Hallo zusammen,
Wir haben jetzt recht lange in einer recht guten Wohngegend gewohnt, weil wir hier eine billige Wohnung gefunden haben.
Nun überlegen wir, anstatt wieder teure Miete zu zahlen, ob man nicht ein Eigenheim "anschafft"
Kurz zu uns:
Ich, 26, festangestellt 70%
Mein Mann, 30, festangestellt 100%
1. Kind: 5 Jahre (schwerbehindert)
2. Kind: 3,5 Jahre
3. Kind: 1,5 Jahre
Haushaltsnetto knapp 5500
Wir wollen (bzw ist es geplant, das Leben spielt ja oft anders) ein Eigenheim bei einer dieser Zwangsversteigerungen erwerben. Gerne renovierungsbedürftig, ich will viel in eigenleistung machen.
Bei der Bank waren wir, Kreditrahmen wissen wir.
Nun zu meinen Fragen:
Was kann man beantragen (Förderung?)
Gibt es noch Förderung zwecks Behinderung? Unser ältester hat einen Grad der Behinderung von 80.
Was muss man bei so einer Versteigerung beachten, hat schonmal jemand auf diese Art ein Haus erworben?
Ich bin schon am Informieren, allerdings hätte ich auch noch gerne Input von Außenstehende (euch)
Ich danke euch schonmal und wünsche euch noch einen schönen Abend.
An die Häuslebauer: förderungen, Zwangsversteigerung und Fragen
Wir haben in den letzten 1 1/2 Jahren (und sind noch nicht ganz fertig) unser Haus von 1954 kernsanieren lassen (haben zeitgleich auch drin gewohnt) Wenig in Eigenleistung.
Mit 2 kleinen Kindern (unter 3) kann ich nur sagen überlegt euch das sehr, sehr gut.
Es war das anstrengendste, nervenaufreibenste was wir je gemacht haben und ihr habt ja sogar 3 Kinder und davon benötigt ja eines noch etwas mehr Aufmerksamkeit.
Kernsanieren ist einfach soviel mehr als nur ein bisschen renovieren und es kostet nicht nur viel Geld (selbst mit viel Eigenleistung) sondern auch wirklich viel Zeit. Handwerker suchen, delegieren, Material besorgen (Preise sind immer noch zum Teil wirklich hoch)...
Ich bin froh wenn wir nächstes Jahr endlich fertig sind.
(Unser neuer Nachbar hat das ebenfalls sehr alte Haus aus einer Zwangsversteigerung. Macht alles in Eigenleistung. Mittlerweile im 3 Jahr und noch weit entfernt von Einzug.)
Hallo,
da müsst ihr echt aufpassen. Wir haben nicht saniert, sondern neu gebaut (Einzug November 2022) - die Preiskalkulationen (durch den Architekten) haben absolut nicht gepasst, insbesondere da die Materialkosten durch die Decke gegangen sind. Dazu kamen zum Teil deutlich verlängerte Lieferzeiten, die das Ganze deutlich in die Länge gezogen haben (sprich insgesamt fast 1 Jahr mehr Doppelbelastung). Einer unser Nachbarn hat kernsaniert (ein neu gekauftes, altes Haus) - viele Mängel kamen erst bei der Sanierung ans Licht. Und die waren zum Teil gravierend. Er ist letztendlich fast ein Jahr später als geplant eingezogen (weil er musste), vieles ist immer noch nicht fertig und von den Mehrkosten rede ich erst gar nicht. Das mit 3 kleinen Kindern (inkl. Schwerbehinderung) würde ich mir definitiv sehr gut überlegen. Zudem die Zeit für Eigenleistung mit 3 Kindern ja sehr begrenzt ist.
Wir haben an Förderungen KFW, Bafa und Baukindergeld erhalten (gibt es nicht mehr), eine andere Förderung für Kinder (egal ob mit Schwerbehinderung oder nicht) ist mir nicht bekannt.
Alles Gute 🍀
Ich habe früher viele Jahre in der Baufinanzierung gearbeitet. Damals gab es bei meiner Bank die Regelung, dass max 20% der Renovierung in Eigenleistung gemacht werden dürfen (bzw werterhöhend angesetzt werden). Begründung: jeder "normalo" Mensch, der noch einen normalen Beruf hat, hat weder die Zeit noch die Fachkenntnis, um extrem viel Eigenleistung erbringen zu können.
