Hallo,
mich interessiert eure Einstellung zur Abgrenzung Privat / Arbeit.
Bei mir im Team (10 Kollegen + 1 Vorgesetzte) ist für meinen Geschmack der Private Anteil zu hoch.
Es wird regelmäßig zusammen gefrühstückt, Mittagspause gemeinsam verbracht, Nachmittags / Abends trifft man sich auch mal bei einem Kollegen zum Grillen oder auf ein Getränk im Biergarten o.ä.
Ab und zu mag ich auch solche Treffen, aber mir ist es insgesamt zu viel und ich lehne oft ab. Ich fühle mich dann oft etwas als "Spielverderber" - halt die, die immer nein sagt - gesagt hat aber noch nie jemand was in der Richtung.
Weiteres Beispiel: wir treffen uns jeden Morgen kurz um anstehende Aufgaben zu besprechen. Vorher gibt es aber die "wie geht es mir heute" Runde. Auch da fühle ich mich oft etwas fehl am Platze. "Ich fühle mich nicht so gut, schlecht geschlafen" ist, glaube ich, das maximalste an privatem, was ich da sage. Über das Privatleben der Kollegen erfährt man aber schon sehr viel. Auch wenn ein Kollege nicht da ist wegen Krankheit wird im Detail beschrieben, was er/sie hat. Das finde ich überhaupt nicht okay. Ich sage inzwischen deshalb immer nur, das ich krank bin und nicht, was ich habe.
Zwei der Kollegen sind relativ neu bei uns und haben jetzt vorgeschlagen, ein "Kennenlernspiel" zu spielen, damit wir uns besser kennenlernen. Ehrlich? Ich erzähle gerne Eckdaten wie Wohnort, Herkunft, verheiratet + x Kinder, vielleicht noch ein oder zwei Hobbies. Aber mehr? Wenn es sich ergibt, mit einzelnen, ja. Aber so generell in die Runde möchte ich das nicht. Ich bin bei der Arbeit und nicht privat!
Ich mag die meisten meiner Kollegen, aber es sind meine Kollegen, keine Freunde. Da möchte ich auch einfach private Dinge nicht teilen. Wie empfindet ihr sowas, wenn eine Person im Team da anders ist als der Rest? Ist das ein Störfaktor oder wird das akzeptiert?
Ich meine, vielleicht fühle nur ich mich unwohl damit und die anderen juckt es gar nicht. Wann würdet ihr eine Notwendigkeit sehen, das Gespräch mit dem Team zu suchen?
Lieben Dank schon mal für eure Meinungen!
Abgrenzung Privat / Arbeit
Ich sehe keine Notwendigkeit für ein Gespräch, denn deine knappen Antworten, dein häufiges Fehlen bei privaten Treffen etc. werden kommentarlos hingenommen. Man scheint also völlig fein damit zu sein, dass du da eben strikt trennst.
Ich bin auch eher wie du. Ich brauch das nicht ständig, aber manchmal ist es nett und mir ist ein super Teamgefüge sehr, sehr wichtig.
Was mir aber auch wichtig wäre: mein Vorgesetzter hat sich bei Auswertungen zu Krankheiten und anderem Privatgedöns mehr als zurück zuhalten. Das Kollegen schwatzen, kann ich ertragen, aber nicht mein Chef.
Stimmt, danke dir - das sollte ich ihr auf jeden Fall im nächsten Einzelgespräch sagen. Die Krankengeschichte geht die Kollegen nix an.
Mir wäre das alles auch zu viel.
Ich hatte bisher je Firma vielleicht 1-2 Kollegen mit denen man auch mal privates gesprochen hat, aber private Treffen gab es da eher nie.
Muss aber dazu sagen, dass ich bisher nie in einem „klassischen“ Beruf gearbeitet habe, sondern die meisten Zeit für mich war und die Gespräche mit den Kollegen per Telefon gelaufen sind.
Bei der Firma von meinem Mann sind die aber auch alle privater unterwegs. Es gibt zwar auch jetzt keine großen privaten Treffen, aber schon viele private Gespräche. Ist das aber auch kein Zwang, sondern es mögen einfach alle so. Mittagspause wird auch immer zusammen gemacht.
