Handwerksberufe attraktiver gestalten durch flexible Arbeitszeiten

Guten Abend,

Es herrscht in bestimmen Branchen großer Fachkräftemangel, u.a. auch im Handwerk (vor allem auf dem Bau, oder in Metallbereichen usw.). Dadurch das die meisten keine handwerklichen Berufe mehr machen möchten sondern studieren gibt es bald keine Handwerker mehr.

Ich weiß aus meinem Umfeld das die Handwerksbetriebe sehr gut bezahlen um neue Mitarbeiter anzuwerben. Mein Vorschlag wäre folgender, da in vielen Betrieben es mittlerweile flexible Arbeitszeiten gibt und die Leute die Arbeit frei einteilen können mit Gleitzeiten usw. würde es durchaus Sinn machen in Handwerksbetrieben solche Arbeitszeitmodelle einzuführen.
Vor allem den Jungen Leuten ist Freizeit sehr wichtig und mit diesen Arbeitszeiten hat man mehr von freier Zeit durch bessere Einteilung, anstatt wie üblich immer von 8.17 Uhr zu arbeiten.
Warum haben diese Betriebe nicht mal die Idee gehabt das umzusetzen? So werden sie garantiert viele Bewerber finden wenn die Bezahlung auch noch stimmt.

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Na ja im Handwerk geht es meistens um feste Termine. Termine die auch eingehalten werden müssen da es ansonsten Strafen hageln können.
Da ist ein fester Beginn einfach um die Termine zu planen als ein lockerer Beginn.

Meist sind Handwerker ja als Team unterwegs und dann hat man da jemanden der gern früh beginnt und einen der spät kommen möchte. Wie willst du da Termine vergeben?

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Ich höre im Radio immer wieder Werbung für Betriebe, die mit Viertagewoche werben.

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Ich kenne eine Reihe Handwerksbetriebe in meiner Gegend, wo die Leute sich aussuchen können, ob sie 4 x 10 oder 5 x 8 Stunden arbeiten. Schwierig wird es halt, wenn Hand in Hand gearbeitet werden muss. Was soll der Strassenbauer denn machen, wenn der Baggerführer Feierabend macht und umgekehrt?

Grüsse
BiDi

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Bist du selber Handwerker?

Es ist halt etwas schwierig am Bau mit Gleitzeit. Hilft ja nix wenn die Dachdecker hintereinander kommen, man aber mindestens zu dritt sein muss um das Dach zu decken.
Genauso wenn der Zimmerer sich dann Gleittage genommen hat und gar kein Dachstuhl da ist...
Außerdem hat es ja Gründe warum viele früh anfangen, um 15 Uhr ist es vielleicht so brütend heiß dass kein Mensch mehr körperlich hart arbeiten kann. Oder um 17 Uhr schon dunkel je nach Jahreszeit, da mauert sich's dann schwierig bis 19 Uhr.

Wobei ich neulich einen Bericht über einen Abendbäcker gesehen hab, da hat der Laden halt erst ab 14 Uhr oder so verkauft und sie haben um 8 in der Backstube angefangen. War allerdings dafür schwierig, Verkäuferinnen zu finden.

Edit: außdem fahren viele Handwerker ja auch gemeinsam mit dem Transporter inkl. Werkstatt zum Kunden, wie soll das dann gehen, ein Auto für jeden? Da braucht man ja auch einen festen Treffpunkt und Abfahrtszeitpunkt.

Bearbeitet von annemay
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Ok - Aber jetzt mal ganz ehrlich. 8 - 17 Uhr sind doch gute Arbeitszeiten. Findest du nicht?
Kein Schichtdienst - kein Wochenend-/Feiertagsdienst, kein Nachtdienst.
Irgenwann muss die Arbeit getan werden. Ob an 4 Tagen je 10 Stunden oder an 5 Tagen 8 Stunden.

Ich glaube, dass das Grundproblem dort liegt, dass es zu viele Eltern gibt, die ihre Kinder auf Realschule und Gym sehen und ihnen somit vermitteln, dass Berufe, die man auch mit Hauptschule machen kann, weniger wert sind.
Das ist in den Köpfen vieler Leute noch viel zu stark verankert.

