegangen, sie waren aber konkret mit deiner Leistung sehr zufrieden (zufriedener als mit der der Kollegen) und würden dich daher gern einstellen.

Ich würde das einfach als Kompliment sehen und mich freuen.

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Hi,

Den Vorwurf mache ich an der Stelle deshalb, weil ich’s ein wenig heftig fand, dass es von jetzt auf gleich ging. Aber ja, wie denn auch sonst?
Davon abgesehen hast du mit allem recht & mich zum nachdenken angeregt - danke dafür!
Freuen kann ich mich gerade noch nicht, aber das kommt dann sicherlich später.
Danke nochmal für deinen Input & Sicht der Dinge, das habe ich gebraucht!

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Gern. 🤗 Ich glaub dir gern, dass dich das aufwühlt. Lass das erst mal übers Wochenende in Ruhe sacken.

Einen Denkanstoß hab ich aber noch:

"Den Vorwurf mache ich an der Stelle deshalb, weil ich’s ein wenig heftig fand, dass es von jetzt auf gleich ging. "
--》 das ist verständlich, der Vorwurf ist aber doch eher eurer Geschäftsleitung zu machen, die euch gegenüber nie kommuniziert hat, dass der Standort gefährdet ist. So wie sich mir das darstellt, ist der "Kunde / evtl neue Arbeitgeber" da ja genauso kalt erwischt worden- stell dir doch mal deren Situation vor:
Die haben eine Dienstleistung, für die sie eine externe Firma am Standort installiert haben, damit das alles klappt (ist Ihnen also offenbar schon wichtig, das Thema). Plötzlich kommt von dieser Firma: es rentiert sich nicht, geht nicht, Standort muss dicht gemacht werden (ggf vorher noch mit Verhandlungen wegen Preiserhöhung etc). Und plötzlich fällt dieser wichtige Service weg. Dieser Service ist der Firma aber SO wichtig, dass sie alles daran setzt, die aus ihrer Sicht besten 6 Mitarbeiter selbst bei sich einzustellen, obwohl das garantiert in keinem Budget enthalten war.
Und dann grübeln sie, wie sie das am Besten machen sollen. Sie wollen euch nicht übers Wochenende in Verzweiflung stürzen, sondern euch gleich mit einem Angebot "beruhigen" - und das auf eine Art und Weise, die für alle absolut schön umgesetzt ist: die "nicht so glücklichen Kollegen" bekommen im ersten Schritt nix mit (es hieß ja nicht "X, Y und Z bitte ins Büro, der Rest kann gehen", sondern wurde ein diskreter Brief dazu gelegt), er war offenbar sehr einfühlsam und wertschätzend formuliert.... Ich habe wirklich, wirklich das Gefühl, dass du da an einen sehr, sehr guten Arbeitgeber geraten bist (im Gegensatz zu dem Startup)

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Ich stecke gerade in einer sehr ähnlichen Situation, nur das ich kein neues Job Angebot bekommen habe, sondern mir selber eine neue Arbeit suchen muss.

Nimm den Job. Keiner wird es dir danken, wenn du diesen aus Mitleid zu den anderen ablehnst. Und die anderen Kollegen werden sich spätestens nach 6 Monaten sowieso nicht mehr bei dir melden, auch wenn du den neuen Job nicht nimmst. Ich hatte schon oft Kollegen mit denen ich privat etwas gemacht habe und sobald diese Kollegen die Firma verlassen haben, war es „Aus dem Auge, aus dem Sinn“ Kollegen sind oft keine echten Freunde.

Ich habe nach meiner Kündigung mit meiner ehemaligen Chefin (ist jetzt in Rente) gesprochen und die hat mir auch geraten „denke nur an dich“ !

Ich wünsche dir alles Gute.

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Hey,

Das tut mir leid und natürlich ganz viel Erfolg bei der Jobsuche!
Auch hier danke für dein Feedback.
Ich muss es wahrscheinlich echt ein wenig rationalisieren & das ganze mit nem kühlen Kopf bedenken.
Ich selbst habe die Firma ja nicht geschlossen.
Zu dem Kontakt: es sind auch tatsächlich nur 1-2 Leute, mit denen ich privat unterwegs war.