Oh je, das hört sich anstrengend. Bei uns gibt es nur eine Mittagsrunde mit den Kollegen, zu der man kommen kann oder auch nicht. Wir sind allerdings auch kein Team. Es sind nie alle da. Ich gehe vielleicht ein- oder zweimal pro Woche hin. Die meisten erzählen dann bei uns schon frei heraus aus ihren Privatleben, denn man möchte ja nicht nur über Dienstliches sprechen, aber es wird niemand gefragt oder gar zum Erzählen aufgefordert.
Kennenlernspiel und eine Wie-geht's-euch-heute-Runde fände ich im Berufsleben schon grenzwertig albern und hätte absolut keine Lust darauf. Hin und wieder nach Feierabend grillen klingt für mich wiederum ganz nett, öfter bräuchte ich das aber auch nicht.
Tja, was sagen denn die anderen dazu? Wenn ich an meine Kollegen denke, kann ich mir kaum vorstellen, dass darauf jemand Lust hätte. Wenn deine Kollegen voll hinter dem Konzept stehen, dann könnte es natürlich durchaus unangenehm auffallen, wenn du dich erkennbar zurücknimmst. Möglicherweise finden es die meisten anderen aber auch genauso nervig. Vielleicht kannst du mal unauffällig ein Meinungsbild einholen.
Das gemeinsame Frühstück wurde tatsächlich vor kurzem erst von einer Kollegin vorgeschlagen und dann eingeführt.
Ich denke deshalb, ich bin alleine mit meiner Meinung.
Die anderen sind auch bei den Treffen fast immer vollständig dabei. Wenn die keine Lust hätten, würden die das sicher nicht machen. Aber gute Idee das mal zu beobachten und ggf einzeln zu hinterfragen.
Tatsächlich sind bei uns auch alle sehr offen.
Meldet mein Chef sich krank, erzählt er immer genau was er hat, manchmal zu genau 😅
Auch von unseren externen bekomme ich gerne mal erzählt, wenn eine Darmspiegelung etc. ansteht.
Ich bin in der Abteilung die einzige Frau, auch ich erzähle immer genauer wenn ich krank bin. Und da waren in den letzten drei Jahren auch drei Operationen an der Gebärmutter dabei. Ich wüsste auch nicht, wieso ich das verschweigen sollte. Finde es auch immer anstrengend, wenn einer nur sagt, er ist krank.
Gezwungen werden kann natürlich keiner dazu, aber es ist halt dann auch schwieriger mit Rücksichtsnahme etc.
Privat machen wir auch viel zusammen. Freizeitpark, feiern gehen, Silvester usw.
Eine meiner engsten Freundinnen habe ich auf der Arbeit kennengelernt. Wäre schade um die Freundschaft gewesen, wenn ich das von Anfang an strikt ausgeschlossen hätte.
Aber ich hatte auch schon Arbeitsstellen, da war es auch immer sehr verschlossen. War auch okay.
Bei meinem Freund ist das sehr ähnlich. Auch bei ihm haben sich schon sehr gute Freundschaften aus der Arbeit heraus entwickelt.
Ich sehe das mit der Krankheit gar nicht als verschweigen an.
Das ich krank bin und wie lange sage ich ja. Nur finde ich, es ist sehr privat, wenn man wegen einer Depression oder Fehlgeburt ausfällt. Und hier habe ich bewusst zwei extreme Beispiele genannt - sowas würde ich nicht der ganzen Gruppe anvertrauen wollen. Und da gibt es sicher noch viele weitere Beispiele.
Ich habe auch Freunde, die früher mal Arbeitskollegen waren. Genauso verstehe ich mich mit einzelnen aus dem jetzigen Team sehr gut, das könnten durchaus Freunde werden.
Aber sie werden es dann im privaten und nicht in der Team / Arbeitsumgebung. Dem spricht ja nicht entgegen, in der Gruppe eher zurückhaltend zu sein.
Ich finde gerade bei diesen besonderen Beispielen (Depression/Fehlgeburt) ist ja auch die Frage, wie sehr will man vom Team unterstützt werden.
Mein Mann hat einen Kollegen im Team, der jährlich, manchmal alle zwei Jahre, stationär behandelt werden muss. Auch wegen einer Depression, die zumindest teilweise, mit der Arbeit zusammen hängt.
Das Team und die Firma unterstützen ihn aber, da er sehr offen damit umgeht. Sie wissen, was die Auslöser sind und fangen vieles ab. Wäre er da nicht so offen, hätte er den Job sicherlich nicht mehr.
"Wann würdet ihr eine Notwendigkeit sehen, das Gespräch mit dem Team zu suchen?"