Und die paar Jugendliche, die diese Berufe noch ergreifen, werden dazu animiert, im Anschluss an die Ausbildung Weiterbildungen anzustreben. Keiner will/soll die "normale Gesellenarbeit" ausführen, sondern auf "Techniker" usw. weitermachen.
Die Jobs können aber nicht von lauter Technikern und Meistern geleistet werden, weil dies der Kunde nicht bezahlen kann,

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Würd ich mir für mein Kind aber auch nicht unbedingt wünschen das er körperlich so hart schuften muss für ( vergleichsweise) wenig Geld. Gut bezahlter Schreiner im Angestelltenverhältnis hat vielleicht seine 2000-2500 netto raus, das ist aber einfach nicht mehr viel.

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Wie man es sieht.
Ist wohl regional sehr unterschiedlich. Hier sind 2.500 Euro, netto ein ganz normaler (teilweise überdurchschnittlicher) Verdienst.
Mehr verdienen nur Akademiker und Handwerksmeister/Techniker. Dafür wohnt man auch günstiger.

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Du bist kein Handwerker, oder?
Oftmals fahren sie zusammen zur Baustelle und auf der Baustelle wird Hand in Hand gearbeitet. Für viele Arbeiten braucht man mehr als eine Person. Das ist etwas anderes als im Büro, wo jeder für sich arbeiten kann. Dachdecker wurde hier ja schon als Beispiel genannt. Du brauchst mehrere Personen um ein Dach zu decken. Außerdem fangen sie im Sommer früh an, denn auf dem Dach knallt die Sonne extrem. Wir bauen gerade und ich könnte dir noch weitere Beispiele nennen. Selten, dass hier einer alleine etwas erledigt hat.

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Ich kanns verstehen wenn es keiner machen will. Mein Vater war selber 20 Jahre auf dem Bau. Es ist körperliche Schwerstarbeit die keiner bis zur Rente durchhält. Mein Vater war mit 55 am Ende. Deutlich früherer Renteneintritt wäre wahrscheinlich attraktiver. Mein Vater hat übrigens von 5.30 Uhr morgens bis ca 18.00 abends gearbeitet.

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Mein Mann ist Handwerker. Unser größter Wunsch wäre es, uns gemeinsam um unsere Tochter kümmern zu können in dem beide mit reduzierten Stunden arbeiten - no way. Ich finde das sehr schade. Ich denke, in einigen Handwerksberufen könnte es durchaus möglich sein 10/4 zu arbeiten oder den Betrieb so zu organisieren, dass Teilzeit gearbeitet werden könnte. Es setzt jedoch voraus, dass der Betriebsinhaber sehr gut plant und offen ist, neue Wege auszuprobieren. Z.b. Könnten sich ja auch zwei Schreiner eine Stelle teilen etc.
Ich hoffe sehr, da tut sich was in Zukunft.

Bearbeitet von vorblida
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Hallo,
ich denke, es gibt mehrere Gründe, warum es bisher keine flexiblen Arbeitszeiten im Handwerk gibt(einigenGründe wurden bereits aufgeführt):
-feste Termine
-arbeiten fast immer im Team
-männlich geprägter Beruf (Vollzeit ist Norm; Ernährer-Rolle)
Wie eine andere Userin schon geschrieben hat, werben einige Betriebe mit der 4-Tage -Woche.
Da war mal in der Presse ein Maler-Betrieb, der gar keine Bewerber hatte und dann bei dem Angebot 4 Tage, die Tür eingerannt bekommen hat. Am Ende haben sie sogar mehr MA eingestellt als geplant und konnten das mit mehr Aufträgen reinholen!
Ich finde das sehr lobenswert, ein freier Tag zusätzlich (vor Allem unter der Woche), finde ich schon toll-man muss kein Urlaub oder Minusstunden nehmen, wenn man mal einen Termin hat etc.