Dilemma - Beamtin - eine Beförderung zu viel -freiwillig Herabstufen lassen?

Hallo,

hier bekommt man immer guten Input.

Ich habe folgendes Problem:

Ich bin verbeamtet, seit Rückkehr aus der Elternzeit mit 60% auf einer neuen Stelle.

Es passt überhaupt nicht und ich bin da sehr unglücklich, ich bekomme keine bzw. nur sinnlose Aufgaben, Einarbeitung fand nicht statt, die Kommunikation mit der Chefin und dem Team funktioniert nicht. Ich habe immer wieder das Gespräch mit Vorgesetzten und Kollegen gesucht, es ändert sich nichts.
Jetzt nach 1,5 Jahren ist klar, dass ich da weg muss.
Ich sehe meine Gesundheit gefährdet, wenn ich da bleibe, ich schlafe schlecht, weine viel. Ich habe noch keine Diagnose, aber Gespräche mit meinem Hausarzt (der mich auch länger krank schreiben würde, was ich bis jetzt nicht in Anspruch genommen habe, nur eine Woche bisher, die habe ich genutzt, meine Bewerbungsunterlagen auf Stand zu bringen), einer Psychologin von einer Beratungsstelle und die sagen, das kann ich so nicht weiter machen.

Jedenfalls geht es mir viel besser, seit ich eine Entscheidung getroffen habe und angefangen, mich intern und extern zu bewerben.
Es gibt immer Mal wieder passende Stellen, aber nicht haufenweise, da meine Behörde recht speziell ist, eine eigenen Studiengang hat und es auch eine besondere Form der Beamtenlaufbahn ist, die so nur noch wenige andere Behörden haben, also früher oder später wird sich da was ergeben, aber es dauert.

Außerdem wurde ich vor kurzem nochmal befördert, eine Stufe darunter gäbe es deutlich mehr passende Stellen und ich könnte auch ohne Weiteres intern umgesetzt werden, das ist aber jetzt nicht mehr möglich, auf meiner Stufe wird jede Vakanz ausgeschrieben.

Jedenfalls hat sich jetzt ergeben, dass kurzfristig eine Stelle in meinem ehemaligen Team frei wird, in dem ich direkt nach dem Studium angefangen habe. Ich weiß, dass es mir gefällt und kenne mich da super aus. Ich würde es grundsätzlich gerne machen und die würden mich auch gerne zurück nehmen.
Aber auch das wäre eine Stufe zu niedrig, eine Aufwertung der Stelle oder Anreicherung mit höherwertigen Tätigkeiten ist nicht möglich, das wurde schon geprüft. Da müsste ich nächste Woche Bescheid geben, wie ich mich entscheide.

Ich schwanke jetzt minütlich zwischen:

Ich mach das einfach, lasse mich Herabstufen, dann habe ich meinen Seelenfrieden!

Oder

ich lasse mir doch nicht nehmen, was ich schon habe, eine erreichte Besoldungsstufe kann man unfreiwillig gar nicht verlieren, so einfach bekommt man die Beförderung auch nicht.

Die Beamtengeschichte ganz hinter mir zu lassen, in der freien Wirtschaft würde ich sicher auch was finden, wäre eine sehr verzweifelte Option, ich bin Ende 30, auf Lebenszeit verbeamtet, habe ewig studiert und nie in die Rentenversicherung eingezahlt.

Hat hier jemand schon freiwillig so einen Schritt zurück? Jetzt scheint es mir eine tolle einfache Lösung, aber bereut man das langfristig?

Ist Abwarten und auf eine andere Lösung hoffen, die bessere Wahl? 2 offene Bewerbungen habe ich gerade noch und bleibe auch dran.

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„ Ich mach das einfach, lasse mich Herabstufen, dann habe ich meinen Seelenfrieden!“

Das würde ich in deiner Situation genau so sehen, es geht ja nicht nur darum, dass du unzufrieden bist, sondern es geht offensichtlich bereits um deine psychische Gesundheit! Und die Gesundheit muss an erster Stelle stehen, erst recht wenn du auch ein (kleines?) Kind noch hast. Und der Schritt zurück muss ja nicht für immer sein!

