KiWu-Behandlung und Jobsuche

Hallo,

Ich bräuchte mal einen Rat zu einem sehr sensiblen Thema (Stichwort "Zielkonflikt"). Ich (38, promoviert) bin derzeit auf Jobsuche.
Mein Mann und ich wünschen uns schon lange ein 2. Kind. Wir sind allerdings auf ICSI angewiesen. Allzuviel Zeit bleibt uns nicht mehr den KiWu hinauszuschieben, denn meine Eizellen werden auch nicht jünger und ich bin mir des steigenden FG-Risikos durch mein Alter bewusst. Ich hatte bereits 2 FG.

Da ich erst 1,5 Jahre Berufserfahrung außerhalb des akademischen Umfeldes habe, konnte ich in der Branche, die ich anstrebe, noch nicht wirklich Fuß fassen. Mein befristeter Arbeitsvertrag konnte aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation des Unternehmens nicht verlängert werden. Ich bin seit knapp 3 Wochen arbeitslos und mache derzeit eine Weiterbildung. Die ersten Vorstellungsgespräche stehen auch in den nächsten Wochen an.

Allerdings ist unsere nächste ICSI für Ende August geplant (Stimu-Start). Nun habe ich große Bedenken, einmal bezüglich der Koordination von KiWu-Terminen und Vorstellungsgesprächen. Und andererseits bezüglich eines potentiellen, neuen Jobs. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mein möglicher, neuer AG positiv auf eine mögliche Ss reagiert.
Ich kann es mir allerdings auch nicht vorstellen, die Monate bis zu einer eintretenden Ss arbeitslos zu bleiben. Unsere 1. ICSI für unseren Sohn war zwar gleich erfolgreich, aber das ist jetzt 4 Jahre her. Es kann ja einige Zeit dauern bis die Ss eintritt (obwohl bei mir alles durchgecheckt wurde und i.O. ist).

War jemand schonmal in einer ähnlichen Situation? Was würdet ihr machen? Jobsuche und ICSI parallel?

Lg, Grauweilsensibel

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Ich war nicht in dieser Situation, gehöre aber zu den Frauen, die ihren Kinderwunsch wegen des Jobs immer weiter raus geschoben haben. Und dann ist es halt irgendwann zu spät.

Die Fragen, die Ihr jetzt als Familie klären müsst sind aus meiner Sicht folgende:

Ist es sinnvoll, die Jobsuche zu pausieren, bis zumindest die erste ICSI durch ist?

Könnt Ihr als Familie es euch überhaupt leisten, dauerhaft von einem Einkommen zu leben, denn auch Dein Elterngeld wäre ja ziemlich überschaubar, wenn Du jetzt schwanger würdest?

Wie wollt Ihr die Elternzeit/Betreuung aufteilen? Der tatsächliche Ausfall durch eine Schwangerschaft wäre ja überschaubar, wenn Dein Mann nach Deinem Mutterschutz übernimmt.

Welche Priorität hat Deine berufliche Entwicklung?

Hier wird sehr oft geraten, die Jobsuche in den Vordergrund zu stellen, gerade auch weil keiner weiß, ob es überhaupt noch mal mit dem Kinderwunsch klappt und wenn ja, wie lange es dauert. Ich neige dazu, das ähnlich zu sehen.

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Vielen Dank für deine Antwort! Ich habe mir deine Fragen angeschaut und versucht für mich zu beantworten.

Die Jobsuche möchte ich ungern pausieren, da ich demnächst tatsächlich ein paar interessante Vorstellungsgespräche habe, die ich wahrnehmen möchte. Finanziell wäre es absolut möglich vom Einkommen meines Mannes zu leben (sogar auch auf lange Sicht).
Aber das passt nicht mit meinem Selbstverständnis und meinen Werten zusammen. Ich arbeite gern und bin stolz auf meine Ausbildung. Meine berufliche Entwicklung stelle ich allerdings nicht an die erste Stelle. Karriere ist mir nicht wichtig, aber ein "sicherer" Arbeitsplatz wäre erstrebenswert. Deshalb widerstrebt es mir sehr, einen AG durch eine Schwangerschaft zu "verärgern" (ich kann es nicht besser ausdrücken).

Ich musste leider auch schon die Erfahrung einer Kündigung nach einer FG machen, was eine ziemlich schreckliche Situation war (menschlich und beruflich).

Die Frage nach der Elternzeit ist eine Gute! Mein Mann kann es sich nicht vorstellen, mehr als 4 Monate EZ zu nehmen (seine Aussage). Ich selbst könnte mir durchaus vorstellen Teilzeit in EZ zu arbeiten. Allerdings war unser erstes Kind ein Schreibaby und man muss ja mit allem rechnen (Komplikationen bei Ss, Geburt usw.).

