Mein Beruf - der Feind

etwas dramatischer Titel, aber so fühle ich mich bei dem Gedanken ans Ende der Elternzeit.
Den Anfang habe ich durchgezogen, getreu dem Motto „danach wird alles besser“.
Danach vergingen die Jahre und trotz toller Kollegen kam das Gefühl immer mehr durch. Während meiner ersten Elternzeit machte es Klick, aber wir zogen um und irgendwie landete ich doch wieder in dem Beruf.
Diese Anstellung hat mir jedoch endgültig die Augen geöffnet. Nach der Arbeit ging es mir oft sehr schlecht, die Gedanken kreisten 24/7 und teilweise musste ich weinen (Verantwortung sowie Überforderung/ Ängste).
Ich übe diesen Beruf nicht gerne aus, er liegt mir nicht und zudem ist er auch noch unterbezahlt. Kurzum, er macht mich extrem unglücklich.

Habt ihr euch relativ spät nochmals umorientiert?
Wie war eure Erfahrung? Hat es sich gelohnt und wie war/ ist es mit kleinen Kindern?

1

Der Text könnte 1 zu 1 von meinem Mann sein...vielleicht mit der kleinen Einschränkung, dass er seinen Beruf im Grunde schon mal genicht hat, aber bei den seit langem herrschenden Bedingungen ist ihm das längst abhanden gekommen.

Wir haben schonmal Richtung Fernstudium geschaut, aber so richtig sind wir noch nicht final weitergekommen für ihn.

Ich selbst habe mit 29 (nach Studium und Kind 1) nochmal eine normale 3 jährige Ausbildung gemacht, um ein weiteres Standbein zu haben, weil die Berufsaussichten in dem Berufsfeld meines Studium schlecht sind.
Während der Ausbildung hab ich dann fas 2. Kind bekommen, also direkt nach dem Mutterschutz (plus Resturlaub) wieder gearbeitet. Das war natürlich sehr anstrengend aber hat letztlich gut geklappt. Durch Zufall hab ich dann aber doch eine Stelle aufgrund meines Studiums bekommen

Bearbeitet von Yosan
2

Ja. Ich habe mit Ende 30 nochmal abends und am Wochenende die Schulbank gedrückt und arbeite jetzt in einem ganz anderen Berufsfrld als zuvor.

Es war anstrengend. Ich habe zwei Kinder und in Teilzeit gearbeitet. Mein Mann hat viel aufgefangen und viel von dem übernommen, was ich sonst gemacht habe. Und ich musste mich besser organisieren - eigentlich war ich immer recht chaotisch. In der Hinsicht habe ich mich gut weiterentwickelt.

Nun geht die Reise weiter, im nächsten Jahr beginne ich mit einem Studium. Ich möchte mich im neuen Berufsfeld weiterentwickeln. In Teilzeit, weil ich arbeite und natürlich noch immer meine Familie habe. Wenn alles so läuft wie geplant, dann kann ich mit 50 einen Master vorweisen und noch 15+ Jahre in der Position arbeiten, die ich anstrebe.

Ohne meinen Mann, der mich unterstützt, würde es nicht klappen. Durch sein Engagement funktioniert der Alltag - sei es Arzttermine oder Fahrten zu den Hobbys der Kinder. Wir sind ein gutes Team und rechnen nicht gegeneinander auf, wer wann was beiträgt und leistet.

3

Ich hab mich beruflich oft umorientiert, ohne dafür aber eine neue Ausbildung zu machen.
Viele sehr unterschiedliche Berufe aus unterschiedlichen Branchen haben ja gewisse Überschneidungen, zur Not kann man auch eine kurze Weiterbildung machen.
Z.B. kenne ich einen Fliesenleger, der es mit einem Kalkulationskurs zum Bauleiter gebracht hat.
Auch eine Betriebswirtin, die nun im Bereich Social Media arbeitet.
Und einen Architekten, der Karriere als Fotograf gemacht hat.