Danke nochmal & alles Gute auch für dich! <3

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Übrigens werden dir die Hinterbliebenen Kollegen weder Miete zahlen noch Geld leihen 😉

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Sehe hier kein Dilemma

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Ich so langsam auch nicht mehr, die Nacht darüber schlafen tat gut, sehe es jetzt definitiv entspannter

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Ich verstehe deine Loyalität deiner Kollegen auf der einen Seite. Gerade jetzt fühlst du dich mit ihnen besonders verbunden, da ihr in der gleichen schwierigen Situation seid. Auf der anderen Seite muss man dazu sagen, dass dein neuer Arbeitgeber die Entscheidung wen sie übernehmen möchten überlegt hat. Da geht es auch darum, wer passt gut ins Team und in die Firma von der Arbeitsweise, von der Persönlichkeit.

Leider ist es so, dass du nun mit einigen deiner Kollegen getrennte Wege gehen musst. Es ist gut, dass du ein Angebot bekommen hast. Die Firma kennt dich, kennt deine Arbeit und weißt, dass du dazu passt. Das ist eine gute Startvoraussetzung, weshalb ich an deiner Stelle nicht zögern würde das Angebot anzunehmen.

Deine Kollegen werden ihren eigenen Weg finden und gehen. Manche wirst du in der neuen Arbeit wiedersehen. Das ist leider so in der Wirtschaft. Der Kollegenkreis ist nicht für die Ewigkeit.

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Natürlich hätte ich das angenommen.
Bei einem Job muss man sich selbst der nächste sein. Es wird dir hinterher niemand danke sagen, wenn du die Stelle nicht annimmst.

Nehm also die Stelle ohne schlechtes Gewissen an und wenn du gefragt wirst, antwortest du auch ganz normal. So würden es alle anderen auch machen 😉
Du musst keinem Rechenschaft darüber ablegen.

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Hallo,

natürlich nimmst du das Angebot an.
Die anderen Kollegen haben rein gar nichts davon, wenn du es ausschlägst und für dich selbst entstehen nur Nachteile.

Wäre ich du, würde ich mich glücklich schätzen, dass sich die Sorgen so schnell in Luft aufgelöst haben und du nahtlos weiterarbeiten kannst.
Das muss dir auch nicht unangenehm sein. Natürlich ist es für die anderen Mist, dass sie kein neues Angebot bekommen haben. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass jeder von denen das Angebot annehmen würde, statt freiwillig arbeitslos zu werden. Alles andere wäre doch völliger Blödsinn in dieser Lage.

Alles Gute,
Mondblume

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Ihr lieben,

Vielen dank für eure lieben Worte! Das tat wirklich sehr gut & heute sehe ich es auch wieder ein wenig entspannter & kann mich sogar schon ein wenig auf die neue Herausforderung freuen.
Ihr habt komplett recht, ich denke jeder hätte so wie ich reagiert, gerade in meiner Situation.
Habe mich auch schon mit meiner Schwester unterhalten & sie hat mich auch ganz schnell auf den Boden der Tatsachen geholt & die gleiche Ansicht wie ihr.
Danke für den tollen Austausch, ich werde die neue Arbeitsstelle antreten & schauen, wie es sich entwickelt.
Habe jetzt natürlich einen neuen Vertrag + Probezeit aber die ist ja auch gut für mich.
Am Montag gehts direkt nahtlos über! :-)

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Kollegen sind Kollegen und KEINE Freunde!

Es entwickelt sich allenfalls eine Art Freundschaft. Geht man beruflich getrennte Wege, hört man von diesen "Freunden" oft nichts mehr.

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Mensch, das weiß ich doch und ich habe nirgends von einer Freundschaft gesprochen, lediglich lockeren privaten Kontakt.
Alles gut.