Hallo,
meine Tochter möchte zum Amtsgericht. Sie macht nächstes Jahr Realschulabschluss. Sie kam bis zum Vorstellungsgespräch (7 von 32 wurden nach dem Einstellungstest ausgewählt). Leider scheiterte sie dann im Gespräch. Nun hat man ihr angeboten, dass sie sich als Justizfachangestellte bewerben könnte. Sie würde das gerne tun. Angeblich kann man dann 1 Jahr nach der Ausbildung einen 1- jährigen Lehrgang besuchen um dann doch noch Justizfachwirtin zu werden. Hat das jemand von euch gemacht? Meine Frage ist nun: Ist Justizfachangestellte wirklich sooo viel schlechter als Justizfachwirtin?
Freu mich auf Antworten!
Gruß Sammy
Justizfachangestellte Hessen...viel schlechter als Justizfachwirtin?
Ich arbeite nicht in der Justiz, bin aber Anwältin. Bei den Rechtsanwaltsfachangestellten gibt es als Äquivalent den Rechtsfachwirt. Der steht in der Wertigkeit über der ReFa und die Personen mit dieser Weiterbildung übernehmen in Kanzleien oft "gehobenere" Aufgaben als die normalem ReFas. Zum Beispiel sind sie oft Bürovorsteher in Kanzleien mit mehreren ReFas und Anwälten oder übernehmen andere übergeordnete organisatorische Aufgaben.
In der Justiz wird es ähnlich sein und vermutlich mit einer Gehaltgruppe höher bezahlt.
Ich habe mal gerade gegoogelt und hier gibt es eine Beschreibung der Ausbildung und Aufaben in Schleswig-Holstein. Eine entsprechende Seite wird es bei euch bestimmt auch geben.
Wenn das aktuell ihr Wunsch ist würde ich das machen und als Einstieg sehen.
Wer weiss was später ist. Entweder kann sie dann einen Aufstieg machen mit Weiterbildung oder vielleicht orientiert sie sich im Leben noch um. Die wenigsten machen für immer das was sie mal in jungen Jahren angefangen hatten.
Für was hatte sie sich denn beworben?
Justizfachangestellte ist vllt garnicht so schlecht, statt dem Fachwirt könnte sie später noch ein Studium anstreben und als Rechtspflegerin tätig werden.
Justizfachwirtin, tja ich weiß es nicht. Das würde ich sie entscheiden lassen, wenn es soweit ist. Beim Rechts- und Notarfachwirt muss man vorher 5 Jahre ausgelernt sein. Und bei uns in der Kanzlei gibt es 2 Rechts- und 2 Notarfachwirte. Ich kann Dir nur sagen, dass das heute auch nichts mehr wert ist, außer die Farbe auf dem Papier. Denn hier gewinnt tatsächlich die Berufserfahrung, und nicht die Theorie, die man beim Fachlehrgang auswendig lernt. Eine Rechtsfachwirtin macht unsere Buchhaltung, also nichts mehr mit Anwaltsbereich, die andere kann man fragen was man will, sie hat auf nichts eine Antwort! Eine dritte Kollegin macht den Lehrgang gerade, und wenn sie besteht, ist das der Garant dafür, dass der Titel verschenkt wird.
Unsere Notarfachwirte ähnlich. Eine hat von Grundbuch- und Erbrecht keine Ahnung. Die andere lahmt durch den Tag und schafft es nicht, großartig was umzusetzen.
Was ich damit sagen will: Das man mit dem Titel nicht unbedingt bessergestellt ist, schon garnicht mit Kollegen mit gleichlanger Berufserfahrung. Tatsächlich würde ich dann zum Rechtspfleger tendieren, aber da müsstet Ihr mal schauen, ob das Studium nach der Ausbildung zur Justizfachangestellten nicht dem Abi bedarf. Vermute ich fast.
Hallo,
aktuell kann ich dir nicht empfehlen, eine Ausbildung als Justizfachangestellte beim Amtsgericht zu machen. Die Ämter sind stark überlastet. Das möchte wirklich keiner machen. Der Verdienst ist dort auch sehr gering.
Ich glaube auch nicht, dass eine Zusatzausbildung wie Fachwirtin etwas bringt. Die höheren Posten sind von Beamten besetzt, die dann auch studiert haben.
Für sind diese ganzen Ausbildungen wie Rechzsanwaltsfachwirtin, Notarfachwirtin und auch Justizfachwirtin nur Augenwischerei, aber ohne dass man wirklich mehr Geld bekommt.
Erkundigt euch bei zu einer Ausbildung als Verwaltungsfachangestellte. Das würde für mich mehr Sinn machen und man ist breiter aufgestellt. Damit kannst du auch in ein normales Büro mal gehen.
Gotschie
Das würde ich nicht so negativ sehen. Ich habe einen Fachwirt und Arbeitgeber finden halt oft weitere Qualifizierungen schon toll. Der Rechtsfachwirt ist schon recht anspruchsvoll und geschenkt bekommt man das bestimmt nicht. Im Gegenteil. Es ist ziemlich aufwendig, dies nebenher fast 2 Jahre zu machen.
Im Falle der Fragestellerin würde ich vielleicht aber auch nach einer Laufbahn in der Verwaltung oder als Beamtin gucken.