4

Aktuell fehlen an so vielen Plätzen Fachkräfte - nur Mut, probier was neues aus, z.b. als Quereinsteiger 😊

Zurück kannst du im Notfall vermutlich problemlos.

Ich kenne so einige, die später umgesattelt haben. In manchen Fällen hat es sich so hin entwickelt (z.b. eine liebe Kollegin, die innerhalb der Firma nach und nach die Abteilung samt Aufgaben gewechselt hat), in manchen Fällen war es ein harter Ausstieg (z.b. meine Schwester, die völlig berufsfremd einfach nen Job bei nem Lieferanten ihres alten Arbeitgebers angenommen hat - die hätten de facto jeden genommen, der einigermaßen mit Computer umgehen kann & zahlen dennoch besser als in ihrem erlernten Beruf), dann gibts Leute, die richtig umschulen (Schwager startet gerade mit Ü40 ne neue Ausbildung) und es gibt natürlich auch waschechte Aussteiger (für meinen Mann rentiert sich Arbeit in seinem erlernten Beruf schlichtweg nicht - er jobbt seit Jahren nur noch gelegentlich).

Bei allen Genannten sind auch kleine Kinder im Spiel. Solange die Finanzen sich trotzdem abdecken lassen ohne allzu große Abstriche und der jeweilige Partner auch bereit ist, das Ganze mit zu tragen, ist das machbar!

5

Welchen Beruf übst du denn aus? Vielleicht gibts eine Alternative, um nicht nochmal komplett neu beginnen zu müssen sondern eine "Abwandlung" zu finden?

LG

6

Hi, ich habe mit 36 nochmal für 2 Jahre die Schulbank gedrückt.
War vor den Kindern im Textileinzelhandel als Filialleitung tätig.
Durch den Nachweis, dass ich dort Personalverantwortung hatte habe ich die Zulassung zur IHK Prüfung Personalfachkauffrau bekommen.
Mittlerweile arbeite ich TZ als Personalreferentin im Textineinzelhandel im Hintergrund, was mir total viel Spaß bereitet. Überlege jetzt noch den Personalbetriebswirt zu machen, oder evtl ein Studium in dem Bereich um nochmal durchzustarten, wenn die kindersicher weniger brauchen.

7

Und warum suchst Du Dir nichts Neues?

8

Ich finde meinen erlernten Beruf eigentlich nicht so schlecht habe ich nicht ungern gemacht aber erstens ist die Branche schlecht bezahlt und zweitens sind die Arbeitszeiten mit Familie / Kindern für mich absolut nicht vereinbar. Mit nicht ganz so doofen Zeiten könnte ich in der Branche nur in Positionen arbeiten wo ich überqualifiziert für bin oder maximal nur mit sehr wenigen Stunden eben der Zeiten . Über den Personalmangel in der Branche braucht man sich nicht wundern solange die Branche noch auf ihrem hohen Ross sitzt wird das auch nix . Vernünftige Bezahlung und etwas Flexibilität was die Arbeitszeiten betrifft könnten enorm helfen aber wenn man fast nur Vollzeit bei Wechselschichten , Wochenende und schlechter Bezahlung einstellen will . Ich mache jetzt einen Bürojob ist in Ordnung meine Erfüllung ist es nicht aber die Arbeitszeiten sind super und ich verdiene um einiges mehr .

9

Mir hat mein Beruf sehr wenig Spass gemacht, wäre aus der Ausbildung beinahe raus geflogen weil null Motivation. Habe dann mit einem 2.0 abgeschlossen und über sieben Jahre im Beruf gearbeitet. Dabei habe ich Geld gespart und damit mir mit 30 eine zweite Berufsausbildung geleistet. Das war zwischenzeitlich echt hart und hätte ich mehr darüber gewusst hätte ich vielleicht diese nicht gemacht. Jetzt habe ich meinen Traumjob und dafür einen Lohn von 12.10 bzw jetzt 14.40 die Stunde welcher kaum reicht zum Fixkosten zahlen…