Ich befinde mich noch ein Jahr in Elternzeit (da 3 kleine Kinder) und arbeite in einem großen Unternehmen (700 MA) auf Teilzeitbasis 25h. Seit zwei Jahren ist das absolut kein Problem.
Momentan ist es übel und wird immer schlimmer. Nachdem der AG wirklich unter aller Sau mit seinen Angestellten umgegangen ist, kam es zu einer starken Kündigungswelle. Viele, die flexibel und ungebunden waren, verliesen das Unternehmen. So auch meine direkte Vorgesetzte. Alle diese relativ hoch angebundenen Stellen sind nun seit bis zu 9 Monaten unbesetzt. Es finden sich keine Bewerber, da die eierlegenden Wollmilchsau möglichst mit geringer Bezahlung gesucht wird. Inzwischen sind diese Stellen nicht mal mehr in den eingängigen Portalen ausgeschrieben. Man hat AGseitig aufgegeben.
Wir waren insgesamt 3,5 Kräfte (ich die halbe) in unsere Abteilung. 1 ist seit September weg. Die Zweite hat nun ihre Kündigung eingereicht. Dann bleiben noch 1,5, die die Arbeit machen sollen. Es kümmert Niemanden wie das gehen soll. Das Tagesgeschäft besteht nur noch aus Chaosbewältigung, weil auch in anderen Abteilungen nichts mehr nach Plan läuft. Es werden z.b. viele neue, teils kaum deutsch sprechende Arbeitskräfte eingestellt, die aufgrund der Sprachbarriere Fehler machen. Diese müssen dann wieder behoben werden. Wir haben gesetzliche Vorgaben einzuhalten in unserer Branche. Es ist oft keiner mehr da, der überhaupt noch Überblick hat. Von oben kommt nur noch Druck, überall doch ein Auge mehr zuzudrücken. Ich (und viele andere Kollegen) haben dadurch arge "Bauchschmerzen". Ich habe tatsächlich die Wahl zwischen der tagesaktuellen Chaosbewältigung, der eigentlich notwendigen Einarbeitung in das Arbeitsgebiet meiner Kollegin (wir werden da bald eingehend von Behörden geprüft) und einem Projekt, wo gefühlt die Existenz des Unternehmens dran hängt. Ich bin mit meinem Überstunden an den Grenzen des Erlaubten und müsste eigentlich Absetzen. Es interessiert Niemanden. Der jetztige formelle Vorgesetzte wurde wirklich nur "vorgesetzt" und hat fachlich vom Thema keine Ahnung. Wenn ich mir seine Mimik so anschaue, ist er auch schon innerlich am Ende.
Ich habe leider eine enorme Kündigungsfrist und passende Stellen sind nicht in TZ und gleichermaßen gut bezahlt im Einzugsgebiet verfügbar. Ich habe 3 kleine Kinder und bin unflexibel. Ich kann nicht schnell mal weg aus dieser Situation. Dann würde ich auch meine letzte Kollegin noch ganz im Stich lassen. Die Firma macht sowieso einen Eindruck wie kurz vorm Untergang. Ich wäre absolut nicht überrascht. Nur es drückt halt niemand den Notknopf.
Überlastung Teilzeit in EZ - ich kann nicht mehr
Klingt übel...
Ich würde mich nicht weiter kaputt machen lassen.
Bei Teilzeit in Elternzeit hast du den Vorteil, dass du mit einer Frist von 7 Wochen einfach deine Stunden reduzieren kannst und zwar bis auf 0!
Genau das würde ich tun!
Soweit ich geht das nicht so einfach.
Der AG kann aus betrieblichen Gründen ablehnen und die sind ja jetzt auch gegeben.
Noch dazu würde ich dann auch ohne Einkommen dastehen.
Klar, das Einkommen wäre weg. Bewirb dich schnell anderweitig.
Auf jeden Fall alles was kritisch ist dokumentieren, eventuell auch gleich mit Überlastungsanzeige.
Das es kein Personal gibt ist Problem des AG und nicht deins. Ich würde nach oben ganz klar Prioritäten abfragen und dann lässt du nach 25h verrichteter Arbeit "mittlerer Art und Güte" (zu mehr bist du rechtlich nicht verpflichtet) den Stift fallen und gehst.
Parallel solltest du sicher schauen, ob sich nicht was besseres findet, denn meiner Erfahrung nach wendet sich sowas selten zum Guten.
Mit den kritischen Sachen wird immer sehr aufgepasst. Da kommt nichts schriftlich. Das erfolgt alles mündlich. Meine Kollegin (die aktuell gekündigt hat) hat mir jetzt gesteckt, dass sie schon illegalerweise Ton mit dem Handy mitgeschnitten hat, um abgesichert zu sein. Das würde aber sicher nicht verwendet werden dürfen. Manchmal würde ich mir wünschen, dass sie uns jetzt noch bei den Behörden verpfeift, sodass die Geschäftsleitung bei uns endlich aufwacht. Ich schätze aber entweder passiert nichts oder es wäre das Ende der Firma.
