Hallo,
da ich momentan unzufrieden im Job bin, habe ich mich dazu entschlossen mir etwas Neues zu suchen und sobald ich fündig geworden bin zu kündigen. Am Freitag habe ich ein Bewerbungsgespräch, allerdings habe ich wegen meiner geplanten Kündigung ein sehr schlechtes Gewissen. Ich arbeite in einer Arztpraxis mit 2 weiteren Kolleginnen. Eine meiner Kolleginnen geht im September in Rente und die andere macht den ganzen Tag nur Fehler, die ich dann wieder ausbügeln muss und fühlt sich mit jeder noch so kleinen Aufgabe überfordert, trotz dass sie schon 1 Jahr in der Praxis arbeitet. Sobald meine andere Kollegin in Rente ist wird dann alles an mir hängen bleiben, da meine Chefin keinen Ersatz für sie sucht, was mir persönlich dann einfach auch zu viel wird. Außerdem würde ich gerne wieder in Vollzeit arbeiten, was in der aktuellen Praxis nicht möglich ist. Ich gehe aber davon aus, dass es das reinste Chaos wird, wenn ich kündige und dass meine Chefin versuchen wird mich zu überreden doch zu bleiben. Eigentlich bin ich nur wegen meinem schlechten Gewissen bis jetzt in dieser Praxis geblieben und genau das macht es mir auch so schwer zu kündigen. Habt ihr Tipps für mich, wie ich das Ganze am besten angehe?
Schlechtes Gewissen wegen Kündigung
Da hilft wohl nur "Augen zu und durch". Deine Gründe kündigen zu wollen, finde ich absolut verständlich und nachvollziehbar. Wenn es soweit sein sollte und du kündigst, würde ich die Chefin um ein Gespräch unter 4 Augen bitten und dann höflich aber bestimmt sagen, dass du kündigst und ihr das Kündigungsschreiben übergeben (muss ja aus rechtlichen Gründen schriftlich gemacht werden). Auf die Gründe würde ich nur eingehen, wenn sie dich danach fragt. Vermutlich wird sie es sich aber auch schon selber denken können. Lass dir am besten den Erhalt der Kündigung auch schriftlich kurz bestätigen; soll ja Chefs geben, die hinterher behaupten niemals eine Kündigung bekommen zu haben. Wenn sie versucht dich zu überreden zu bleiben, würde ich einfach wieder höflich, aber bestimmt sagen, dass die Entscheidung endgültig ist.
Ich kenne übrigens das Gefühl, weil ich mal in einem Kleinbetrieb beschäftigt war, wo ich zeitweise die einzige Festangestellte war und sich mein Chef sehr auf mich verlassen hat. Ich hatte ein extrem schlechtes Gewissen dabei zu kündigen, vor allem weil in meinem Beruf Fachkräftemangel herrscht und ich daher wusste dass es schwierig werden wird Ersatz für mich zu finden. Trotzdem finde ich dass man bei sowas an sich selber denken muss. Umgekehrt hätte mein damaliger Chef mich bei schlechter Auftragslage ja auch früher oder später entlassen (müssen).
Halte dir einfach mal vor Augen, dass deine Chefin auf deine Belange anscheinend auch keine Rücksicht nimmt.
Hätten wir, wie es vor gar nicht so langer Zeit mal war, viel zu wenig Jobs und Arbeitgeber, die ihr Fachpersonal aus 20, 30 oder 40 passenden Kandidaten aussuchen können, wäre die Situation vielleicht andersrum und DU würdest gekündigt werden, weil jemand anderer den Job für weniger Geld macht, flexibler ist, mehr aufm Kasten hat, whatever.
Es ist nur die Arbeit. Und es ist tatsächlich so: aus den Augen, aus dem Sinn. Wir alle wären ja gern, rein vom Gefühl her, unersetzlich. Sind wir aber nicht. Und es wird auch ohne dich gut weitergehen. Mach dir keinen Kopf und kündige einfach.