Liebe Community, ich (41) und meine Frau (40) haben drei Kinder (9,6,3). Ich arbeite in einer großen Firma in Vollzeit, habe viel Homeoffice, trage viel zum Familienleben bei (Wäsche meist ich, Einkäufe meist ich, Fahrtdienste, Finanzen, Bettbringen). Meine Frau ist Pfarrerin, schwieriges Thema an sich, aber meine Frau ist sehr geschätzt, macht wunderbare Trauungen, Hochzeiten, Gottesdienste, geht an Fasching in die Bütt und lacht über sich. Wir haben ein super Standing in unserem Ort, enge Freunde (darunter Moslems und eine Atheistin, die wir sehr mögen).
Meine Frau ist irre motiviert und viel von ihrem Standing hängt an ihrem Einsatz. Sie hat eine halbe Stelle, arbeitet oft 30-40 Stunden, letzte Woche 37.
Sie ist bezahlt wie ein Studienrat, A13, außerdem darf sie vor Ort wohnen und der Gehaltsabzug für das Haus ist halb so hoch wie die ortsübliche Miete. Das Haus ist schön, wir sind gerne hier. Müsste ich ein Haus über Immoscout für 5 Leute mieten, wäre es teurer, kaufen beginnt bei uns bei 800.000 Euro. Das wäre eine harte Belastung für Jahrzehnte. Ich bin dankbar für unser Setting.
Wir haben keine Familie vor Ort, die Großeltern schenken uns 1 WE pro Jahr ohne Kinder, ansonsten kommt alle 6 Wochen ein Babysitter, den Rest wuppen wir zu zweit. Meine Frau hat oft Druck Leute zu treffen oder zu telefonieren, dann unterbreche ich meine Arbeit dank Homeoffice, super ist es nicht.
Wir haben heftige Auseinandersetzungen wegen diesem Stress, lautes Gebrüll, auch vor den Kindern. In Wochen wo sie 20-25 Stunden arbeitet gibt es keine Konflikte, das sind wenige Wochen im Jahr.
Am Ende ist es ein komplexes Konstrukt, das uns wahnsinnig viel gibt aber auch wahnsinnig viel fordert. Ich spreche mit klugen Freunden darüber. Eine echte Lösung gab es bislang nicht. Fällt euch was dazu ein? Vielen Dank an alle.
Wieviel Überstunden ok bei halber Stelle?
Was wäre jetzt konkret dein Wunsch? Dass deine Frau „nur“ 20-25 Stunden arbeitet?
Deine Frau macht es scheinbar gerne und liebt ihren Job, er bringt euch auch enorme Vorteile. Würde sie „offiziell“ auch Vollzeit arbeiten, müsstet ihr euch ja auch arrangieren.
Kann sie vielleicht offiziell Stunden aufstocken (kenne mich da nicht aus) und du dafür reduzieren?
Wieso streitet ihr mit Gebrüll vor euren Kindern? Dann arbeitet doch vor allem auch an eurer Streitkultur!
Danke für deine Überlegungen, esistjuli.
Wir haben wahnsinnigen Stress, den ich gern reduzieren würde. Meine Frau kennt viele Leute. Ich bitte sie, nach Putzfrauunterstützung zu fragen, sie besteht auf legaler Anmeldung, wir finden seit 4 Jahren niemand (davor kam 5 Jahre jemand), das Thema versandet. Die Babysitterin sendet seit drei Monaten Signale, dass sie nicht mehr will (überlegt zwei Wochen, kann dann nicht, mit 6 Wochen Vorlauf und eigentlich super Verhältnis), für meine Frau kommt nur eine Dame als Ersatz in Frage, die hat grad Stress, meine Frau will erst in 6 Wochen auf sie zugehen.
Meine Frau liebt ihren Job und um nichts in der Welt will ich ihr das vermiesen.
Wenn sie aufstockt, bekommt sie Gemeinden und Mitglieder dazu. Dann arbeitet sie vermutlich 60 Stunden, never ever 40-50. Das finden wir nicht attraktiv denn ich arbeite Vollzeit 40 Stunden mit hoher Kontinuität. Ich 10-20 Stunden runter, sie 30-40 rauf macht es nicht besser.
Streitkultur... Volltreffer 😀 Meine Vater war massiv cholerisch, ihre Mutter ist hysterisch wie ich es noch nie erlebt habe. Das haben wir übernommen. Das ist ne schwierige Mischung. Daran arbeiten wir. Ich war lange Jahre übergewichtig. Da bringt es auch nichts wenn jemand sagt "sei halt schlank, ich bins doch auch". So einfach ist das nicht.