Priorisieren tut bei mir auch niemand mehr. Es wird seit Monaten ein Berg von Arbeit in die ToDo Liste aufgenommen. Inzwischen sind nur noch die brennendsten Themen ganz oben und selbst dafür reicht die Zeit nicht, weil täglich aktuelle Katastrophen aus anderen Abteilungen kommen. Die gesamte Organisation ist schlichtweg nicht mehr arbeitsfähig.
Was auch belastend ist, ist der Ton der untereinander herrscht. Die Kollegen verlieren in der Situation absolut den grundlegenden Anstand. So ein Ton würde nirgends akzeptiert und in anderen Firmen wäre das eine Abmahnung bzw. Kündigung. Nicht jedoch derzeit, weil die Firma sich das nicht leisten kann.
Es ist nur noch zum Heulen!
Auf schriftlich bestehen nach dem motto "schreib es mir auf sonst geht es in dem ganzen Stress unter".
Solange es irgendwie läuft, hat der AG keine Not, etwas zu ändern.
Die Frage ist ja erstmal, was ist überhaupt deine Aufgabe? Es kann ja nicht sein, dass du jetzt dafür verantwortlich bist, dass alles erledigt wird was sonst deine Kollegen gemacht haben die nicht mehr da sind. Ich würde einfach meine Arbeit weiter machen. Wenn der Vorgesetzte weitere Arbeit an dich delegiert, direkt auflisten was du sonst machst und welche dieser Aufgaben dafür liegen bleiben sollen und um schriftliche Bestätigung bitten. Meistens reagieren die Vorgesetzten dann weil sie eben auch nicht den Kopf hin halten wollen. Aber warum solltest du es tun? Das ist nicht dein Job.
Leider neigen gerade Frauen dazu, sich für alles verantwortlich zu fühlen und alles retten zu wollen was eigentlich nicht zu retten ist und auch nicht in ihrer Macht steht. Ich habe auch lange dafür gebraucht aber ich hatte eine Zeit lang einen guten Vorgesetzten der mir immer wieder eingetrichtert hat, ich solle die Probleme dort lassen wo sie hingehören. Kein Personal? Nicht mein Problem!
Bei uns haben jetzt auch drei Leute gekündigt die vorher Vollzeit gearbeitet haben, ich hab 40 Stunden im Monat gearbeitet. Von jedem dieser Kollegen sollte ich Aufgaben übernehmen. Da hab ich meiner Chefin als erstes eine E-Mail geschrieben, was davon ich ich nicht übernehmen kann, sie gefragt welche meiner bisherigen Aufgaben ich dafür nicht mehr machen soll und wie viele Stunden ich zusätzlich bekomme.
Alles in allem wurde also alles angepasst. Ich habe früher teilweise 70 Stunden die Woche gearbeitet weil es immer mehr wurde aber seit ich Kinder habe, haben die Prioritäten sich geändert. Und ich habe auch gelernt, wenn man nicht selbst für sich einsteht, tut es sicher auch kein anderer!
Da würde ich mir einen anderen Job suchen.
Kommt mir sehr bekannt vor, nur dass ich jetzt selber gehe und mit Kind wegziehen. Ich kann da leider nur wenig raten. Eine Kollegin von mir ist kurz vor der Rente und macht auf "alt und bedürftig". Damit wird sie in Ruhe gelassen und arbeitet langsam vor sich hin...
Klingt schlimm, aber du solltest dir als tägliches Mantra setzen „Ich kann es nicht ausbaden!“
Du machst jetzt offiziell einen Termin bei diesem Vorgesetzten, sagst ganz eindeutig, du siehst es kommen, dass die aktuelle Situation den Unternehmen schaden wird, du siehst wie Fehler passieren, wir die baldige behördliche Prüfung auf der Kippe steht. Du sagst ganz klar, dass du bei deinen 25 Std. bleiben willst, die Überstunden weniger werden müssen und du dich nicht in der Verantwortung siehst das alles zu koordinieren. Und dann sagst du ganz klar „Ich erwarte von Ihnen, dass sie die Prioritäten setzen und koordinieren wer was machen soll, in welcher Reihenfolge. Was ist wichtig und hat Vorrang, was kann warten? Sie müssen hier Struktur rein bringen.“ Und dann bietest du an das Aufgabenfeld zu übernehmen, dass dir am meisten Spaß macht und wo du dich am besten geeignet siehst und was du zudem in deinen Stundenumfang abbilden kann. Und zwar ganz klar „Ich kann xx übernehmen, xx und xx gebe ich ab. Sagen Sie mir an wen.
Bitte geben Sie mir dazu kurzfristig eine Rückmeldung.“
Man merkt in deinem ganzen Text, wie verantwortlich du dich für die Firma fühlst.
Alles egal, wie es ihr geht! Vielleicht ist das alles, was gerade abgeht, Teil einer Strategie. Du bist dort Angestellte mit einem Vertrag, wo deine Rolle drinsteht. Halte dich daran. Gleichzeitig jetzt nach einem anderen Job suchen, denn alle die, die gegangen sind, denken gesund und haben den Nothebel für sich gezogen. Die Bude ist futsch, also mach dich vom Acker, sobald du etwas Neues hast.