Wie mit Kollege umgehen, der gekündigt wird

Habe in die Runde,
ich arbeite in einem mittelgroßen Unternehmen in einem kleinen Team (5 Mitarbeiter plus Chef).
Einer meiner Kollegen, Mitte/Ende 20, fällt seit längerem auf durch schlechte Arbeitsergebnisse. Jede Anweisung muss man ihm doppelt und dreifach erklären und er versteht es trotzdem nicht oder sieht den Sinn nicht ein. Er ist oft schludrig und macht viele Fehler. Ich glaube, er ist schlichtweg überfordert, was ihn aber selbst nicht stört, er macht einfach so, wie er denkt.
Gleichzeitig ist er ein wirklich netter Kerl, freundlich, hilfsbereit und ein bisschen unbeholfen. Versteht sich trotz der o.g. Probleme gut mit allen.

Ich habe erfahren, dass eben dieser Kollege nächste Woche die Kündigung (oder Aufhebungsvertrag) erhalten wird (mit Freistellung bei vollem Gehalt bis Ende Juni).
Menschlich tut mir das wahnsinnig leid, sachlich kann ich die Entscheidung komplett nachvollziehen. Er wird ein gutes Zeugnis erhalten und sicher schnell was Neues finden.

Jetzt mache ich mir ehrlich gesagt Gedanken, wie ich reagieren soll, wenn „die Katze aus dem Sack“ ist. So tun, als wäre ich überrascht? Bemitleiden a la, warum das denn? Ich bin sicher, dass es ihn vollkommen unerwartet erwischt.

Ich hoffe, das klingt für euch jetzt nicht herzlos, aber hatte vielleicht jemand schon mal eine ähnliche Situation? Wie seid ihr mit der Person umgegangen?

Danke für Feedback
Gruß

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Also manche Antworten hier verstehe ich so gar nicht und kann echt nur den Kopf schütteln... wenn ICH gekündigt werde, dann möchte ICH auch als erstes davon erfahren. Wie muss er sich fühlen, wenn eine Kollegin (keine Vorgesetzte!) es bereits vor ihm wusste und ihm das auch noch auf die Nase bindet? Da wäre ich stinksauer!!! Das ist eine Sache zwischen mir und meinem Chef. Und geht sonst niemanden etwas an. Daher ist ein Nachfragen, ob er weiß, warum er gekündigt wurde ebenfalls absolut "rude".

Und ebenso der Rat, quasi nochmal "Nachzutreten" und ihn noch mal darauf aufmerksam zu machen, dass er schlecht gearbeitet hat. So nach dem Motto "Bist ja selbst Schuld. Ja, es mag stimmen, dass er selbst Schuld ist, aber: Sorry Leute, das steht einem als Kollege nicht zu!

Wenn du offiziell davon erfährst, würde ich alles Wertende weglassen, sagen, dass es mir leid tut und ihm wünschen bzw. Mut machen, dass er schnell etwas Neues findet. Mehr nicht.

Alles andere ist als Kollegin (!!!) nicht akzeptabel. Wahnsinn, wie einige hier drauf sind.

Bearbeitet von Wilhelmi
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Ich sehe es genauso. Es ist unmöglich, dass die Kollegin vorher Bescheid weiß, die nicht mal eine Vorgesetzte ist.
@TE: Ich würde auf jeden Fall NICHT sagen, dass du es schon wusstest.

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Ganz genau. Ich bin froh, dass es noch andere hier so sehen wie ich schon oben schrieb.--Es ist ohnehin so belastend eine Kündigung oder den "Vorschlag" zum Aufhebungsvertrag zu erhalten. Wenn dann solche missbräuchlichen Sachen hinzukommen, dass Kollegen darüber im Vorfeld ohne mein Wissen benachrichtigt werden, dann macht das den Umgang mit dieser Belastung nochmals deutlich schwieriger, da so noch etwas wie Verrat hinzukommt.