Willkommen im Club. Er Choleriker, ich Cholerikerin. Beide eher impulsive Menschen. Was mich mit am meisten seit meiner Beziehung zu meinem Mann verändert hat, ist dass ich mittlerweile viel ausgeglichener bin. Es ist harte Arbeit und geht auch teilweise nur mit Unterstützung von außen und sehr viel Geduld, Kommunikation und Wille. Uns hilft gewaltfreie Kommunikation gut und dass wir und unsere Tochter es uns wert sind, "bessere" Menschen zu werden. Vom Himmel fällt das leider nicht und ist oft nicht einfach :/
Hallo,
Gestern saß ich in unserer Kirche mit einer extrem motivierten Pfarrerin zur Taufbesprechung. Sie hat eine 75% Stelle obwohl sie Pfarrerin in unserer Landeshauptstadt ist. Sie arbeitet deutlich über Vollzeit.
Wir haben genau exakt über dieses Problem gesprochen, es war das selbe in grün.
Eine meiner Freundinnen ist Pfarrerin. Sie hat zwar offiziell eine 100% Stelle, arbeitet aber auch deutlich mehr als Vollzeit.
Unser Fazit war, es ist eine Lebensaufgabe. Ein Teil wird bezahlt, ein Teil ist Ehrenamt. Das wird sich nie ändern, weil dieser Bereich nicht wie eine klassische Arbeitsstelle funktioniert.
Wenn sie so mit Leib und Seele dabei ist, gönn es ihr, nehm die Annehmlichkeiten mit und reduziere du ggf. Stunden, denn ihr seid mit Wohnraum etc. abgesichert, schränkt euch ggf. etwas ein, damit es finanziell mit weniger geht und akzeptiere, dass du eine Frau mit "Berufung" geheiratet hast.
Das muss ich nun doch sagen: wie viele Männer auf dieser Welt leben für ihren Job und das ganze funktioniert nur, weil Frau den Spagat zwischen Familie und Job wuppt ohne wenn und aber?! Also quasi deine Rolle einnimmt?! Bei euch ist es andersrum und ihr könnt stolz auf euch sein und ich denke auch, ihr seid ein tolles Vorbild für eure Kinder.
An eurer Streitkultur solltet ihr allerdings arbeiten. Da denke ich, sollte eure ganze Energie rein fließen anstatt an einem Ast zu sägen, der nicht abfallen wird...
Alles Gute!
Liebe Vorblida, es spricht viel Weisheit aus deinen Worten. Sie gefällt mir total. Ich werde sie screenshotten und abspeichern. 😀 Danke
Ich stimme ihr total zu und kenne ein Paar genau eurer Konstellation. Der Mann hat erheblich reduziert solange die Kinder klein waren und er war es, der sie zu Kita und Schule brachte, der die Arzttermine koordinierte, der sie zu Verabredungen brachte etc.
Wieviel könntest du denn reduzieren, dass es finanziell noch hinhaut?
Aber die Frau hat auch tatsächlich einfach mal Urlaub gehabt, wenn wieder super viele Überstunden angefallen waren. Dann läuft es bei einer engagierten Gemeinde eben auch mal 3 Wochen so.
Hallo,
Den Vorschlag, dass deine Frau Vollzeit arbeitet und du die Stunden reduzierst, verändert an der Gesamtbelastung wenig.
Wenn ich in eurer Situation wäre, dann würde ich das auslagern, was mich am meisten Kraft und Nerven kostet: Haushalt und Einkauf. Eine Haushaltshilfe könnte sich kümmern. Auch Tätigkeiten wie Essen vorbereiten oder kochen wären eine Entlastung, die eine gute Haushaltshilfe übernehmen könnte.
Viele Grüße
lilavogel
Gerade im Pfarramt fällt es den Pfarrerinnen und Pfarrern oft schwer sich abzugrenzen. Ich sitze im Kirchenvorstand und ermutige die Teilzeitkräfte immer "sag nein". Es muss auch in der Gemeinde gesehen werden, dass Teilzeit Teilzeit ist und nicht Vollzeit.
Ja klar kann es mal vorkommen, dass es mal eine Woche mehr ist, weil halt noch ein Trauergespräch dazu kommt, aber dann darf es auch Mal eine Woche weniger sein.
Manches lässt sich allerdings auch schwer zu ordnen. Wenn ihr beim Gemeindefest seid, ist das eine Familienaktivität oder Arbeit? Ist etwas Ehrenamt in der Gemeinde zu der man gehört oder Arbeit als Pfarrerin.
