Demotiviert durch Bonussystem

Guten Morgen,

ich bin aktuell massiv demotiviert durch das Bonussystem, das mein AG hat und muss einfach mal nur ein bisschen meckern. Vielleicht habt ihr bei euch ähnliche Systeme oder bessere und mögt berichten....

Wir Außertariflichen Mitarbeiter bekommen einmal im Jahr einen Bonus (x % von einem Zehntel des Jahresgehaltes).
Die % ergeben sich aus der Erreichung von persönlichen Zielen und Team-Zielen.
Kürzlich wurden die Vorgaben geändert. Bislang war es so, das man auf 100 % kam, wenn man alle Ziele erreicht hat und auch sonst so gearbeitet hat, wie der AG sich das vorstellt. Also kollegial war, Teamfähigkeit gezeigt hat u.ä. Jetzt kann man maximal auf 95% kommen, wenn man das alles so gemacht hat. 100 % gibt es erst, wenn man "mehr" gemacht hat. Dieses "mehr" liegt dann im persönlichen Empfinden des Vorgesetzten. Eine Bewertung zwischen 95 % und 100 % ist gar nicht möglich.
Ich erledige meine Aufgaben, habe immer den Blick nach Links und Rechts, helfen Kollegen wo ich kann, springe kurzfristig ein, übernehme Sonderaufgaben. In Gesprächen mit dem Vorgesetzten wird immer gesagt, alles prima, sehr zufrieden. Wir ATs haben immer mehr Arbeit, als man in der normalen vertraglich vereinbarten Wochenarbeitszeit schaffen kann. Wo / wie es möglich sein soll, da noch mehr zu leisten, erschließt sich mir nicht. In meinen Augen ist das, was wir alle im Team machen, bereits mehr. Bin extrem genervt und demotiviert gerade.
Auf meine Frage, was denn nötig wäre, um auf 100% zu kommen, kam die Antwort, ich könnte mich ja weiterbilden. Bei einer anderen Abteilung hospitieren, Spezial Wissen aufbauen. Nur wann ich die Zeit dazu finden soll, wurde nicht gesagt. Zudem bin ich schon sehr lange in der Firma und verfüge bereits über Spezial Wissen in mehreren Bereichen. Momentan sehe ich keinerlei Veranlassung, zu versuchen auf 100 % zu kommen. Dann sind es halt "nur" 95%.
Wer kennt ähnliches und möchte mit jammern? Oder wo ist es besser geregelt?
LG

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Ich persönlich halte von solchen Bonuszahlungen gar nichts.
Meine bisherigen Arbeitgeber haben auch immer mit einem tollen Bonusprogramm geworben..bekommen hat fast niemand etwas, da man sowieso nie nachvollziehen konnte wie das gerechnet wird.

Wenn du immer mehr machst etc, dann würde ich einfach nach mehr Gehakt fragen und die Bonuszahlung wirklich als Bonus sehen und mehr nicht.
Auch wenn ich eine Weiterbildung mache, will ich keine Bonuszahlung dafür sondern eben mehr Gehalt. Bringt mir am Ende des Tages mehr.

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Eine Gehaltserhöhung ist nicht möglich. Wir sind in AT-Bänder eingestuft und bekommen jährliche Anpassungen, aber weitere Erhöhungen gibt es nicht. Da müsste man auf eine andere Stelle, z.B. mit Personalverantwortung, wechseln, um somit auch das Band zu wechseln. Das kommt für mich nicht in Frage.
Mit Weiterbildung war in diesem Fall kein benennbarer Abschluss o.ä. gemeint, sondern tatsächlich ein Aufbau von Wissen durch Mitarbeit in anderen Bereichen. Auch das ist nichts, was bei uns zu einer Gehaltserhöhung führen kann.

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Also wenn du nur 95% des Zehntels vom Jahr bekommst, statt 100%. Sind die fehlenden 5% denn viel Geld?
Das es sich überhaupt lohnt nur 5 die 5% extra eine Weiterbildung zu machen.

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Viel ist ja relativ.
Nein, ich empfinde es nicht als viel. Ein paar hundert Euro, und das ist ja nur einmalig im Jahr.

Mich stört eher, das eine Arbeit, die sonst immer mit 100 % bewertet wurde, das nun nicht mehr wird.

