Hallo zusammen. Es gibt etwas, dass mich schon seit längerem sehr beschäftigt.
Kurz zu unserer aktuellen Situation. Wir sind Anfang 30, seit 3 Jahren verheiratet und aktuell kinderlos. Wir wünschen uns beide Kinder. Ich würde sagen, wir träumen schon regelrecht täglich von einer eigenen kleinen Familie und können es kaum erwarten.
Mein Mann ist einfach ein toller Mensch und bringt so ziemlich alles mit, was ich mir persönlich und menschlich je von meinem Partner gewünscht habe. Allerdings gibt es bei der Sache ein Problem.
Unsere berufliche Situation ist diese, dass ich seit einigen Jahren selbständig bin und schon immer in einem Beruf arbeite, den ich mit Leidenschaft & viel Liebe betreibe. Auf Grund von Corona lief es hierbei leider zeitweise ziemlich schleppend, weshalb ich mich für einen Nebenjob entschlossen habe, den ich ebenfalls mit viel Leidenschaft ausübe.
Berufliche habe ich einfach schon immer gewusst, wo die Reise hingeht. Ich bin zielstrebig und gebe im Job gerne 100%. Meine Selbständigkeit ist ein Saisongeschäft und mein Einkommen inkl. des Zweitjobs relativ gut.
Leider sieht das bei meinem Mann beruflich nicht ganz so rosig aus.
Wir kommen beide aus einer sehr ruhigen, dörflichen Gegen, allerdings nicht all zu weit von den nächsten Städten entfernt.
Mein Mann hat eine kaufmännische Ausbildung im Einzelhandel absolviert und einige Zeit auch weiterhin im Einzelhandel gearbeitet. Generell fühlt er sich hier aber absolut nicht wohl. Seine Zeit und Arbeit wird nicht gewertschätzt, was sich auch in seinem Gehalt wiederspiegelt. Er hat zu Beginn unserer Beziehung dann im Krankenhaus gearbeitet und die Arbeit dort wirklich gerne gemacht. Nach 1 Jahr Zugehörigkeit wurde er dort, mehr oder weniger grundlos gekündigt/ befristeter Vertrag. Sie haben sich für den Sohn des Chefs entschieden, der in der gleichen Position arbeitete.
Danach ging es beruflich einfach bergab bei ihm.
Es folgten einige Stellen im Einzelhandel, bei denen er größtenteils gekündigt wurde, da er meist innerhalb der Probezeit erkrankt ist / teilweise auch auf Grund von Corona.
Für mich war das, wie auch für meinen Mann in den letzten Jahren eine regelrechte Achterbahnfahrt. Es hat ihm psychisch ziemlich zugesetzt und mir genauso, eben wegen seiner Situation.
Dazu muss man sagen, dass er leider im Laufe seines Lebens schon das ein oder andere unschöne erlebt hat, mit dem er auch heute noch zeitweise gedanklich beschäftigt ist.
In unserer Ehe kümmere ich mich akribisch um die Finanzen, das manage ich einfach besser als er (gibt er auch zu)
Ich habe hier also komplette handlungsgewalt.
Seine letzte Beschäftigung ist 1,5 Monate her, seitdem trage ich uns finanziell aus eigener Tasche durch.
Wir haben mehrfach über das Thema gesprochen und er versichert mir, dass alles bald besser laufen wird. Ihm geht es schlecht mit dem Wissen, das ich uns zurzeit durchbringe, doch irgendwie stagniert er aktuell ziemlich und ich weiß einfach nicht wie ich ihm dabei helfen kann.
Mich plagen die Zukunftsängste, was wenn es so weitergeht? Wird er eine Stelle finden, bei der er langfristig Fuß fassen kann? Ich hätte natürlich auch den Wunsch, dass er einer Arbeit nachgeht die er so gerne ausübt, wie ich meine. Können wir zukünftig für ein Kind sorgen?
Er ist kein Handwerker und eher einer von der "sanfteren" Art.
Eine Stelle im Krankenhaus wäre toll, hier hat er im Labor damals sehr gerne gearbeitet.
Ist allerdings schwierig hier stellen, ohne erforderliche Ausbildung zu finden.
Nächste Woche hat er zwei Vorstellungsgespräche, was ja schonmal nicht schlecht ist.
Die Bewerbungen hierfür habe ich aber abgeschickt. Er hat da momentan so eine blockade, dass er zwar nach jobs schaut, aber nie irgendwas passendes findet.
Meine Angst ist nun einfach da. Ich brauche Sicherheit, die es in dieser Form momentan nicht gibt.
Uns hat das Thema schon viel Kraft gekostet.
Ich wollte nie einen Mann, der zwar viel Geld hat aber dafür menschlich eine Niete ist.
allerdings sollte eine gewisse Existenz ja schon gesichert sein. Ich bin aktuell wirklich ungeduldig, da ich weiß, dass es nicht zur Familienplanung kommen kann, bevor nicht dieses Thema angegangen wurde.
