"Träumt" ihr wirklich von einer passablen Rente?

Guten Abend,

ständig verfolge ich Threads in denen Frauen aufgefordert werden, mehr zu arbeiten, an die Rente zu denken usw. Und ich sitze immer da und denke: Ja glauben die Schreibenden denn wirklich, dass "wir" noch eine auskömmliche Rente bekommen werden? Bei "Wir" spreche ich jetzt mal von den heute 40-jährigen aufwärts - so wie mir. Schon jetzt liegt die Rente der Neurentner bei knapp 50 Prozent des letzten Nettos und sinkt stetig weiter ab.
Viele Frauen arbeiten 20-30 Stunden in normalen Jobs und diese Frauen spreche ich bewusst an. Ich weiß, bei Urbia tummelt sich angeblich die Creme de la Creme, aber lassen wir das mal dahin gestellt. Ich behaupte einfach mal, dass ein Großteil der Userinnen in normalen Jobs mit normalen Einkommen sein wird.
Denkt ihr wirklich, dass wir in 25-30 Jahren eine auskömmliche staatliche Rente bekommen werden? Oder dass irgendwelche Verträge, in die man einzahlen kann, Bestand haben werden? Ich glaube das jedenfalls nicht.

Beruflich habe ich öfter mal mit Menschen zu tun, die auf Grundsicherungsniveau leben. Sprich, eine Rente mit allem drum und dran von früher 780 Euro, jetzt vielleicht 850 Euro haben. Aber gleichzeitig kenne ich auch Leute, die Jahrzehnte lang gearbeitet haben, durchaus Vollzeit, aber eben nicht in akademischen Berufen, die auch nur solche Renten oder knapp darüber erhalten. Meine eigene Mutter zum Beispiel wird nach 45 Jahren Arbeit (mindestens 35 Stunden die Woche) in der Hauswirtschaft eines Seniorenheimes wenn es hoch kommt, 900 Euro staatliche Rente erhalten. Und sie fragt sich berechtigt, wie es sein kann, dass Menschen, die nie oder fast nie gearbeitet haben, auch um die 850 Euro bekommen. Wenn man es krass ausdrücken will, hätte meine Mutter auch einfach die 45 Jahre nicht arbeiten können und stünde kaum schlechter da. Meine Mutter wird nur die Tatsache retten, dass sie für einen kirchlichen Träger mit einer kirchlichen Zusatzrente gearbeitet hat. Sprich, dadurch erhält sie ein paar hundert Euro extra. Wäre dem nicht so, hätte sie 45 Jahre gearbeitet, um vielleicht dann 100 Euro netto mehr zu haben. Allerdings hat sie dann womöglich nicht den Anspruch, den jemand hat, der von Grundsicherung lebt, weil sie eben knapp darüber lebt. Stichwort GEZ, Tafel usw.

Was ich damit sagen will: Denkt ihr wirklich, dass es für euch für die Zukunft lohnt, mehr zu arbeiten? Außer jetzt, um es zu verleben, was ich absolut nachvollziehen kann.
Habt ihr euch mal ausgerechnet, wie viele Rentenpunkte ihr derzeit habt und wie viele ihr so pro Jahr bekommt und was das ausmacht? Ich denke, vielen ist das überhaupt nicht klar. Wie seht ihr das?

Bearbeitet von babyboy20.17
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Ich bin das gerade von "wie kriegen ja eh keine Rente mehr" so satt. Die Rentenversicherung gibt es mehr oder weniger seit dem Kaiserreich, da gab es Umbrüche zwischen die ganz anders aussahen und trotzdem ging es irgendwie weiter.


Wie oben schon gesagt, allein die staatliche Rente wird es wohl nicht bringen. Private Vorsorge (ob nun durch Immobilie, Aktieninvestment oder private Rente sei mal egal) ist aber auch nur dann möglich wenn man sich diese erarbeitet. Daher ist der Hinweis auf eine eigene Rentenversicherung durch Erwerbstätigkeit kein Verweis rein auf die staatliche Rentenversicherung.


Ich werde die 45 Jahre wohl nicht vollbekommen, habe dafür aber als Akademikerin die Hoffnung über dem Durchschnitt Rentenpunkte zu sammeln. Gleichzeitig habe ich inzwischen 2 Betriebsrenten in unterschiedlicher Konstruktion, in beide zahlte / zahlt der AG und keine war freiwillig. Habe auch noch eine BV mit Rentenaspekt, das nicht ganz so sinnvoll aber mit 18 abgeschlossen, wäre nicht so super das jetzt zu ändern.

Zudem sparen wir Eigenkapital für eine Immobilie und ich habe einen moderaten ETF Sparplan.