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"Vielleicht habt ihr bei euch ähnliche Systeme oder bessere und mögt berichten...."

Ja hatte ich lange. 30% vom Gehalt waren variabel, später etwa 10%. Die Erreichung schwankte zwischen 80-100%. Manche Chefs hatten Spaß daran, für andere war das Prozedere so überflüssig wie für mich. Alle paar Monate wurde dann um 100€ mehr oder weniger verhandelt anhand von Zielen die regelmäßig überholt waren.

Es war nicht besonders klug von Deinem Management die Änderung am Bonussystem nicht an die nächsten Gehaltserhöhungen zu koppeln, denn dann wäre Deine Motivation jetzt ganz anders. Es mag sich jetzt blöde anfühlen, weil Du gefühlt weniger bekommst als vorher. Realistisch gesehen sind 5% von 10% völlig egal. Wenn das Gesamtpaket stimmt lass Dich davon nicht ablenken.

Bestimmte Bereiche im Management haben bei uns noch variable Komponenten und genau von dort kommen regelmäßig die dümmsten Ideen unter denen nicht zuletzt die Firma leidet. DAS empfinde ich als demotivierend.

Bearbeitet von Inaktiv
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Bei uns bekommen ATler auch eine Quote, bei den Tariflern aber müssen jedes Team und alle Teams zusammen im Schnitt bei 5 von 10 möglichen Punkten liegen. 5 sind quasi deine 100%.
Da aber der Schnitt immer 5 sein muss, kann man keinen wirklich besser oder schlechter bewerten. Will man jemand besser als 5 bewerten, muss konsequenter Weise jemand anderes bei unter 5 landen.

Ich bin erst ein paar Monate dabei und bekomme diesen Bonus erst ab Mai. Ich habe mich jedoch schon damit abgefunden, dass man nicht auf wirklich mehr als 5 kommt und sehe den "Bonus" daher nicht als Bonus, sondern einfach als zusätzliches Entgelt, was ich "mitnehme" ohne großartig etwas dafür zu tun. D.h. weder motiviert noch demotiviert mich dieser Bonus.
So würde ich es an deiner Stelle vermutlich auch handhaben.

Bei uns ist das System schon lange in der Kritik. Es ist aber im Tarifvertrag festgelegt. Es kann daher nur dann gekippt werden, wenn auch der Tarifvertrag verändert wird. Angeblich ist das zukünftig geplant, einen genauen Zeitrahmen gibt es aber noch nicht.

Bearbeitet von Inaktiv
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Das scheint ähnlich zu sein: auch bei uns muss der Schnitt stimmen. Wird jemand mit 110% bewertet, muss das bei den Anderen / einem Anderen weniger sein. Das Budget ist eben so konzipiert.

Den An- bzw. Ausschalten für demotiviert sein oder nicht suche ich noch... :-)

Wenn das Ganze neu für mich wäre, so wie bei dir, würde es mich wahrscheinlich auch gar nicht ärgern. Es ist aber nicht neu. Letztes Jahr war eine Leistung von 100 % noch 100 % wert, jetzt ist sie nur noch 95 % wert. Das motiviert mich einfach nicht, weiterhin genauso viel zu geben.
Ich verstehe, das das System bewirken soll, das alle mehr geben, denn man will ja 100% geben, also ein guter Mitarbeiter sein. Bei mir bewirkt das aber leider das Gegenteil. Ich fühle mich verarscht. Ich gebe schon 100 %, jetzt soll ich aber quasi 110% geben um mit 100% bewertet zu werden.
Und dann sprechen wir aber von einer guten Work-Life-Balance und das natürlich nicht erwartet wird, das man auch am WE oder bis 18 oder 20 Uhr noch erreichbar ist. Und natürlich soll man zu Hause bleiben, wenn man krank ist. Aber, ach, wir arbeiten doch im Home Office, da kann man auch gut und gerne noch arbeiten, wenn man sich zu schlecht fühlt um ins Büro zu kommen.....
Ist verständlich, was ich meine?
Es passt einfach nicht zusammen.