Achja: Beamtenstatus aufgeben auf gar keinen Fall! Es wird sich schon noch was ergeben was bei dir passt. In der Behörde gehen sicherlich wie überall auch in den nächsten Jahren einige in Pension, da ergeben sich sicherlich neue Chancen, an die du jetzt noch nicht denkst. Hauptsache ist, du bleibst bis dahin gesund!

Bearbeitet von rosalina12
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Vielen Dank für die Antwort.

Ich will mir die Entscheidung halt nicht zu einfach machen, es hängt schon viel dran, es ist nicht nur das aktuelle Gehalt (macht mit meiner Teilzeitstelle gerade etwa 200 € netto monatlich aus), auch ggf. weitere Karriereschritte, Pensionsansprüche.

Und so leicht bekommt man diese Beförderung nicht, ich habe sie wegen meiner Stelle vor der Elternzeit bekommen, da hatte ich aufgrund besonderen Engagements, auch in Projekten, eine hervorragende Beurteilung.
So eine werde ich so schnell nicht wieder bekommen.

Ich fühle mich, seit es entschieden ist, wieder einigermaßen stabil und kann es eben, zur Not mit Krankschreibung, auch noch etwas aushalten.

Ja, die Kleine ist erst 2,5, weiteres Kind nicht ausgeschlossen.

Bearbeitet von Beamtin
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So lange es nicht richtig schlimm ist, mit Mobbing oder so etwas, würde ich es aussitzen und auf eine bessere Gelegenheit warten.

Ich glaube, man würde sich hinterher ärgern und es sieht nicht gut aus im Lebenslauf.

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Nee, es ist kein Mobbing, es ist keiner Schuld, die ganze Stelle, die Arbeitsorganisation, die Kommunikation mit den Vorgesetzten, das passt einfach alles nicht.

Ich bin damit nicht alleine, ein paar auch neuere Kollegen kommen super klar, ein paar andere haben auch sehr zu kämpfen. Das liegt an den individuellen Aufgaben, niemand macht das gleiche, man ist Einzelkämpfer und sitzen auch in der ganzen Republik verteilt (das war bei der vorherigen Stelle auch so, aber trotzdem war es viel mehr ein echtes Team), ist wohl aber auch einfach Typsache.

Was ich mit den Kolleginnen gemeinsam habe, die sich ebenfalls schwer tun, wir sind "Teilzeitmuttis", da bekommt man weniger sinnvolle Aufgaben und bekommt viele Informationen nicht mit.

Nicht gut aussehen im Lebenslauf ist für mich nicht so wichtig, ich will keine große Karriere machen, aber so 1-2 Stufen mehr sollten im Laufe der Jahrzehnte noch drin sein.
Bevor ich auf die aktuelle Stelle kam, war ich tatsächlich gut, in dem, was ich tat.
Also ich verstehe das Argument schon, würde es nur etwas anders Ausdrücken. Für weitere Karriereschritte und eventuelle externe Bewerbungen wäre es schon sehr nachteilig.

Bearbeitet von Beamtin
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Hast Du mal mit Eurem BEM-Beauftragten gesprochen? Im Rahmen eines solchen Verfahrens ist allerhand möglich. Mit ärztlichem Attest auch präventiv, ohne dass man schon vorher längere Zeit krank gewesen wäre. Z.B. zur Vermeidung eines Burn Outs. Bei uns sitzen A13 er auf Sachbearbeiterstellen.

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Da kam bis jetzt nur die Antwort, das macht keinen Unterschied zu einem Umsetzungsantrag, die Stellen, die zu besetzen wären und eben nur mit Herabstufung verfügbar, wären dieselben.

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Würde auf gar keinen Fall eine Rückstufung hinnehmen sondern eher darauf hinarbeiten, dass deine jetzige Position sinnvoll ausgefüllt wird.

Bzgl. Einarbeitung bin ich aber schon der Meinung, dass man ab einer bestimmten Besoldungsposition sich selber in die jeweilige Stelle einarbeiten kann.