Das alles ist nur möglich weil ich arbeite.

Für mich ist die Aussage "wir kriegen ja eh keine Rente" bei vielen eine Ausrede damit sie sich nicht mit der Vorsorge fürs Alter beschäftigen müssen, quasi ein Kopf in den Sand stecken.

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Es ist seit Jahrzehnten bekannt, dass man zusätzlich privat vorsorgen muss.
Ich arbeite nicht in einem Beruf, den du wohl mit "normal" meinst, sorge aber seit 17 Jahren privat vor. Außerdem arbeite ich bewusst nicht Teilzeit. Das ist auch eine Entscheidung, die jeder für sich trifft mit allen Konsequenzen, die daraus resultieren.

Wenn jemand wirklich zu wenig hat, um vorzusorgen, würde ich persönlich zumindest über die Jahre einen Notgroschen unterhalb der Freigrenzen ansparen. Was darüber liegt, geht in den klassischen Sparstrumpf.

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Ich bin genau so eine, die du suchst. Altersmäßig, Teilzeitkraft. Und NEIN, ich erwarte mir keine gute Rente und habe aber auch nicht vor, deshalb mehr zu arbeiten. Weil ich eben davon ausgehe, dass es ohnehin nix bringt. Ich stehe seit 30 Jahren im Arbeitsleben. Ununterbrochen. Meine Rente wird nicht toll sein. Ich habe 20 Jahre Vollzeit gearbeitet, seit gut 10 Jahren Teilzeit. Und habe wohl noch 20 Jahre Arbeitsleben vor mir. Theoretisch.

Mein Mann verdient sehr gut und wir haben beide gute Rücklagen, ein abbezahltes Haus, alte private Rentenversicherungen, Lebensversicherungen, Bausparer. Ebenso jetzt schon ein vor Todesfall übertragenes Einfamilienhaus welches vermietet werden kann. Ich verdiene seit mehr als 30 Jahren Geld, mein Mann ebenso. Und wie gesagt, nie arbeitslos oder ähnliches. Wir haben immer gearbeitet. Teilweise hatte ich auch 2 Jobs in jungen Jahren.
Klar, man darf/soll sich nicht auf den Ehemann verlassen. Aber wenn ich jetzt mal meine private Rentenversicherung nehme, in die ich seit 30 Jahren einbezahle, ein abbezahltes Haus, Mieteinnahmen aus 1 bzw. 2 Häusern, ein paar Eure staatliche Rente.... es sollte schon klappen.
Und nein, ich bin nicht naiv und blauäugig.

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Ich arbeite bewusst Vollzeit, ich habe bewusst keine Elternzeit genommen und ich sorge bewusst vor. Ja, die 500€ im Monat könnte ich auch anders anlegen, so dicke habe ich es nicht. Mach ich aber nicht. Aber diejenigen, die dann lieber Zeit den Nachmittag mit ihren Kindern verbringt, Monate oder sogar jahrelang gar nicht arbeiten geht oder lieber 6000€ im Jahr für ein oder zwei schöne mehrwöchige Reisen ausgeben, haben dann halt weniger Geld in der Rente. Solange die Gesellschaft das nicht finanzieren muss, soll es mir egal sein, jeder ist für seine eigenen Entscheidungen verantwortlich. Aber ja, ich glaube fest daran, dass ich in der Rente genügend Geld durch meine Rente, Mietwohnung und mein abbezahlt Eigenheim haben werden WEIL ich eben vorgesorgt habe.
Die Rente ist für mich sowas wie das Kindgeld - ein netter Bonus, aber nicht ausreichend, um den Menschen komplett zu finanzieren. Das war historisch gesehen auch ne der Anspruch.

Bearbeitet von Mamiut
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Kann mich da nur meiner Vorrednerin anschließen.
Wer arbeitet, der schafft es auch (wenn auch in kleineren Beträgen) fürs Alter vorzusorgen bzw. Wohneigentum zu erlangen.

Was wäre denn die Alternative?
Nicht/kaum/nur wenig arbeiten? Dann hat man bis zum Renteneintritt kaum Kohle zur Verfügung und nach Renteneintritt auch nicht.

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Uns wird es im Alter gut gehen. Eigenheime bezahlt, Eigentumswohnung wird vermietet. 2 mal gutes Ruhegeld.

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Hallo.

Ich bin noch jung (U30) und verdiene trotz Teilzeit Job ganz gut. Ich zahle zwar ein berufsständisches Versorgungswerk und nicht in die gesetzliche Rentenkasse ein - aber nein ich denke nicht, dass ich von dem was ich da nach 45 Jahren Arbeit erhalte werde leben können.