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Ich würde, wenn er damit rausrückt etwas in der Art sagen: "Das tut mir leid, was sind denn die Gründe?" Und je nachdem, wie er sich nun außert ggf. drauf reagieren. Je nachdem, ob er seine schwächen erkennt oder völlig unwissend tut.

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Ich antworte Dir nach meinem Gefühl: Ich denke, ich wäre ehrlich. einfach aus dem Grunde, weil ich kein Geschichtenerzähler bin.

Kannst Du nicht zu ihm sagen: Oh man, ja, ich habe davon letzte Woche Kenntnis bekommen / gehört. Es tut mir wirklich total leid.
Dass Du ihm zum jetzigen Zeitpunkt nichts dazu sagen darfst, dürfte ihm wohl klar sein.

Im Übrigen empfinde ich Deinen Post nicht als herzlos. Du machst Dir Gedanken, es ist eine verzwickte Situation. Trotzdem empfinde ich Ehrlichkeit einfach richtiger.

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Ich antworte Dir nach meinem Gefühl: Ich denke, ich wäre ehrlich. einfach aus dem Grunde, weil ich kein Geschichtenerzähler bin.

Kannst Du nicht zu ihm sagen: Oh man, ja, ich habe davon Kenntnis bekommen / gehört. Es tut mir wirklich total leid.
Dass Du ihm zum jetzigen Zeitpunkt nichts dazu sagen darfst, dürfte ihm wohl klar sein.

Im Übrigen empfinde ich Deinen Post nicht als herzlos. Du machst Dir Gedanken, es ist eine verzwickte Situation. Trotzdem empfinde ich Ehrlichkeit einfach richtiger.

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Du kommst nicht herzlos rüber, sondern empathisch, allein schon, dass Du hier deswegen schreibst.
--Aus Sicht des Kollegen finde ich das ziemlich schrecklich. Ich denke in einem Betrieb in dem so etwas einen Mitarbeiter vollkommen unerwartet erwischt, läuft auf Führungsebene gewaltig etwas schief. Deren Aufgabe wäre es m.E. dies im Vorfeld mit dem Mitarbeiter zu besprechen, auch natürlich so, dass dieser noch Änderungsmöglichkeit hat. Auch dass andere dann davor davon wissen, ist für mich etwas, das nicht geht.
Aber das war nicht Deine Frage. --Reagieren würde ich mit Ehrlichkeit so wie von der Vorrednerin vorgeschlagen. Zum Einen, weil ich nicht lügen kann und zum anderen auch, um ihm noch ein bisschen Respekt gegenüber zu bringen in dieser in sich nicht anständigen Situation.

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Danke für deine Antwort. Ich möchte kurz auf den ersten Teil eingehen. Es gab ganz viele Gespräche und Hinweise an den Kollegen, man hat ihm wirklich viele Brücken gebaut. Leider hat er den Ernst der Lage nicht verstanden.
Und dass ich (als einzige) von der bevorstehenden Kündigung weiß, liegt daran, dass mein Chef mich ins Vertrauen gezogen hat, um meine Einschätzung für die Zukunft des Teams zu erhalten. Es ist also mitnichten der Flurfunk o.ä. der hier die Runde macht.

Ansonsten habt ihr wohl alle recht, ehrlich währt am längsten und ist eigentlich auch immer mein Weg.

Danke!

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Hey!

Wenn der Chef dich ins Vertrauen gezogen hat, würde ich dem Kollegen nicht sagen, dass du schon so lange Bescheid weißt.
Als Reaktion "Oh, und wie geht es dir damit? Das tut mir leid, ich arbeite gerne mit dir." reicht völlig aus.

Liebe Grüße
Schoko

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Hallo

Mir wurde auch mal gekündigt, weil die Stelle während Corona gestrichen wurde.

