Frage zum ALG I

Hallo in die Runde,

ich beziehe bald zum ersten Mal in meinem Leben ALG I, nachdem ich knapp 25 Jahre lang in unser Sozialsystem einbezahlt habe. Mittlerweile wurden mir schon mehrere Vermittlungsvorschläge zugeteilt und zudem wurde mir gesagt, dass ich eine Weiterbildung in Anspruch nehmen könnte.
Nun zu meinen Fragen: Muss ich mich auf zugeteilte Vermittlungsvorschläge zwingend bewerben? Muss ich eine Weiterbildung zwingend in Anspruch nehmen? Welche Pflichten habe ich in diesem einen Jahr, in dem mir ALG I zusteht und wann darf mir dieses gekürzt oder gestrichen werden?

Danke & Grüße

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Du musst zeigen, dass du dich bemühst. Es wird erwartet, dass du eine bestimmte Anzahl Versuche in der Woche unternimmst. Ich meine, es waren drei pro Woche. Notier deine eigenen Bemühungen genau, z.b. auch, wenn du bei einer Firma anrufst oder ne Mail schreibst. Auch das zählt.

Es gibt da auch verschiedene Pflichten im Laufe des einen Jahres. Frag mich nicht mehr genau. Die ersten x Monate wird noch hingenommen, dass du dich überhaupt nicht bemühst, die nächsten x Monate musst du dich zumindest selbst kümmern. Und irgendwann gegen Ende des Jahres KANN (aber muss nicht) dir das Geld gestrichen werden, wenn du dich nicht auf jeden Dreck bewirbst.

Die Angebote vom Arbeitsamt sind eine Katastrophe. Klar, da "bewirbt" sich alles und jeder drauf, um das Arbeitsamt zufrieden zu stellen. Vernünftige Firmen müssen schon sehr verzweifelt sein, um übers Arbeitsamt Leute zu suchen und sich diese Bewerberflut anzutun. Dementsprechend ist das, was da an Vorschlägen kommt... Nun ja. Siehst du ja selbst.

Wir hatten hier immer nur für kurze Übergangsphasen ALG, z.b. zwischen zwei Ausbildungsabschnitten. Wir haben diese Vorschläge komplett ignoriert. Hat am Ende niemanden gejuckt.

Was hingegen Ärger gab, war ein Tag Probe arbeiten auf eigene Faust, ohne das vorher dem Arbeitsamt zu melden. Haben wir hingenommen, da wir - aus Erfahrung - wussten, dass Probe arbeiten sonst abgelehnt wird 🙄

Weiterbildungen wurden immer versprochen, aber nie das, was man selber wollte oder für den eigenen Beruf Sinn gemacht hätte. Und am Ende ist es immer kurzfristig gescheitert an irgendwas. Daher keine Erfahrung hierzu vorhanden.

Mit anderen Worten: kümmer dich selbst. Schau, dass dein Sachbearbeiter happy mit deinen Bemühungen ist. Und im Idealfall hast du wieder Arbeit, bevor das Jahr um ist. Wir haben es nie ausgereizt, daher keine Ahnung, wie das gegen Ende wird.


PS: und ignorier die Rufe "du faule Sau musst natürlich tun, was von dir erwartet wird". Die haben keine Ahnung, wie unterirdisch das System Arbeitsamt läuft.

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Äh.... Klar musst du dich bewerben. Das ist doch der Sinn des Ganzen.

LG

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Warst du mal arbeitslos? Ich nur 6 Wochen in meinem bisherigen Leben und wenn es gut kommt (sehr humaner großer Arbeitgeber mit starkem Kündigungsschutz) bis zur Rente nicht mehr.
Ich kann jedem nur empfehlen, sich selbst um einen neuen Job zu bemühen. Für jemanden, der gut ausgebildet ist, bisher immer gearbeitet hat und dies auch wieder möchte, wird dies sowieso selbstverständlich sein.
Die Angebote der Agentur für Arbeit sind häufig schlecht bis mittelmäßig gut. Offiziell hat zwar jedes Unternehmen die Obliegenheit (keine Pflicht), jede offene Stelle der Arbeitsagentur zu melden, doch das machen die wenigsten. An die guten Jobs kommt man also darüber nur selten.
Einmal zwischendurch vor vielen Jahren war ich aufgrund einer Befristung arbeitssuchend gemeldet. In der Zeit erhielt ich von der Arbeitsagentur ein Angebot eines Konkurrenzunternehmens von uns, mit der ich zuvor einmal unangenehm in Kontakt gekommen bin. Ich habe mich dort NICHT beworben, weil ich nach diesem Geschehen nicht vor diesem Unternehmen die Hosen runterlassen wollte. Ich werde keine Details nennen, aber wenn du in so eine Situation geraten würdest, könntest du mein Handeln verstehen.
Genauso kann ich jeden verstehen, der bis eben noch gearbeitet hat, und der jetzt die ersten Angebote zugeschickt bekommt. Viele davon passen nicht, manche beinhalten etwas komplett anderes, als man bisher gemacht hat, manche sind sehr schlecht bezahlt. Mag sein, dass du das derzeit anders siehst, aber wenn du in die Situation kommen solltest, dich nach einem gut bezahlten Job kurzzeitig arbeitslos zu melden, wirst du auch zögern, dich auf einen Job zu bewerben, bei dem du die Hälfte oder 1/3 weniger verdienst. So lange man gute Aussichten hat, aus eigener Kraft einen neuen und ebenso gut bezahlten Job zu finden, macht das keiner. Du vermutlich in der Situation auch nicht.

