Geplante Kündigung zum Ende der Elternzeit, wie mit Arbeitgeber und Kollegen umgehen

Hallo liebe Forumsmitglieder, ich habe ein kleines Problem bzw etwas, das mir Bauchschmerzen bereitet.

Derzeit bin ich in Elternzeit, die auch noch ein Jahr lang andauern wird. Bereits vor der Schwangerschaft habe ich über Monate gemerkt wie die Arbeit mich ausbrennt, mir Fehler unterlaufen und Dinge untergehen. Meine Arbeit besteht fast ausschließlich aus Fristsachen und Entscheidungen die weitreichende Folgen haben und ich war für alles selbst haftbar und zuständig. Ich habe gemerkt, dass ich kurz vor einem Burnout stand und hatte mich schon mit dem Gedanken an eine Kündigung beschäftigt. Nun ist es so, dass ich mit den Kollegen und Vorgesetzten jedoch ein sehr gutes Verhältnis hatte und mich das in der Firma gehalten hat, denn so ein super Miteinander habe ich zuvor noch in keiner Firma erlebt.

Mit der Schwangerschaft und vor allem jetzt in der Elternzeit, habe ich aber gemerkt, dass ich einfach nicht mehr zurück kann, ich habe Angst davor was wird, wenn die Elternzeit zuende ist. Ich kann nicht mit Burnout ausfallen, denn da hängt ja dann nicht nur die Arbeit dran, sondern auch die Familie. Mein Entschluss zu kündigen hat sich also verfestigt.
Jetzt bin ich zur Weihnachtsfeier der Firma eingeladen und habe keine Ahnung wie ich dort auftreten, den Kollegen gegenüber treten soll, mit dem Wissen, dass ich kündigen werde. Zudem weiß ich auch nicht, ob in der Zwischenzeit Dinge aufgeploppt sind, die mir ggf in dem Stress davor untergegangen und dann den Kollegen auf die Füße gefallen sind.

Generell dann noch, würdet ihr vorher mit dem Vorgesetzten sprechen bevor ihr kündigt oder würdet ihr einfach eine Kündigung fristgerecht zum Ende der Elternzeit schicken? Ich weiß, dass wir unterbesetzt sind und will meinem Chef da eigentlich nicht noch mehr Scherereien machen, wenn ich kündige, ohne dass er damit rechnet aber ich kann ihm dass doch jetzt noch nicht sagen oder?!
Was würdet ihr an meiner Stelle tun?

Danke schonmal im Voraus für eure Meinungen.

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Ich würde vor allem mal tief durchatmen. Es ist nur ein Job und zwar für beide Seiten. Man sollte das nicht zu sehr emotionalisieren. Schön, wenn ihr ein gutes betriebsklima habt, aber das ändert nichts daran, dass es nur ein vertrag ist: du machst deinen job und dafür bekommst du geld. Wenn jemand kündigt, dann ist das so. Natürlich freut das keinen Arbeitgeber, weil es ihm Arbeit macht, aber das ist der Lauf der Dinge und dann auch ziemlich schnell abgehakt.
Also geh auf die Weihnachtsfeier, wenn du Lust dazu hast. Kündige deinen job fristgerecht, wenn du was neues hast. Letzteres kannst du natürlich mit einem persönlichen Gespräch dann verbinden, aber jetzt irgendwas zu sagen, halte ich für verfehlt.

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Hey!

Ich würde hingehen.
Stell dich der Situation und schau, ob die Befürchtung stimmt. Vermutlich nicht. Das wird dir helfen, die Situation ohne Angst zu betrachten.
Wenn jemand fragt, wann du wieder kommst, antwortest du:"Meine EZ geht bis November 2024". Bevor du kündigst, würde ich ein persönliches Gespräch mit dem Vorgesetzten vereinbaren.

Liebe Grüße
Schoko

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Wenn dir das gute Verhältnis so wichtig ist, suche das Gespräch mit deinem Vorgesetzten.

Wenn es ihm wichtig ist, dich im Team zu behalten, lässt sich eine Lösung finden.

Hast du kein gutes Gefühl, dann gehe nicht zur Feier. Im Zweifel entscheide spontan und sei ggf. krank.

Eine gute Atmosphäre allein reicht aber oft nicht. Ich bin mit Tränen in den Augen aus dem letzten Job, auch die Kollegen waren sehr unglücklich, dennoch war es für mich persönlich die richtige Entscheidung.

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Es ist - egal wie die Rahmebedingungen sind - immer noch NUR ein Job.

Genieß doch die Weihnachtsfeier mit deinen Lieblingskollegen. Du hast doch schließlich noch nicht gekündigt. Es spielt sich momentan alles in deinem Kopf ab.

