Hallo zusammen,
Ich habe mir vor einigen Wochen das Bein gebrochen. Nix kompliziertes, keine OP, aber die ersten vier Wochen: Keine Belastung, Spezialschuh, Krücken.
Ich habe einen Bürojob, aber konnte natürlich nicht mit dem Auto zur Arbeit fahren.
Ich wurde dann natürlich krank geschrieben. Da ich mich aber
a) fit genug für Homeoffice gefühlt habe (Mit Laptop auf dem Sofa sitzen geht auch mit Beinbruch)
und
b) ein wichtiges Projekt zu Ende gebracht werden musste, habe ich ab Woche 3 nach Beinbruch (in Absprache mit meinem Chef) wieder stundenweise im Homeoffice gearbeitet.
Konkret bedeutet das: Von meinen insgesamt 4 Wochen Krankschreibung habe ich fast 2 Wochen eigentlich komplett gearbeitet.
Mein Chef meinte damals, dass wir dafür schon eine Regelung finden. Nun wird da natürlich nix von alleine passieren und ich muss ihm einen Vorschlag machen.
Was meint ihr? Würdet ihr euch die Stunden komplett als Überstunden ausgleichen lassen? Weiß jemand, wie das rein rechtlich geregelt ist?
LG
Arbeiten trotz Krankschreibung / Überstunden-Ausgleich
Hey du,
ich weiss nicht, ob das so einfach geht, dass die die 2 Wochen als Überstunden angerechnet werden. Weder rechtlich, noch wirtschaftlich gesehen.
Dein Chef zahlt ja trotzdem noch für dich, auch wenn du krankgeschrieben bist. Ich weiß nicht, ob er da zusätzlich noch Überstunden anrechnen würde.
Rechtlich gesehen bist du arbeitsunfähig. Ich hatte vor ein paar Jahren mal den Fall, dass ich an einem Tag in der Firma in einem sehr langen Meeting versumpft bin. Als ich Feierabend gemacht habe, war ich an dem Tag bei etwas über 11 Stunden Arbeitszeit. Heißt für mich 3h Überstunden mehr. Ich hab in dem Meeting schon gemerkt, dass es mir körperlich nicht so gut geht und in der Nacht wurde ich dann richtig krank. Ich war am nächsten Tag beim Doc und hab den Fehler gemacht und gesagt, dass es mir gestern schon nicht so gut ging. Er hat damit assoziiert, dass ich gestern auch schon nicht gearbeitet habe. Also hat er in der AU als Beginn den Tag davor eingetragen. Ich habs nicht gesehen, dass es das falsche Datum war. Und meine 3 Überstunden waren für die Tonne, da mit der AU der Tag als 8h Tag gewertet wurde.
Mein AG konnte da angeblich auch nichts machen, weil im System die Überstunden nicht für den Tag drin stehen dürfen.
Ich würd sagen, es kommt stark drauf an, wie dein Chef gewillt ist bzw. wie flexibel eure Buchhaltung ist. Bei uns wirds minutengenau abgerechnet und in solchen Fällen gehts dann einfach zu Gunsten des AGs aus.
Rechtlich gesehen wirst du aber keinerlei Ansprüche stellen können.
Du möchtest also doppelt kassieren?!
Meiner Meinung nach sind es keine Überstunden. Für die AU erhälst du ja die Entgeltfortzahlung.
Da du dich aber fit genug gefühlt hast, bist du also arbeitsfähig und normal zu entlohnen.
Ich hatte ein ähnliches Problem in meiner zweiten Corona-positiv-Woche. Hatte das Problem mit den Kollegen (Juristen) besprochen und wir waren uns einig, gesetzlich gibt es nur "krank" oder "gesund". Ein "bisschen krank" gibt es nicht, daher musst du, wenn du arbeitest, prinzipiell deine volle Soll-Arbeitszeit leisten. Fand ich auch doof, da ich mich nur aufgrund der Unterbesetzung (ich war die einzig verbleibende) unserer Abteilung zu dem Zeitpunkt überhaupt an den PC gesetzt habe, denn wirklich gut ging es mir nämlich noch nicht. Ist aber rechtlich wohl richtig so. Ich habe mich allerdings für die zweite Woche auch nicht mehr krankschreiben lassen.
Wenn ihr das unter der Hand anders handhabt, ist es aber "ok". Ich würde mir die Stunden als Überstunden irgendwo eintragen oder auszahlen lassen.
Bei mir war es damals zu verschmerzen, da ich trotzdem noch halbwegs auf meine Arbeitszeit kam und mit einer Fortbildung, die kurz zuvor außerhalb der normalen Arbeitszeit stattfand, die fehlenden Stunden wieder drin hatte.
Edit, nachdem ich die anderen Antworten gelesen habe: der Einwand, dass es eigentlich keine Überstunden sind, ist berechtigt. Vermutlich sollte man es so handhaben, dass du nur keine Minusstunden gemacht hast, da es im Arbeitgeberinteresse lag, dass du gearbeitet hast.
Genau, alles korrekt hier.
Arbeitest du trotz Krankmeldung, bist du nicht arbeitsunfähig und musst deine volle Arbeitsleistung bringen. Es sind keine Überstunden und ein bisschen krank gibt es auch nicht.
Schau, dass du nicht zu viele Minusstunden hast.
Der Vorschlag, dass dein Chef dir die Minusstunden erlässt, da du trotz erschwerter Umstände gearbeitet hast, finde ich gut.
Bei mir ginge entweder krank oder Arbeit rechtlich, aber nix dazwischen oder Überstunden...
Warum sollten das Überstunden sein? Eine AU ist kein Urlaub. Sie ist auch nicht zwingend, sondern eine Empfehlung. Wenn Du deine normalen Stunden gearbeitet, stehen Dir, rein rechtlich, keine ÜS zu.
Ob der Chef "was drauf legt", als eine Art Belohnung, musst Du mit ihm klären...wobei ich das moralisch zweischneidig fände. Grundsätzlich dient eine AU der Erholung, ratzfatz kommt eine Erwartungsjaltung im Sinne von " komm arbeiten, xy hat ja auch..." zustande.
Wieso Überstunden? Du hast dich scheinbar gesund gemeldet und halt deine Arbeit im Homeoffice erledigt, ist für mich als normale Arbeitszeit zu werten.
Du darfst im Krank so viel arbeiten, wie es nicht deiner Heilung schadet. Und du darfst jederzeit wieder abbrechen. Aber wenn du voll arbeitest, wieso lässt du dich zusätzlich krank schreiben? Dann brauchst du die AU ja nicht! Du kannst nur entweder AU sein und dann je nach Befinden etwas arbeiten (geht ja auch bei der Wiedereingliederung so) oder du bist fit genug und gehst voll arbeiten oder baust noch Überstunden ab.
Da wäre ich vorsichtig.
Wenn du dich gesund schreiben hast lassen, dann musst du froh sein, dass du nicht die Differenzstunden reinarbeiten musst, die du während dieser HO-Zeit nicht abgeleistet hast, im Gegensatz zu deinen regulären Wochenstunden.