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Natürlich kann sich die TE auch selber einen passenden Job suchen. Da hält sie ja auch keiner davon ab.
Im Gegenteil. Zeigt sie ihrem Sachbearbeiter ihre Eigeninitiative, so wird er sie sicherlich unterstützen und evtl von anderen Vorschlägen absehen.😀

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Auch wenn hier jetzt viele aufschreien bei meinem Post
Solange du noch arbeitest musst du dich auf keinen Vermittlungsvorschlag bewerben.
Wenn du ALG1 beziehst dann schon, aber nicht auf Stellen die nichts mit deinem Beruf zu tun haben. Also wenn in deinem Lebenslauf steht, dass du mal Zeitungen ausgetragen hast. Aber 5 Jahre zu letzt als Sachbearbeiter tätig warst. Kannst du es ablehnen mit entspricht nicht meinem Beruf
Zur Weiterbildung. Wenn du auf etwas Lust hast dann sage es. Wenn nicht. Dann schweige. Eventuell wird dir so etwas angeboten. Aber nicht sofort.
Dies alles hängt natürlich von deinem Beruf ab.
Je höher qualifiziert so entspannter

Und ja ich kann verstehen, dass man nach 25 Jahren arbeiten sich auch was von dem Geld zurück holt

Es gibt genug Menschen die immer Leistungen bezogen haben und nie einzahlten. Diese Leute bringen andere Leute dazu auch einmal dreist zu sein

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Du solltest dich schon auf Stellen bewerben, aber das müssen nicht die grottenschlechten vom Amt sein. Die bombardieren dich mit jeder Stelle die auch nur ansatzweise etwas mit deinem Beruf zutun haben, egal wo und egal was. Hatte einen Anruf von einer Firma aus dem Süden Bayerns..ich wohne aber in RLP.
Ich war mal zwei Monate Arbeitslos, weil ich mir einfach diesmal genau überlegen wollte, bei welcher Firma ich anfangen, bevor ich wieder ins Klo greife. In der Zeit habe ich mich auf keinen einzigen Vorschlag vom Amt beworben. Habe das auch so zu meinem Betreuer gesagt, und gefragt warum die mir so einen blödsinn schicken und dann immer irgendwann Nachts 🤦🏽‍♀️
Ich wurde mit so vielen Briefen täglich belästigt, dass ich nach 2 Monaten echt die Nase voll hatte.
Sollte dann sogar noch zu einem Bewerbungstraining, obwohl ich von 10 Bewerbungen 9 Mal zum Vorstellungsgespräch eingeladen wurde und einen Master of Arts besitze..das war der Lacher schlechthin 😂
Als ich mich dann nach den 2 Monaten abgemeldet habe, haben die sogar noch gefragt ob ich dann trotzdem zu dem Training komme..ähmm..nein!

Ich wünsche dir also gute Nerven und such dir am Besten so schnell wie möglich was neues, denn auf „Frischfleisch“, was noch motiviert ist haben die es abgesehen 😉😃

Bearbeitet von Furchtbar.
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Bei meinem Mann war es auch lustig...er war über 1,5 Jahre vorher umgezogen und war durch Kündigungsfristen und Umzug eben kurzzeitig in der Heimat noch arbeitslos gemeldet, aber es war da schon dem Amt bekannt, dass er umzieht. Dann über 1,5 Jahre später war er am neuen Wohnort kurzzeitig arbeitslos gemeldet und bekam ausschließlich Jobangebote vom alten Wohnort, der mehrere hundert km entfernt ist.

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Ich war einmal kurz arbeitslos (aufgrund Krankheit) und habe ALG I bezogen. Anfangs hat das Amt ziemlich Druck aufgebaut hat (ständig Anrufe zB), ich konnte aber aufgrund der Krankheit die ersten Wochen noch nicht voll durchstarten, war auch zeitweise krankgeschrieben.

Die Vermittlungsvorschläge, die vom Amt kamen, waren für die Tonne, hatten überwiegend nichts mit meiner Qualifikation und Beruf zu tun. Ich habe mich, bis auf den einzigen, der einigermaßen passte, darauf auch nicht beworben und auch das Amt informiert, warum sie nicht passten, wurde auch so akzeptiert. Meines Wissens ist nach hat mein bei ALG I noch mehr Freiheiten Vermittlungsvorschläge und Weiterbildungen abzulehnen.

ABER: Ich habe mir, sobald ich gesünder war, selbst passende Angebote gesucht und die Bewerbungen dem Amt auch nachgewiesen. Davon waren sie recht angetan und ab da haben sie mich auch völlig in Ruhe gelassen, sie wollten anscheinend nur sehen, dass ich mich selbst bemühe. Kurze drauf später hatte ich dann auch einen neuen Job.

Bearbeitet von nurmut
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Welchen Beruf hast du denn?