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Natürlich wird kein Arbeitgeber juhu schreien, wenn die neue Arbeitnehmerin quasi direkt wieder ausfällt.
Sobald man dem Arbeitgeber dann von der Schwangerschaft mitteilt und man später eine FG hat, kann man fast sicher mit einer Kündigung rechnen..das sollte einem dann natürlich alles bewusst sein.
Bei dir kommt es hinzu, dass du ja auch einige Termin in der KiWu Klinik wahrnehmen musst.

Ich bin immer dafür, dass man zumindest die Probezeit abwarten sollte, bevor man den Kinderwunsch angeht. Machen wir genauso und ich bin 32 ohne Kinder..ich setze den Job also vor ein Kind.

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Ich hab vor über einem Jahr einen neuen Job angetreten als Elternzeitvertretung und im gleichen Monat mit der ersten ICSI angefangen. Anfänglich habe ich versucht die Termine zu erklären, aber im Home Office fiel es nicht auf, wenn man mal kurz weg war. Bei den Punktionen war ich ein Mal krank gemeldet (habe eine Zahn OP angegeben), ein Mal habe ich nach PU gearbeitet und das andere Mal Freizeitausgleich genommen. Mit Gleitzeit und Überstundenauf - und Abbau war das zu schaffen. Ich hatte dann zwischen März und Juli drei ICSIs leider ohne Erfolg. Hätte ich den neuen Jib nicht angefangen (mein Vertrag vorher wurde nicht verlängert), wäre ich noch frustrierter geworden. Anfang diesen Jahres bin ich dann nach der ersten Kryo schwanger geworden und gehe nun auch in Elternzeit. Mein AG hat sich gefreut für mich und mein Vertrag wurde bereits verlängert.
Also es kann auch echt gut gehen, nur würde ich den Job nie vor den Kiwu stellen, weil man eher die fehlende Familie bereut, als einen Arbeitsvertrag, der nicht verlängert wurde.

Solltest du in der Probezeit schwanger werden, kann dir eh nicht gekündigt werden…

Liebe Grüße und alles Gute

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Hallo. Das ist ein sehr komplexes Thema weil vielstufig viel moralisiert wird. Ich bin ebenfalls Promoviert und aktuell schwanger (noch ganz früh)auf Arbeitssuche. Und ja ich gehe zu Vorstellungsgesprächen und bewerbe mich so gut ich kann.
Erstens weiß niemand was mit dem Baby ist, habe bereits eine FG 9SSW und Totgeburt 36SSW hinter mir. Warum solltest du deinen Job oder die Chance auf ein vielleicht riskieren. Ich kenne keinen Extremsportler der angibt Freeclimber zu sein oder Abnoetaucher.
Jede Frau muss für sich entscheiden wie sie damit umgeht, und es kommt auch auf die Art der Arbeit an. aber ich bin überzeugt eine gute Mitarbeiterin zu sein. Schwanger ist ja nicht krank.

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Wir sind auch ICSI-Kandidaten und ich aktuell schwanger mit Nr. 2.
Es ist schon eine Herausforderung mit den Terminen in der Kiwu-Klinik, aber zum Haupteil, weil man gleichzeitig das mit den Kitazeiten des Kindes koordinieren muss (je nachdem auch wie die Fahrzeit zur Klinik ist).
Außerdem haben wir uns ein Limit an Versuchen gesetzt.
Bei uns war der 2. Versuch erfolgreich, aber vielleicht braucht ihr auch mehr oder es klappt gar nicht mehr.
Deswegen jetzt eine Sache hinten anzustellen würde ich nicht machen.

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Hallo :-)

Von mir kommt auch noch eine Stimme zu bewerben + Kinderwunsch.

Du weisst nicht ob und wann es klappt, im besten Fall bekommst du beides.

Wir haben 7 Jahre Kiwu mit Klinik hinter uns und hätte ich immer auf was wäre wenn gewartet, wäre ich nicht da wo ich jetzt bin.

Die Augustbehandlung, wenn sie nun schon geplant ist, würde ich machen und mich trotzdem bewerben. Sollte es mit dem Kiwu da nicht gleich klappen, was ich euch nicht wünsche, und du hättest eine Zusage, würde ich zumindest die Probezeit abwarten. Im besten Fall arbeitest du bis zum Mutterschutz und nach der Elternzeit noch viele Jahre.

Dem AG meine Kiwupläne offen legen, würde ich nicht und mir lieber eine Kiwu suchen, die schon Ultraschall um 7h anbietet und Punktion etc. mit Gleitzeit oder Urlaub abdecken.

Auf Kiwu für die Karriere würde ich nie und nimmer verzichten. Du bist 38 und ihr seid Kiwu-Kandidaten. Sehr viel Zeit bleibt im Ernstfall nicht (mehr).

Alles Gute!