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Sowas kenn ich tatsächlich gar nicht!
Unschön finde ich auch, dass dein Bonus am Team ("Toll ein anderer machts" 😏) gekoppelt ist!
Bekommt ihr zusätzlich noch Weihnachts und urlaubsgeld?
Außer das hospitieren/ Weiterbildung hast du zum erreichen der 95 % jetzt nichts aufgezählt was für mich nicht sowieso zur normalen Arbeit gehört. In sofern würde ich wohl einfach normal weiter machen und gucken was hinterher raus kommt.
Das sie euch aber quasi die bonuszahlung kürzen ist halt schon ungünstig für den Betrieb.
Weiß nicht ob du einen vorgesetzt hast, mit dem man sowas mal besprechen kann.
Wenn immer alle mit 100% gerechnet haben, dann ist es ja im Prinzip eine lohnkürzung. Fänd uch auch nicht schön und würde definitiv nicht dazu führen, dass ich nich mehr reinhänge.

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Nein, AT ler bekommen kein Urlaubs- oder Weihnachtgeld. Der Bonus ist die einzige Sonderzahlung, die wir bekommen.

Naja, nach meinem Verständnis: mache ich so weiter, wie bisher, bekomme ich auch nächstes Jahr wieder 95%. Und ich mache ja schon Sonderaufgaben und Extras!
Lasse ich die weg und mache nur "Dienst nach Vorschrift" müsste das logischerweise weniger werden. Bis 80 % runter ist möglich.

Was soll ich denn da mit dem Vorgesetzten besprechen? Ich habe gesagt, das ich das nicht in Ordnung finde und die 95 % nicht verstehe. Und habe gefragt, was ich tun müsste, um 100% zu erreichen. Mehr kann ich in meinen Augen nicht tun.
Mein Vorgesetzter hat keinen Einfluss auf das System, er wird ja ebenso nach diesem System bewertet von seinem Vorgesetzten. Das System hat der Konzern beschlossen, niemand hier vor Ort.

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Also mal ehrlich, wegen 5% einer jährlichen Bonuszahlung, würde ich mir bestimmt nicht derart das Bein rausreißen.

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Ehrlich gesagt habe ich leider noch kein Bonus-System erlebt, dass tatsächlich motiviert, bin aber auch nicht in der Privatwirtschaft.

Mein erster AG führte gerade ein System ein als ich anfing und das Ziele setzen und so lief gut, aber als ich im Jahr 2 dann über 100% hatte (weil neue Aufgaben mit höherem Anspruch zusätzlich übernommen wegen Personalausfall), da stelle sich raus es gab noch gar kein Anreizsystem. Alle mit 100% oder mehr bekamen dann ein Buch geschenkt. Ja danke für nichts. Ab Jahr 3 bekam man dann eine 20€ Gutschein wenn man von einem Kunden oder Vorgesetzen für eine Star Award vorgeschlagen wurde. In der Regel mit Monaten Verspätung. Einmal wurde ich als Bonus zur Teeparty mit dem obersten Chef zusammen mit 50 anderen Leuten eingeladen. Ehrlich das war noch das beste von allem.

Bei anderen AG gab es sonst entweder Gießkannenprinzip, wo jeder wenige hundert Euro bekommt und es eigentlich fast egal ist wie man bewertet wurde oder ein Prämiensystem wo nur 20% der Belegschaft etwas bekommen können und ganz klar war, dass es nach Nase ging. Habe das dann einmal von meiner Chefin erhalten und es war mir ehrlich unangenehm weil der Kollege mit dem ich das Projekt gemacht habe genauso viel gemacht hat aber leer ausging, weil sie ihn nicht mochte.

Heißt am Ende, nimm den Bonus mit und gut ist, Bein ausreißen dafür ist für mich sinnlos.

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"Ehrlich gesagt habe ich leider noch kein Bonus-System erlebt, dass tatsächlich motiviert,"

An die TE:
Bei dem Satz musste ich gerade an ein Vorstellungsgespräch denken, was ich letztes Jahr hatte. Ich musste im Vorfeld meinen Gehaltswunsch angeben, was ich auch tat. Im Gespräch wurde mir signalisiert, mit Bonus wäre dieses Gehalt möglich. Soweit so gut, aber wenn man genau drüber nachdenkt hieße das: Grundgehalt magere Summe x und alles darüber hinaus ist Entscheidungsspielraum des Arbeitgebers. Das hatte mich im Nachgang des Gesprächs schon demotiviert, denn das Grundgehalt wäre nicht viel höher gewesen, als dass was ich beim alten Arbeitgeber bislang bekommen habe.
Insofern fragt man sich schon, was für mich als Mitarbeiter der Vorteil des Bonuses sein soll gegenüber einem Fixgehalt.