Da es mich schon so fertig gemacht hat, habe ich ihm schon unheimlich viel Druck gemacht und fast schon einen kontrollzwang entwickelt, der ihn immer wieder in seiner Handlung einschränkt (so sagt er)
Am größten stört mich der finanzielle Faktor.
Wir können nichts sparen und ich alleine bringe uns eben geradeso durch den Monat.
Vielleicht habt ihr ähnliche Erfahrungen, Ideen oder Tipps. Bin da dankbar um jeden nützlichen Rat.
Finanzen, Jobssuche, Eheleben
Ich persönlich würde das Kinderthema auf jeden Fall nach hinten schieben.
Mit Anfang 30 sollte man meiner Meinung nach wissen, wo die Reise in etwa hingehen soll. Sobald Ihm klar wurde, dass er im Einzelhandel nicht glücklich ist, hätte er ja noch eine zweite Ausbildung hinten dran hängen können.
Wenn er allerdings Kaufmann im Einzelhandel ist, dann kann er damit sehr viel anstellen, wenn er es denn möchte. Da sollte er sich vielleicht einfach mal erkundigen, was man damit alles machen kann.
Kannst du dir vorstellen das häufige Rollenmodell umzudrehen und Hauptverdienerin zu sein, während dein Mann Elternzeit nimmt und sich ums Kind kümmert? Warum bezieht er kein ALG 1, um eure Situation zu entlasten?
Oder er fängt wirklich nochmal eine Ausbildung an, um solidere Grundlagen zu haben (Ausbildungsgehalt könntet ihr ja dann sparen, wenn ihr jetzt ohne auch hin kommt) und langfristig Stellen in der Wunschbranche zu finden. Das wäre aus meiner Sicht dann aber mit einem Aufschub vom Kinderwunsch verbunden.
Grundsätzlich kann ich dich übrigens verstehen, da mir auch immer das Herz & der Charakter und nicht das Gehalt entschieden haben - bei einem Ex lief es aber ähnlich wie bei euch und der ach so Arme konnte nieee was dafür, wieder Mal in der Probezeit rauszufliegen. Irgendwann fand ich dieses Selbstmitleid, was jedenfalls bei ihm da immer mitschwang, so unattraktiv, dass ich komplett den Respekt verloren und mich schlussendlich auch getrennt habe (Story ist ziemlich gekürzt). Eure Situation kann natürlich ganz anders sein, ich will mir nicht anmaßen das aus deinem kurzen Eingangstext zu beurteilen.
Ich persönlich erwarte von einem Mann nicht, dass er "Ernährer" ist, aber schon, dass er einen Teil beiträgt. Im finanziellen wie auch sonst im gemeinsamen Leben.
Das hört sich nicht gut an mit Deinem Mann. Im besten Fall unreif, eher aber vielleicht schon etwas Störungswertiges im depressiven Bereich und/oder man könnte auch sagen, er nutzt Dich aus und lebt parasitär von Dir. Ich denke auch, dass Du (ohne es zu wollen natürlich) sein Verhalten des nicht in die Gänge Kommens verstärkst, indem Du soviel übernimmst. In dem Maße wie Du mehr machst, wird er immer passiver werden. Es wird sich höchstwahrscheinlich nichts ändern, solange Du so hilfst.
Du musst Dich zurücknehmen, auch wenn's schwer ist. keine Bewerbungen für ihn schreiben etc. Er muss von sich aus in die Gänge kommen. Ich würde ihm diesbzgl. aber schon Druck machen. Ihm klar sagen, wie sehr Dich sein Verhalten einschränkt und belastet. Er kann sich ja Dir zu Liebe Unterstützung suchen, wenn er es für sich nicht macht. Coaching oder wahrscheinlich eher Psychotherapie.
Kinder würde ich nicht mit ihm kriegen solange er nicht zeigt, dass er sich wie ein verantwortungsvoller Erwachsener benehmen kann. Sonst stehst Du dann alleine da mit der Doppelbelastung Kind und für Einkommen sorgen.
Du schreibst, Du wolltest nie einen Mann, der zwar viel Geld hat aber dafür menschlich eine Niete ist.--Geld zu haben heißt aber nicht automatisch, dass man eine menschliche Niete ist, sondern erstmal, dass man etwas richtig gemacht hat und höchstwahrscheinlich einen Job auch mal zuverlässig durchgehalten hat etc. So wie ein Mann sich verhält, kommt es zumindest in Teilen schon auch Nietenverhalten gleich.
Es gibt Menschen die machen und kommen voran und es gibt Menschen in der ewigen "Opferrolle". Bei letzteren ist immer wer anders schuld. Chef böse, Arbeit langweilig, Frau macht zu viel Druck.
Bei Bekannten läuft es ähnlich wie bei euch. Wir vermuten der Mann hat eine Depression. Sie ist nach 5 Jahren Ehe und 2 Kindern nun im Burnout. Sie hat über Jahre das Gros der Kinderbetreuung+Haushalt und auch mehr als 50% der Familienfinanzen gestemmt. Zusätzlich seine Bewerbungen geschrieben, Weiterbildungen für ihn organisiert...
