Hatte jemand von euch beruflich schon einmal mit Toten zu tun?

Hallo,

ich hatte heute ein Vorstellungsgespräch bei einem Rechtsmediziner - als Bürokraft. Sprich, Gutachten tippen, allgemeine Sekretariatsarbeiten, Telefonate mit Gerichten und Polizei usw.
Grundsätzlich hätte ich genau an diesen Tätigkeiten großes Interesse.

Mit was ich mich aber irgendwie gar nicht anfreunden kann ist, dass der Obduktionsraum ein Stockwerk tiefer ist. Dort werden natürlich Leichen seziert, untersucht, ... was man mit Toten bei der Obduktion eben alles so macht. :D
Leider Gottes bekommt man die Leichen auch als Büromitarbeiterin zu Gesicht... :-( Was mir beim Bewerben absolut nicht klar war und was nicht einmal beim Vorstellungsgespräch erwähnt wurde. Erfahren habe ich das erst durch meine potentiellen neuen Kollegen, welche mir auch schon ein paar Dinge gezeigt haben usw.

Da mich der Job selbst trotzdem fasziniert und interessiert: Denkt ihr, man kann sich an den Anblick von (auch sehr unschönen!) Leichen (auch Kinderleichen natürlich) und auch den Gestank irgendwann mal gewöhnen?!? Hat(te) jemand einen Job in dieser Richtung? Wie ist es euch dabei ergangen?

Könnt ihr euch so einen Job vorstellen??

Auch die Gutachten sind anscheinend nicht ohne. Man bekommt jedes noch so kleine Detail des Mordes mit, was einen psychisch natürlich fertig machen kann. Ich kann's aber leider nicht beurteilen, wie es mir dabei ergehen würde, da ich noch NIE annähernd im medizinischen Bereich tätig war und schon gar keine Leiche in meinem Leben gesehen habe. :-D

Vielleicht könnt ihr mir eure Meinungen sagen?!

Danke euch vielmals! :)

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Ich habe Jura studiert, hatte im Studium die Vorlesung "Rechtsmedizin", war bei 2 Obduktionen dabei und habe im Praktikum bei der Kripo mehrere Tote gesehen. Auch durch die Strafrechtsvorlesungen ist man natürlich vieles gewohnt, mit dem Ottonormalbüger nicht in Berührung kommt.

Mich hat's interessiert und auch den Aufbau des Körpers fand ich faszinierend. Warst du mal in den Köperwelten? So ähnlich ist mehr oder weniger der Anblick eines Körpers bei der Obduktion, wenn auch mit einem anderen Hintergrund. Und ja, es stinkt fürchterlich. Die Polizisten gaben mir den Tipp, sich Tigerbalm, Menthol o.ä. unter die Nase zu schmieren, wenn man an einer Obduktion teilnimmt, aber das hilft leider nicht gegen den generellen Geruch im Haus. Vielleicht tritt aber ein Gewöhnungseffekt ein.

Probiere es aus. Man gewöhnt sich an vieles. Nach einiger Zeit schockt dich wahrscheinlich so schnell nichts mehr. In gewisser Weise tritt ein Gewöhnungseffekt ein, psychisch aber auch zum Eigenschutz, denn man sollte sich nie zu sehr mit den schlimmen Fällen identifizieren.
Ich habe mich nach Ende des Studiums bewusst gegen das Strafrecht entschieden. Ich bin ein lebensbejahender Mensch und auf Dauer wäre mir die Beschäftigung mit dem Negativen unserer Gesellschaft nichts.

Edit: ich habe noch ein Buch zum Thema Rechtsmedizin. Das ist schon echt Hardcore und steht im Bücherregal ganz oben, denn für Kinder ist das wirklich nichts. Du wirst vermutlich Fotos von Leichen zu sehen bekommen, die manchmal auch übel zugerichtet sein können. Das bleibt leider nicht aus. Ich würde daher schauen, ob die Stelle was für dich ist und wenn nicht, wechselst du woanders hin.

Bearbeitet von Inaktiv
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Danke für deinen Beitrag!

Eben, ständig mit dem Negativen beschäftigt zu sein, das würde mir wahrscheinlich schon sehr zusetzen, leider. :-( Körper, Gesundheit, Ernährung, Krankheiten und deren Heilung, Leben NACH dem Tod (:D) usw. interessieren mich sehr. Aber ich muss nicht wissen, wie krank manche Mörder sein können. Das umgehe ich eigentlich schon im Alltag ganz bewusst. Ich lese mir solche Dinge nicht durch und sehe sie mir auch nicht im Fernsehen an. Da ich dann den letzten Rest an Glauben an das Gute im Menschen wohl endgültig verlieren würde. ;-)

Das mit dem Buch interessiert mich aber trotzdem irgendwie. :-] Sind da Bilder drin oder ist es nur so grausam beschrieben?

