Altersvorsorge bei euch. Bitte für Dummies erklärt

Mein Mann und ich haben uns aus schlechten finanziellen Verhältnissen hochgerackert, hatten ein paar üble jahre hinter uns (geldmäßig)
Es wurde langsam und zäh besser, die Angst sitzt aber noch tief.
Wir zahlen grad noch einen Kredit ab, der bald fertig ist. Zu der gleichen Zeit enden die Betreuungskosten für unseren Sohn sowie andere Posten.


Ich nenn mal zahlen, darum in grau :(

Jetzt gerade legen wir jeden Monat 400 Euro zurück, auf ein normales Sparkonto. Seit knapp einem Jahr müssen wir diesess Sparkonto nicht mehr angreifen, weil unsere Gehälter gestiegen sind. Nur für solche Dinge wie Reifenwechsel, Reparaturen, Urlaub und so weiter gehen wir an das Sparkonto.

Sind demnächst alle vorhin geschriebeben FixPosten weg, haben wir dann monatlich 1.031 Euro mehr.
Plus eben die 400 Euro.

Wir sind jetzt bereits jeden Monat gut dabei, können alles bezahlen, was wir gern mal haben mögen, ohne zu knapsen. Das war vor ein paar Jahren noch ganz anders.
Das heißt, diese 1.031 Euro "brauchen" wir nicht, um monatlich überleben zu können.

Wir haben uns noch gar nicht mit dem Thema Altersvorsorge beschäftigt, weil es jahrelang nicht drin war.
Jetzt wollen wir starten, Aber wir kennen uns beide nicht aus.

Was habt ihr denn und wieso könnt ihr es empfehlen? Bitte erklärt mir die Sachen so, wie ihr sie eventuell auch eurem Kind erklären würdet #rofl Sobald es um Finanzielles geht, Aktien, ETF und was es nicht alles gibt, schaltet mein Hirn sich aus. Aber ich möchte gern starten. Bitte Basics, wer Lust hat, sich diese Mühe zu machen.

- Sollten wir zusammen etwas machen oder allein? (Stabile, sehr glückliche Ehe, aber dennoch...)
- wie viel würdet ihr wo rein stecken von diesen insgesamt 1.431 Euro?
- Wie viel Risiko steckt in ETFs und was können wir da an echtem Plusgewinn über die Jahre erwarten?
- Gibt es irgendwelche Einsteigerseiten/Youtubevideos, die uns von Dummies zu "Experten" machen? :D

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Schau mal nach Büchern von Gerd Kommer. Die sind mehr als solide, nicht zu langweilig - finde ich - und über YT-Niveau: "Weltweit investieren mit Fonds" oder die neueren Auflagen "Souverän investieren mit Indexfonds".

Regel Nummer 1: nicht in etwas investieren das man selber nicht versteht. Einige der Fragen musst Du Dir selber beantworten können sobald Du Dich entsprechend informiert hast. Zum Beispiel die der Investitionshöhe oder die Frage welche Risiken Du eingehen möchtest.
Regel Nummer 2: nicht alle Eier in einen Korb

Kommen für Dich Aktien für einen Teil Deines Geldes in Frage, dann macht ein ETF-Sparplan Sinn und ist gut geeignet um das "Hirn auszuschalten". Aber erst nachdem man sich einmalig informiert hat. Das Verhältnis zwischen Risiko und Chance ist bei ETFs besser als bei vergleichbaren aktienbasierten Anlagemöglichkeiten, weil sie breit streuen und geringe Kosten haben. Mehr steckt nicht hinter ETFs. Wie mit allen Aktien kannst Du Gewinne machen oder Verlust und eine Garantie gibt es nicht.

Ehe: wenn kein spezieller Ehevertrag da ist würde ich zusammen investieren. Damit geht ihr identische Risiken/Chancen ein und schützt euch idealerweise gegenseitig vor unklugen Entscheidungen.

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Ich habe vor ein paar Jahren mal "Easy Money" von Margarethe Honisch gelesen, sie macht auch einen Blog der "Fortunalista" heißt. Von da aus habe ich mich dann weiter informiert.

