Mimimi-Gesellschaft oder liege ich falsch?

Ich arbeite in einem recht grossen Betrieb der sozusagen in verschiedenste Aussenstellen unterteilt ist. Ich interveniere in 3 Aussenstellen um die Teams vor Ort zu unterstützen, dabei deutlich öfter in 2 der 3 Aussenstellen.

In einer dieser Aussenstellen arbeiten zirka 50 Mann Personal, wiederum unterteilt in mehrere Teams. Die Arbeit ist im sozialen Bereich.

Es gibt da besonders in einem Team viele Konflikte und Dinge die nicht rund laufen, deshalb haben eine Kollegin und ich dort eine Versammlung organisiert wo die Mitglieder des Teams sich so richtig auskotzen durften und im Anschluss gab es ein Wunschkonzert. Alle Klagen und Vorschläge wurden notiert, die Direktion der Aussenstelle sowie die Generaldirektion bekamen einen ausführlichen Bericht nach dem jetzt gehandelt wird, es wurden diverse Versammlungen einberufen wo auf alles eingegangen wird. Zum besseren Verständnis :wir arbeiten beide nicht in der Personalabteilung aber schon etwas abseits des alltäglichen Geschehens.

Im Zuge dieser "Untersuchung" gab es auch viel Kritik gegen besonders einen Mann der in dem Team arbeitet,manches gerechtfertigt anderes nicht. Nennen wir ihn Karl.

Jetzt zur eigentlichen Situation:

In der Aussenstelle herrscht global eine gelassene Stimmung es wird viel rumgealbert und rumgeblödelt und insgesamt verstehen sich die Meisten gut.

Speziell eine Dame, die in der "Problemgruppe" arbeitet sitzt nun aber wöchentlich entweder bei mir oder meiner Kollegin um sich über x oder y zu beschweren im Stile von :" Der X hat aber das zu mir gesagt und ich finde das nicht in Ordnung." Dabei geht es nicht immrt um Karl, sondern eigentlich um ALLE anderen. Diese Dame ist psychisch angeschlagen, in Behandlung. Generell aber findet sie, dass alle anderen ihre Arbeit nicht gut machen und hinter ihr her sind. Sie selbst ist aber sehr oft in Konflikte involviert wo sich im Nachhinein rausstellt, dass sie ordentlich mitgemischt hat. Wird sie vom Chef zurecht gewiesen ist sie gerne mal ein paar Wochen krank weil es sie psychisch aus der Bahn wirft.

Diese Dame hat nun, 3 Wochen nach der Versammlung wo sie ja alles hätte sagen können (Karl war in besagter Versammlung nicht dabei), einen 2-seitigen Brief an die Personalabteilung geschrieben in dem sie gegen Karl sehr dramatische Vorwürfe von Frauenfeindlichkeit und Homophobie erhebt. Karl, wie sehr viele andere, ist einer der gerne mal nen Machospruch loslässt. Genanntes Beispiel im Brief war zB: Karl kommt in die Küche, wo Chaos herrscht, lässt dann grinsend einen Spruch los:"Achja, kein Wunder, hier sind ja zurzeit fast nur Frauen."

Ich in meiner Art hätte Karl wahrscheinlich eine noch überspitztere Aussage gemacht im Stil von "Stimmt, wir Frauen haben fürs Aufräumen keine Zeit weil wir immer zu sehr mit Nägel lackieren beschäftigt sind" oder sowas. Wir hätten beide kurz gelacht und das wärs gewesen. In dem Betrieb herrscht kollegiales, zwangloses Miteinander, da fliegen von beiden Seiten solche Kommentare die sich natürlich diverser Stereotypen bedienen. Das gehört für mich aber doch einfach zum sozialen Miteinander dazu, oder?

Im Beispiel für Homophobie ging es nicht um die Dame selbst, es ging speziell um die Familienkonstellation 2 Väter oder 2 Mütter. Klar, ich kann die Meinung von Karl, dass eine Familie am Besten aus Mutter und Vater besteht, blöd finden, aber ist das schon Homophobie?

Wieso fällt der Dame das jetzt erst ein, so lange nach der Versammlung (und diversen Einzelgesprächen davor UND danach !) , wo es sich doch scheinbar um wiederkehrende Taten handelt die sie so sehr belasten, dass sie sich gleich an die Personalabteilung gewandt hat?