Ich frage mich, wieso Menschen zu so dermaßen grausamen Dingen fähig sind. Das geht einfach nicht in meinen Kopf rein.

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In dem Buch sind Bilder drin. Die Beschreibung der Bilder lass ich jetzt mal weg, aber nicht schön ;-)

Wenn ich deine Selbstbeschreibung lese, würde ich sagen, die Stelle ist nichts für dich. Ich will sie dir aber auch nicht ausreden.
Wenn du derzeit arbeitslos bist, hast du ja nichts zu verlieren und kannst es ausprobieren. Wenn du aber einen Job hast oder andere Stellen in Aussicht, würde ich noch einmal überlegen. Es ist keine Schande zu sagen, dass man das nicht sehen will oder kann.

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Mein Vater und mein Bruder sind Bestatter, ich bin den Umgang mit Leichen von klein auf gewöhnt.
Und hab null Probleme damit

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Ich habe zwar beruflich nichts mit Verstorbenen zu tun, habe aber meinen Vater und meine Oma nach ihrem Tod gesehen. Das war gar nicht gruselig oder eklig, aber er war gerade erst gestorben und meine Oma damals vor ca. Zehn Stunden, was ja auch etwas anderes ist als vor zwei Wochen.

Aber beruflich musst du eben auch damit rechnen, auch Leute zu sehen (und womöglich auch zu riechen), die nicht aussehen, als ob die schlafen. Halt Unfallopfer, Selbstmörder oder ein Kind, das bei einer "harmlosen" Tracht Prügel leider unglücklich gefallen ist oder der Typ, den man erst nach zwei Monaten fand.

Vielleicht gewöhnt man sich daran, aber bevor der Gewöhnungseffekt eintritt, kann man ja auch nicht schreiend weglaufen oder einen Nervenzusammenbruch kriegen. Da muss man sicher sein, dass man das kann.

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Hallo!
Mit den Leichen selbst hatte ich Gott sei Dank nichts zu tun, aber mit den Gutachten. Ich war mal knapp 2 Jahre beim Landgericht in der Schwurgerichtskammer. Ich fand es schon echt heftig und weiß nicht, ob ich mich dauerhaft daran gewöhnt hätte. Ich bin da auch relativ zart besaitet und kann nicht gut Blut sehen. Ich musste mich schon fast übergeben, als wir einmal die blutdurchtränkte Kleidung eines Getöteten in Augenschein genommen haben.
Die psychische Belastung war bei mir unterschiedlich ausgeprägt, tendenziell höher bei nur versuchten Tötungsdelikten, weil wir da ja noch die Geschädigten gehört haben.

Mein Job wäre das in der Gerichtsmedizin definitiv nicht.
Liebe Grüße!

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Bei uns sind bei der Vorlesung Rechtsmedizin, die Leute regelmäßig raus zum kotzen oder weil sie die Bilder nicht ausgehalten haben. Das waren natürlich schon die besonders interessanten Fälle, also keine natürlichen Tode, die uns präsentiert wurden sondern nur Selbstmorde und Morde.

Obduktion besuchen war zum Glück freiwillig und ich bin nicht gegangen, die Bilder waren noch OK aber so live muss ich das nicht haben.

Mit einem Bestatter kann man Rechtsmedizin vermutlich nicht vergleichen, da landen ja großteils die schönen Leichen und die nicht so schönen erst nach erster Säuberung nach Obduktion.

Gutachten tippen würde ich schon spannend finden, gibt ja viele Menschen die täglich Podcasts zu truecrime gerne hören und das cool finden statt belastend.

Den Rest würde ich abhängig machen wie viel Kontakt zu den Leichen besteht. Was bekommt man mit? Nur das ein und auschecken? Die ganze Obduktion?

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Auch ein Bestatter hat oft unschöne Leichen. Ein Bekannter von mir hat den Beruf an den Nagel gehängt weil ihm das psychisch irgendwann zu sehr zugesetzt hat.
Er hatte mehrfach Unfallopfer auf der Autobahn oder auch Suizide wo die einzelnen Körperteile von den Gleisen gesammelt werden mussten.

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Für mich persönlich wäre das mein Traumjob - Bürotätigkeiten in Kombination mit der Rechtsmedizin. Ich habe einfach sehr großes Interesse an der ganzen Sache.

Ob man sich dran gewöhnen kann - bestimmt. Mein Exfreund war Bestatter und ich habe ihm manchmal bei den hygienischen Versorgungen geholfen und da auch unter anderem Suizidierte oder Kinder gesehen.