Klar gibt es Ausnahmen, Leute in Handwerksberufen etc. Aber auch die und die helfenden Bekannten haben ja tagsüber ihren regulären Job (plus Kinder, Hobbys), so dass sie nur am Feierabend helfen können.
Ein Kumpel hilft vielleicht mal 1 oder 2 Wochenenden, aber nicht monatelang jedes Wochenende.
Egal, ob eure Bank jetzt diese Vorgabe hat oder nicht, ich finde, da steckt schon viel sinnvolles drin (bestätigen ja indirekt auch die Vorschreiberinnen, die es selbst praktisch erlebt haben, wie anstrengend so eine umfangreiche Sanierung in Eigenleistung sein kann).
Auf Freunde/Familie/Bekannte sollte man sich beim Hausbau niemals verlassen. Am Anfang schreien alle ganz laut, dass Sie helfen und wenn es soweit ist, haben Sie doch meist besseres zutun (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Ging uns so und unserem Nachbar auch. Der Nachbar hatte am Anfang noch echt viele Helfer, sodass wir fast neidisch wurden, weil wir die nie hatten (obwohl wir viele Handwerker im Freundeskreis haben). Es wurden auch aber bei Ihm von Tag zu Tag weniger und jetzt wohnt er seit fast einem Jahr auf einer Baustelle, weil er selber fast nichts kann, aber auch keine große Hilfe mehr bekommt.
Fazit: Mache nur das in Eigenleistung, was du wirklich in Eigenleistung erbringen kannst.
Ganz genau!
Am ersten Wochenende sind alle motiviert und beim nächsten schon nicht mehr.
Ist ja auch nachvollziehbar.
Ich glaube du siehst das „ich will viel in Eigenleistung machen“ sehr blauäugig. Ich will euch nicht unterstellen, dass Ihr das nicht schafft, aber Ihr habt 3 Kinder, einen Vollzeitjob und eine 70% Stelle. Dann wollt Ihr ein (meist) altes Haus kaufen, was Ihr womöglich vorher nicht einmal gesehen habt.
Wir haben ohne Kinder gebaut und auch ein paar Sachen in Eigenleistung gemacht..mit Kinder würde ich das NIEMALS machen. Wir waren meist nach der Arbeit am Haus und so gut wie jedes Wochenende und das für ein 3/4 Jahr. Man muss bedenken, dass es ein Neubau war und wir somit keine Überraschungen im Untergrund zu befürchten hatten.
Überlegt euch das also gut, ob Ihr das wirklich machen wollt.
Für Förderungen kannst du dich bei der KfW oder Bafa mal schlau machen. Was es da mittlerweile alles gibt, kann ich dir nicht sicher sagen.
Hallo.
Ich selber habe neu gebaut - nichts Altes saniert.
Kenne aber Bekannte, die das gemacht haben. Würde mich nie und nimmer drauf einlassen.
Die meisten sagten, dass sie für das Geld, das sie investierte auch neu bauen hätten können.
Von der vielen kräftezehrenden und langwierigen Arbeit ganz zu schweigen.
Bei dem Behinderungsgrad eures Kindes wirst du deinem Mann dabei auch keine große Hilfe sein können.
Würde mir lieber was Kleines (evtl. sogar schlüsselfertig) bauen.
Wir haben vor 4 Jahren ein Haus gekauft wo überwiegend nur Tapeten neu oder streichen und im Wohnzimmer und Küche noch Fliesen. Das war nur möglich weil Oma auf die Zwillinge( damals 2 Jahre) aufgepasst hat. Meine Tochter sitzt im Rolli und wir haben einiges an Terminen mit ihr. Jetzt mit fast 6 kann ich es mir nicht mehr vorstellen das nochmal zu schaffen, vorallem weil Oma nicht mehr so fit ist. Wir wollen seit Herbst noch das OG renovieren, aber mehr als die Fliesen im Bad raus ist noch nicht passiert weil keine Zeit da ist oder andere Sachen wichtiger sind.