Karl hat noch nie jemanden aufgrund seines Geschlechtes oder seiner sexuellen Orientierung benachteiligt, gemobbt, ausgeschlossen oder anderweitig schlecht behandelt. In die Richtung gehen die Vorwürfe ja auch nicht, es geht rein um solche verbalen Äusserungen wie beschrieben.

Die Direktion muss darauf natürlich reagieren und Karl wird in ein Gespräch gebeten.

Ich finde es vergiftet die Atmosphäre und persönliches Empfinden kann doch nicht in dem Masse einfach das soziale Gefüge leiten. Diese "I'm offended" - Haltung stört mich dermassen. Ich bin absolut dafür dass man heute besser aufpasst was ok ist und was nicht, aber wo ziehen wir die Grenze? Überspitzt gesehen kann ich potentiell mit ALLEM was ich sage irgendjemandem auf den Schlips treten. Ich kann jetzt eine Banane essen und sagen dass Bananen das Tollste auf der Welt sind und die Mutter von Sophie ist vor Jahren auf einer Bananenschale ausgerutscht und hat sich das Genick gebrochen. Oder ich sage Locken sind einfach die tollsten Haare und Susi fühlt sich wegen ihrer glatten Haare beleidigt.

Ebenso finde ich, dass wenn man psychisch so instabil ist dass einen solche Aussagen derart aus der Bahn werfen, man an sich selbst arbeiten sollte und definitiv mehr Hilfe dazu braucht.

Ich habe das Gefühl den Menschen geht der Humor verloren, die Leichtigkeit in der sozialen Interaktion.

Sehe ich das falsch? Hat die Dame recht sich wegen "so was" zu beschweren? Wo aber hören wir dann auf? Oder reden wir um sicher zu gehen bald einfach lieber gar nicht mehr miteinander? Oder nur noch toternst?

Die Situation macht mich tatsächlich traurig und nachdenklich.

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Ich würde euch ALLEN (Führungsebene, dir, Karl und nebensächlich auch den anderen Mitarbeitern) eine Schulung zum Umgang mit dem Thema Diversität/AGG/Gleichberechtigung und Umgang mit Konflikten nahelegen.
Die eine Frage ist, ob ich etwas denke oder es mich nervt. Selbst das kann in bestimmten Kontexten falsch sein. Die andere Frage ist, ob ich meine persönliche Einstellung unbedingt auf Arbeit ausleben muss.

Insbesondere solltet ihr zum Umgang damit geschult werden. Das läuft bei euch, inkl. dir, komplett falsch.

Nicht böse sein. Ich bin Volljuristin/Fachanwältin für Arbeitsrecht und arbeite mittlerweile in einem großen Konzern in der Personalabteilung. Das was bei euch los ist, wäre hier undenkbar. Damit meine ich nicht die Beschwerden dieser Kollegin, sondern das Benehmen von Karl und von euch in der Führungsebene. So geht man nicht damit um. Bei uns herrscht eine andere Unternehmenskultur. Es wird Wert auf Chancengleichheit für alle Geschlechter und sexuelle Identitäten, Frauen in Führung, Vereinbarkeit von Beruf und Familie etc. gelegt. Dafür haben wir spezielle Programme im Konzern. Damit meine ich nicht, dass wir gendern (tun wir nicht). Der Grundtenor ist schon ein völlig anderer als bei euch.

Und ganz persönlich: Der Spruch mit den Frauen und der Küche wäre mir ebenfalls sehr negativ aufgefallen. Ich hätte auch gekontert, aber nicht in witziger Weise.
Manches mag witzig sein, aber wo ist die Grenze zwischen Witz und Benachteiligung? Diese Grenze ist schwer zu finden, daher unterlässt man im Arbeitsleben am besten solche Sprüche.

Bearbeitet von Inaktiv
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Danke für deine Ansicht! Ich würde gerne auf einige Punkte eingehen.

1. Ich bin nicht Teil der Führungsebene.

2. Wie genau würde man denn damit umgehen?

3. War der Umgang damit oder wie es bei uns im Betrieb läuft tatsächlich nicht das Thema und du kannst dir aufgrund einer Geschichte darüber auch überhaupt kein Urteil bilden. Wir haben überwiegend Frauen in Führungspositionen und ein sehr breites Spektrum an Mitarbeitern. Wir sind sehr familienfreundlich und die Ansicht eines Mitarbeiters spiegelt doch nicht den gesamten Betrieb mit insgesamt 1500 Mitarbeitern wider? Wir sind im Kern eine Elternvereinigung, Familie steht bei uns quasi im Kern von allem.