Und warum möchtest du deinem Chef jetzt schon sagen, dass du kündigen wirst?? Hast du schon was Neues, Vertrag unterschriftsbereit? Falls nicht fände ich die Idee, es ohne Backup zu sagen, echt fahrlässig. Wenn es dumm zugeht, ergreift dein Chef die Initiative und dreht den Spieß um.

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Okay, du musst den gedanklichen Spiess umdrehen:

- DU warst am Anschlag, weil dein AG es nicht hinbrachte, deine Arbeitsstrukturen zu optimieren.
- DU bist an das Weihnachtsessen eingeladen, weil du es dir redlich verdient hast.

Wurdest du überhaupt angemessen entlöhnt? Dh gleich wie ein Mann in demselben Job?

Ich würde an deiner Stelle ein Jahr(!) im Voraus ganz bestimmt nichts, null, niente sagen. Du weisst nicht, ob das Team dann noch unterbesetzt ist (and so what?). Du geniesst jetzt bitteschön ohne jegliches schlechtes Gewissen deine Elternzeit und das Weihnachtsessen. Dann reichst du rechtzeitig die Kündigung ein - kannst ja netterweise ein Gespräch organisieren. Drei Monate Kündigungsfrist? Laut Vertrag eine sehr faire Dauer, um jemand anderen zu suchen.

Also: weg mit den negativen Emotionen und sei froh hast du den für dich richtigen Entschluss gefasst.

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So rum habe ich es noch nie betrachtet, ich hatte immer nur die Gedanken, dass ich die Anderen im Stich lasse bzw bei einer Kündigung noch mehr Stress mache, weil dann jemand neues gefunden werden muss.

Nein, die Entlohnung war sehr dürftig für die Arbeit und das Pensum was erfüllt werden musste. Das war auch mit meinem Mann oft schon Diskussionsthema, weil er immer meinte ich soll mich für das mickrige Gehalt nicht noch nervlich so fertig machen, ich hätte was besseres verdient. Wie viel meine männlichen Kollegen verdient haben weiß ich nicht.

Ich danke dir für deine neue Sichtweise darauf und dass du mich damit zum Nachdenken angeregt hast.

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Dachte ich mir 😅. So sind wir Frauen eben: denken für andere und möchten alles gleich sauber (für alle) geregelt haben. Hier musst du dich in Selbstdisziplin und, ja, etwas Selbstliebe/Egoismus üben. Beim Rest bin ich ebenfalls bei deinem Mann - er scheint ein guter Coach zu sein. Ignoriere seine Inputs nicht!

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Ach du meine Güte.. ich dachte, nur ich würde mir solche Gedanken machen. Ich kenne sowas zu gut. Die Befürchtungen sind eigentlich meistens alle nichtig. Das passiert oft nur im Kopf. Diese Sorgen werden auch mit deinem Burn-out zu tun haben.
Ich dachte zb immer, dass meine Nachfolgerin sicherlich besser ist als ich.

Mein Rat: geh gern zur Weihnachtsfeier und sehe dich noch im Arbeitsverhältnis. Bist du nämlich auch noch, bis du eben gekündigt hast und die Frist abgelaufen ist.

Und ich bin bisher immer gut damit gefahren, wenn ich gekündigt habe, dass ich eine e-Mail geschrieben habe.

Hallo Peter / Frau Müller, bedauerlicherweise schicke ich meine Kündigung… in der Elternzeit habe ich gemerkt, dass ich mich umorientieren möchte.. bla bla.. war immer gern in dem Betrieb..

Du weißt ja wie euer Umgang war und welche die richtigen Worte sind. Und ich habe immer geschrieben, dass wir auch gern telefonieren können, es mir aber schriftlich leichter fiel.

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Wie gut, dass ich anscheinend mit solchen Gedanken nicht alleine bin 😄

Umschauen tue ich mich schon, bewerben wollte ich mich aber erst so ab Frühjahr, weil es ja noch etwas hin ist mit dem Ende der Elternzeit und mein Kind frühestens ab September einen Kita Platz hat.

Schriftlich fällt es mir auch leichter als telefonisch oder persönlich. Ich denke ich werde deine Variante mit der Mail dann aufgreifen, das fühlt sich für mich bisher am Besten an.

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Mal eine ganz andere Frage: Was ist denn dann beruflich die Alternative? Hast du dann weniger Angst, wo ganz neues anzufangen, wo du die Strukturen und Kollegen noch nicht kennst?

Und warum bist du für etwas, das du im Namen der Firma machst, persönlich haftbar? Das kann doch eigentlich gar nicht sein.

