Hallo zusammen,
ich bin seit ca. 2 Jahren als Online Marketing Managerin in einem kleinen Unternehmen unternehmen tätig. Bin jetzt in der 33 SSW und habe 2 Jahre Elternzeit beantragt.
Zurück zu meiner alten Firma will ich nicht. Es ist zu viel vorgefallen: Leute wurden gemobbt, meine Arbeit wurde immer kritisiert (habe es aber immer nur über 3 Ecken erfahren), in der letzten Zeit wollte mein Chef das Marketing selber machen, weil er es nicht einsieht dafür Geld auszugeben... Im Dezember habe ich dann meine Vertretung eingelernt, die nach 3 Wochen wegen der chaotischen Zustände gekündigt hat.
Das Baby fühlt sich für mich wie ein Neuanfang an. Auch möchte ich danach beruflich etwas neues machen.
Wem ging es ähnlich? Habt ihr viele Bewerbungen geschrieben? Ist das Kind ein "Problem" in der heutigen Zeit?
LG
Neuer Job nach Elternzeit - Erfahrungen?
Hallo, ja, Kinder sind leider ein großes "Problem" in der beruflichen Entwicklung.
Es kommt sicher ganz auf die Branche an und zum Online Marketing kann ich nichts sagen, aber es ist mit Kind extrem schwer in Vollzeit zu arbeiten und niemand in meinem Umfeld hat nach EZ eine neue Stelle in Teilzeit in seinem Beruf gefunden. Manche sind als Quereinsteiger gewechselt in eine muttitaugliche Position und haben entsprechend Gehaltseinbußen hingenommen. Ich selbst habe einen höheren akademischen Abschluss, stand 2x bei der Entscheidung und habe nach zuletzt etwa 15 erfolglosen Bewerbungen in TZ die Vernunft walten lassen...nämlich gesetzlich abgesichert in Form von Teilzeit in Elternzeit zurück zum alten Arbeitgeber. Sobald die Kinder aus dem gröbsten raus sind, kann ich dann in Vollzeit und endlich den Arbeitgeber wechseln.
Das deckt sich absolut nicht mit meinen seefahrenden. Viele meiner Freundinnen, alle Akademikerinnen haben irgendwann nach der Rückkehr aus der EZ den AG gewechselt. Alle in TZ. Alle mit sehr guten Gehaltsverhandlungen und etlichen Optionen. Gibt es in deiner Branche keinen Fachkräftemangel?
Na anscheinend noch nicht ausreichend.
Ich hatte nur ein Gespräch, wo man mich sofort in TZ eingestellt hätte ...bis ich das Gehalt hörte. Das waren 1000 Euro weniger im Monat als jetzt (=Tarif), verglichen natürlich beim gleichen Stundenumfang.
Ansonsten reicht leider ein einzelner Konkurrent, der in Vollzeit arbeiten will oder kann, dass man da aussortiert wird. Und das ist leider (noch) der Fall.
du kannst natürlich probieren dich während der Elternzeit weiter zu bewerben aber besonders wenn du auf Teilzeit gehen willst wird das eher schwierig .
Ja das Kind ist ein Problem , kleine Kinder sind oft krank, die Kitasituation ist grade auch nicht die Beste außerdem werden die meisten Chefs davon ausgehen das in absehbarer Zeit auch Kind Nr. 2 folgt dann bist du wieder erstmal weg und sie müssen eine Vertretung suchen + dir die Stelle freihalten das überlegt man sich zweimal .
Ich habe zwischen den Kindern nicht gearbeitet und mir dann nach quasi knapp 4 Jahren Elternzeit einen Job gesucht.
Ich habe tatsächlich nur eine Bewerbung geschickt und gleich genommen worden im öd (die Stellenanzeige war aber auch sehr speziell und ich passte tatsächlich zufällig auf das stellenprofil und sonst gab es nur 2 Bewerber, die aber die Voraussetzungen ni hat erfüllt haben!
Ich kann dir aber auch sagen, dass es große Diskussionen gab, ob man tatsächlich ne Mutti mit 2 Kleinkindern einstellen sollte oder man nicht lieber nochmal ne weitere Stellenanzeige schaltet.
Also ja, natürlich ist es schwieriger. Aber generell haben Frauen es doch schwerer. Bist du Mitte 20, da fängt es doch schon an, dass sie Angst haben müssen, dass du sofort schwanger wirst und so zieht sich das doch durch.
Und ehrlich gesagt sind Teilzeitjobs doch gerade für Muttis gedacht - wer möchte denn sonst Teilzeit arbeiten?
In meinem Büro arbeiten auch zwei Väter Teilzeit.
Finde ich super 👍 ich kenne tatsächlich keinen einzigen Vater, der nicht Vollzeit arbeitet.
Hängt vermutlich von der Branche ab und davon, ob du Vollzeit oder Teilzeit einsteigen willst.