4. Wo die Grenze zwischen Witz und Benachteiligung ist war genau die Frage und darauf hast du nicht geantwortet. Inwiefern entstand der Mitarbeiterin durch Karls Äusserung ein Nachteil?

Im Kern ist es sogar eher die Frage: lassen wir die individuellen Gefühle das soziale Gefüge diktieren? Ab wann nehmen wir di Personen selbst auch in Verantwortung? Kann eine Gesellschaft noch unbeschwert existieren wenn wir so viel Wert und Nachdruck auf individuelle Gefühle legen um bloss zu vermeiden dass einer verletzt wird? Wie ist das umsetzbar? Sagen wir die Beschwerde von der Dame hat mich jetzt irgendwo verletzt. Oder die Dame macht regelmäßig Spässe über meinen Beruf? Soll ich mich darüber jetzt auch beschweren oder ist das quasi irgendwo auch Teil des sozialen Miteinanders dass man lernt damit umzugehen? Und wo ist die Grenze? Es gibt schliesslich ziemlich genaue Definitionen von Homophobie und auch Sexismus.

Bearbeitet von Mimimi
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Wie gesagt, es gibt Schulungen zu dem Thema. Die Referenten dort können es viel besser erklären als ich.

Und doch ist es genau das Thema: Euer Umgang mit Konflikten und mit Gleichberechtigung.
Wie deiner Kollegin ein Nachteil entstanden ist? In dem sie ggf. aufgrund ihres Geschlechts eine Diskriminierung erfahren hat. Man kann darüber diskutieren ob es eine war oder nicht, aber dass du das nicht siehst, zeigt mir dass das Gleichberechtigung bei euch im Unternehmen noch nicht angekommen ist (auch Frauen diskriminieren Frauen, siehe der Friseurthread etwas weiter unten).

Ich bin grundsätzlich auch ein sehr rationaler Mensch und muss mich an viele Dinge noch gewöhnen. Man merkt aber anhand deiner Schilderungen, dass ihr noch alten Denkmustern unterliegt.
Du nimmst die Kollegin als Problem wahr. Ist dir aber bewusst, dass sie nur Teil des Problems ist, aber nicht die Ursache? Da steckt so viel mehr dahinter, als dass man (du) die Kollegin am liebsten raussetzen würdest, weil sie angeblich das Gefüge stört. Der Umgang der Führung mit ihr ist falsch, dein Umgang mit ihr und der Umgang von Karl mit ihr.
Meinst du wirklich, sie hätte auf einer Veranstaltung von 50 Menschen ihren persönlichen Konflikt mit Karl austragen sollen, der ja noch nicht einmal anwesend war? Alles öffentlich und vor allen Kollegen?
Das ist Quatsch und die falsche Herangehensweise. Das gehört in ein persönliches Gespräch und nicht in alle Öffentlichkeit.
In einem großen Unternehmen wird es immer Konflikte geben und Menschen, von denen manche viel für das Unternehmen tun, während andere nur mitgeschleift werden. Mit allen händeln zu können, ist Aufgabe einer Führungskraft.
Achso und btw. wenn du keine Führungskraft bist, frage ich mich, was dich das angeht. Da du dich aber offenbar des Themas angenommen hast, kommt dir nun die Aufabe zu teil, zu schlichten. Und eben nicht in dem man nur diese Mitarbeiterin schlecht macht, sondern insgesamt etwas ändert (=> Schulung + externer Konfliktberater).

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Aus dem, was ich verstanden habe: Die Dame, die sich auf zwei DIN A4-Seiten beschwert hat, ist psychisch angeschlagen, vielleicht auch (wieder) nahe eines Burnouts. Das sehe ich im spezifischen Fall als ein individuelles Problem und nicht direkt als Abbild der Gesellschaft. Natürlich müssen wir heutzutage generell mehr darauf achten, was wir sagen. Das hindert aber nicht daran, einem saloppen Spruch auch mal salopp kontra zu geben, solange es nicht in die persönlich-beleidigende Zone eindringt.