Gäbe es die Möglichkeit, ein paar Tage dort mitzulaufen, um zu schauen, wie es dort so ist oder käme es für dich in Frage, im Zweifel in der Probezeit zu kündigen? Wenn ja, dann mach das. :)

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Danke für die Antwort.
Also ehrlich gesagt tendiere ich mittlerweile eher zu einem Nein, da mich das Ganze von dem kurzen Einblick schon etwas beunruhigt, ins Grübeln kommen und etwas unruhig schlafen ließ. :D Die Mordgeschichten sind tatsächlich nicht ohne..... Sind die auch interessant für dich? Also ich finde es einfach nur horrormäßig. Da sind manche Horrorfilme, wo Leute brutal aufgeschlitzt werden, absolut harmlos dagegen. Wirklich kranke, grausame und brutale Sachen (am lebendigen Leib)..... sowas muss ich wirklich nicht wissen! ;P

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Okay - wenn du nun schon unruhig geschlafen hast, dann würde ich das wohl auch eher lassen :D

Ja, mich interessiert das tatsächlich. Ich lese keine anderen Bücher als Thriller, höre nur True Crime Podcasts und hab in meinem Bücherregal die Enzyklopädie der Serienmörder stehen :D ich weiß auch nicht weshalb, das ging schon los, als ich so 13/14 war, da habe ich mir die ersten Dokumentationen über sowas angeschaut. Ich schaue auf Instagram auch sehr gern bei Dr. Tsokos vorbei, vielleicht sagt der dir was. Der zeigt da immer mal wieder Ausschnitte von Obduktionen.

Mit 18 wollte ich dann eigentlich eine Ausbildung zur Sektions- und Präparationsassistentin machen, hätte dafür aber 300km wegziehen müssen und das war mir einfach zu viel - heute bereue ich das, arbeite aber beim Rechtsanwalt, der auch Strafrecht macht, also ein ganz kleines bisschen hab ich damit dennoch zutun. Aber Büro in der Rechtsmedizin wäre perfekt für mich. So unterschiedlich ist das :D

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Hallo,

ich glaube Du musst Dich erstmal fragen, inwieweit Du psychisch dahingehend stabil bist und ob Du die Arbeit dort lassen kannst, oder ob Du die Gedanken mit nach Hause nimmst. Es ist ja nicht nur der Anblick, sondern auch das Wissen dahinter. Normale Verstorbene (wie beim Bestatter) sind mit solchen Leichen ja nicht vergleichbar.

Ich persönlich bin für sowas überhaupt nicht gemacht. Mich würde es umtreiben, das alles zu sehen und zu wissen. Vom Sofa aus betrachtet mag das schon alles "spannend" sein aber in Realität sieht es leider anders aus. Ich ziehe den Hut vor Leuten die solche Berufe ausüben. Für mich ist der Beruf Rechtsmediziner mit Abstand der Schlimmste Beruf, den es überhaupt gibt. Selbst für 10 Mio Jahresgehalt würde ich es nicht machen können.

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Als Hausärztin habe ich öfter Leichen gesehen. Das an sich fand ich nicht schlimm, immerhin waren das Menschen und ich habe viel Respekt vor dem Leben. Der Tod gehört dazu.
Krimis lese ich keine, dazu habe ich schon zu viele echte Leichen gesehen. Da brauche ich keine unechten dazu. Und auch ich wurde öfter von der Kripo zu unnatürlichen Todesfällen geholt. Schön ist das nicht, aber es ist nur noch eine "leere Hülle"...
Bin aber trotzdem sehr froh, in meinem jetzigen Job nichts mehr mit Toten zu tun zu haben.

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Nimm es bitte nicht persönlich, aber diese Art von Tätigkeit ist vermutlich nichts für Dich. An Deiner Stelle würde ich es noch nicht mal ausprobieren. Denn was Du dort fühlen wirst, weil Du riechst, siehst und hörst, wird sich einbrennen und Dich lange begleiten.

Du wirst Berichte schreiben, und es werden keine Krimis sein, sondern knallharte Realitäten. Möglicherweise, und so schätze ich Dich beim lesen ein, wirst Du keinen Abstand dazu finden.

Wenn Du generell Interesse am Thema an sich hast, empfehle ich Dir "Obduktion – Echte Fälle mit Tsokos und Liefers" über RTL+, oder halt die Obduktionen ohne J. J. Liefers. Da hast Du Abstand, riechst nicht und kannst sofort abschalten, wenn es Dir zuviel ist.

Ich hatte in meiner Ausbildung, damals noch naiv und weltfremd, eine Station im Asylrecht. Und auch im Strafrecht. Ich habe jeweils abends zu Hause Heulkrämpfe bekommen. Wie grausam Menschen sein können. Was anderen angetan wird. Das war weder lustig noch interessant noch hat es mich weitergebracht. Es war einfach nur schlimm.

Wobei Du auch nicht davon ausgehen solltest, dass da immer nur Opfer liegen. Es gibt ungeklärte Todesfälle, die aber natürliche Ursachen haben. Diese Menschen werden auch untersucht, um die Todesursache festzustellen, Fremdverschulden auszuschließen. Aber auch hier hat jeder sein eigenes Schicksal.

VG