In weiten Teilen meiner Branche herrscht ein extremer Dienstleistungsgedanke - zu fast jeder Zeit sofort für den Kunden bereit stehen. Dementsprechend sind viele Jobangebote nicht für Frauen* geeignetet, die beides unter einen Hut bringen wollen, Teilzeit schon gar nicht.
Ich wollte aber so oder so in Vollzeit oder vollzeitnah wieder einsteigen. Von daher war das Thema bei mir ein kleines bisschen weniger präsent, auch wenn es trotzdem noch ein Problem war. Bei 35 Stunden wurde mir mal gesagt: "... und Sie wollen ja nur 35 Stunden arbeiten...". Teilweise wurden Arbeitszeiten von 9-19 Uhr vorausgesetzt (ich arbeite im Büro und nicht Schicht o.ä.). Home Office bei vielen verpönt.
Viele Stellenangebote kamen daher nicht in Frage.
Ich bin aus verschiedenen Gründen erstmal zu meinem alten Arbeitgeber zurück und habe mich von dort aus beworben. Gedauert hat es ca. ein halbes Jahr bis ich meine neue Stelle hatte. Die hat dafür alles, was ich mir gewünscht habe: Vollzeit (37h), 3 Tage pro Woche Home Office, sehr flexible Zeiteinteilung und bessere Bezahlung als zuvor. Es gibt sie also diese Arbeitgeber, die familienfreundlich sind. Unser Unternehmen ist dafür zertifiziert und bietet verschiedene Dinge zur Familienfreundlichkeit an. Trotzdem musste ich mir auch hier wie in jedem(!) anderen Vorstellungsgespräch private Fragen gefallen lassen, die gar nicht hätten gefragt werden dürfen.
Ja, kleine Kinder sind ein Problem wenn man aus der Elternzeit zurückkehrt. Ich hoffe und vermute aber, dass sich das bessert, je länger man wieder im Job ist und bewiesen hat, dass man trotzdem engagiert ist. Die Kinder werden ja älter und sind nicht immer so klein.
*Die Männer und Frauen, die von mir erwarteten, 9-19 Uhr zu arbeiten. Waren a) offenbar kinderlos (die Frau) oder b) lebten das klassische Rollenmodell (die Männer).
Ich habe eine abgeschlossene Ausbildung, zwei akademische Abschlüsse und insgesamt über 20 Jahre Berufserfahrung, aber: jetzt nach dem 2. Kind ist das nichts wert. Seit Studienende hatte ich nur befristete Stellen, durch Corona wurden zwei befristete Stellen wegen eingeschränkter Kinderbetreuung nicht verlängert, die Stellen waren zudem weit unter meiner Qualifikation. Es ist ein Trauerspiel, die Arbeitszeiten sind immer ein Problem, es gibt kaum Arbeitgeber, die dabei flexibel sind. Schon vor Corona mit einem Kind und Vollzeitkitaplatz war es nicht einfach und man war nicht gerade gesucht, jetzt habe ich zwei Kinder und die Menge der Vorstellungsgespräche wird noch überschaubarer trotz angeblichem Fachkräftemangel. Ich habe irgendwann aufgehört, Bewerbungen zu zählen🙄.
Zwischen den Kindern habe ich drei Jahre in Vollzeit gearbeitet, Altersabstand fünf Jahre.
Also ich habe zwischen Kind 1 und Kind 2 die Stelle beim gleichen AG gewechselt (Familientauglichere Arbeitszeiten). Nun, nach der Elternzeit von Kind 2 bewerbe ich nicht seit Anfang des Jahres wieder, um in Sommer wieder einzusteigen. 3 Bewerbungen geschrieben, 2 Stellen angeboten bekommen, 1 Vorstellungsgespräch noch offen. Teilzeit in öffentlichen Dienst im sozialen Bereich. Also bei mir sind die kleinen Kinder(Bruder Kita Alter) kein Problem 🤷
Ich bringe mal ein Positivbeispiel:
Ich habe zwei akademische Anschlüsse und 10 Jahre Berufserfahrung in einer gefragten Branche, bin zudem spezialisiert innerhalb der Branche.
Ich habe auch 2 Jahre EZ genommen und wollte nach einem Jahr wieder TZ in EZ einsteigen. Das Unternehmen und auch mein Team hat sich während meiner Abwesenheit negativ verändert und ich wollte doch nicht zurück. Ich habe auch während meiner EZ viele Anfragen aus der Branche bekommen und dann bei einem Angebot zugeschlagen.
Ich hatte völlige Freiheit was meine Arbeitszeit angeht, habe direkt mit dem neuen Vertrag einen EZ-Antrag genehmigt bekommen, also ab Tag ein TZ in EZ dort gearbeitet aber einen Vollzeitvertrag unterschrieben.
Ich arbeite jetzt 30 Std/Woche, habe Projektverantwortung und mein KnowHow ist gefragt. Ich verdiene in den 30 Std. genauso viel oder sogar etwas mehr als früher in Vollzeit.