Ich würde die Dame zu einem Gespräch einladen. Ganz klar sucht sie Aufmerksamkeit in irgendeiner Form und aus einem Grund heraus. Schnell wird sich herausstellen, ob sie eine Lösung finden oder nur stänkern will. Wenn sie eine Lösung will, dann braucht es weitere Gespräche, sicherlich auch gemeinsam mit Karl. Wenn sie bloss stänkern wollte, weil sie sich drei Wochen nach der Grossversammlung dazu ermutigt fühlt, dann ist sie leider nicht mehr Ernst zu nehmen.
Passt einfach auf, es kann eine anstrengende Gratwanderung werden. Man will als seriöse Firma korrekt handeln und echte Probleme auch angehen und nicht abtun. Schwierig, aber kein Grund, traurig darüber zu sein.

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Beide ins Gespräch zu bitten fände ich auch besser.

Bearbeitet von Mimimi
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Das erste es ich gedacht habe, als ich das gelesen habe war: Warum lässt sich die TE da so rein ziehen?
Es ist nicht dein Team, es sind nicht deine direkten Kollegen, du arbeitest nicht in der Personalabteilung oder bist Teil des Betriebsrates? Dann mach es nicht zu deinem Problem.

Bei jan gibt es soetwas gar nicht. Jeder ist in der Lage direkt anzusprechen wenn ihm etwas nicht passt oder ggf. auch im Nachgang. Wenn nicht - ganz ehrlich: Pech gehabt. Es sei denn das Verhalten war wirklich als rassistisch, sexistisch, übergriffigen zu bewerten.

Ja, diese Leute wie die Dame die du beschreibst und auch den Karl, die gibt es halt. Das ist doch Alltag damit umzugehen. Ich für mich halte mich fern von Leuten die nur pessimistisch sind oder gegen alles sind, die ziehen mich runter und das kann ich allein.

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Das geht leider nicht, meine Arbeit besteht zu einem Grossteil daraus mit diesen Teams zusammenzuarbeiten. Gleichzeitig bilde ich oft das Bindeglied zwischen Personal und Führungsebene : ich trete z. T. mit bestehenden Problemen an die Direktion heran. Es ist schwer zu erklären, ich will hier nicht zu viel schreiben weil es anonym bleiben soll.

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Aber es ist ja eine Sache als Bindeglied zu sagen: Hier liebe Personalabteilung und Führungsebene ggf. Betriebsrat, ich hab da ein Problem identifiziert und euch das vorbereitet - die Lösung ist euer Ding. Oder ob du dich da in den Lösungsprozess noch voll mit rein hängst, obwohl es nicht deine Aufgabe ist. Und wenn dich da jemand von den Verantwortlichen rein ziehen will, solltest du dich da auch abgrenzen wenn Personalverantwortung nicht Teil deiner Stellenbeschreibung ist.

Ganz ehrlich: wenn bei uns so ein Brief an die Personalabteilung gegangen wäre und du nicht die direkte vorgesetzte der psychisch angeschlagenen Dame bist, dann bin ich sogar der Ansicht hättest du den Brief aus Datenschutzgründen niemals lesen dürfen.

Bearbeitet von ourhope123
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Hi,
ich gehöre zwar auch eher zu denen, die sowas albern finden.
Aber: Fühlt sich jemand benachteiligt / beleidigt muss das natürlich ernst genommen und geklärt werden. Völlig unabhängig davon, wie man selbst das empfindet oder damit umgeht.
Ich verstehe durchaus, das sich die Kollegin nicht bei der Versammlung zu Wort gemeldet hat sondern das erst später schriftlich getan hat. Warum? Viele können und wollen nicht offen in einer Gruppe sprechen. Ich weiss nicht, wie das ablief, aber sich in einer Gruppe gegenseitig anzuprangern finde ich grundsätzlich total daneben. Wahrscheinlich wäre ich zu einer solchen Versammlung nicht mal hingegangen. War denn dort ein Profi anwesend? Ein Moderator / Mediator? Oder nur ihr?
Du schreibst, Karl war bei der Versammlung nicht anwesend. Da hätte es ja auch gar keinen Sinn gemacht, ihn da anzuprangern, in Abwesenheit.
"...Karl hat noch nie jemanden aufgrund seines Geschlechtes oder seiner sexuellen Orientierung benachteiligt, gemobbt, ausgeschlossen oder anderweitig schlecht behandelt. In die Richtung gehen die Vorwürfe ja auch nicht, es geht rein um solche verbalen Äußerungen wie beschrieben...." Doch, die Vorwürfe kann man (wenn man in die Richtung empfindlich ist) durchaus als Mobbing oder schlecht behandeln verstehen. Was die Kollegin offenbar tut.
Ich würde mich da an deiner Stelle darauf beschränken, das an die verantwortlichen Vorgesetzten weiterzuleiten.
LG N.