Das mit der Eigenleistung siehst du sehr blauäuig.
Schwager hat jetzt seinen Dachboden ausbauen lassen, mit Dämmung, Strom, neue Fenster, Trockenbau. Da waren drei Leute (vom Fach) knapp 1 Woche beschäftigt, also knapp, ich sag mal, 100 Arbeitsstunden. Wenn man nicht vom Fach ist, brauch man das 1,5 - 2 fache an Zeit. D.h. 200 Arbeitsstunden. D.h. für den Ausbau des Dachbodens hätte eine Person alleine, die das Abends immer 2-3 Stunden macht, knapp 2 Monate gebraucht.
Sowas wie Fliesen legen im Erdgeschoss, am Wochenende, mit zwei Freundinnen - kein Ding.
Dann aber Dämmung, Elektrik, Wasserrohre, Estrich etc pp - kann man vergessen. Da sitzt du Jahre dran und wohnst die ganze Zeit auf einer Baustelle-
"Nun überlegen wir, anstatt wieder teure Miete zu zahlen, ob man nicht ein Eigenheim "anschafft" "
Statt teure Miete zahlen zahlt ihr dann teure Zinsen, also komplett in das Eigenheim fließt das auch nicht.
Eine gute (!) Bank kann Dir genau diese Fragen sehr viel kompetenter beantworten als ein Forum.
Bei einer Zwangsversteigerung ist im Kaufpreis das Risiko, das mit dem Kauf einhergeht, einzupreisen. Du kannst das Haus idR vorher nicht besichtigen. Alle Fotos oder Eindrücke von außen können zum Zeitpunkt der Übergabe nicht mehr zutreffen.
Ich habe bereits Zwangsversteigerungen erlebt, in denen die bisherigen Eigentümer mit Rasierklingen jede Tür, jedes Fenster, jede Toilette, Waschbecken etc. zerkratzt haben, sodass alles getauscht werden musst. Auch Backsteine in der Badewanne, rausgezogene Stromleitungen, ausgerissene Pflanzen im Garten und demontierte Kamine habe ich schon erlebt. Kannst Du nichts gegen tun und weißt Du vorher nicht.
Auch Schimmel, Feuchtigkeit etc. kann man vorher nur schwer einschätzen.
Leider gibt es auch Alteigentümer, die einfach nicht ausziehen. Recht haben und das auch umsetzen können sind zwei verschiedene Paare Schuhe.
Daher: Preis niemals so ansetzen, wie wenn man das Haus auf dem freien Markt nach ausgiebiger Besichtigung gekauft hätte.
Preislimit setzen und einhalten.
Mit der Bank sprechen, um einen bestätigten Bundesbankcheck zu ordern/ da gibt es Zeitlimits, wie alt der sein darf.
Liegt das Geld für diesen Scheck auf dem Sparbuch? Oder braucht ihr dafür auch schon eine Finanzierung?
Am besten schaut ihr euch im Vorfeld schonmal mehrere Besichtigungen an, damit ihr eine Ahnung habt, wie es läuft.
Es gibt idR in den Rathäusern eine Förderberatung für Mittel der NRW Bank, welche Mittel für zB Familien mit behinderte Mitgliedern haben. Für manches gelten Einkommensgrenzen, die uU von jeder Kommune anders festgelegt werden. Auch gibt es Kommunen mit eigenen Förderprogrammen.
Die KfW fördert behindertengerechten Umbau. Auch darüber kann die richtige Bank Auskunft geben.
Bitte bedenkt, dass Modernisierungen aktuell von Preiserhöhungen und langen Lieferzeiten geprägt sind. Auch Handwerker sind stark ausgebucht aktuell. Das muss in der Bauphase berücksichtigt und finanziell eingeplant werden.
Unterschätzt den Stress nicht, den das ganze Vorhaben mit sich bringt. Baut vielleicht jetzt schon Überstunden auf, die ihr dann abbauen könnt. Und: lasst Euch eine ordentliche Reserve an Erspartem und plant großzügig und mit Puffern. Eins habe ich in 10 Jahren Baufinanzierung gelernt: es wird IMMER teurer.