Ich stehe kein bisschen auf dem Abstellgleis. Wenn ich morgen ankündige ich möchte Vollzeit arbeiten und auch Personalverantwortung und höhere Position,
wäre das kein Problem.
Das alles lässt sich sicher nicht verallgemeinern. Ich bin mir bewusst, dass mich die gute Ausbildung (aber auch meine persönliche Leistungsbereitschaft) da in eine sehr privilegierte Situation gebracht hat. Aber man sollte sich bewusst machen, dass viel auch an der eigenen Einstellung liegt. Wenn ich hier von einigen schon von „muttitauglichen Jobs“ lese wird mit schlecht. Ich habe in meinem Bewerbungsgespräch ganz klar gesagt „Ich mach hier nicht die Teilzeit-Mutti nur weil ich nicht vollzeit arbeite. Ich werde nicht zuarbeiten, ich mache eigene Projekte und ich kann das auch mit 65-75%“.
Aber klar, dass muss man dann auch beweisen und sich mit seinem Partner entsprechend organisieren. Dass dann nicht nur Muddi kindkrank nacht dürfte selbsterklärend sein.
Ganz genau so!!!!!!
"Wenn ich hier von einigen schon von „muttitauglichen Jobs“ lese wird mit schlecht."
Ich mag den Begriff auch nicht. Vor allem nicht hier auf Urbia, denn hier wird von ein paar Userinnen tatsächlich in solchen Fällen der Ratschlag gegeben, als Quereinsteiger in unqualifizierte Jobs zu gehen.
Wenn man den Begriff aber weiter ausgelegt, haben wir uns alle nach der Geburt unserer Kinder "muttitaugliche Jobs" oder besser "familientaugliche Jobs" gesucht.
Das ist bei dir der Job mit den 30 Stunden und etwas weniger Projektverantwortung. Bei mir war es z.B. das Mittagessen (Vorstellungsgespräch), was sehr sehr gut lief und ein gutes 6stelliges Gehalt versprochen hätte; in dem ich aber klar gemacht habe, dass ich keine 50-60 Stunden die Woche reißen kann, was der Job aber zum Teil mit sich gebracht hätte.
Wie du habe ich mir daher den Mittelweg gesucht.
Insgesamt hast du aber recht: Wer zu sehr die Muttischiene fährt, hat es schwer. Man muss zeigen, dass man trotzdem den Willen hat, beides zu schaffen. Dann klappt es auch mit Beruf und sogar Karriere, wenn auch nicht ganz weit oben.
Hm, mir war damals klar, das ich nicht wieder in meinen Beruf zurück möchte. Das klappte super, ich muß aber gestehen, das ich die meisten Jobs in meinem Leben durch Vitamin B bekommen habe. Auch die als Quereinsteiger, von daher habe ich fast nur Bewerbungen "für die Unterlagen" geschrieben.
Da in den letzten Jahren meine Gesundheit ziemlich schlapp gemacht hat, musste ich leider wieder zurück in meinen Beruf (da körperlich nicht so anstrengend). Auch das ging problemlos.
Aber, ich weiß ganz genau, das hinter den Kulissen schon intensiv darüber gesprochen wurde, ob man sich mich als Mutter "ans Bein binden" kann. Da die Leute, über die ich an die Jobs rankam aber auch Einblick in mein Privatleben haben, hatte ich halt ausreichend Fürsprecher. Denn machen wir uns mal bewußt, für viele AG bedeutet "Kind krank" halt immer noch, das die weibliche Arbeitskraft ausfällt, leider.
Ja, ich kann die Stimmen sehr gut nachvollziehen, die sagen, das Kinder die Chancen auf einen Job erschweren....zumindest wenn es sich um den freien Arbeitsmarkt handelt, kein Vitamin B vorhanden ist und es sich um Arbeitszeiten außerhalb der gängigen Betreuungszeiten handelt.
Ich war in der gleichen Situation, ebenfalls im Bereich Online Marketing. Nach meiner ersten Elternzeit wollte ich auch nicht wieder zurück zum bisherigen Arbeitgeber. Etwa 2-3 Monate vor dem geplanten Wiedereinstieg mit 20h habe ich begonnen, Bewerbungen zu schreiben, mit einer sehr guten Resonanz. Natürlich gibt es in TZ weniger Stellen zur Auswahl, dennoch denke ich, dass man mit guter Qualifizierung leicht etwas findet.
Ich hatte letzten Endes mehrere Vorstellunggespräche, TZ wäre nie ein Problem gewesen. Bei jedem Gespräch habe ich abgeklärt, ob Home Office möglich ist, denn das braucht man definitiv, da die Kleinen gerade am Anfang der Betreuung oft krank sind.
Der Arbeitgeber, bei dem ich dann gelandet bin, ist sehr familienfreundlich, eine erneute Elternzeit mit dem zweiten Kind war kein Problem. Nach einem Jahr bin ich zurück gekehrt und habe erst kürzlich auf 25h aufgestockt.