Hallo Zusammen,
ich hoffe, dass ihr mir weiterhelfen könnt.
Nach meinem Fachabi, habe ich Sozialmanagement studiert. Es waren sehr harte Zeiten, nicht weil das Studium schwer war, sondern, weil ich dort keine geeignete Wohnung gefunden habe und musste somit pendeln. Nebenbei arbeitete ich als Aushilfskraft und habe Praktikum gemacht.
Nachdem ich erfolgreich mein Studium beendete, habe ich leider keinen Job gefunden. Ich wollte nicht arbeitslos bleiben, dann nahm ich meinen ersten Job als Dolmetscherin auf Honorarbasis wahr (ich spreche mehrere Sprachen). Ich bewerbte mich weiter, aber habe nur Absagen erhalten.
Um mehr Stunden zu übernehmen, gab mir mein Arbeitgeber eine Stelle als Dozentin. Ich unterrichtete DaF für geflüchtete Menschen. Ich arbeitete drei Jahre als Dozentin und bekam danach mein erstes Kind. Ich blieb ein Jahr Zuhause. Ich wollte wieder arbeiten, aber wieder nur Absagen erhalten. Ich konnte wieder als Dozentin arbeiten, aber das wollte ich nicht. Es ist keine sichere Arbeitstelle.
Dann fand ich eine Stelle in der Flüchtlingsberatug. Ich nahm den Job an. Ich dachte lieber das, als Arbeitslos zu sein. Ich fühlte mich nicht wohl. Die Kollegen waren alle sehr nett, aber ich musste mir ständig anhören, dass Leute, die studieren, dies nur tun, um anzugeben. Sie wussten, dass ich studiert habe, aber in meinem Bereich keinen Job gefunden habe. Jedesmal erzählten sie, wie erfolgreich sie jetzt sind, ohne Studium und das Studium nur Zeitverschwendung ist. (Die Stelle ist sehr einfach und man braucht dafür weder Studium noch irgendeine Ausbildung).
Ihre Aussagen haben mich immer verletzt, denn ich habe gerne studiert. Ich steckte viel Zeit und harte Arbeit im Studium. Zudem sich weiterzubilden (egal welcher Art) ist nie Zeitverschwendung meiner Meinung nach.
Nun bekam ich mein zweites Kind. Aber ich möchte einfach nicht zurück in die Flüchtlingsberatung. Es ist nichts zu mich. Ich habe auch keine Chance eine bessere Position zu bekommen. Ich fühle mich einfach nur schlechte. Aus mir ist nichts geworden. All das Lernen und all die harte Arbeit hat mir nichts gebracht. Ich weiß, ich hätte vielleicht was anderes studieren sollen oder einfach eine Ausbildung machen. Aber man kann die Zeit einfach nicht mehr zurück drehen.
Ich überlege eine Umschulung zu machen. Aber wer könnte da die Kosten übernehmen? Wir sind nicht beim Jobcenter, da mein Mann gut verdient. An wen kann ich mich wenden? Und was denkt ihr? Ich weiß, ich habe viele falsche Entscheidungen getroffen, aber ich möchte jetzt einfach nur das beste daraus zu machen. Die Umschlung würde ich auch gerne in der IT Bereich machen, zum Beispiel Fachinformatik. Meine Kinder sind noch zu klein und die Umschulung könnte ich sogar in Teilzeit machen. Was denkt ihr? Welche Möglichkeiten hätte ich noch?
Neuer Job, Umschulung oder so weiter machen, wie bisher?
Du kannst trotzdem zum Jobcenter gehen und fragen, ob sie deine Umschulung finanzieren!
Dass du Leistung von ihnen beziehst, ist keine Voraussetzung. Wenn du arbeitslos bist und glaubhaft machen kannst, dass die Umschulung deine Chancen verbessert, reicht das oft. Das Jobcenter prüft dann im Einzelfall die Voraussetzungen mit dir zusammen. Ich würde es definitiv wagen! Fachinformatiker sind gesucht.
Bedenke aber, dass auch eine Umschulung in Teilzeit einen Aufwand von ca. 6 Stunden täglich + Weg + Lernzeit hat, du solltest also eine sichere Kinderbetreuung für 7-8 Stunden täglich haben.
Ich wünsche dir alles Gute!
Aus deinem Bericht über deine Arbeit bei der Flüchtlingsberatung klingt es für mich eher nach einem mangelnden Selbstwertgefühl. Freilich musstest du eine minderqualifizierte Arbeit annehmen, aber denke mal an die ganzen studierten Geisteswissenschaftler. Vielen von denen geht es ganz ähnlich. Das kenne ich, meine Schwester hat Germanistik studiert und lange gebrauch, um beruflich Fuß zu fassen.
Du fühlst dich in diesem Job vielleicht aus deshalb schlecht, weil du sehr auf die Meinung deiner Kollegen achtest, die dich wiederum in deinem Selbstwert verletzen.
Wenn du derart viel Wert auf die im Grunde genommen schwachsinnige Meinung anderer Leute und insbesondere von nicht ganz wohlmeinenden Arbeitskollegen legst, dann könnte es sein, das dein Verarbeitungsmuster dich immer wieder einholt. Ganz gleich wie oft du umschulst und was du machst.
Deine Verarbeitung deiner Situation scheint mir daher ein nicht unwesentlicher Teil deines beruflichen Unbehagens zu sein.
Zu deinem Gedanken an eine Umschulung in Richtung IT-Bereich: Die IT muss man mögen und einen Hang dazu haben, vielen liegt die IT eben nicht.
Viele Leute werden auch IT-nah im Bereich Datenschutz und Datensicherheit gesucht, ich denke da an die KRITIS-Strukturen.
Du hast Sozialmanagement studiert. Da kommen mir eine ganze Reihe von Einsatzmöglichkeiten eher im Verwaltungsbereich in den Sinn:
Verwaltung von Pflegeheimen oder Krankenhäusern. Verwaltung von ambulanten Großpraxen/MVZs.
Verwaltungen im sozialen Bereich: Diakonie, Caritas, AWO etc.
Verwaltung im Bereich der beiden Amtskirchen. Ist im Umbruch, da Seelsorgebereiche zusammengelegt werden. Da sehe ich auch Chancen.
Wie ist es mit dem Bereich HR?
Natürlich sollte man da ein Händchen für Menschen haben.
Nicht wenige in der HR sind Quer- oder Seiteneinsteiger, die sich halt eine modulare Zusatzqualifikation meist nebenberuflich angeeignet haben.
Vielleicht brauchst du keinen anderen Job, sondern ein Bewerbungstraining? Vielleicht kannst du dich nur nicht gut "verkaufen"?
Geh mal zu einer Frauenberatungsstelle und sprich dort über deine Probleme. Dir kann sicher geholfen werden.