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Danke für deinen Rat, ich glaube, je mehr ich lese und auch selbst schreibe und reflektiere, um so klarer wird mir auch, dass ich keine Rückstufung hinnehmen sollte oder zumindest nicht, ohne noch alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben.

Das mit der Einarbeitung stimmt natürlich grundsätzlich und mit zwei Studienabschlüssen in verschiedenen Bereichen und einigen Jahren Projekterfahrung sehe ich sogar meine große Stärke darin, mich selbständig in neue Themen einzuarbeiten. Ich kann das gut und mache es auch sehr gerne.

Aber bei der Stelle geht das irgendwie nicht. Die Kollegen sind so verschlossen, jede noch so kleine Information muss man ihnen aus der Nase ziehen, es fehlen Informationen, das Ablagesystem ist historisch gewachsen und komplett unverständlich. Die Arbeitsaufträge sind so unklar, dass man am besten erstmal gar nichts macht, weil eine Vorgesetzte, während man das macht, noch 3 Mal ihre Meinung ändert, was zu tun ist und wie. Jeder Versuch, sich selbständig sinnvolle Beschäftigungen zu suchen und eigene Ideen einzubringen, wird ausgebremst. Wenn man etwas macht, ist es garantiert falsch, obwohl es vorher genau so abgesprochen war.
Es gibt eine klare Hierarchie. Mein übernächster Vorgesetzter sagte mir wörtlich, bei meiner Gehaltsstufe werde man nicht fürs selbständige Denken bezahlt.
Ich bin grundsätzlich sehr selbständig, was ich wann tue, wie ich mich dabei organisiere, aber die Arbeit inhaltlich an sich wird komplett vorgegeben.
Weil ich kaum Sinnvolles zu tun habe, lerne ich dabei auch nichts.
Ich habe mir für ein paar Standardaufgaben und Vorgänge inzwischen Vorlagen zurecht gelegt, aber ansonsten kann ich genauso wenig wie am ersten Tag.

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Du klingt recht engagiert und fit im Job, und das passt leider so gar nicht zu einer Stelle wo man dir sagt "sie werden nicht zum selber denken bezahlt" , ehrlich gesagt ist eine solche Aussage auch fast jedem Mitarbeiter gegenüber eine Frechheit und zeugt von einer Arbeitsatmosphäre unter aller Sau.

Ich sehe ehrlich die Gefahr du kommst da ins Bore out/burn out. Nicht jeder kann es abstellen auf der Arbeit Sinnhaftigkeit seiner Tätigkeit zu suchen und für Menschen die "ownership" für ihr Handeln brauchen ist deine Arbeitsstelle Gift.

Überleg dir gut wie lange du das realistisch aushalten kannst und wenn du vorerst bleibst,, überleg dir gute Strategien es auszuhalten.

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Oben schrieb schon jemand vom BEM, daran habe ich auch direkt gedacht.
Wenn du insgesamt auf sechs Wochen AU kommst, hast du Anspruch darauf.
Ich würde mir an deiner Stelle gut überlegen, was sich ändern müsste, damit deine psychische Gesundheit erhalten bleibt. Mit diesen Ideen/Forderungen gehst du dann ins BEM. Da lässt sich in der Regel wirklich einiges erreichen.
Du kannst auch festlegen, wer am BEM teilnehmen soll. Dabei auf jeden Fall jemanden mitnehmen, der "nur für dich" da ist, z.B. Personalrat oder Gleichstellungsbeauftragte. Und da das Problem ja irgendwie deine direkten Vorgesetzten betrifft, würde ich auch jemanden dazuholen, der noch höherrangig ist und daher Versetzungsmöglichkeiten besser im Blick hat.
Alles Gute für dich!

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Ich verdiene aufgrund des Seelenfriedens seit Sommer 1200 brutto weniger, trotz weiterhin 40h Stelle - und mir geht es richtig gut dabei. Geld ist nicht alles.

Bearbeitet von dumdidum