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Also wenn ich es richtig verstanden habe, gibt es auf jeden Fall 80% Bonus und ohne noch mehr Sonderaufgaben 95%, mit zusätzlichen Sonderaufgaben 100%. Bisher waren es mit dem normalen Arbeitspensum und den Sonderaufgaben 100%. Richtig?

Ich habe keine Ahnung was du verdienst aber werfe Mal einfach 80.000€ in den Raum. 10% davon maximaler Bonus wären also 8000€. Bei 80% würdest du 6400€ bekommen und bei 95% wären es 7600€. Auf den vollen Bonus fehlen also nur 400€ brutto! Ganz ehrlich, das ist doch völlig egal.

Ich gehe sogar noch weiter. Wenn es mich so sehr nerven würde, würde ich die Sonderaufgaben ausschleichen lassen und mehr oder weniger Dienst nach Vorschrift machen. Du sollst dir für 1200€ brutto im Jahr, also wahrscheinlich um die 50€ netto im Monat ein Bein ausreißen? Das würde ich nicht tun.

Und das alles bei 80.0000€ gerechnet, Verdienst du weniger, wird es noch mehr zur Nullnummer und bei einem höheren Gehalt, sind die paar Euro wohl auch nicht überlebenswichtig.

Ich denke, dir geht's ums Prinzip und genau darum würde es mir auch gehen. Deshalb würde ich dann halt aus Prinzip auch nicht mehr machen

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Der Bonus ist ein Instrument um Motivationen in bestimmte Richtungen zu lenken. Das funktioniert bei der TE hervorragend, obwohl es finanziell nicht relevant ist, nur leider in die falsche Richtung. Die Frage ist, ob sie sich früher über die 5% mehr auch so sehr gefreut hat wie sie sich jetzt ärgert. Ich denke nicht. Man hat einfach das Privileg von 100% weggenommen.

Manche Menschen brauchen vielleicht extra Motivationen um ihren Job zu machen, aber dann sind diese 10% hier sehr wenig. Wegen der Geschichte oder aus Prinzip den Job anders zu machen oder sich zu ärgern ist albern.

Der AG setzt den Bonus sehr ungeschickt und nicht in seinem Sinne ein. Die TE interpretiert es als mangelnde Anerkennung. Mehr ist eigentlich nicht festzustellen.

Bearbeitet von Inaktiv
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Genau, und wenn mein AG mich mit solchen Systemen bzw deren Änderungen halt so extrem demotiviert, dann kann er das auch merken.
Ich wollte damit nur sagen, dass es eben finanziell keinen großen Unterschied macht um den man sich groß Sorgen müsste.

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Werde einfach Lehrer! Selbst wenn du noch so toll bist honoriert das genau niemand!

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Ich habe keinerlei Interesse den Beruf zu wechseln und Lehrer wäre definitiv nicht das passende für mich.

Keiner honoriert tolle Lehrer - schwieriges Thema. Ja, ein undankbarer Beruf, das glaube ich gerne.

Ich kenne mich jetzt, was die Gehälter u.ä. angeht, nicht aus. Dachte aber immer, das Lehrer zur Berufsgruppe derer gehören, die gut bis sehr gut verdienen.
Dann steht ja immer im Raum, das es so viele Ferien gibt; aber die für die Lehrer nicht komplett frei sind... Wie gesagt, ich kenne mich nicht aus, wir haben keine Lehrer in der Verwandtschaft oder Bekanntschaft. Wie viel Urlaub hat ein Lehrer wirklich?
Wir haben ein Grundschulkind und ehrlich gesagt passieren da seitens Lehrerschaft und Schulleitung Dinge, wo wir nahezu jede Woche nur mit dem Kopf schütteln. Dinge, die in unseren Augen absurd sind. Tolle Lehrer haben wir da noch nicht gehabt, sorry.
Was nicht heissen soll, das es sie nicht gibt!