Wir haben ein Zweifamilien Haus und zusätzlich noch eine vermietete ETW, die wir bis dahin dann abbezahlt haben. Zusätzlich werde ich als Einzelkind noch einiges an Vermögen und Immobilien erben. Wenn die Kinder erst groß sind werden wir sicher auch noch einiges sparen können. Insgesamt werden wir dann schon hinkommen.

Aber letztlich lebe ich jetzt und die Zeit mit den Kindern ist kostbar. Sie sind nur ein Mal klein. Und jetzt mehr zu arbeiten für eine Rente die ich vielleicht weder bekomme noch erlebe. Sicher nicht.

Ich habe sowohl beruflich als auch privat einige Menschen erlebt, die ihr Leben lang geschuftet haben und sich so auf die tolle Rente gefreut haben - um dann kurz vor/nach Renteneintritt schwer zu erkranken und zu sterben.

Ich finde es unsinnig nur für eine Zukunft zu leben von der man gar nicht wissen kann ob sie überhaupt eintritt. Wir sind wieder naiv noch blauäugig und haben natürlich einen groben Plan um im Alter nicht vom Existenzminimum zu leben. Aber aktuell geht das hier und jetzt vor.

Liebe Grüße

Bearbeitet von kitara36
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Ich habe sowohl beruflich als auch privat einige Menschen erlebt, die ihr Leben lang geschuftet haben und sich so auf die tolle Rente gefreut haben - um dann kurz vor/nach Renteneintritt schwer zu erkranken und zu sterben.


hallo ,
ich hab mal deine Textstelle reinkopiert , weil du damit absolut Recht hast.
mein Vater hat samstags zusätzlich gearbeitet , damit er im Rentenalter endlich reisen kann. er starb mit 56 an einer Berufskrankheit , 3 Tage bevor die Frührente durch war.
mein Mann hat Geld gespart für seine Rente , damit wir gut versorgt sind. er starb mit 50.

und ich .....ich lebe JETZT und um später mach ich mir später Gedanken#pro

#winke

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Es gibt doch auch noch einen guten Mittelweg zwischen gar nicht/wenig arbeiten und sich totschuften.
Gar nichts für die Rente zu tun oder davon auszugehen, dass wir "ja eh nichts bekommen" halte ich für sehr naiv. Besser gesagt: es ist eine selbsterfüllende Prophezeiung, denn wer nicht vorsorgt, kann von dieser nicht vorhandenen Vorsorge nicht profitieren. Diese Leute WERDEN also in Armut enden. Ich schufte mich nicht tot, verdiene aber sehr gut und sorge trotzdem privat vor. Ich werde nicht in Altersarmut enden.

Ich habe es letztens schon in einem anderen Thread geschrieben: Die Wahrscheinlichkeit, dass wir alt werden ist um ein Vielfaches größer, als der umgekehrte Fall. Noch sind es nur Mutmaßungen, aber in 40 Jahren werden wir sehen, wer den besseren Weg gewählt hat. Die vielen Berichte und Vergleiche über aktuelle Rentner, die a) vorgesorgt haben und jetzt sehr gut leben
oder b) nicht vorgesorgt und immer nur Teilzeit oder gar nicht gearbeitet haben, lassen zumindest mich vermuten, dass Vorsorge der bessere Weg ist. Dem aktuellen Rentner a geht es sehr gut, der Rentner b geht zur Tafel.

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Ich träume nicht davon sondern habe dafür gesorgt das ich eine ordentlich Rente haben werde,haben sogar schon meine Eltern hinbekommen als einfache Gastarbeiter und ein Häuschen nahe am Meer abbezahlt.
Wer will der kann auch.

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Weißt du was das paradoxe daran ist? Je weniger man in die gesetzliche Rente einzahlt, desto weniger hast du zum Leben. Verrückt nicht? Und da man zu vorrentenzeit gut leben möchte, wäre es ja irgendwie blöd wenig zu verdienen um wenig in die Rente einzahlen zu müssen.

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Super Idee dann verdienen wir jetzt mal alle einfach richtig viel und das Problem ist gelöst!
Dann sagen wir mal den Fliesenleger aus Uckermünde er soll Hedge Fond Manager werden. Da verdient er ja viel mehr. Das er da aber auch nicht von selbst drauf kommt....

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Hä hast du mich verwechselt? Die TE propagiert EXTRA wenig oder gar nicht zu arbeiten, weil man ja sowieso keine staatliche Rente bekommt. Dazu mein Kommentar. Weiß nicht was das mit deinem Kommentar zu tun hat?

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