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Man liest in deinem Thread und deinen Antworten deutlich heraus, dass du mit Karl eher auf einer Wellenlänge bist als mit der Kollegin.
Dieser Sympathie/Antipathie solltest du dir bewusst sein, denn ansonsten ist es dir nicht möglich, professionell auf der Arbeit zu agieren.
Und genau daran, an Professionalität, scheint es mir auf eurer Arbeit zu mangeln.

"gelassene Stimmung es wird viel rumgealbert und rumgeblödelt"
"Karl, wie sehr viele andere, ist einer der gerne mal nen Machospruch loslässt."
" In dem Betrieb herrscht kollegiales, zwangloses Miteinander"
"Kommentare die sich natürlich diverser Stereotypen bedienen"

Ich habe hier mal ein paar Zitate ausgewählt, mit denen du deine Arbeit beschreibst. Fällt dir etwas auf? Das sind in meinen Augen absolut unangemessene Verhaltensweisen.
Privat kannst du so etwas gerne pflegen. Da sucht man sich seinen Umgang selbst aus und kann eine Gruppe einfach verlassen, wenn einen die Sprüche und Einstellungen der anderen stören.
Auf der Arbeit kann ich die Gruppe nicht mal eben verlassen, insbesondere wenn ich gesundheitlich schon angeschlagen bin, so wie deine Kollegin. Und genau deswegen ist hier ein professioneller Umgang erforderlich.

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Da sprichst du was Gutes an: die Möglichkeit sich seine Sozialkontakte ausserhalb der Arbeit auszusuchen.

Das stimmt natürlich, wenn auch nur bedingt. Denn wenn einem was nicht passt kann man jederzeit kündigen.

Die meisten sind 40 Stunden die Woche auf der Arbeit. Wenn man da nur reserviert professionnell ist ohne auch mal Spässchen zu machen, ist das ein ziemlich trister Alltag. Die Arbeit ist nunmal ein ziemlich grosser Teil der Sozialkontakte. Wenns nicht passt, muss man sich was anderes suchen. So funktioniert unser Betrieb nunmal. Wir waren mal ein winzig kleines, familiäres Unternehmen. Jetzt sind wir grösser, aber das Familiäre ist geblieben. Das passt nicht bei jedem aber so ist es nunmal. Und so lange das nicht über die Stränge schiesst gehört das nun einmal dazu.

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Die Kollegin kann leider nicht so einfach kündige, da sie gesundheitlich schon angeschlagen ist. Da sie in Behandlung ist, wird sie sich vermutlich schon damit beschäftigt und sich momentan dagegen entschieden haben. Ein beruflicher Wechsel ist ja eben auch eine psychische Herausforderung.
Immerhin siehst du nun, dass es speziell EUER Betrieb ist, der eben so funktioniert. Im Ausgangsthread scheint es so, dass du euren Umgang als völlig normal und Maß aller Dinge erachtest.
Du schreibst auch, dass ihr mal ein kleines, familiäres Unternehmen wart. Da lässt sich der berufliche Umgang auch einfacher regeln. Ihr seid nun aber nicht mehr klein und je mehr Leute mit unterschiedlichen Bedürfnissen aufeinander treffen, um so wichtiger wird es, professionelle Umgangsformen zu regeln.
Mal so als Gedankenanstoß: Vielleicht ist der Betrieb nun auch einfach nicht mehr der richtige für dich?

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Also ich wäre ja im ersten Moment geneigt zu sagen die Dame teilt aus, dann muss sie auch einstecken können. Und selbst ordentlich mitmischen aber hinterher rumheulen ist nicht die feine englische Art. Erstmal an die eigne Nase packen. Nun ist aber das Problem das sie eben psychisch nicht ganz auf der Höhe ist. Das macht natürlich wieder einiges aus. Wie weit ist sie sich ihrer Handlungen bewußt, kann sie klar sehen was sie selbst macht? Ist wohl auch von ihrer Diagnose abhängig. Denn selbst wenn sie auf den Burnout zusteuert ist es schwierig. .Sie scheint sich ja auch bei Kritik gerne zurückzuziehen und zu flüchten. Sie setzt sich auch nicht mit sich selbst auseinander aber will den anderen Leuten gerne ans Leder. Da ist es natürlich auch schwierig wie weit man hier ansetzen kann. Denn du hast schon Recht, das Klima wird dadurch auch nicht besser. Und wenn sie krank ist, kann man ihr möglicherweise auch nicht aus allem einen Vorwurf machen.
Die Lage ist wohl nicht so ganz einfach. Das man mit Samthandschuhe mal ein wenig vortastet oder so ginge nicht? So weitergehen kann es ja auch in keine Richtung, da die Probleme hier mit der Zeit somit auch nicht besser werden.