Und ich schließe mich der Antwort oben an: Bitte investiere in nichts, was du nicht verstehst. Und sich etwas breiter aufstellen, ist auf jeden Fall auch richtig (also nicht nur Aktien von einem Unternehmen kaufen).

Ich persönlich: Ich habe meine Versicherungen damals alle auf den Prüfstand gestellt, z. T. gekündigt und die notwendigen neu abgeschlossen (hatte z. B. eine Haftpflichtversicherung, die viel zu teuer war für die Versicherungssumme, die sie hatte - habe neu abgeschlossen). Dann habe ich geschaut, dass ich eine gewisse Summe auf einem Tagesgeldkonto angespart hatte. Die bleibt auch liquide für Notfälle (und wenn sie mal gebraucht wird, wird das als erstes nach und nach wieder aufgefüllt). Danach bin ich erst alles darüber hinaus angegangen.

Ich bin eher von der faulen Sorte und habe mich deswegen für einen ETF-Sparplan entschieden. Da habe ich einmal relativ lange recherchiert und überlegt und jetzt läuft der einfach. Einige Jahre bevor ich in Rente gehe, werde ich den Markt etwas beobachten müssen, um nicht im allerschlechtesten Zeitpunkt zu verkaufen, aber mit dem Aufwand kann ich leben.

Klassische private Altersvorsorgen (also die Verträge wie Riester) haben sich für mich nicht gelohnt - da waren die Verwaltungskosten zu hoch. Das kann man m. E. mal anschauen, wenn das Einkommen nicht so hoch ist und man noch staatliche Zuschüsse bekommt. Dann prüfen, ob sich das lohnt und entscheiden.

Zu zusammen oder getrennt: Wir machen teils, teils. Mein Mann hat ebenfalls einen ETF-Sparplan in gleicher Höhe wie ich, das ist also getrennt. Wir haben aber auch ein Häuschen gekauft, das wir natürlich zusammen abzahlen. Wenn wir das nicht hätten, hätten wir vermutlich ein gemeinsames Depot gemacht, aber auch unsere eigenen Depots etwas aufgestockt - kommt vielleicht auch noch, wenn der Kredit abbezahlt ist oder wenn das Einkommen gestiegen ist. Bevor wir uns für das Haus entschieden haben, habe ich mit ein paar Einzel-Aktien geliebäugelt, ist dann aber letztlich ins Eigenkapital gewandert.
Ich finde die Mischung ganz gut, weil ich auch davon ausgehe, dass wir zusammen bleiben, aber man weiß ja nie (muss ja auch nicht immer der Rosenkrieg oder was dramatisches sein). Außerdem bin ich etwas sicherheits-orientierter als mein Mann, da ist es ganz gut, dass jeder auch was eigenes hat, was man selbst steuern kann. Bei gemeinsamen Anlagen macht man halt Kompromisse.

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Es ist wichtig sich mit allen 3 Säulen der Altersvorsorge zu beschäftigen:

1. Die gesetzliche Rente
Typischerweise bekommt man von der gesetzlichen Rente nicht viel mit, da die Beiträge automatisch vom Arbeitgeber bezahlt werden. Doch gibt es hier durchaus Gestaltungsspielraum und Optimierungsmöglichkeiten.

2. Die betriebliche Altersvorsorge
Die betriebliche Altersvorsorge ist je nach Modell und Zuzahlung des Arbeitgebers ein sinnvolles oder weniger sinnvolles Instrument im Vergleich zu privaten Geldanlagen. Hier hilft es nur zu rechnen und sich schlau zu machen. Sollte der Arbeitgeber diese alleine finanzieren heißt es zuschlagen.

3. Die private Altersvorsorge
Die private Altersvorsorge ist sehr vielfältig. In den letzten Jahren waren ETF der Renner, durch die steigenden Zinsen sind Tages- und Festgeld wieder attraktiver geworden.

Je nach Lebenssituation unterscheiden sich die Möglichkeiten, einen ersten Überblick kannst du dir hier verschaffen und dann tiefer in die relevanten Themen eintauchen: https://www.deinerente.online/