Was ich sagen will: Solltest du nicht erstmal ein Gespräch führen, in dem du deinem Vorgesetzten von deinen Bedenken erzählst? Also hingehen, mitteilen, dass man sich vor der EZ nicht wohl gefühlt hat, Angst hatte ins Burnout zu schlittern, die Arbeitsbelastung zu hoch war,… Und dann offen kommunizieren, dass du überlegst deshalb zu kündigen. Vielleicht ergeben sich ja Möglichkeiten, eine andere Stelle im Unternehmen,… Ich würde da nichts vorschnell aufgeben, in dem du auch viele gute Seiten siehst.

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Ich schaue schon eine Weile nach Alternativen und da mein Berufsfeld sehr breit gefächert ist, hoffe ich, dass ich dann zu gegebener Zeit etwas finde, was mir von der Arbeit mehr zusagt und wo ich keine Angst habe privat haftbar gemacht zu werden.

Im derzeitigen Arbeitsverhältnis ist es tatsächlich so, dass ich privat haftbar bin, weil ich im rechtlichen Rahmen für Dinge als Privatperson auftrete (trotz Arbeitsverhältnis). Meine Firma würde mir natürlich rechtlich zur Seite stehen aber im schlimmsten Fall bin ich als Privatperson haftbar, was durchaus auch schon passiert ist, nicht mir aber Kollegen. Da gab es welche, die hatten plötzlich die Kripo wegen einer Anzeige im Haus und wurde dann auf der Arbeit freigestellt bis das Verfahren abgeschlossen ist. Ja, der Arbeitgeber zahlte dann weiter Gehalt und auch die Anwaltskosten aber sollte dann jemandem tatsächlich Fehlverhalten (ob bewusst oder umbewusst) bewiesen werden können, dann ist derjenige haftbar und bei einer darauf ggf folgenden Vorstrafe auf Grund dessen auch das Arbeitsverhältnis los.

Es ist etwas kompliziert zu erklären ohne den Job zu beschreiben.

Es haben schon Kollegen wegen Burnout gekündigt, der Arbeitgeber meinte dann zu uns er habe geschaut ob die Arbeitsbelastung daran schuld sein könne aber er sieht da keine Verfehlungen auf seiten des Arbeitgebers und der Arbeit. Diese Kollegen waren dann, laut ihm, nicht stabil genug. Ich bin ehrlich, ich möchte mir das nicht von ihm anhören müssen. Zumal ich auch schon Gespräche gesucht habe bezüglich Arbeitspensum und Gehaltsvorstellungen und es wurde jedes Mal abgeriegelt. So nett dort alle sind, auch der Chef, so deutlich zeigt er doch an solchen Stellen, dass er das Sagen hat und manches nicht nachvollziehen kann.

Vielleicht bin ich auch wirklich nicht stabil genug um da drüber stehen zu können und die Arbeitsbelastung einfach auszuhalten aber ich habe vor der Schwangerschaft 5 Jahre dort gearbeitet und es wurde mit den Jahren eher schlimmer für mich als besser. Daher habe ich für mich den Entschluss gefasst die Reisleine zu ziehen bevor es zu spät ist. Ich muss und möchte für mich und meine Familie gesund bleiben und nicht jeden Morgen mit Bauchschmerzen zur Arbeit fahren und jeden Abend stundenlang schlaflos wach liegen, weil ich gedanklich durchgehe ob ich irgendwas vergessen oder verpasst habe.

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Okay, so wie du es beschreibst ist die Sache also eindeutig. Umso weniger verstehe ich, warum du dann ein schlechtes Gewissen hast?!

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Erstmal generell, vielen Dank euch allen, vor allem auch, dass ihr mir da wieder etwas Bodenhaftung gegeben habt bezüglich "es ist nur ein Job". Das hatte ich in meinem Gedankenkarussell tatsächlich irgendwie verdrängt. Bei uns in der Firma wurde auch gern von "wir sind ja hier eine Familie" geredet aber....so von außen betrachtet ist das definitiv nicht der Fall (sollte es auch nie sein) und ich sollte mich von diesen Gedankengängen frei machen.

Ich werde zur Feier gehen und mich einfach auf die Kollegen und Klienten freuen die dort sind. Die geplante Kündigung werde ich für den Zeitraum einfach versuchen aus dem Kopf zu behalten. Ihr habt recht, es ist ausreichend, wenn ich vorher meinem Chef eine Mail schreibe oder direkt vor der Kündigung ein Gespräch mit ihm suche. Ich sollte mir jetzt vorher das Leben dadurch nicht schwer machen, auch wenn ich tendenziell immer der Typ bin, der sich über alles Gedanken macht.