Ela

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"Wenn sie krank ist kann man ihr daraus keinen Vorwurf machen."

Doch, kann man! Psychisch krank zu sein wird heute zu gerne als Entschuldigung für alles genommen, die Menschen stossen jegliche Eigenverantwortung von sich weg, verstecken sich hinter ihrer Krankheit und sorgen dafür dass alle anderen einen Eiertanz um sie veranstalten müssen. Das funktioniert nicht auf Dauer. Psychisch krank zu sein bedeutet nicht Narrenfreiheit zu haben. Wenn sie so instabil ist, dann braucht sie eine Auszeit von der Arbeit um sich wieder zu fangen.

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Ich bin bei Dir und alpenbaby oben.--Wenn was im Keim erstickt gehört, dann ist es das Verhalten von Personen wie der Frau. Wenn sie psychisch krank ist, dann dürfte die Störung auch eher im Persönlichkeitsbereich liegen. Sie spielt das Opfer. Eine echte Betroffenheit/Verletzung o.ä. liegt nicht vor. Sie schadet damit maßgeblich Leuten wie Karl. Ihr Verhalten ist, um das Modewort zu bemühen, toxisch.

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Ich bin generell ein Mensch, der bei Diskriminierung Eselsohren bekommt. Für mich gehören für eine echte, offene und tolerante Gesellschaft solche nur flappsig gemeinten Aussagen im Keim erstickt, in dem gemeinsam eine Firmenphilosophie erarbeitet wird, wo sich alle wiederfinden und den Maßstab geben dabei die vor, die empfindlicher sind und den Flappsigen tut es auch mal gut sich selbst zu reflektieren.

Ich fand den Vorschlag zu einem Coaching in Sachen Gleichstellung etc. super und mehr als dringend fällig. Das scheint in eurem Unternehmen noch sehr wenig Reflexion zu diesen Themen zu geben. Das Thema Gleichstellung und Diskriminierungsprävention ist nicht bei Frauen in Führungspositionen und ggf. Vereinbarkeit von Familie und Beruf abgehakt.

Ich lese eher eine Sympathie zu Karl heraus als zu der psychisch angeschlagenen Kollegin. Damit du den Konflikt lösen kannst, wäre es sehr wichtig dass du darüber reflektierst, ob es so ist und bei deiner weiteren Arbeit bedenkst, um deiner Vermittlerrolle gerecht zu werden.

Ich würde Gespräche mit beiden führen, anschließend zusammen.

Fühlt sich jemand diskriminiert, sollte das IMMER ernst genommen werden, unabhängig ob wir selbst der Meinung sind oder nicht oder ob die Person psychisch angeschlagen ist oder nicht und eine Lösung erarbeitet werden.

Ist jemand psychisch angeschlagen, ist er oder sie krank. In meinen Augen ist diese Person besonders schützenswert und als Unternehmen besteht eine gewisse soziale Verantwortung auch Menschen mit Einschränkungen einen sicheren Arbeitsplatz zu bieten. Ihre Probleme sollten ernst genommen werden. Ich meine damit ausdrücklich nicht, dass jemand eine Bühne bekommen soll und sich alles um diese Person dreht. Einfach sensibel zuhören und Lösungen erarbeiten. Dass die Unternehmensphilosophie überdacht und gemeinsam verbessert werden könnte, sehe ich als Schritt 2 und wie oben geschrieben durchaus fällig. Es hat sich noch niemand einen Zacken aus der Krone gebrochen zu reflektieren und ggf. auch mal Rücksicht zu nehmen.

Alles Gute.

Bearbeitet von vorblida
25

Danke für deinen Beitrag!