Wenn du dich unter Druck gesetzt fühlst, auf die privaten Fragen zu antworten bzw. sobald es dir negativ ausgelegt wird.
Ich finde es gut, wenn man auf Arbeit auch über privates sprechen kann, denn schließlich sind wir alles keine stumpfen, gefühlslosen Arbeitsroboter, aber das in deinem Team ginge mir auch zu weit.
Die Frage, wie es geht, mag ich z.B. gar nicht. Was soll man da auch schon erzählen als Elternteil von kleinen Kindern? "Die Nacht war schlecht, Kind hat gespuckt, Windel ausgelaufen, beim Anziehen heute morgen gab es nur Geschrei" usw. Das interessiert doch keinen, bzw. will ich niemanden mit diesem Themen nerven.
Fragen nach dem Grund einer AU finde ich unangemessen. Im neuen Unternehmen, in dem ich seit ein paar Monaten arbeite, beachtet man zum Glück den Datenschutz, aber im alten Unternehmen musste ich mich auch für jede Erkrankung rechtfertigen. Das geht nämlich schnell auch in die andere Richtung und es wird bewertet, ob man krank genug ist, um krank sein zu dürfen. Dabei gehen solche Dinge keinen etwas an, solange kein Missbrauch damit betrieben wird.
Traust du dich in der nächsten Teamrunde anzusprechen, dass du die persönlichen Fragen nicht gut findest? Wenn nicht offen vor allen, sprich es sonst bei deiner Führungskraft an.
Bei uns im Team sind wir uns zum Glück bei solchen Dingen schnell einig. Letztens kam ne Anfrage, wer an der elektronischen Führerscheinkontrolle teilnehmen will. Meine Chefin weiß, dass ich und andere der Kontrolle insgesamt kritisch gegenüber stehen (insb. Datenschutz, wir haben keinen Dienstwagen), also hat sie die Entscheidung uns überlassen. Zack, einstimmig innerhalb von 15 Sekunden abgelehnt.
Ich arbeite im Gesundheitswesen, und da arbeiten wir zum Teil sehr eng, sehr nah, oft auch über die Belastungsgrenze hinaus. An meiner letzten Arbeitsstelle hatten wir dadurch sehr enge, zum Teil freundschaftliche Kontakte. Mit manchen ehemaligen Kollegen habe ich immer noch Kontakt.
Für mich ging so die Arbeit deutlich leichter. Ich wusste, ich kann mich auf die anderen verlassen, wir stehen füreinander ein.
Ich kann mich auch auf meine Kollegen verlassen und sie sich auf mich. Natürlich helfen wir einander, wenn nötig. Springen bei Terminen ein, wenn einem anderen etwas dazwischenkommt.
Das hat für mich aber auch nichts mit dem Privaten zu tun, das ist normales kollegiales Verhalten für mich.
Ruft mich eine Kollegin an und fragte, ob ich ihre Termine übernehmen kann, weil sie ausfällt, ist das gar kein Thema. Da muss ich nicht wissen, ob sie jetzt selbst krank ist und zum Arzt muss oder ob das Kind abgeholt werden muss oder oder. Sie fällt aus. Mehr muss ich nicht wissen.
Irgendwie hat das doch was Sektenhaftes.
Offenbar haben die Leute alle ein merkwürdiges oder "schlechtes" Privatleben, wenn sie ihren Arbeitskollegen sämtlichstes Privatleben auf dem Silbertablett servieren.
Finde ich unpassend!
Ich sehe das total unverkrampft. Ich habe einen Kollegen mit dem ich mich sehr gut verstehe, er sitzt auch mit mir im Zweierbüro und und ist familiär in einer ähnlichen Situation (arbeitet wie ich TZ wegen Kleinkind). Wäre er kein Kollege könnte er ein Freund sein, ich hätte ihn nur nirgends kennen gelernt.
Ja, wir sprechen über privates: Urlaubspläne, Struggle als Eltern Job&Kind unter einen Hut zu bekommen, Verteilung der CareArbeit unter den Eltern, aber auch darüber wie unser Aktienpaket gerade abloost.
Ich würde es alles nicht mit ihm beplaudern, wenn er mir nicht sympathisch wäre. Aber das ist er, warum sollte ich mich also zügeln nur weil er ein Kollege ist?
Nur weil andere mehr erzählen als du teilen möchtest, musst du dich nicht anpassen. Mir würde es nicht am auffallen, dass du weniger Details erzählst als Kollegen.