Diese Grenzen könnt ihr mir für Euch finden.
Was gar nicht geht ist Geschrei deswegen. Ihr seid erwachsene Menschen und solltet andere Wege der Konfliktlösung suchen.
Hallo,
Egal, wie ihr euch Stunde technisch aufteilt, ihr müsst auch über eure Aufteilung der Familienarbeit reden. Die Mama muss schließlich auch für die Kinder da sein und selbst, wenn sie eine Vollzeitstelle hätte, müsste sie ihren Teil als Mama leisten. Wieviel da für eure Familie ok ist an Überstunden ist eine Verhandlungssache der ganzen Familie, da gehört nicht nur deine Kapazität rein, sondern auch die Bedürfnisse eurer Kinder und das kann sich innerhalb kürzester Zeit ändern.
Versucht einen Weg zu finden, wie ihr das als Familie stemmen könnt und bezieht auch eure Kinder ein!
Trotz Berufung als Beruf sollte das eigene Kind oder die eigene Familie vor jedem Gemeindemitglied stehen, sonst ist man m.E. als Pfarrer kein gutes Vorbild für die Gemeinde.
Nur mal so als Denkanstoß
Hallo,
eure 3 Kinder sind in einem Alter, wo sie noch sehr viel Begleitung brauchen. Das ist viel Arbeit neben dem Haushalt.
Nun stelle ich es mir recht schwierig vor, da du natürlich von deiner Frau auch Care -Arbeit erwartest, weil sie halt Teilzeit arbeitest.
Da ich selber in der Kirche arbeite (allerdings im verwaltendem Bereich), weiß ich, dass man seine Arbeit in der vorgegebenen Zeit nicht schafft(Stichwort: Arbeitsverdichtung).
Allerdings sind Pfarrer auch durch ihr Kirchenbeamtenverhältnis noch mal besonders gefordert-es wird als Berufung ausgelegt, Überstunden werden quasi erwartet .
Wie hier schon ein Kirchenvorstand geraten hat, ist Abgrenzung superwichtig! Auch mal nein sagen, Überstunden aufschreiben und Zeitausgleich nehmen. So halten es die Pastores, die ich kenne..
Zuhause könnt ihr die Situation vermutlich nur durch eine Haushaltshilfe verbessern oder auch mal zusätzlich eine Babysitterin?
Ich stelle es mir nicht einfach für dich vor, eine Vollzeit stelle (trotz Homeoffice) zu schaffen, bei meinen 2 Kindern(beide schon in der Schule) ist immer irgendwas(Schulausfall, Krankheit etc.).
Einkäufe kann man sich liefern lassen (statt Großeinkauf) usw. Du solltest deine Frau unbedingt mal ins Boot holen, immerhin trägt sie durch ihre Überstunden weniger zur Care Arbeit bei.
Sonst brennt ihr irgendwann beide aus
Grüße
Wäre ein Au-Pair eventuell etwas für euch?
Guter Punkt, ich diskutier das mal.
Offenbar arbeitet Dein Frau sehr gerne und nimmt ihren Job sehr ernst und scheint ihn sehr gut zu machen . Sie hat einen Job der viel mit Menschen zu tuen hat wo es eben auch erforderlich ist sich Über die normale Zeit hinaus zu engagieren das ist halt nicht immer mit 20 -25 Stunden und fester Arbeitszeit getan. Ihr habt auch viele Vorteile durch ihren Job wie du schreibst z. B. beim wohnenspart ihr dadurch sehr viel Geld ich verstehe das es zeitlich da ihr beide recht viel arbeitet mit 3 noch relativ jungen Kindern anstrengend ist , die Lösung ist aber doch eigentlich nicht so schwierig wieso holt er euch nicht jemand zur Unterstützung ( Haushälterin , Babysitter öfter kommen lassen … ) und seid beide entlastet und zufrieden .
Wir hatten viele Jahre legale Putzfrauen. Meine Frau besteht aufgrund unserer Sichtbarkeit auf Anmeldung, seit 4 Jahren finden wir niemanden, Schwarzarbeit ginge. Wir sind auf dem Land.
Unsere Babysitterin sendet Signale, dass sie keine Lust mehr hat (braucht ewige Bedenkzeit, hat dann keine Zeit obwohl 6 Wochen Vorlauf). Meine Frau kann sich trotz vieler Kontakte nur eine Person als Ersatz vorstellen, die hat aktuell Stress, sie kann sie vorerst nicht fragen.