Aber ganz ehrlich, hier hattest du mich schon verloren:

"mich gehören für eine echte, offene und tolerante Gesellschaft solche nur flappsig gemeinten Aussagen im Keim erstickt, in dem gemeinsam eine Firmenphilosophie erarbeitet wird, wo sich alle wiederfinden und den Maßstab geben dabei die vor, die empfindlicher sind"

Für mich bist du Teil des Problems. Und deine Aussagen klingen in der Theorie auf Papier super toll. Eine Philosophie wo sich alle wiederfinden gibt es nicht, gab es nie und wird es nie geben, nicht umsonst werden immer noch Kriege wegen Religionen geführt, politischen Idealen etc. Den Maßstab geben die vor, die empfindlicher sind. Würde bedeuten ich kann mich so empfindlich stellen wie ich will und dann hab ich das Sagen.

Ich finde diese Einstellung realitätsfremd, sie setzt voraus dass alle Menschen im Kern absolut ehrlich und nett sind, keinerlei böse Absichten hegen. Das geht an dem was ich bisher erlebt habe so dermassen vorbei, dass ich es schon fast naiv finde.

Bearbeitet von Mimimi
23

Ich denke, ich würde der Dame keine Beachtung mehr schenken.
Bin total dafür, dass Probleme an- und ausgesprochen werden. Es sollte immer eine Lösung gefunden werden, die für alle akzeptabel sind.

Aber wenn ich eines nicht abkann, dann sind es Damen wie die deine, die wirklich an allem und jedem was auszusetzen haben.
Würde ihr nahelegen, sich einen anderen Job zu suchen, wenn es für sie in diesem Betrieb nicht auszuhalten ist.

24

Ich sehe das tatsächlich eher wie du. 😅
Rücksicht nehmen, sehr gerne. Dinge ansprechen und klären, absolut. Aber wie einer der Kommentare davor, die "Schwächsten" oder "Fragilsten" diktieren was man sagen darf und was nicht, nein sorry. Psychische Störungen verzerren die Wahrnehmung. Sagt mir ein psychotischer Mensch im Delirium der Himmel sei bunt gestreift und ab jetzt müsse jeder sich vor ihm verbeugen, dann würde ich dem auch nicht nachgeben.

Genauso können in meinen Augen die Befindlichkeiten eines Einzelnen nicht das Gruppenleben diktieren. Hätte die Dame Karl gesagt:"Du, verkneif dir doch deine blöden Sprüche.", damit wär ich absolut d'accord gegangen. Das ist aber nie passiert.

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Das sind zwei völlig verschiedene Dinge. Es geht ja nicht darum, dass Fakten verdreht werden (wie der bunte Himmel), sondern darum, dass persönliche Grenzen gewahrt werden.
Du schießt dich hier sehr auf die Kollegin ein, aber im Ausgangspost sagst du doch selbst, dass sehr viele Beschwerden in eurer "Auskotz-Runde" mit Karl zu tun hatten. Und diese Beschwerden kamen ja scheinbar nicht von der beschriebenen Kollegin sondern von anderen. Die anderen haben sich also in seiner Abwesenheit über ihn ausgelassen anstatt ihn direktanzusprechen.
Was habt ihr denn daraufhin unternommen? Habt ihr ein Gespräch mit Karl geführt? Hat er sein Verhalten daraufhin geändert?
Wenn die Kollegin sich noch immer in ihren Grenzen übergangen sieht und das Gespräch als nicht zielführend im Hinblick auf die "Karl-Problematik" erachtet, ist es doch nachvollziehbar, dass sie sich nun schriftlich an die höhere Stelle wendet.
Ist das vielleicht das Grundproblem, um das es geht? Dass sie durch das Hinzuziehen der nächsthöheren Instanz dir quittiert, dass du das Problem nicht lösen konntest?

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Ich frage mich, welche Position du innehast. Als was „intervenierst“ du denn in den Team? Welche fachliche Ausbildung hast du, in welcher Funktion wirst du dort hingeschickt?
Sicher ja nicht als Supervisor*in, so wie du dich hier präsentierst, oder?

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Nein. Ich bin auch nicht für die Mitglieder des Personals zuständig, oder ihr Wohlergehen sondern für das Wohl derer die wir dort betreuen. Die Schwierigkeiten im Team sorgen aber gerade dafür dass es genau denen immer schlechter geht. Deshalb hab ich das kurzerhand in die Hand genommen, weil einfach niemand anderes da ist der es macht. Schade dass auch du die Fragestellung nicht verstanden hast, denn mein Beruf tut tatsächlich nichts zur Sache, ausser deine Hoffnung dich über mich brüskieren zu können zu befriedigen.

Bearbeitet von Mimimi