Ich habe es geschätzt, als nach der offiziellen Verkündigung Kollegen empathisch auf mich zukamen. Du musst verstehen, dass man sich in dem Moment total wertlos fühlt. Mir erging es zumindest so. Drum hat mich jedes nette, empathische Wort gefreut. Ganz besonders schätzte ich Worte wie: „Ich habe immer gerne mit dir gearbeitet. / Du wirst mir fehlen. / Ich dachte schon immer, du hast etwas Besseres verdient.“ Und nicht nur einmal was sagen, sondern nach ein paar Wochen wieder nachfragen, wie‘s geht usw. Ganz schlimm finde ich, wenn Leute nie etwas sagen.

Was mir damals total gefehlt hat, war die Unterstützung durch das Personalbüro, mich intern weiterzuvermitteln. Es ist ein riesiger Konzern mit mehreren Standorten, der einfach nichts tat (ich war ja nicht wegen schlechten Leistungen gekündigt worden)! Das habe ich zum Schluss beanstandet, denn ich hatte mich wirklich ganz auf mich alleine gestellt gefühlt.

Du darfst gerne empathisch mit ihm sein, obwohl seine Leistungen dürftig waren. Denn das sind zwei verschiedene Dinge und müssen nicht vermischt werden.

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Danke für deine Erfahrung.
Ich wurde auch mal in der Probezeit für mich unerwartet gekündigt. Ist ein echt bescheidenes Gefühl und ich glaube, dass es alle außer mir wussten.
Es hat KEINER gefragt, wie es mir geht. Es hat auch keiner gefragt, warum ich meinen Schreibtisch ausräume. Und hinterher habe ich nie wieder was von irgendeinem gehört (außer mein Zeugnis und sonstige Unterlagen). Das war super schlimm für mich.
Deswegen werde ich auf gar keinen Fall sagen, dass ich Bescheid wusste und so empathisch sein wie möglich!

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Als " erste" Reaktion würde ich sagen, dass es dir Leid tut, dass er gehen muss. Und wenn es sich ergibt, ihn fragen, ob er weiß, warum ihn gekündigt wurde und ihn so nochmal auf sein mangelhaftes arbeiten aufmerksam machen, damit er daran arbeiten kann.

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Ehrlich gesagt hoffe ich für deinen Kollegen, dass er nicht nochmal mit seinen ehemaligen Kollegen in Kontakt kommt nach der Kündigung.

Triffst du doch noch auf ihn, solltest du ihm ganz neutral alles Gute für seinen weiteren Lebensweg wünschen … und mehr nicht. Ihm mitzuteilen, dass du von der Kündigung schon lange weißt, ist Unterste Schublade. Wie würdest du dich fühlen, wenn von deiner Kündigung immerhin 25% der übrigen Kollegschaft VOR DIR erfahren. Ist kein schönes Gefühl. Das zeigt einem so richtig, wie miserabel man war.

Im übrigen ist dein Chef deutlich zu weit gegangen. Er kann natürlich mit dir die Leistung des Kollegen besprechen, aber über eine Kündigung hat er kein Wort zu verlieren.

Bearbeitet von kati543
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Du hast recht, er hätte es mir nicht sagen dürfen. Natürlich werde ich darüber Stillschweigen bewahren sowohl ggü dem Kollegen und auch dem Rest des Teams!

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Es ist wirklich ein Unding, dass du egal aus welchem Grund über eine Kündigung Bescheid weißt, die noch gar nicht ausgesprochen wurde. Völlig egal, warum dein Chef hier deinen Rat möchte, das ist absolut unprofessionell und mich wundert, dass du nicht selbst merkst, dass das ein No go ist.

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Du hast recht! Bei uns im Betrieb läuft vieles etwas anders, daher ist es mir zuerst nicht bewusst geworden. Aber ja, du hast recht und es war unprofessionell und bringt mich ja jetzt auch in eine blöde Situation. Mir wäre es lieber gewesen, ich wüsste es nicht!