Tu dir das bitte nicht an. Ihr seid ein Team und er leistet seinen Beitrag gerade nicht. Das wird er auch nicht, solange du bereit bist seinen Teil mitzutragen. Er ist erwachsen und ER muss jetzt einen Plan entwickeln, wie er beruflich wieder Fuß fassen will. Er kann ja auch ein Jobcoaching und/oder eine Therapie machen, um ihn auf seinem Weg zu unterstützen.
Du kannst ihn unterstützen, aber übernimm nicht die Verantwortung für sein Leben. Die muss er selbst tragen.
Gib ihm 4 Wochen einen Plan zu entwickeln und 3 Monate maximal, um wieder zum Familieneinkommen beizutragen. Schafft er es nicht diese Hürde zu nehmen oder sich Hilfe zu organisieren, dann ist er in meinen Augen nicht fähig für sich (oder Kinder) zu sorgen
Das schöne an der Sache ist eben, dass er bei fast jedem Vorstellungsgespräch dass er in unserer gemeinsamen Zeit hatte, immer gerne vom AG genommen wurde, teilweise auch ohne große Vorerfahrung.
Er wirkt immer souverän, selbstsicher und willensstark. Dann kommt irgendein wehwehchen während der Probezeit und er ist krankgemeldet. Die wenigsten AGs machen das natürlich mit & dann flogen die Kündigungen eben rein.
Ärgert mich natürlich umso mehr, weil ich weiß welch großes Potenzial er hat.
Vor 20Jahren waren mein Mann und ich in der Situation, dass er arbeitslos war und ich in einem befristetes Arbeitsverhältnis stand. Und wir aber klar hatten, das wird schon irgendwie gehen. Und haben es mit dem " Kinder kriegen" probiert. 4 Jahre ohne Erfolg! In diesen 4Jahren, fand mein Mann eine Einstellung, ich konnte in relativer Sicherheit einen neuen Job annehmen, wir bezogen unsere erste 70qm Eigenheimwohnung. Und erst mit Mitte 30 klappte es mit dem ersten Kind. Dann bekam mein Mann eine Festeinstellung, ich konnte nach der Elternzeit nicht in meinen Job zurück, da ich an Krebs erkrankt war. Und trotzdem, oder gerade, kauften wir ein Haus. Und nach harten 4 Jahren gab es tatsächlich ein weiteres gesundes Kind.
Was ich damit sagen will ist, man kann nicht alles planen, und einen starken Wunsch nicht nachzugeben, weil man auf etwas wartet, dass es so vielleicht nie geben wird, führt zur Unzufriedenheit mit sich und der Welt.
Aus meiner Geschichte kann ich dir sagen, es gibt immer Lösungen, manchmal doofe, aber es geht. Und die Vorstellung, jetzt mit Anfang 50 ohne Kinder zu sein, die frustriert schon.
Packt es an, mit Mut und Zuversicht, ihr beide wachst mit euren Aufgaben.
Ich würde den kinderwunsch an eine Therapie für ihn knüpfen.
Wenn er es derzeit nicht schafft selbst Bewerbungen zu schreiben und wie du sagst mit Themen aus der Vergangenheit zu gedanklich zu tun hat, kann das durch aus eine leichte Depression sein.
Du kannst ihm da nicht raus helfen. Angehörige können das nicht.
Er muss es für sich selbst schaffen.
Dann soll er jetzt 3 Jahre eine Ausbildung machen und dann könnt ihr ein Kind bekommen. Oder willst du riskieren, dass er dauerhaft zu Hause bleibt? Wenn du genug verdienst - warum nicht. Ich kenne eine Oberärztin mit Hausmann. Aber bei dir hört sich das mit Saison und Zweitjob nicht so gut an.
Außerdem halte ich das alles für faule Ausreden. Es wird händeringend überall Personal gesucht. Wenn dein Mann WILL, hat er heute einen neuen Job.
Tut mir leid, wenn ich das so schreiben muss, aber jemand, dem heutzutage bei so gut wie jedem Job innerhalb der Pobezeit gekündigt wird, hat einfach kein Bock drauf, beruflich voran zu kommen.
Noch nie waren die Chancen auf dem Arbeitsmarkt höher.
Du schreibst Bewerbungen für ihn?
Warum genau denkst du, dass genau dieser Mann es später hinbekommt, seinen (finanziellen) Teil zum Familienleben beizutragen, Haushalt, Familie, Kind als eure gemeinsame Aufgabe sieht und es schafft, Probleme anzugehen, statt den Kopf in den Sand zu stecken?
Du willst es wahrscheinlich nicht gerne hören, aber mit solch einem Mann, der so wenig Elan hat und einfach nur auf der Stelle tritt, würde ich keine Kinder bekommen wollen. Du kannst ihm ja ein Ultimatum stellen, um zu sehen, wie ernst es ihm ist. Wenn du allerdings schon die Bewerbungen für ihn schreibst, weil er nicht in die Puschen kommt, sehr ich schwarz.